Respekt und Schuldgefühle beim Thema Sterbehilfe

vom 10.01.2011, 10:11 Uhr

In den Medien war jetzt zu lesen, dass die Mutter von Heinz Rudolf Kunze ihren Sohn um Sterbehilfe bat. Er wollte ihren Wunsch nicht erfüllen, da es nicht erlaubt ist. In eine solche Situation kann jeder von uns einmal kommen. Der geliebte Mensch ist schwer erkrankt oder hat einfach keine Lust mehr auf das Leben. Er überlegt sich, wie es weitergehen soll, und bittet dann jemanden um Sterbehilfe.

Dies alles ist sicherlich schwer zu verarbeiten. Was soll man tun? Auf der einen Seite sieht man den Menschen leiden und man hofft, dass er es bald hinter sich hat. Auf der anderen Seite will man natürlich nicht für seinen Tod verantwortlich sein oder ihn sogar töten. Das fängt häufig damit an, dass man irgendwann den Arzt nicht mehr holt oder Tabletten besorgt, mit dem sich der Mensch dann umbringt. Manche töten aber auch die geliebten Menschen selbstständig und direkt durch Schusswaffen oder ersticken. Entscheidet man sich für die Sterbehilfe, weiß man, dass man etwas Verbotenes getan hat und für den Tod eines Menschen verantwortlich ist, tut man es nicht, enttäuscht man den geliebten Menschen, indem man seinen letzten Wunsch nicht respektiert.

Ich frage mich, wie ein Mensch eine solche Situation überhaupt bewältigt, er muss ja damit den Rest seines Lebens zurechtkommen. Auch sollte man sich genau überlegen, ob man einen geliebten Menschen überhaupt darum bittet, Sterbehilfe zu leisten. Man mutet demjenigen viel zu, vielleicht mehr als man sich vorstellen kann. Ich bin zum Glück noch nicht in eine solche Situation gekommen und hoffe, dass sie mir erspart bleibt. Es muss für den Erkrankten die pure Verzweiflung sein, jemanden darum zu bitten. Für denjenigen, der die Sterbehilfe ausführen soll, ist es wohl die schwerste Entscheidung im Leben.

» urilemmi » Beiträge: 2263 » Talkpoints: 7,31 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Man muss da ganz klar zwischen aktiver und passiver Sterbehilfe unterscheiden. Jemand aktiv töten, das würde ich nie machen, auch wenn er mich darum bittet. Das ist eine Schwelle über die ich einfach nicht gehen würde. Wenn es aber darum gehen würde, denjenigen beim Sterben zu unterstützen indem man einfach gewisse Dinge unterlässt, das wäre schon was anderes.

Ob ich das machen würde, wenn man mich darum bittet, ich weiß es nicht. Im Krankenhaus geht das ja noch einigermaßen. Da kann man dann ja sagen, dass die Ärzte und Schwestern, nur noch gewisse Dinge unternehmen sollen und zum Beispiel auf keinen Fall reanimieren sollen, wenn es dazu kommt. Man kann die Verantwortung somit etwas wegschieben. So schwer auch das schon ist, aber das macht es sicher etwas einfacher den Wunsch zu erfüllen. Wenn man zu Hause neben dem Bett hockt und dann merkt, die Person stirbt gerade, ist es sicher viel schwerer dann nichts zu machen, auch wenn darum gebeten wurde.

Das sind sicherlich Entscheidungen, die man im Vorfeld eh nicht treffen kann und solange man nicht selber in der Situation ist, kann man da viel drüber erzählen, am Ende macht man es dann doch ganz anders. Da ist das beste, dass man in Form von Patientenverfügungen einfach für solche Fälle vorsorgt und etwas Verantwortung von den Angehörigen nimmt. Das macht es sicher einfacher, solche Wünsche zu erfüllen, als wenn die Angehörigen gar nichts haben worauf sie sich verlassen können.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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