Wissentlich andere mit Krankheiten anstecken?

vom 18.11.2010, 00:14 Uhr

Eine Freundin hat mir erzählt, dass eine liebe Arbeitskollegin, mit der sie sich eigentlich recht gut versteht, hat vor ein paar Tagen eine kleine Bombe platzen hat lassen. Die Arbeitskollegin glaubt sie habe Scharlach – und erzählt das ganz nebenbei als wäre es nichts. Dass Scharlach bei Erwachsenen durchaus unangenehm werden kann, dürfte doch jedem Bekannt sein. Und dass man die Krankheit auf der Arbeit weiter verteilt, leuchtet doch auch ein!

Auch von anderen Stellen höre ich immer wieder, dass Kolleginnen und Kollegen oftmals quasi „mit dem Kopf unterm Arm“ zur Arbeit kommen und dann reihum die Belegschaft anstecken. Gerechtfertigt wird dieses Verhalten zumeist mit der Aussage, dass ja die Arbeit liegen bleiben würde und man sich den Ausfall nicht leisten könne. Ähnliche Fälle habe ich selbst auch schon erlebt. Zuweilen entbrennt ein richtiger Wettstreit wer denn kränker ist und sich trotzdem noch zur Arbeit schleppt. Daran, dass andere angesteckt werden könnten, scheinen die wenigsten zu denken. Oder es wird schlicht in Kauf genommen.

Mir leuchtet natürlich ein, dass man nicht bei jedem kleinen Schnupfen oder Husten zu Hause bleiben kann um ja niemanden anzustecken. So mancher, der das Pech hat jeden Infekt mitzunehmen, wäre ja das halbe Jahr zu Hause. Wenn aber Krankheiten im Spiel sind, die sich besonders leicht übertragen lassen und wirklich unangenehm werden können, vielleicht sogar reihum die Kollegen Schachmatt setzen könnten – ist dann nicht Rücksichtnahme angebracht?

Ich glaube, ich würde mich bedanken wenn mir eine enge Arbeitskollegin mal so nebenbei mitteilt, dass sie eine leicht zu übertragende Krankheit mit sich rumschleppt die für Erwachsene einen nicht zu unterschätzenden Verlauf hat. Sollte die Kollegin meiner Freundin nicht zu Hause bleiben wenn sie weiß, dass sie Scharlach hat? Was meint ihr? Ist es in Ordnung, wenn sie trotzdem zur Arbeit kommt und riskiert alle anderen auch anzustecken? Würdet ihr euch eventuell an einen Vorgesetzten wenden damit dieser die kranke Kollegin nach Hause schickt wenn sie nicht freiwillig geht? Immerhin könnte ja auch der Betriebsablauf empfindlich gestört werden wenn ein Mitarbeiter nach dem anderen daran erkrankt.

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» ichwars » Beiträge: 562 » Talkpoints: 3,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Erstmmal ist Scharlach nicht schneller übertragbar als ein Schnupfen und wenn deine Kollegin beim Arzt war und sie Antibiotikum bekommen hat, dann ist Scharlach nach 3 Tagen nicht mehr ansteckend. man muss zwar das Antibiotikum weiternehmen, aber die Krankheit ist nicht mehr übertragbar. Scharlach ist im Erwachsenenalter nicht gefährlicher oder ungefährlicher als im Kindesaltert. Es war früher zu Großmutters Zeiten eine gefährliche Krankheit, weil man da noch nicht wußte, dass ein Antibiotikum die Krankheit stoppen kann.

Unbehandelt wird deine Kollegin nicht arbeiten gehen können. Wenn man Scharlach nicht behandelt, dann wird die Haut an den Handinnenflächen irgendwann abpellen und der ganze Körper bekommt einen roten Ausschlag. Die Halsschmerzen werden immer schlimmer und der Hals schwillt zu. Also gehe ich mal davon aus, dass die Kollegin die Krankheit von einem Arzt bestätigt bekommen hat, Antibiotikum bekommen hat und dass sie die drei Tage, die die Krankheit ansteckend war zuhause verbracht hat.

Es gibt Menschen, die geben mit Krankheiten an und machen sich damit sehr wichtig. Sie haben ein hohes Geltungsbedürfnis und wollen Held spielen, dass sie mit so "schweren" Krankheiten arbeiten kommen und in Wirklichkeit ist es kein Scharlach, sondern eine Mandelentzündung, die erstmal die gleichen Symptome hat.

Wie geschrieben, wird die Kollegin auf jeden Fall beim Arzt gewesen sein, wenn sie wirklich Scharlach hat. Ansonsten könnte sie nach ein paar Tagen diese Krankheit optisch nicht mehr verbergen und so, wie man dann ausschaut, würde man nicht vor die Tür gehen. Wenn sie also beim Arzt war, muss der Arzt sie auch darauf aufmerksam gemacht haben, dass sie ansteckend ist und ab wann nicht mehr und muss ihr ein Antibiotikum verschrieben haben. Außerdem wird jeder Arzt dann mindestens die ersten Tage krank schreiben.

Wenn ich deinen Beitrag so lese, dann glaube ich nicht, dass deine Kollegin eine solche Krankheit hat, die behandelt aber auch harmlos ist. Sondern ich glaube eher, dass sie sich wichtig tun will und mit einer Krankheit angibt, die sie gar nicht kennt. Ich würde nicht mit dem Vorgesetzten sprechen. Wie gesagt, wenn die Krankheit nicht behandelt wird, dann wird man ihr den Scharlach bald ansehen und dann wird sie auch selber nicht mehr arbeiten wollen. Dann wird sie wohl ins Krankenhaus müssen und die Krankheit dort auskurieren müssen.

Ich kann den Kollegen nur raten, dass sie bei den ersten Anzeichen einer Scharlacherkrankung zum Arzt gehen und sich ein Antibiotikum verschreiben lassen. Anzeichen sind Halsschmerzen, Unwohlsein, eine himbeerfarbene Zunge und Fieber. Wenn man zu lange wartet, dann kommt Hautausschlag hinzu und die Haut an Händen und Fußsohlen beginnt sich zu pellen und es entstehen Wasserblasen. Dann ist die Krankheit aber schon fortgeschritten und in der Regel merkt man es schon an den Halsschmerzen. Auch wer schon mal Scharlach hatgte und behandelt wurde ist gefährdet und kann Scharlach mehrmals bekommen. Immun ist man erst, wenn man die Krankheit nicht unterbindet und den 6 wöchigen Verlauf mitmacht, der dann aber durchaus gefährlich sein kann.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Also ich finde das ehrlichgesagt unverantwortlich von der Kollegin. Mit so einer Krankheit hat man im Betrieb nichts verloren. Für so etwas wurde der Krankenstand erfunden! Ich bin auch nicht der Mensch der wegen jedem Schnupfen und Husten zu Hause geblieben ist und bin auch schon mal in die Firma gegangen obwohl es mir überhaupt nicht gut ging, aber hier war es ein simpler grippaler Infekt mit dem vermutlich 20 andere auch gerade zu kämpfen hatten. Hier war es nicht wirklich das Problem und außerdem saß ich alleine in einem Büro.

Aber wenn es sich jetzt um eine ansteckende Krankheit handelt ist es wirklich unverantwortlich, egal ob man alleine im Büro sitzt oder noch zwanzig andere. Erstens bringt es einem selber nicht denn wenn man krank ist kann man eh nicht richtig arbeiten und hier besteht ja wirklich die Gefahr dass man die anderen ansteckt und dann bald die halbe Firma krank ist. Komisch ist das der Arzt sie nicht sofort krank geschrieben hat. Bei uns geht das gleich automatisch wenn jemand eine ansteckende Krankheit hat. Und wenn sie weiß dass sie Scharlach hat war sie sicher schon beim Arzt.

» wiesel » Beiträge: 1303 » Talkpoints: 0,26 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ob das Handeln der Kollegin verantwortlich oder unverantwortlich ist, möchte ich hier nicht einschätzen. Aber es ist hier in dem Fall trotz allem kein Anzeichen dafür, dass sie die anderen wissentlich mit einer Krankheit anstecken würde. Das wäre nämlich schon eine Körperverletzung und natürlich nicht hinnehmbar.

So geht sie nur krank zur Arbeit und es besteht eine Möglichkeit, dass sie dadurch andere Kolleginnen und Kollegen in Mitleidenschaft zieht. Bewusst und zwingend ist das aber nicht!

Und dann hat Diamante auch aufgeführt, wieso man davon ausgehen kann, dass sie die Krankheit auch behandelt. Denn unbehandelt wird sie sich kaum zur Arbeit schleppen können (wobei man dann von Schleppen sprechen könnte). Wäre ihr Zustand dann aber entsprechend schlecht, hätte ihr der Arzt durchaus den Ratschlag gegeben, die Krankschreibung ernst zu nehmen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich denke, dass man in solchen Fällen alle Seiten ganz genau beleuchten sollte, bevor man auch nur daran denkt ein Urteil zu fällen. Sicher ist es nicht schön, wenn man zur Arbeit geht, obwohl man an einer ansteckenden Krankheit leidet, die reihum die gesamten Kollegen anstecken könnte. Allerdings ist es doch immer noch fraglich, ob eine Krankheit wirklich so ansteckend ist, wie man als Laie zunächst vermutet. Außerdem gibt es ja durchaus auch Möglichkeiten, eine Ansteckung zu verhindern.

Trotzdem geht das natürlich nicht bei allen Krankheiten, manche sind halt sehr ansteckend und man kann da auch wenig machen, um eine Ansteckung zu verhindern. Wenn dann Arbeitnehmer trotzdem zur Arbeit erscheinen, dann hat das meiner Erfahrung nach weniger mit deren Leichtsinn zu tun als dass sie sich derart unter Druck gesetzt fühlen, dass sie eben lieber auf der Arbeit erscheinen. Woher der Druck kommt, das kann schon durchaus unterschiedlich sein. Manchmal sind es die Arbeitgeber, manchmal aber auch einfach die Kollegen. Statt also einfach zu urteilen, sollte man auch mal kritisch überlegen, wie man selbst reagiert, wenn sich ein Kollege krank meldet.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Wenn man wirklich eine sehr ansteckende Krankheit hat, sollte man meiner Meinung nach auf jeden Fall zu Hause bleiben. Denn es bringt doch nichts, wenn am Ende die ganzen Kollegen ebenfalls krank werden und schließlich alle zuhause bleiben.

Sicher ist auch eine Erkältung ansteckend, aber ich würde niemals auf die Idee kommen, wegen einer Erkältung zu Hause zu bleiben. Das habe ich auch noch nie gemacht. Allerdings halte ich in solchen Fällen schon Abstand zu den Kollegen und verzichte mal auf das Händeschütteln (natürlich mit der notwendigen Erklärung dazu) und versuche, niemandem zu nahe zu kommen. Denn schließlich will ich auch keinen anstecken.

» SuperGrobi » Beiträge: 3876 » Talkpoints: 3,22 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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