Was macht eine Notlüge aus?

vom 19.12.2010, 00:36 Uhr

Ich habe mal gelesen, dass man am Tag angeblich 200 mal lügt. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen. Denn das erscheint mir ja nun doch etwas sehr viel. Im Prinzip hasse ich das Lügen. Ich bin in meinem Leben schon so oft angelogen worden, dass ich selber ein sehr wahrheitsliebender Mensch bin. Auch die sogenannten Notlügen finde ich nicht gut. Denn irgendwie finde ich, dass das Wort Notlüge von jemanden erfunden wurde, der eine Ausrede für seine Lügen brauchte. Für mich ist das Wort Notlüge ein absolutes Unwort,

Was macht für euch eine Notlüge aus? In welchen Situationen ist eine Lüge eine Notlüge? Wenn ich jemanden nicht weh tun will, dann kann ich doch schweigen und muss nicht lügen, oder? In welchen Situationen würdet ihr eine Lüge als Notlüge sehen und auch von eurem Gegenüber verzeihen? Würdet ihr bewußt Notlügen erfinden und wie sehen diese Notlügen für euch aus? Würdet ihr eine Lüge verzeihen, wenn der, der euch anlügt euch sagt, dass es eine Notlüge war?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich habe auch schon öfters gehört, dass man am Tag bis zu 200 Mal lügen soll. Ich konnte es auch kaum glauben. Hier habe ich auch einmal einen Thread dazu eröffnet. Bis zu 200 Lügen pro Tag?

Eine Notlüge ist für mich eine Lüge, die eigentlich keinem weh tut. Im Gegenteil, ich würde unter einer Notlüge verstehen, wenn man aus Höflichkeit nicht ganz die Wahrheit sagt. Das kann zum Beispiel sein, dass man bei einer Freundin eingeladen ist und die hat extra einen Kuchen gebacken und sich sichtlich Mühe gemacht. Trotzdem schmeckt mir der Kuchen aber nicht. Dann werde ich aber nicht gleich sagen, dass ich den Kuchen ekelhaft finde, sondern werde eben aus Höflichkeit lügen und sagen, dass der Kuchen gut ist. Genau genommen ist das ja auch eine Lüge, weil ich sie sonst womöglich gekränkt hätte.

Oder man geht in die Arbeit und begrüßt jeden Kollegen mit "Guten Tag" oder sagt sonstige Freundlichkeitsfloskeln, die man aber gar nicht so meint, weil man den Kollegen eben nicht so besonder schätzt. Bösartige Lügen mag ich auch nicht, aber solche Höflichkeitslügen macht eigentlich jeder gut erzogene Mensch. Würde man das nicht machen, würde man wohl als sehr unsensibel, frech und unerzogen erscheinen. So gesehen ist Lügen nicht immer etwas Negatives.

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Notlügen finde ich auch in Ordnung und wende die selbst immer mal wieder an. Daran finde ich auch nichts Schlimmes, obwohl ich sonstige, richtige Lügen absolut hasse.

Ich kann mir aber nicht ganz vorstellen, dass ich heute 200 Mal am Tag gelogen haben soll. Seid ihr sicher, dass ihr 200 Mal am Tag meint? Oder vielleicht doch eher 200 Mal die Woche oder im Monat? Ich könnte mir so zwischen 2-5 kleine Notlügen am Tag vorstellen, aber mehr? Die Zahl erscheint mir irgendwie zu hoch.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Generell finde ich Notlügen in Ordnung. Beispielsweise wenn man seinen Liebsten ein Geheimnis nicht anvertrauen möchte, da man so eine größere Überraschung verdirbt. Man hat dann zwar gelogen, aber so dafür die Überraschung nicht verdorben. Jedoch sollte man es nicht übertreiben.

Eine Notlüge ist etwas, was man nicht im Vorfeld groß plant, sondern was wirklich einfach aus der Not heraus entsteht. Wenn ich beispielsweise nicht in der Schule war und dies aus voller Absicht getan habe und mir schon vorher eine Antwort auf die Frage, wo man denn war und was man hatte, zurecht legt, ist das keine Notlüge. Wenn man jedoch mal zuspät erscheinen sollte, weil man im Bad gebummelt hat und man dann einfach aus der Sitation heraus sagt, dass man die Bahn verpasst habe, ist dies in Ordnung. Man muss ja nicht jede kleine Schusseligkeit an den Tag bringen lassen!

Diese 200 mal am Tag kann ich mir nicht vorstellen. Das dürfte doch viel zu viel sein. Meiner Meinung nach kann man nicht einmal in solch eine Situiation gelangen, dass man 200 mal lügen müsste. Dafür müsste echt schon einiges schief gehen.

» Unfug » Beiträge: 305 » Talkpoints: 4,14 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass jeder Mensch durchschnittlich 200 mal am Tag lügt. Aber es gibt bestimmt solche Menschen, die den ganzen Tag nichts besseres zu tun haben, als seinen Gegenüber anzuflunkern, und dann kommen bei solchen Statistiken halt solche Werte raus. Aber inwiefern das alles der Wahrheit entspricht lasse ich jetzt einfach mal dahin gestellt.

Im Allgemeinen würde ich aber schon sagen, dass "Notlügen" eben ab und zu wichtig sind, um den Gegenüber zum Beispiel nicht zu verletzten. Wenn du bei Jemanden eingeladen bist und dir das Essen nicht schmeckt, sagst du ja auch nicht, dass es ganz furchtbar schmeckt, sondern allenfalls, dass es nicht ganz so dein Fall ist.
Ich denke, ohne dies nun entschuldigen zu wollen, dass manche Lügen auch einfach nur dem Selbsterhaltungstrieb dienen, d.h. dass man einem weiteren lästigen Streit aus dem Weg gehen will oder einfach nur Angst vor der Reaktion der anderen hat.

Für mich persönlich sind Lügen, die über diese kleinen "Notlügen" hinausgehen, aber auch das Letzte. Ich bevorzuge es, ehrlich auf Dinge angesprochen zu werden und auch die echte Meinung meiner Gesprächspartner zu hören und nicht nur die, die man für geeignet hält.

» MarsGIRL1234 » Beiträge: 43 » Talkpoints: 3,48 »


Einfach zu schweigen kommt oftmals unhöflich und daher ist es oftmals besser, in gewissen Situationen eine Notlüge anzubringen, um die Situation für sich selbst profitabler und für das Gegenüber angenehmer zu machen. Ich finde es gibt einige wichtige Dinge, wie man bei Lügen beachten sollte und Nummer eins ist schlicht und einfach, dass man den anderen nicht verletzten darf. Solange dies nicht direkt geschieht, ist eine Notlüge auch nicht weiter schlimm.

Hast du den Film ''Lügen macht erfinderisch'' gesehen? In diesem Film wird einem eine Welt präsentiert, in der die Menschen nicht wissen, was Lügen ist und da sieht man auch, dass 200 mal Lügen am Tag keineswegs untertrieben ist. Szenen wie ''Störe ich?'' - ''Ja, sie sind zu früh, dass enttäuscht mich und ich habe gerade masturbiert.'', oder ''Cola ist eigentlich nur braunes Zuckerwasser mit jeder Menge Kalorien aber...kaufen sie es trotzdem...'' zeigen einem einfach, das Lügen in die heutige Welt dazugehören. Was würdest du sagen, wenn dein Chef dich fragt, ob seine eigentlich potthässliche Frau heute nicht wunderschön aussieht. Würdest du dann auch schweigen, um eine Notlüge zu vermeiden. Würdest du schweigen, wenn deine beste Freundin dich fragt, ob sie in dem Kleid gut aussieht, obwohl du sie zu dick findest?

All das sind Situationen, die nur zum eigenen Nachteil ausfallen würden, wenn man die Wahrheit sagen oder schweigen würde. Bringt man aber eine Notlüge an, dann sind am Ende alle nur im Vorteil und es tut auch eigentlich keinem weh. Manchmal müssen Notlügen einfach sein. Verletzten sie andere, ist das eine Notlüge, die nur zu eigenen Gunsten ist und das ist dann eine andere Sache. Für mich wären da auch die Grenzen gesetzt. Notlügen, die einem Profit wie beispielsweise Teenagern höheres Taschengeld oder so verschaffen, sind in meinen Augen auch tabu. Geplante Notlügen sind keine Notlügen, sondern richtige Lügen und Notlügen sind auch nur dann Notlügen, wenn die Wahrheit einen von beiden verletzten würde, wohin gegen die Notlüge dies nicht nur aufschiebt, sondern sogar ganz vermeidet. Aber ganz ohne Notlügen kommen wir heute nicht mehr aus.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich selber mag eigentlich auch keine Lügen und kann es gar nicht leiden, wenn mich jemand anlügt. Allerdings sehe ich schon in manchen Notlügen eine Ausnahme. Eine Notlüge ist für mich eine Lüge, die wirklich in einer Ausnahmesituation entsteht. Eine solche Situation könnte beispielsweise sein, dass man jemanden schützen möchte. In einem solchen Fall bin ich einfach der Meinung, dass man ausnahmsweise eine Notlüge anwenden darf, denn sie dient ja dann einem guten Zweck und ohne diese Lüge würde eventuell etwas noch schlimmeres geschehen.

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich bin auch absolut kein Freund von Lügen. Genau wie du wurde ich schon zu oft angelogen, weshalb mir die Wahrheit mittlerweile immer wichtiger wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jeder Mensch am Tag tatsächlich bis zu 200 mal lügen soll, das ist wahrscheinlich nur eine von den angeblichen Erkenntnissen, die bei den wenigsten tatsächlich zutreffen.

Eine Notlüge ist normalerweise wirklich nichts schlimmes. Klar, sie dient auch nur um sich selbst herausreden zu können. Aber normalerweise ist das nur bei kleineren Sachen der Fall. Bei größeren sind ja fast automatisch auch die Lügen größer. Und somit kann das dann nicht mehr als Notlüge gesehen werden. Dass sie aber eigentlich wirklich nur in einer Not angewandt werden, in der man einfach nicht die Wahrheit sagen KANN, wird meiner Meinung nach immer mehr missbraucht. Ich bin mir nicht sicher ob es noch "richtige" Notlügen gibt.

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» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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