Sturm auf Schulbusse

vom 07.02.2011, 19:12 Uhr

Gerade läuft im Fernsehen ein Bericht über Schüler aus Österreich, die sich regelrechte Rennen und Stoßkämpfe liefern, um in die Schulbusse zu kommen. Ein Schüler ist dabei sogar schon unter die Reifen des Busses geraten und hat ca. 20 Sekunden dort gelegt, bis der Bus rückwärts fuhr und der Junge befreit werden konnte. Er hat sich zum Glück nur den Fuß angebrochen. Die Schüler drängen und stoßen sich so an der Bustür, dass sicherlich noch andere Verletzungen entstehen können. Das Busunternehmen meint dazu nur, dass die Schüler selbst daran schuld seien, weil sie einfach randalieren wollen und nicht etwa, dass zu wenig Schulbusse zur Verfügung stehen.

Ich kenne das Stürmen der Busse auch noch aus meiner Schulzeit, da kam es leider auch vor, dass die Schüler sich um die Türen drängelten und sich gegenseitig weg gestoßen haben. Sie wollten eben alle noch einen Platz in dem Bus finden, um nach Hause zu kommen. Je nach Buslinie war die Schüleranzahl die nach Hause wollte, einfach zu groß. Bei einer Linie haben sie dann auch einen zusätzlichen Bus geschickt, aber bei den anderen ging das drängeln und stoßen weiter.

Was meint ihr dazu? Sind die Schüler selbst schuld? Oder sollte das Busunternehmen in solchen Fällen für weitere Fahrzeuge sorgen, die die Schüler transportieren?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Wenn ein Bus mit etwa 60 Plätzen zur Verfügung steht und es stehen draußen 30 Schüler, was werden diese dann wohl machen? Werden diese langsam in den Bus gehen, weil sie wissen, dass für jeden genug Platz da ist? Werden sie sich geduldig in eine Schlange stellen und nacheinander rein gehen? Gewiss nicht. Wenn es sich um jüngere Schüler handelt, dann gibt es keine Gnade, denn nichts ist schlimmer, als die 10 Minuten zur Schule neben einem Mitschüler zu sitzen, den man nicht leiden kann. Das ist absolut nicht vertretbar und daher gilt es, möglichst schnell in den Bus zu kommen, damit man für sich und am Besten auch gleich für die 10 anderen Freunde, Plätze beisammen freihalten kann. So ticken die kleinen Kinder nun mal und daran kann man leider nichts ändern. Daher ist es im Grunde völlig egal, wie viele Busse man hin stellt, es wird immer ein Gedränge geben.

Wenn man sowas wirklich vermeiden möchte, dann muss man andere Regelungen treffen. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, dass der Busfahrer die Schüler dazu auffordert, sich vor dem Bus in eine Schlange zu stellen, so dass alle nacheinander rein gehen und er sich die Tickets ansehen kann und es somit auch kein Gedränge geben wird. Vielen Busfahrern ist das aber eben auch egal und daher muss man schauen, dass man auch bei den Kindern einfach irgendwie diese Einstellung raus bekommt, dass sie erster im Bus sein müssen und unbedingt neben ihrem Freund sitzen müssen. Aber das sollte dann schon die Aufgabe der Eltern sein, den kleinen Kindern ein wenig Benehmen, Geduld und Anstand beizubringen, auch wenn es um Busse geht.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das Problem kenne ich nur zu gut und ich habe es zu meiner Schulzeit jeden tag selber erleben müssen. Meine Schwester ist Lehrerin und beklagt sich auch ständig, dass die Bussituation eine Zumutung ist. Bei uns ist es auch so, dass viel zu wenig Busse für viel zu viele Schüler eingesetzt werden. Kinder werden nicht nur vor dem Einsteigen sondern auch im Bus gequetscht. Im Sommer ist die Luft so stickig in den Bussen, dass man kaum atmen kann. Ich habe sogar einmal mitbekommen, dass ein Mädchen in Ohnmacht gefallen ist, weil sie keine Luft mehr bekommen hat.

Die Situation vor dem Einstieg in die Busse finde ich noch gefährlich wie die Situation im Bus. Jedes Kind möchte am liebsten einen Sitzplatz ergattern und so kommt es zu einer wilden Drängelei und Schubserei vor dem Einstig in den Bus. Mitlerweile wurden an manchen Busstationen schon Sicherheitsbarrieren erstellt, was die Kinder daran hindern sollen auf die Fahrbahn gedrängt zu werden. Viele Schulen haben die Gefahr erkannt und haben Busaufsichten beauftragt, die Sache zu überwachen. Die Lehrer wechseln sich untereinander ab und es wird ein richtiger Busaufsichtsplan erstellt.

In einem Nachbarort wurde vor einem knappen Kahr ein 12 Jähriger von dem Bus überrollt und ist an seinen Verletzungen im Krankenhaus gestorben. Der Busfahrer wird sich riesige Vorwürfe machen, obwohl er im Grunde genommen gar nichts dafür kann. Er hat nur seinen Job ausgeübt und ist langsam im Schritttempo an die Haltestelle gefahren. Er kann gar nicht so viele Augen haben wie er brauch um solch eine Gefahr einzusehen. Dieser Mann wird sicherlich seines Lebens nicht mehr froh, weil er weiß dass er ein Kind getötet hat.

» Mc.Lovin » Beiträge: 1230 » Talkpoints: -1,57 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



In England ist es beispielsweise so, dass die Schüler diszipliniert eine Schlange bilden müssen um in den Bus einzusteigen. Diese Disziplin vermisse ich bei den deutschen Schülern von heute. Somit würden aber sicherlich die Gefahren beim Einsteigen in die Busse minimiert. Dieses System würde wenigstens sicherstellen, dass der der als erstes kommt, auch einen Sitzplatz garantiert bekommt.

» Mc.Lovin » Beiträge: 1230 » Talkpoints: -1,57 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Bei uns an der Schule, gab es extra ein so ein Gitter, dass die Schüler von den einfahrenden Bussen trennte. Es gab dann eine Öffnung im Gitter, von wo aus die Schüler dann einsteigen konnten. Die Gitter waren so konstruiert, dass die Schüler eigentlich nur einzeln und nacheinander in den Bus steigen können. Allerdings haben sich durch die Gitter immer mehrere Schüler gequetscht und gedrängelt. Teilweise haben sich die Schüler dann auch schon vor das Busgitter gestellt.

Bei einer anderen Schule, war es so, dass es auch diese Busgitter gab. Zusätzlich sind dort aber nach Schulschluss auch noch einige Lehrer gewesen, die aufpassten, dass die Schüler hinter den Gittern blieben. Gedränge gab es natürlich auch noch. Ich denke auch, dass es eingeführt werden sollte, dass die Schüler eine Strafe zu erwarten haben, wenn sie nicht geregelt einsteigen können. Für die Busfahrer ist es sicher auch sehr anstrengend einen so vollen Bus mit schreienden und sich schupsenden Schülern durch die Gegend zu fahren. Ich denke, dass da einfach niemand wirklich Haftung für die Schüler übernehmen kann.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kenne das leider auch aus meiner Schulzeit und die ist schon eine Weile her. Eine ehemalige Schulkameradin hat durch diese Schulbusstürmung ein Bein verloren, weil sie unter die Räder kam. Es war damals einfach schrecklich und dann ging es plötzlich, dass vor der Schule bei den Schulbussen eine Aufsichtsperson stand.

Bei den Linienbussen, die heute ja mehr eingesetzt werden ist es mit der Aufsichtsperson ja schlecht. Aber dass die Schüler diese Drängelei noch mit dem Handy filmen und dann auch den Unfall filmen sah schon fast so aus, als ob es ein gestellter Unfall gewesen ist. Ich möchte in der Zeit, wo die Schule aus ist nicht unbedingt Busfahrer sein.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Ich würde sagen, dass es einerseits die Schuld der Busunternehmen ist, andererseits aber auch die der Schüler. Aus meiner Schulzeit kenne ich es nur zu gut, selbst wenn drei Busse in kurzen Abständen kamen, haben sich alle in den ersten herein gedrängt und so getan, als würde die Welt untergehen, wenn sie diesen Bus nicht bekommen. Es hat sich aber da noch in Grenzen gehalten, natürlich wurde gedrängt bis zum bitteren Ende, allerdings war es nie so schlimm, wie an manchen Tagen wo eindeutig das Busunternehmen Schuld trägt.

An einigen Tagen war es besonders schlimm und das war einzig und allein die Schuld des Busunternehmens. Es waren meistens die Tage der Zeugnisausgabe. Alle Schulen ( es gab drei im näheren Umfeld, die also dieselbe Buslinie benutzen ) hatten gegen 10.45 Schule aus. Der nächste Bus kommt um 11.04. Demnach war der Bus dann auch entsprechend voll, alle haben sich total herein gedrängt, so dass man kaum noch Luft zum Atmen hatte. Das Busunternehmen hat aber über Jahre keinen zweiten Bus zu diesem Tag geschickt, der nächste kam dann erst um 11.34 Uhr und keiner wollte solange warten, deswegen mussten irgendwie die ganzen Schüler sich so quetschen, bis wirklich gar nichts mehr ging.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kenne solche Berichte leider auch. In meiner Schulzeit war es teilweise auch recht schlimm, allerdings habe ich da in einer Großstadt gewohnt und wenn der Bus oder die U-Bahn zu voll waren, dann haben wir die nächste genommen, die in der Regel ein paar Minuten später wieder kam.

Vor ein paar Jahren bin ich in ein Dorf am Land gezogen. Ich habe hier auch eine Arbeitsstelle als Lehrer gefunden. Von daher kann ich berichten, dass ich solche Beschreibungen von Busszenen von den Schülern her häufig gehört habe. Hier ist allerdings das Problem, dass es scheinbar wirklich zu wenig Busse gibt, weil wenn sie in den Bus nicht hineinkommen fährt der nächste mit Glück 30 Minuten später. Es kann aber auch durchaus sein, dass er erst 1 Stunde später fährt!

So kann ich es natürlich auch irgendwo nachvollziehen, dass die Schüler panisch in den Bus einsteigen wollen und dass das ganze dann im Chaos endet. Ich finde, dass es vor allem am Land mehr Busse geben sollte. Natürlich verursachen die Schüler auch dieses Chaos, weil sie sich eben nicht ordnungsgemäß anstellen, aber wenn es mehrere Busse geben würde, dann bräuchten sie da auch nicht gar so panisch sein.

Mir sind auch Szenen bekannt, wo man eben nicht unbedingt neben einer bestimmten Person sitzen möchte. So versucht man hier eben auch möglichst als erster einzusteigen um einen guten Platz zu bekommen. Meine Schüler haben auch immer wieder berichtet, dass es nicht nur darum geht wer neben einem sitzt, sondern es gab da auch eine gewisse Rangordnung. Wer ganz hinten in der letzten Reihe gesessen ist, war irgendwie besser gestellt. Das waren also scheinbar die beliebtesten Plätze, weil dort etwas mehr Platz für die Füße war.

All diese Streitereien würde es denke ich auch geben, wenn es mehrere Busse geben würde, aber trotzdem wäre die Situation einfach etwas entschärft. Einfach, weil nicht so ein Gedränge aufkommen würde und das erleichtert die ganze Situation dann doch. Der Busfahrer hätte auch mehr Überblick über die Schüler und auch das kann zu einem besseren Klima führen.

Im Endeffekt gehören also eindeutig mehr Schulbusse her. Dann kann man durchaus auch daran ansetzen um den Schülern etwas mehr Disziplin beizubringen. Da wäre es dann eben realistisch, aber mit so wenig Bussen wird der Drang und der Druck bei den Schülern einfach zu hoch sein und da werden Disziplinversuche wohl mehr oder weniger im Keim ersticken.

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Bei mir hat es sich mittlerweile normalisiert. Als ich in der 5. war, war das Kämpfen um den Platz auch teilweise sehr extrem, das lag allerdings vor allem da dran, dass ca 70-80 Schüler in einen Bus mussten. Mittlerweile hat das Busunternehmen glücklicherweise zwei Busse für diese Linie bereitgestellt, was natürlich für eine deutlich entspanntere Atmosphäre sorgt, beim Einsteigen in den Bus. Lediglich die, die jetzt in der 5. Klasse sind drücken ab und zu noch, aber die meisten haben mittlerweile auch verstanden, dass jeder einen Platz im Bus findet. Mit zwei Bussen auf dieser Linie gibt es glücklicherweise fast keine Leute mehr die stehen müssen. Ich muss eigentlich nur noch stehen wenn ältere Leute in den Bus einsteigen und keinen Platz finden, dann stehe ich auf, aber ansonsten haben eigentlich immer alle Platz.

Bei den jetzigen 6. Klässlern hat die Schule ein "Bustraining" organisiert, bei dem die Schüler ein ausgewähltes Busunternehmen besucht haben und gelernt haben, richtig in den Bus einzusteigen. Und da hat man ihnen auch erklärt, was passiert wenn ein Schüler unter ein Rad kommt, was eigentlich auch relativ verständlich ist, aber dort wurden die Schüler noch einmal auf die Gefahr hingewiesen. Auch lernten sie dabei den Umgang mit dem Nothammer, was ich auch für sinnvoll halte.

Im Großen und Ganzen gibt es bei uns an der Haltestelle meist keine solchen Kämpfe mehr um die Plätze. Lediglich bei den Bussen, bei denen sehr viele kleinere einsteigen.

» Max1250 » Beiträge: 827 » Talkpoints: 27,57 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich kenne dieses Problem auch noch aus meiner Schulzeit von früher, als ich noch mit dem Bus zur Schule gefahren bin. Wir wurden sowohl von den Lehrern als auch von den Busfahrer häufig darauf aufmerksam gemacht, dass wir doch bitte wie zivilisierte Menschen in den Bus zu steigen haben. Meiner Meinung nach waren diese Forderungen völlig berechtigt, auch wenn sie bei vielen meiner Mitschüler auf Unverständnis stießen.

Da es sich bei den drängelnden Kindern vorallem um kleine Kinder der Klassen fünf bis sieben handelt, wurde die Aufgabe, für Ordnung zu sorgen an unserer Schule von den älteren Schülern übernommen. Ein solches "Projekt" gab es schoneinmal an unserer Schule vor einigen Jahren von "ehrenamtlichen" Oberstufenschülern. Damals scheiterte dieses Projekt jedoch daran, dass die kleinen Kinder wirklich absolut kein Respekt vor den älteren Schülern hatten und einfach weiterhin drängelten.

Da es vor zwei Jahren bei uns an der Schule diesbezüglich aber mehrere Unfälle gab, die auch ambulant behandelt werden musste, sorgte unsere Schule dafür, dass dem Einhalt geboten wird. Wir haben jetzt ein "Organisations-Team" mit hässlichen orangenen Warnwesten-Trägern, zumindest nach der sechsten Stunde (also nach der Stunde, nach der die meisten jüngeren Schüler frei haben), die dafür sorgen, dass ein solches Gedrängel, Geschubse und Gedrücke nicht mehr stattfindet. Gestellt wird das Organisations-Team soweit ich weiß von der Schule oder der Stadt. Für mich hat es den Anschein, dass hier ein Paar Arbeitslose einfach für einen Billiglohnjob eingestellt wurden.

Um noch auf deine Frage einzugehen, wer die "Schuld" für dieses Gedränge zu tragen hat, so würde ich eher sagen, dass die Schuld hier auf Seiten der Schüler zu suchen ist. Das die Schüler nun wirklich auf "Randale" aus sind, würde ich so nicht formulieren. Ebenso sehe ich es so, dass bei weitem genügend Busse für alle Schüler zur Verfügung stehen. Aber alle Schüler wollen, so habe ich den Eindruck bekommen, in den ersten Bus. Die Bustüren sind relativ schmal, dass so nicht mehr als maximal zwei Schüler gleichzeitig in den Bus können ist logisch. Die Schüler von hinten möchten auch in den Bus, also drücken sie von hinten. Eigentlich fehlt es den Schülern meiner Meinung nach lediglich an Disziplin. Sie tun ja gerade so, als ob sie nichtmehr in den Bus kommen würden, wenn sie nicht in der Sekunde losstürmen, in der er Hält.

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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