Verschiebung von Hinrichtungen: Glück für die Betroffenen?

vom 02.10.2010, 20:30 Uhr

Ich bin allgemein in keinster Weise Befürworterin von Todesstrafen. In einigen Staaten der USA ist dies jedoch leider immer wieder der Fall, dass Kriminelle zum Tode verurteilt werden. Dieses Urteil muss einfach nur schrecklich sein und ich glaube man kann sich gar nicht vorstellen, welche psychischen Qualen ein Mensch wohl durchleben muss, wenn er zum Tode verurteilt wird.

Bei der Vollstreckung läuft es wohl so ab, dass die Verurteilten zunächst einmal durch eine Giftspritze betäubt werden und erst wenn sie bewusstlos sind, bekommen sie den Todescocktail der zum eigentlichen Tod führt. Nun ist es scheinbar so, dass als erste Giftspritze nur ein einziges Medikament zulässig ist. Die Hersteller dieses Medikamentes haben derzeit jedoch Probleme mit der Lieferung.

Aus diesem Grund wurden bereits einige Hinrichtungen verschoben. Letze Woche habe ich im Radio in den Nachrichten einen Bericht darüber gehört, wo davon gesprochen wird, dass die Verurteilten großes Glück haben, eben weil es zu Lieferschwierigkeiten kommt und ihre Hinrichtung aus diesem Grund verschoben werden muss.

Wenn ich ehrlich bin, kann ich nicht so ganz nachvollziehen, warum diese Verurteilten deswegen Glück haben? Ich kann mir vorstellen, dass vor allem die letzten Tage vor der Hinrichtung vor Angst mehr unter Trance wahrgenommen werden. Dann wird der Termin dann auch noch verschoben, weil eben ein Medikament fehlt. Das muss doch noch furchtbarer für die Verurteilten sein, oder?

Als einzigen Vorteil könnte ich eventuell darin sehen, dass so bei vielen vielleicht wieder die Hoffnung erwacht, dass eventuell doch noch ein Gnadengesuch oder dergleichen durchgeht und die Hinrichtung dann aufgehoben wird. Aber ist dieser Hoffnungsschimmer wirklich real, wenn es bereits so kurz vor der Hinrichtung ist? Dann könnte ich nachvollziehen, warum man in diesem Fall von Glück spricht. Aber wenn es nur darum geht, dass sie eben nun doch ein paar Tage länger leben dürfen, habe ich Probleme damit, dann von Glück zu sprechen, weil ich es dann viel mehr als Qual sehe.

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» tournesol » Beiträge: 7750 » Talkpoints: 66,59 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich habe auch mitbekommen, dass jene Stoffe erst später lieferbar seien. Und ich muss sagen, du triffst den Nagel auf den Kopf. Ein paar zusätzliche Tage leben zu "dürfen" und erst dann hingerichtet zu werden, ist wohl eine Qual sondergleichen und wird die Betroffenen auf keinen Fall glücklich stimmen.

Allgemein finde ich es eine Schande, dass die Todesstrafe leider immernoch durchgeführt wird, obwohl wir ja Menschenrechte haben, welche besagen, dass alle Menschen ein Recht auf Leben haben. Natürlich ist mir klar, dass jene Personen schlimme Taten begangen haben, dennoch ist die Todesstrafe für mich der falsche Ansatz. Wenn nun jene Leute, die zum Tode verurteilt wurden nochmals länger "warten" müssen, ist einiges in meinen Augen nicht in Ordnung. Die als Glück zu bezeichnen war vermutlich ein "Schnellschuss" oder aber einfach unüberlegt, denn wenn man sich das vorstellt, werden das alles andere als glückliche Tage.

» hansihans » Beiträge: 5 » Talkpoints: 0,88 »


Ich habe auch gehört, dass einigen Staaten die die Todesstrafe vollstrecken, das Sodiumthiopental ausgegangen ist und sie ihre geplanten Hinrichtungen voraussichtlich auf unbekannte Zeit, mindestens aber bis Januar 2011 verschieben müssen. Grund für die Knappheit, so wird vermutet, könnte die Haltung der Firma Hospira, des einzigen Herstellers in den USA sein; denn diese spricht sich gegen die Todesstrafe aus und hat bereits in der Vergangenheit einmal verlauten lassen, dass sie sich an der Verwendung des Wirkstoffes, der den Verurteilten in eine Art komatösen Zustand versetzt und den Weg für die tödliche Injektion vorbereite, störe. Offiziell heißt es aber, dass der Lieferengpass durch einen Zuliefererwechsel stattgefunden habe und der Hersteller sich bemüht den Markt schnellstmöglich wieder mit dem Wirkstoff zu versorgen. Hospira stellt übrigens alle 3 Wirkstoffe her, die bei der „Giftspritze“ nacheinander injiziert werden.

Ob der Aufschub der Exekution nun ein Glücksfall ist oder nicht, hängt meiner Meinung nach von der persönlichen Situation und Einstellung des jeweiligen Verurteilten ab. Man sollte nicht vergessen, dass ein zum Tode Verurteilter bis zu 20 Jahre in der Todeszelle verbringen kann bis das Datum seiner Hinrichtung festgesetzt wird. So mancher Insasse einer Todeszelle hat sicherlich mit dem Leben abgeschlossen und hofft nicht mehr auf Strafmilderung oder gar Freilassung, andere halten am Leben fest und klammern sich an jeden Strohhalm. Nachdem sich kaum jemand vorstellen kann was in einem Menschen vorgeht der erfahren hat an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit er seinen letzten Atemzug tun wird, kann sich wohl auch niemand vorstellen was in ihm vorgeht wenn er erfährt, dass dieses Datum aufgeschoben nicht aber aufgehoben wurde. Den einen mag es freuen und seine Hoffnungen, der Todesstrafe zu entgehen, schüren. Ein anderer wird wohlmöglich in tiefe Verzweiflung gestürzt weil er hoffte den Alptraum endlich hinter sich zu haben und sich nun auf unbestimmte Zeit weiterhin damit konfrontiert sieht.
Ganz gleich ob es nun als Glück empfunden wird oder als Qual, das Ergebnis ist dasselbe. Warten bis es wieder so weit ist. Denn das Exekutionsdatum wird festgesetzt wenn die letzten Rechtsmittel ausgeschöpft sind; und daran ändert sich auch nichts „nur“ weil der Staat mal eben nicht genug Ampullen hat um den Verurteilten zu töten. Zum guten Schluss ist also auch bei dem „glücklichen“ die Enttäuschung und Verzweiflung groß.

Und so komme ich – abgesehen davon dass ich absolut gegen die Todesstrafe bin (!) - für mich persönlich zu dem Schluss, dass diese Verschieberei eine Zumutung ist, die mit Menschenwürde nichts mehr gemein hat. Es wird mit den Gefühlen von Menschen gespielt die ohnehin schon unter größerer Anspannung stehen als wir uns vorstellen können. Wer so grausam ist und die Exekution eines Verbrechers als Strafe bezeichnet, sollte zumindest besser vorbereitet sein um zusätzliche Qualen zu vermeiden.

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» ichwars » Beiträge: 562 » Talkpoints: 3,76 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke mal jeder hängt an seinem Leben und der Selbsterhaltungstrieb ist einfach stärker. Da können ein paar zusätzliche Tage die man auf diese Art und Weise gewinnt schon noch eine Rolle spielen, es könnte ja immer noch etwas anderes in dieser Zeit passieren was zum vollständigen Aufschub der Hinrichtung führt. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und das gilt ganz besonders auch für Straftäter.

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» hooker » Beiträge: 7217 » Talkpoints: 50,67 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich bin kein Verfechter der Todesstrafe, die in vielen Teilen der Welt noch gesetzlich angewandt wird. Die in der Todeszelle sitzenden Verurteilten haben sich damit abgefunden oder auch nicht, dass sie für ihre grausamen Taten ihr Leben verlieren. In den meisten Fällen war ihnen das Strafmass bekannt, mit dem sie rechnen mußten, als sie straffällig wurden. Es ist gerecht, dass sie jetzt bestraft werden. Wie das geschieht, darüber gibt es in den einzelnen Staaten Gesetze. Hier wiederum gibt es in Amerika einzelne Staaten, die diese Todesstrafe gesetzlich anderen Bestrafungen vorziehen.

Wer nun einen Termin zur Hinrichtung festsetzt hat auch dafür zu sorgen, dass das entsprechende Material zum Hinrichtungszeitpunkt vorhanden ist. Ich denke, dass das Material schon vor Festlegung des Hinrichtungstermines gut verschlossen in dem Hinrichtungstrakt vorhanden sein muss, andernfalls muss mit Pannen gerechnet werden. Diese Pannen bewirken eine Verschiebung der Hinrichtung. Für einen zum Tode Verurteilten ist das schrecklich und bedeutet seelische Qualen.

Und doch, trotz dieser enormen seelischen Grausamkeit und Belastung haben sie das Glück, noch länger leben zu dürfen, egal ob Tage, Monate oder Jahre, vielleicht für immer bis zum natürlichen Tod. Das nenne ich Glück, das die Opfer nicht hatten.

Ich gehe davon aus, dass es sich um Mörder handelt. Hatten ihre Opfer auch soviel Glück, ihnen zu entkommen? Haben die Mörder den Schmerz, die Verzweiflung ihrer Opfer gesehen? Hatten sie Mitleid mit ihren Opfern? Haben sie sich an den Qualen und Leiden ihrer Opfer ergötzt? Haben sie die Opfer bedauert? Ich denke nein!

Warum wünscht man diesen zum Tode verurteilten noch glücklichere Tage? Warum denkt keiner an die Opfer, den Vater oder die Mutter, denen das Kind genommen wurde? Oder dem Kind, dem die Eltern genommen wurden?

Natürlich weiß der Leser nicht unbedingt, warum der in der Todeszelle Sitzende verurteilt wurde. Aber in der Todeszelle sitzen keine Verurteilten mit Bagatelldelikten. Das sollte man sich vor Augen halten und mal an die Opfer denken.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Solche Fälle gibt es leider immer öfter und ich kann mir kaum vorstellen das es "Glück" für die Betroffenen ist.

Menschen die in der Todeszelle sitzen warten auf ihre 'Hinrichtung' und das nicht gerade kurz - was ihnen genug Zeit zum nachdenken und reflektieren gibt und womöglich auch Zeit um sich mit dieser Strafe abzufinden und diese zu akzeptieren. Jedoch finde ich, dass es noch mehr Strafe für einen Menschen in der Todeszelle ist, wenn sein Hinrichtungstermin hinausgeschoben wird. Es gibt diesem Menschen ein kleines Funken Hoffnung. Diese Hoffnung wird jedoch nach einiger Zeit niedergeschmettert, wenn den Betroffenen bewusst wird, dass sie ihrer Strafe trotz allem nicht entrinnen können.

Die Todesstrafe an sich ist Bestrafung genug - warum also die Betroffenen durch solche Aktionen noch weiter quälen?

» yuuhi » Beiträge: 281 » Talkpoints: 2,41 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Meiner Meinung nach kann man ganz sicher nicht von "Glück" sprechen. Ich bin der Auffassung, dass die Zeit in der Todeszelle das furchtbarste und schrecklichste ist, was man sich vorstellen kann. Ich möchte nicht sagen, dass ich generell gegen die Todesstrafe bin. Bei bestimmten Straftaten finde ich sie durchaus angebracht, auch wenn so viele dies anders sehen. Allerdings bin ich der Meinung, dass die Zeit in der Todeszelle weitaus schlimmer ist als der eigentliche Tod. Es muss unglaublich schrecklich sein in dem Gefängnis zu sitzen und zu wissen, dass man an dem bestimmten Termin sein Leben verlieren wird. Ich mag mir diese Qualen gar nicht vorstellen, die die Menschen dort erleiden müssen.

Wenn nun dieser Termin, auf den die Menschen warten und der wahrscheinlich von vielen als Erlösung angesehen wird, verschoben wird, dann ist es eine schreckliche Strafe und sicherlich kein "Glück"!

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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