Hartz 4 Empfänger wollen arbeiten?

vom 30.12.2010, 13:58 Uhr

Den meisten die hier aber meistens irgendwelche Stammtischparolen von sich geben, sehen nur, dass da andere Geld bekommen. Was man dafür auch tun muss, dass sieht keiner. Klar habe ich übertrieben. Aber ganz ehrlich, ich finde es nicht sonderlich prickelnd, was ich alles angeben musste, um keine 50 Euro Leistungen aus dem Hartz 4 Topf zu bekommen. Und ich empfand es schon unangenehm, was die alles fordern. Wobei ich das meiste durchaus für richtig halte. Aber Menschen die halt noch nie Betroffen waren, schlucken sicherlich erst mal.

Ermäßigte Fahrpreise gibt es leider nicht Deutschlandweit und ist vom örtlichen Verkehrsbetrieb abhängig. Ich wohne in einer Stadt in der man eine vergünstigte Monatsfahrkarte kaufen kann, wenn man einen Ausweis hat. Für den Ausweis braucht man ein Passbild und muss auch erst mal zu den Verkehrsbetrieben. Ok das ist noch zu schaffen. Einzelfahrten muss man aber voll zahlen. Und ich habe nun extra mal nachgesehen, der Satz Verkehr liegt bei knappen 23 Euro im Monat. Die vergünstigte Monatsfahrkarte kostet hier aber schon knappe 50 Euro. Ach ja eine Einzelfahrt auch knappe 2 Euro.

Zur Waschmaschine. Wenn man eine Erstausstattung beantragt und keine Waschmaschine hat, wird die bezahlt. Viele Menschen die aber in Hartz 4 fallen, haben bereits eine Waschmaschine, aber keine größeren finanziellen Rücklagen. Waschmaschine war auch nur ein Beispiel. Kühlschrank und Herd gibt es auch noch und so weiter. Klar soll man Rücklagen schaffen. Für Wohnen, Energie( in dem Fall wohl Strom) und Wohnungsinstandhaltung
(ohne Miet- und Heizkosten, die man eh bezahlt bekommt) sind 30,24 Euro vorgesehen. Außerdem für Haushaltsgeräte und -gegenstände und Innenausstattung noch mal 27,41 Euro. Die Beträge mögen nun recht hoch erscheinen. Also wenn man diese guten 50 Euro jeden Monat zurück legt, kann man sich am Ende des Jahres locker einen richtig großen Fernseher leisten. Man sollte da aber auch bedenken, da gehen die Stromkosten monatlich noch weg. Die wenigsten dürften mit ihren Stromkosten unter 30 Euro im Monat liegen. Dann bleiben immer noch mindestens 20 Euro über. Die würden sich sicherlich gut ansparen lassen, wenn man es wirklich jeden Monat schafft, sich von unter 128,46 Euro zu ernähren.

Als Arbeitnehmer hat man zumindest die Chance in den Elektromärkten ein Haushaltsgerät auf Raten zu kaufen. Versuch das mal als Hartz 4 Empfänger. Beziehungsweise wenn eh schon kaum was zum Sparen übrig bleibt, wie soll man dann die Raten zahlen? Und sagen wir es so, ich persönlich wüsste wo man im Zweifelsfall ein günstiger Gerät her bekommt. Es ging mir mehr um der Anschein, dass ja jeder Hartz 4 Bezieher alles nur in den Arsch geschoben bekommt. Das stimmt so definitiv nicht.

Ich persönlich lebe zur Zeit nicht mit Hartz 4. Wobei ich dieses Jahr im monatlichen Durchschnitt unter dem Hartz 4 Satz werde leben müssen. Wird irgendwie gehen. Und nein mir stehen zur Zeit keine Leistungen aus dem Hartz 4 Topf zu. Und nein ich habe keine Schulden die ich abbezahle oder sonst irgendwas mehr an Kosten als ein Hartz 4 Bezieher. Ich habe mal grob überschlagen, was ich an Netto- Einkommen haben müsste, damit ich so "leben" kann, wie im letzten Jahr. Ich müsste Netto um die 200 Euro mehr haben, um manches was ich halt anders geregelt habe ausgleichen zu können. Und ich müsste schon ein wenig mehr als 200 Euro Netto mehr haben, um sagen zu können, damit kann man gut bis sehr gut Leben.

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Um Wunscherfüllung geht es einem irgendwann gar nicht mehr, sondern nur noch um "Verhindern das alles zusammenbricht". Alleine von daher kann ich mir kaum vorstellen, das die Menge der ALGII Empfänger unwillig ist wieder eine Arbeit zu bekommen, denn man merkt sehr schnell: Alles, wirklich alles ist besser als ALGII. Allerdings muss man auch sagen: Die Bestrebung geht natürlich dahin, das man dem Verein dauerhaft entkommt und nicht nur ein Stückchen.

Fakt ist: Wenn man nicht vorhat massiv Schulden zu machen, dann hat sich was mit Wunscherfüllung. Derzeit wird übernommen Wohnung und Heizung, ab demnächst fällt Heizung weg, vermutlich wegen der milden, kaum wahrnehmbaren Winter die wir so in den letzten Jahren hatten. Angeben muss man alles was man bekommt, theoretisch erstreckt sich das sogar auf Geschenke oder wenn Verwandte einem dann einen Zuschuss geben. Wenn jemand Kinder hat und die bekommen zur Kommunion Geldgeschenke, dann müssen die ebenfalls verrechnet werden.

Die ganze Lage unter ALGII ist mild ausgedrückt unerfreulich. Wer damit leben mag muss den Anspruch an sein eigenes Leben schon arg abgebaut haben. Wer sich lebenslang da versucht einzurichten, lebt ein erbärmliches Leben. Bedauerlicherweise ist es heute schnell geschehen, das man genau da landet, auch mit guter Ausbildung und Willen zu arbeiten. Was ich in DEM Zusammenhang echt nimmer hre kann, ist "Ja Arbeit sei ja wohl genug da". Das stimmt sogar, die Menge der Arbeit war nie das Problem. Der Wille diese Arbeit so zu bezahlen, das man unabhängig von leben kann, der fehlt immer mehr.

Und nun mal Butter bei die Fische: Wer hier kauft bei superduperbillig Läden wie kik? Ihr wisst schon, das die Leute da so mies bezahlt werden, das viele auf staatliche Zuschüsse angewiesen sind und sich das billige Shirt somit quasi durch den Staat mit finanziert? Wer kauft lieber günstigere Lebensmittel, auch wenn sie nur dank EU Subventionen und ziemlich unguten Arbeitsverhältnissen vor Ort so billig bleiben können und sorgt damit dafür das vor der eigenen Haustür in der Branche immer mehr Arbeitsplätze eingestampft werden? Oder mal ein Beispiel das nicht ganz so ausgenudelt ist: Wer von euch hat seine Homepage vom Neffen eines Arbeitskollegen machen lassen, weil "der sich da was mit auskennt" und das ganze für einen 50,- gemacht hat? Oder seine Plakate, seine Werbemittel?

Es ist ziemlich simpel zu brüllen "Arbeit ist doch da!". Sorgt mal dafür, das die auch so bezahlt wird, das man wenigstens von leben kann. So ganz ohne große Wunscherfüllung und Urlaub in den DomRep, einfach von leben können würde schon langen.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ganz ehrlich, wenn ich schon lese, dass da wieder eine Reportage auf RTL lief und man damit ja bewiesen hat, dass nur wenige Hartz 4-Empfänger wirklich arbeiten wollen, dann komme ich kaum noch aus dem Lachen raus. Denn wer so etwas für bare Münze nimmt, der sollte sich doch mal in der Realität umsehen.

In meinem weiteren Bekanntenkreis gibt es leider auch etliche Hartz 4-Empfänger. Leider, weil die meisten davon schon freiwillig arbeiten gehen, auch wenn sie teilweise nicht wirklich viel mehr haben als wenn sie zu Hause blieben. Daneben gibt es auch einige Personen, die sich einen leidlich gut bezahlten Job gesucht haben, daher keine staatliche Förderung beanspruchen könnten, obwohl sie angeblich wegen ihrer Umstände auf dem ersten Arbeitsmarkt nur schwer vermittelbar wären (allein erziehend mit Kind und keine adäquaten Angebote in der Nähe ist so ein Beispiel). Diese Personen haben sich doch aber schon etwas aus eigenem Antrieb gesucht und müssten eigentlich doch auch berücksichtigt werden.

Natürlich gibt es immer Fälle, die gar nicht arbeiten wollen. Die wird es immer geben. Nur - so lange eh nicht genug Arbeit vorhanden ist um zumindest die in Lohn und Brot zu bringen, die das wirklich wollen, muss man sich über die Menschen, die gar nicht arbeiten wollen, nicht den Kopf zerbrechen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe die Reportage nicht gesehen, da ich um diese Zeit schon schlafe um morgens fit für meinen Job zu sein. ;) Allerdings habe ich mal eine vergleichbare Sendung gesehen und war bei dieser doch sehr zwiegespalten. Selbstverständlich erwarte ich auch von jedem Arbeitslosengeld II Bezieher, dass er sich eine Arbeit sucht und auch arbeiten will. Aber andererseits kann man nicht erwarten, dass er dies zu jedem Preis tut. Es ist doch einfach so, dass die Menschen heutzutage auf dem Arbeitsmarkt total ausgenutzt werden und das ist nicht richtig. Ich würde mich auch nicht ausnutzen lassen wollen. Der problematische Punkt ist halt einfach, dass man in einfachen Jobs gerade mal das gleiche verdient was ein Arbeitslosengeld II Bezieher erhält. Da ist es doch verständlich, dass niemand arbeiten möchte.

Ich denke schon, dass der Großteil der Arbeitslosengeld II Bezieher nicht arbeiten möchte. Ich muss dazu sagen, dass ich selber für eine sehr kurze Zeit in diese Gruppe gefallen bin. Ich habe eine Ausbildung und habe einen Job gesucht. Ich habe einen Job nach meinen Qualifikationen gesucht und ich hätte sicherlich auch keinen Hilfsjob angenommen. Das muss man auch mal ehrlich sagen. Allerdings bin ich auch davon überzeugt, dass das nur bei einem kleinen Teil der Leute das Problem darstellt. Wenn ich gar keine Ausbildung hätte und so nur die Chance auf schlecht bezahlte Jobs hätte, dann würde ich wahrscheinlich auch nicht sehr motiviert sein.

Ich bin der Meinung, dass das Problem einzig und allein darin liegt, dass die finanzielle Spanne zwischen Arbeitslosengeld II und einem Arbeitslohn zu gering ist. Arbeit sollte sich lohnen und man sollte das auch deutlich merken. Andererseits bin ich schon der Meinung, dass man mit Hartz 4 sehr gut leben kann und das Geld eigentlich schon fast zu viel ist. Jetzt werden natürlich einige sagen, dass ich ja nur ein paar wenige Monate betroffen war aber im Grunde habe ich schon länger nicht mehr gehabt. Während meiner gesamten Ausbildung hatte ich nicht mehr Geld als ein Arbeitslosengeld II Bezieher und musste zudem noch arbeiten gehen. Ich habe mir das oftmals durch gerechnet und war schon sehr erstaunt, dass alle immer über das wenige Geld schimpfen. Im Endeffekt ist es doch so, dass Arbeitslosengeld II Bezieher oftmals gar nicht daran denken, dass andere für ihre Geld arbeiten gehen. Irgendwo muss es ja herkommen. Da bin ich einfach der Meinung, dass man das nicht so ausnutzen darf.

Wenn ein Hartz 4 Empfänger es sich leisten kann, täglich in einer Bar zu sitzen und dort teures Bier zu trinken, dann stimmt meiner Meinung nach etwas nicht. So etwas darf es nicht geben. Ich finde, dass der Staat hier viel mehr öffentliche Arbeitsplätze schaffen sollte. Es muss sich dabei ja nicht gleich um Jobs bei der Abfallentsorgung handeln. Es könnten auch schöne Tätigkeiten sein, mit welchen Hartz 4 Empfängern die Zeit vertrieben wird. So würden sie daran gewöhnt bleiben, etwas mit ihrer Zeit zu tun. Natürlich gäbe es dann auch viele, welche sich mit fadenscheinigen Ausreden davor drücken würden aber denen sollte man dann knall hart das Geld streichen. Ich bin definitiv davon überzeugt, dass das etwas bringen würde. Es ist doch auch für die eigene Zufriedenheit wichtig, dass man etwas leistet um sein Geld zu bekommen. Das ist doch für die Psyche dringend notwendig. Sonst kann man doch gar nicht wirklich glücklich sein. Allerdings ist es auch vollkommen normal, dass jeder lieber auf dem Sofa sitzt anstatt zu arbeiten. Würde ich mein volles Gehalt auch bekommen, wenn ich einfach zu Hause säße dann würde ich dies sicherlich tun. Das ist doch menschlich und sicherlich bei den meisten so. Aber ich bekomme es halt nicht, wenn ich mich zu Hause ausruhe und so sollte es auch bei Hartz 4 Empfängern sein.

Dennoch ist es natürlich schwierig, hier nicht unfair zu werden. Natürlich ist es nachvollziehbar, wenn ein gelernter Bäcker nicht plötzlich einen Job als Reinigungskraft annehmen möchte und dafür am Ende des Monats nur 50 Euro mehr im Geldbeutel hat. Das wird doch jeder verstehen. Sicherlich würden nicht viele Leute diesen Job annehmen. Ich bin davon überzeugt, dass RTL die Sache in der Reportage sicherlich sehr überspitzt dargestellt hat. Die wollten doch auch nur einen krassen Bericht haben, über welchen die Menschen auch reden.

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe mal eine ähnliche Reportage im TV gesehen. Da wurde allerdings ein Job von der Stadtreinigung angeboten, die haben Arbeitskräfte gesucht, die im Park Ordnung machen, also Laub fegen, Müll aufsammeln und solche Sachen. Die sind direkt zur Arbeitsegantur gekommen und haben die Leute, die dort standen, angesprochen. Es haben sich auch spontan 8 Leute gemeldet, die angeblich Interesse hätten. Von diesen 8 Leuten sind dann wohl nur 3 zum eigentlichen Arbeitseinsatz erschienen.

Nun ja, ich muss ehrlich sagen, dass ich da zweigeteilter Meinung bin. Grund: Ich wäre da auch nicht hingegangen. Das liegt aber daran, dass ich sowohl einen Berufsabschluss, als auch eine gut 10-jährige Berufserfahrung habe und somit auch nicht unbedingt einen Job machen muss, der eigentlich eher für Ungelernte geeignet ist. Ich weiß auch nicht mehr den genauen Zusammenhang, ob nun Hartz IV-Empfänger angesprochen wurden oder ALG I-Empfänger. Fakt ist aber, dass man nicht alle Menschen über einen Kamm scheren kann. Es gibt sicher genügend faule Leute, die sich vor jeder Arbeit drücken, wie z.B. der durch das TV bekannt gewordene Arno Dübel (bekannt auch aus "Mitten im Leben"). Es gibt aber auch genügend Leute, die arbeiten wollen und keinen Job finden, das ist nunmal so.

Hier ein Beispiel für Leute, die arbeiten wollen. Die Freundin meiner Arbeitskollegin bekam mit 2 Kindern wohl um die 1.200,- € Hartz IV. Was ich zwar nicht ganz nachvollziehen kann, warum das so viel ist, aber gut. Jedenfalls hat sie sich bei einer Firma im Büro beworben und wurde auch angenommen. Jetzt hat sie aber sage und schreibe 300,- € (!) weniger, als vorher, wo sie gar nicht gearbeitet hat. Man sieht also, es gibt auch Leute, die wirklich arbeiten gehen wollen und sogar auf das Geld vom Amt verzichten!

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» Jacqui_77 » Beiträge: 2718 » Talkpoints: 19,87 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich denke, dass jeder Fälle kennt, die dem, was in der erwähnten Stern-TV-Reportage erwähnt wurde, entsprechen und eben auch solche, die wirklich bemüht sind und keine andere Möglichkeit haben, als vorübergehend das Arbeitslosengeld 2 zu beziehen. Spontan fallen mir zwei Arbeitslosengeld-2-Empfänger ein, die ich kenne, und jeder von ihnen entspricht der jeweils entgegengesetzten Art.

Der eine ist Mitte 20 und hat in seinem Leben tatsächlich auch noch nicht das getan, was wir unter „Arbeit“ verstehen und so bezeichnen. Er hat mal ein zwei- oder dreiwöchiges Praktikum gemacht und an wenigen Tagen unregelmäßig und auch nur für wenige Stunden in einem gastronomischen Betrieb eine Helfertätigkeit ausgeführt, aber das war es dann auch schon. Angeblich will er gern arbeiten und auch alles mögliche erreichen. Geht es dann aber ans Eingemachte, so fallen ihm spontan diverse Argumente dagegen ein, das Jeweilige anzufangen, die nichts weiter sind als Ausreden – und schlechte noch dazu.

Schlimm ist in seinem Fall, dass er wirklich immer wieder Möglichkeiten findet, sich einfach zu drücken und dass er dabei wirklich dreist vorgeht. So weiß ich, dass er auch gegen seine Bescheide regelmäßig Widerspruch einlegt und klagt, natürlich mithilfe der Prozesskostenhilfe. Ob er verliert oder gewinnt, kann ihm dabei ja relativ egal sein, immerhin muss er die Prozesskostenhilfe nur beantragen und zahlt ein Minimum an Eigenbeteiligung, bekommt im besten Fall aber eine Nachzahlung über ein paar hundert Euro.

Wesentlich sinnvoller wäre es sicher, er würde diese Energien, die er darauf verschwendet, sein Recht zu bekommen, einmal darin investieren, in Sachen Arbeit wirklich umzudenken, sich einen Job zu suchen und wirklich arbeiten zu gehen, sodass es Bescheide, denen er widersprechen muss, gar nicht mehr geben kann, weil seine Grundlage für den Bezug dieser Leistung wegfällt. Er will aber leider nicht wirklich einsehen, dass das für ihn die beste Lösung wäre, und stattdessen jammert er doch lieber rum, wie arm er dran ist und was er alles gern hätte, worauf er aber verzichten muss, weil er ja keine Arbeit hat.

Die andere Person ist Arbeitslosengeld-2-Empfängerin, weil sie ihr unerträgliches Arbeitsverhältnis nach immerhin sieben Jahren des Durchhaltens nun doch aufgelöst hat. Eine neue Stelle hat sie noch nicht finden können, sie ist aber arbeitswillig und bereit, jeden Tag ihre Arbeit zu verrichten, sie findet nur eben nichts. Diese Person tut mir wirklich leid, weil ich ihre persönlichen Hintergründe kenne und gut verstehen kann, weshalb sie kündigen musste. Nachdem ihr Arbeitslosengeldbezug endete, ist sie nun also Arbeitslosengeld-2-Empfängerin geworden, bemüht sich aber sehr und würde auch wirklich jeden Job annehmen, weil sie sich eben für nichts zu schade ist.

Ich denke, dass man trotz – oder gerade wegen – solcher Berichte wie dem von Stern TV nicht voreingenommen sein darf. Und ich denke auch, dass der Großteil nicht aus Sozialschmarotzern besteht, sondern eher wahrgenommen werden sollte, dass diejenigen, die als Sozialschmarotzer zu bezeichnen sind, eben sehr dreist vorgehen und hier eine Lücke im System besteht, was die Überprüfung der einzelnen Empfänger und der Ausschüttung der Leistungen angeht. Das Problem liegt meiner Meinung nach also eher an der Überprüfung einer Notwendigkeit und weniger an den Empfängern selbst.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Es fehlt nun einmal an zahlreichen Vollzeitjobs, denn das ist nun einmal eine Tatsache. Alle noch so vielen Nebenjobs oder andere Jobmodelle sind einfach nicht als vollwertiges Jobmodell geeignet. Und es wurden in einigen Wirtschaftszweigen immer weniger Vollzeitjobs angeboten oder sie werden ständig reduziert. Aber darüber redet nun einmal kein Politiker gerne.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



karlchen66 hat geschrieben:Es fehlt nun einmal an zahlreichen Vollzeitjobs, denn das ist nun einmal eine Tatsache.


Ja und was bringt das nun? Zum einen kann man ja Nebenjobs annehmen um sein Einkommen aufzubessern und wenn man dann im Monat 40-50 Stunden arbeiten geht um zusätzlich zum ALGII-Satz 168 Euro zu verdienen ist das ja auch nicht so schlecht. Zum anderen gibt es ja auch Jobs in Teilzeit und Teilzeit kann ja auch 30 Stunden pro Woche bedeuten und damit kann man auch auf ein höheres Einkommen als den ALGII-Satz kommen, wenn auch in vielen Branchen nicht so viel höher. Aber auf jeden Fall ist man damit selber sein Herr und hat einen Einstieg ins Berufsleben und auch die Chance darüber in eine Vollzeitbeschäftigung zu rutschen, wenn man sich gut anstellt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Nun ja allerdings die Arbeitslosigkeit wird sich nur mit Vollzeitjobs wirklich beseitigen lassen, denn alles andeNebenjob wie auch immer ist nur ein Job auf Taschengeldniveau. Und die Arbeitslosen sollen ja wieder vollständig ins berufsleben eingegliedert werden.

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» karlchen66 » Beiträge: 3563 » Talkpoints: 51,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


karlchen66 hat geschrieben:Nun ja allerdings die Arbeitslosigkeit wird sich nur mit Vollzeitjobs wirklich beseitigen lassen, denn alles andeNebenjob wie auch immer ist nur ein Job auf Taschengeldniveau. Und die Arbeitslosen sollen ja wieder vollständig ins berufsleben eingegliedert werden.


Zum einen wurden im letzten Jahr mehr als 400.000 neue Vollzeitstellen geschaffen, soviel zu Thema sowas gebe es nicht und zum anderen kann Eingliederung ja eben auch heißen, dass man sich über einen Mini- oder Midijob zu einer guten Teilzeitstelle und von da zu einer Vollzeitstelle hocharbeitet.

Natürlich sollten am besten alle Arbeitslosen wieder voll arbeiten, aber im Endeffekt bringt auch jeder 400-Euro-Job etwas. Für den Arbeitslosen sozialen Kontakt und einen Einstieg ins Erwerbsleben + 165 Euro (in etwa), die er zusätzlich zum ALG-II-Satz bekommt und für den Staat wieder etwas Geld über Abgaben und mehr Umsatz den der Minijobber mit den zusätzlochen 165 Euro erwirtschaftet.

Außerdem stellt sich ja auch die Frage, ob es überhaupt wirtschaftlich wäre die Arbeitslosigkeit mit Unmengen an zusätzlichen Vollzeitjobs zu beseitigen. Wenn ich schon alle Güter und Dienstleistungen mit nur 80% der potentiellen Erwerbstätigen herstellen kann, was sollen denn dann die anderen 20% noch herstellen, wenn ich ihnen Jobs gebe? Ich stelle mir ja schließlich nicht 2 Fernseher ins Wohnzimmer und zur Arbeit kann ich auch nur mit einem Auto fahren. Man könnte aber durchaus darüber nachdenken einfach die Vollzeit abzusenken und die Arbeit dadurch anders zu verteilen, sodass der Einzelne etwas weniger arbeitet, dafür aber eben alle arbeiten.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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