Wird die Gemeinde vom Kirchenaustritt informiert?

vom 27.11.2010, 16:34 Uhr

Eine Bekannte X. möchte gerne aus der Kirche austreten. Allerdings wäre es ihr sehr wichtig, dass dies nicht öffentlich bekannt wird. Sie möchte vermeiden, dass ihr Großvater, der sehr gläubig ist, enttäuscht von ihr ist. Und da sie in einer kleinere Stadt wohnt, machen Gerüchte ja schnell die Runde.

Bisher dachte Bekannte X. halt, sie geht einfach ins Bürgerbüro und tritt aus der Kirche aus. Nun fangen aber im Bekanntenkreis die Horrormeldungen an. Ein paar Bekannte berichten, dass es sein könnte, dass der Pfarrer mit ihr noch mal ein Gespräch wünscht. Andere sagten, Kirchenaustritte werden im Gemeindeblättchen veröffentlicht. Andere sagen, es wird während der Messe verlesen, wer aus der Kirche ausgetreten ist.

Ich finde ja, dass ein Kirchenaustritt jedem seine eigene Entscheidung ist. Ich finde es auch nicht sonderlich prickelnd, wenn dies groß angekündigt oder sogar öffentlich verlesen wird. Wisst ihr ob das stimmt? Und darf ein Pfarrer solche an sich persönlichen Daten während der Messe verlesen?

» LittleSister » Beiträge: 10426 » Talkpoints: -11,85 » Auszeichnung für 10000 Beiträge



Wenn Deine Bekannte sich so davor fürchtet, daß der Großvater mitbekommen und enttäuscht darüber sein könnte, daß sie aus der Kirche austreten möchte, dann sollte sie es vielleicht nicht tun, denn wenn man in einem kleinen Ort lebt, muß der Pfarrer das gar nicht in der Messe kundtun, das verbreitet sich von ganz alleine. Wobei ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, daß der Pfarrer von der Kanzel runter verkündet, welches "schwarze Schäfchen" seiner Gmeinde er verloren hat. Das sind die privaten Daten des Betreffenden und geht keinen was an. Ich kann mich auch nicht erinnern, daß unsere Pfarrerin in der Kirche mal über sowas gesprochen hätte (ich bin evangelisch, wie das die Katholiken handhaben, weiß ich nicht), ich muß aber gestehen, daß ich nicht allzu oft dahin gehe. Ich bin nicht religiös.

Daß der Pfarrer Deine Bekannte zu einem Gespräch bittet, kann natürlich sein, aber wo wäre da das Problem? Das findet unter vier Augen statt und wird bestimmt auch nicht am nächsten Sonntag verkündet. Mal ganz abgesehen davon, daß es die Runde macht, ist es einzig und allein die Angelegenheit Deiner Bekannten, ob sie aus der Kirche austritt oder nicht. Da braucht auch niemand enttäuscht zu sein, Glauben kann man nicht diktieren.

» Thaddäus » Beiträge: 1011 » Talkpoints: 22,78 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich kenne es nur aus meiner Region, die überwiegend evangelisch ist, wenn man denn einem Glauben abhängt. Hier ist es nicht so, dass jede Person, die aus der Kirche austritt erwähnt wird. Lediglich Verstorbene werden in einem Gottesdienst noch mal abgekanzelt und im Gemeindeblättchen erwähnt. Für Personen, die zu Lebzeiten austreten gilt das nicht.

Dass ein Gespräch beim Pfarrer statt findet, kannte ich auch mal. Allerdings ist diese Sitte durch die Vergrößerung der Pfarrbezirke zunehmend in Vergessenheit geraten. Dazu ist einfach keine Zeit mehr.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe mich mal bei einer Bekannten erkundigt, die in Nordrhein Westfalen aus der katholischen Kirche ausgetreten ist. Die Gemeinde selber wird es nicht durch die Behörden erfahren. Aber der Gemeinderat bekommt einen Brief, in dem steht, wer ausgetreten ist. Das geschieht deswegen, weil dann auch keine Pfarrzettel mehr verschickt werden oder eben Kircheninfo, wenn es in der Gemeinde so gehandhabt wird.

In dem Gemeinderat sitzen natürlich einige Leute, wo bestimmt auch der eine oder andere dabei ist, der gerne tratscht und wenn dann der richtige Gemeinderatsvorsitzende das weitererzählt und auch dem richtigen Gemeindemitlgied weitererzählt, kann das schnell die Runde machen. Aber normalerweise wird die Gemeinde nicht informiert. Im Falle meiner Bekannten war das hier in Paderborn. Also keine kleine Stadt, aber eine kleinere Gemeinde. Das Tratschtelefon ging soweit, dass einer aus dem Gemeinderat der Hauptpfarrkirche es durch ein anderes Mitglied aus der Pfarrgemeinde meiner Bekannten das erfahren hat und es wurde weitergetratscht.

Also so sicher, dass es nicht an der großen Glocke gehangen wird ist man da nicht und gerade in einer kleinen Gemeinde, wo der Pfarrgemeinderat einen Stammtisch hat, wo getratscht wird und der Bürgermeister auch noch Dutzfreund von allen Pfarrgemeindemitgliedern ist, wird das schwieriger sein es zu verheimlichen.

Von der Kanzel wird das nicht gepredigt und die Gemeinde wird nicht durch einen Rundbrief oder durch eine Erwähnung im Pfarrbrief dadurch erfahren. Das wäre ja noch schöner.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Das habe ich ja noch nie gehört, dass Personen, die aus der Kirche austreten im Gemeindebrief erwähnt werden oder der Pfarrer dies sogar während des Gottesdienstes ankündigt. Ich war schon in vielen unterschiedlichen Kirchen und Gottesdiensten und habe soetwas wirklich noch nie mitbekommen. Das halte ich für ein Gerücht. In der Regel werden maximal Geburten, Taufen, Hochzeiten, Todesfälle verlesen, mehr aber auch nicht.
Dass der Pfarrer noch ein Gespräch wünscht, kann ich mir aber durchaus vorstellen. Ich denke aber nicht, dass er die Person noch überreden will, doch nicht aus der Kirche auszutreten, sondern dass er vielmehr erfahren will, warum die Person aus der Kirche austritt. Die Gründe können ja unterschiedlich sein und vielleicht lässt sich an einigen etwas ändern.

In einem kleinen Dorf kann es natürlich trotzdem sein, dass ein Kirchenaustritt schnell die Runde macht, schließlich kennt sich dort fast jeder und es wird viel geredet.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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