Begleiterscheinungen und Therapie beim Borderline Syndrom

vom 02.02.2008, 17:03 Uhr

Ich wollte hier einmal über das Borderline Syndrom informieren. Ich beschäftige mich gerade mit diesem Thema und denke ,dass man darüber unbedingt sprechen sollte,da viele Menschen davon betroffen sind und es noch gar nicht wissen.

Dieses Syndrom ist eine Persönlichkeitsstörung. Die Krankheit ist entsteht oft in jungen Alter und äußert sich mit Aggressivität, Essstörungen, Suizidversuchen,Selbstverletzung und Stimmungsschwankungen. Wenn man dieses Syndrom hat sind die Gefühle das Handeln und Bereiche des Denkens stark gestört.Oft verhält man sich in zwischenmenschlichen Beziehungen sehr paradox. Oft gibt es Begleiterscheinungen wie Depressionen und Selbstverletzung.

Vielleicht fragt ihr euch wie so etwas entstehen kann? Bei solchen Patienten können Veränderungen im Gehirnstoffwechsel festgestellt werden. Es konnte noch nicht genau nachgewiesen werden,dass es eine genetische Veranlagung ist.Auslöser können beispielsweise ein Kindheitstrauma sein, Störung in familiären Verhältnissen ,die den größten Teil dazu beitragen.

Kann es behandelt werden? Es ist eine sehr schwierige Behandlung und sehr langwierig. Es werden bestimmte Psychopharmaka verabreicht . Eine vollständige Heilung des Borderliner Syndroms wird nicht möglich sein. Jedoch kann durch Therapie und Medikamente eine Verbesserung der Symptome erreicht werden.

» julia08 » Beiträge: 1991 » Talkpoints: -5,91 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin Borderlinepatientin. Ich war schon recht alt, als die Persönlichkeitsstörung so zum Ausbruch kam, dass ich nicht mehr damit leben konnte. Auslöser war der Tod meiner Oma. Die Krankheit selbst hatte ich schon länger, unwissend. Nach dem Tod von ihr verfiel ich in Depressionen und hatte Angstattacken. Ein Ausüben meines Berufes war nicht mehr möglich. Nach einem längeren Klinikaufenthalt bekam ich dann meine Diagnose. Für mich war es eine Erleichterung, denn jetzt weiß ich, was ich habe. Für meine Umwelt ist es nicht so einfach, weil diese Krankheit nicht greifbar ist. Deswegen denkt manch einer, ich habe gar nix. Es gibt einige Bücher, die ich empfehlen kann.

Leben mit einer Borderline-Störung von Günter Niklewski, Ich hasse dich-verlass mich nicht von Kreisman und Straus, Schluss mit dem Eiertanz von Mason und Kreger. Die Bücher habe ich alle selbst gelesen und finde sie für mich am besten. Gekauft habe ich mir auch den Film "Allein" mit Richy Müller und Lavinia Wilson. Er hilft dabei, es anderen näher zu bringen. Aber es ist nur ein Auszug von Borderline.

Borderline bedeutet Grenzgänger. Bei Borderline ist es das Extreme. Es gibt nur Schwarz oder Weiß, Lieben oder Hassen. Irgendwo im Netz gibt es auch einen Selbsttest, ob man an Borderline erkrankt ist.

Vor noch nicht allzu langer Zeit habe ich mich geschämt, krank zu sein. Heute steh ich dazu. Ich lerne damit zu leben, auch wenn es nicht einfach ist. Eine große Hilfe ist mir mein Mann und meine Hunde. Ohne die würde es mich heute nicht mehr geben.

» utofti » Beiträge: 188 » Talkpoints: 1,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ein guter Freund von mir leidet daran. Man merkt es bei ihm ziemlich stark, er erzählte mir immer, was er denkt, was er vorhat und wie er sich fühlt. Ich hab mich schon oft mit ihm darüber unterhalten. Meine Erfahrung ist, dass sich sonnige Gemüter positiv auf das verhalten auswirken. Er hat auch schon eine Therapie gemacht, die hat nicht in allen Bereichen geholfen, aber er verhält sich jetzt mehr wie ein Mensch und ist nicht mehr so seltsam wie vorher. Bei ihm entstand das durch ein Kindheitstrauma, es ist besser geworden, als er zu Hause auszog, aber richtig gebessert hatte es sich eben doch erst durch eine spezielle Therapie.

» corny » Beiträge: 53 » Talkpoints: 0,14 »



Es ist doch nochmal etwas anderes es von einem selbsterkrankten zu hören,oder vonjemanden der unmittelbar mit jemanden zu tun hat, als es stupide im Internet zu lesen. Vielen Dank dafür. Wie hat sich das denn speziell geäußert. Wie seit ihr denn "anders" mit euren Mitmenschen umgegangen.

» julia08 » Beiträge: 1991 » Talkpoints: -5,91 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin erstmal gar nicht mit meinem Mitmenschen umgegangen. Ich habe mich total zurückgezogen. Da muss man aber wissen, dass meine Diagnose noch weitere Diagnosen nach sich zieht. Ich leide zusätzlich an Depressionen und Sozialer Phobie. Schwierig wird es im Sommer, wenn man die Arme frei trägt und man hat sich gerade frisch selbstverletzt. Da schauen manche schon recht dumm aus der Wäsche.

Also, bei mir war es nach dem Tod meiner Oma. Ich konnte nicht mehr rausgehen, keine Bahn mehr fahren, nix. Erstmal geht man zum Hausarzt. Der hat mich krankgeschrieben, und irgendwann weiterüberwiesen an einen Therapeuten. Der hat dann nach einiger Zeit angeraten, in eine Klinik zu gehen. So ein Klinikaufenthalt dauert schon einige Wochen. In der Zeit wird intensiv daran gearbeitet, was man eigentlich hat. Es gibt bestimmte Merkmale, die bei einer Borderlinestörung erfüllt sein müssen. Und davon trafen bei mir auch welche zu. Damit war dann irgendwann klar, dass ich nicht nur an Depressionen leide.

Ganz stark im Vordergrund steht bei mir die chronische Leere. Die habe ich vor dem Ausbruch schön mit Arbeit zugedeckt, so dass ja keine Gefühle nach oben kommen. Aber als meine Oma dann gegangen ist, gabs nichts mehr zum Zudecken. Wieso interessierst du dich dafür?

» utofti » Beiträge: 188 » Talkpoints: 1,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also ich selber habe durch meinen Beruf mit dieser Krankheit Kontakt und habe einige Wochen lang zwei Borderline Patientinnen betreut und begleitet. Dementsprechend habe ich mich auch etwas genauer darüber Informiert wie das ganze entsteht und wie man den Betroffenen helfen kann.

Ich finde es teilweise auch ziemlich furchtbar wie andere Leute die mit der Krankheit sonst keinen Kontakt haben, sich so negativ darüber äußern. Hab schon oft gehört das Leute meinen die Leute ritzen sich doch nur aus Langeweile oder weil es ihnen Spaß macht. Das ist hierbei jedoch absolut nicht der Fall, diese Patienten wissen meist nicht wie sie Seelischen Schmerz anders kompensieren können als ihn durch einen Körperlichen Schmerz zu ersetzen.

» Apollo » Beiträge: 183 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Oder wie bei mir, dass ich mich ritze, um mich zu spüren. Denn manchmal verlieren Borderlinepatienten den Kontakt zu sich selbst.

» utofti » Beiträge: 188 » Talkpoints: 1,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich leide auch unter dem Borderline - Syndrom. Allerdings ist es bei mir mittlerweile so gut wie weg, heisst ich habe mich seit über einem Jahr zumindest nicht mehr selbst verletzt, auch wenn ich oft kurz davor stand, gerade in Stresssituationen oder bei Streitigkeiten dachte ich daran, wie gut und befreiend es wäre, den Schmerz jetzt einfach rauszulassen und von seelisch in körperlich zu wandeln.

Meine Unterarme sind ziemlich zerschnitten und die Narben werden zwar verblassen, aber nie ganz weggehen. Was genau der Auslöser war, kann ich nicht genau sagen, es hat bei mir so mit 15, 16 Jahren angefangen. Da stand ich das erste Mal mit einem Messer in der Hand im Bad und habe angefangen mir die Haut aufzuschneiden.

Eine starke Hilfe dagegen waren mir ein sehr guter Freund, mein Mann und meine Kinder,.

» Steffi1106 » Beiträge: 175 » Talkpoints: 0,74 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kenne auch jemanden mit dieser Krankheit, es handelt sich um meine Mutter. Es begeann vor einigen Jahren, also in meiner Kindheit, also ich so 12, 13 Jahre alt war. Was genau der Auslöser war? Ich glaube die Trennung von ihrem damaligen Verlobten, den ich eh nicht mochte. Er hat sie einfach sitzen lassen, mit einem guten Berg Schulden und ist mit einer anderen durchgebrannt. Hat natürlich das Auto, was meine Mum gekauft hatte und viele andere Dinge mitgenommen. Von da an merkte ich, dass mit meiner Mutter etwas nicht stimmte und sie musste dann auch nach einem Selbstmordversuch ins Krankenhaus.

Um es kurz zu fassen, sie war seit dem, also das war so Anfang der 90 er, immer wieder im Krankenhaus also in der Psychiatrie, hat sich versucht durch Schneiden oder Tabletten das Leben zu nehmen und ich habe sie zum Teil nicht mehr erkannt. Ich war wie gesagt 13 Jahre alt und als ich so 15 oder 16 Jahre alt war musste ich meine Mutter das erste Mal fixiert am Bett sehen, was wahrlich kein schöner Anblick war und ich nach wie vor der Meinung bin, dass die Ärzte das nicht hätten zulassen dürfen. Ich war noch ein Kind und für ein Kind ist das nicht gerade schön, seine Mutter ans Bett gefesselt zu sehen.

Na ja, das ist alles lange her und meine Mutter hatte viele "Aufs und Abs". Zwischendurch ging es ihr auch mal wieder so richtig gut, sie hatte einen neuen Freund und war glücklich mit ihm. Doch er war leider auch krank, verlies sie dann von heute auf morgen und meine Mutter fiel wieder in ein Loch. Doch sie hat es geschafft, heute hat sie einiges erreicht. Sie arbeitet auch wieder, auch wenn es nur ein paar Stunden in der Woche sind. Es handelt sich um ein sogenanntes "geschütztes Arbeiten" und auch wen sie nicht viel zu ihrer Frührente dazu verdient, es reicht und sie hat eine Aufgabe.

Das ist nämlich auch wichtig, das Borderline Erkrankte nicht einfach so in den Tag hinein leben, sie brauchen eine Aufgabe, etwas was sie bemuttern und betüddeln können. Auf das was meine Mutter geschafft hat bin ich stolz und ich hoffe, dass es noch mehr bergauf geht. Wenn ich so darüber nachdenke, wie ich das alles "gemeistert" habe als Kind, weiss ich nicht mehr wie ich das geschafft habe. Noch einmal würde ich das nicht unbedingt machen wollen, die ständigen Besuche in der Psychiatrie fielen mir nicht gerade leich. Dann die Wochenendbesuche meiner Mutter in unserer Wohnung. Nach diesen Besuchen musste ich sie dann wieder ins Krankenhaus bringen.

Meine Mutter trägt leider auch Narben dieser Krankheit, an den Handgelenken ist die Haut ziemlich vernarbt was kein schöner Anblick ist. Diese Krankheit ist wirklich furchtbar. Bei meiner Mutter war es scheinbar auch ein Trauma in der Kindheit, welches dann irgendwie ausgelöst wurde. Ich würde mir wünschen, dass es irgendwann etwas gegen diese Krankheit gibt, denn meine Mutter wird nie richtig gesund werden, sie muss mit dieser Krankheit leben und wie jemand schon geschrieben hatte, für Borderliner gibt es nur schwarz oder weiss, gut oder schlecht, lieben oder hassen.

Somit passiert es z. B. bei meiner Mutter auch, dass sie in ein Loch fallen kann, sobald etwas in ihrem Leben mal nicht so gut läuft oder sie etwas nicht erreicht was sie unbedingt erreichen will. Gott sei dank aber, ist so ein richtiger Rückfall, so dass sie ins Krankenhaus musste schon viele Jahre her und ich hoffe, dass das so bleibt. Es ist nicht einfach, gerade wenn es die eigene Mutter ist, die diese Krankheit hat und es soll jetzt nicht bösartig klingen aber oft habe ich mir gewünscht, eine gesunde Mutter zu haben.

Dennoch liebe ich meine Mutter und versuche für se da zu sein, so gut es geht, denn sie hängt sehr an mir, da sie sonst niemanden ausser ein paar Freunde hat. Doch da ich 300 Kilometer weit weg wohne, ist das nicht immer so einfach mit treffen. Wir telefonieren dann ab und zu mal. Es ist schon schlimm, was es für schreckliche Krankheiten gibt. :shock:

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» Leonie » Beiträge: 485 » Talkpoints: -0,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Also ich bin selbst nicht betroffen, aber unsere ehemaligen Obermieter waren beide davon betroffen. Sie, eine junge hübsche Frau, er ein Bär von einem Mann! Sah gut aus, Bodybuilder und einfach nur gut drauf. Nach außen hin!

Als wir einige Zeit dort wohnten haben wir uns etwas näher mit den beiden angefreundet. Zwar saßen wir nun nicht ständig beieinander, weil wir einfach vom Typ her unterschiedlich waren. Jens hatte dann einmal mitbekommen, daß mein Mann bei der Krankenkasse arbeitet. Nach und nach fragte er meinen Mann über ein paar Dinge aus. Er erzählte, daß er in der Arbeit gemobbt wurde und auch gekündigt. Das hat ihm den Boden unter den Füßen weggerissen. Er machte eine Psychotherapie, aber er hatte das Gefühl, die hilft ihm nicht! Es tat mir weh, diesen Bären vor mir zu sehen, wie verzweifelt er war! Wir versorgten seinen Hund und seine Katze, wenn mal wieder gar nichts mehr ging und er stationär in Behandlung musste. Er hatte Phasen, wo es ihm gut ging, zumindest nach außen.

Dann machte er wieder eine Therapie, stationär. Wir wussten nichts davon! Eines Tages klingelte die Polizei und fragte nach Jens. Er würde gesucht. Ich dachte schon, er hätte seiner Freundin was angetan, denn ein paar Tage vorher hatten die beiden einen ganz schlimmen Streit und sie war seither nicht mehr zu sehen! Wieder einen Tag später klingelte erneut die Polizei. Sie teilte uns mit,d aß wir bitte sofort die Polizei anrufen sollten, wenn Jens auftaucht. Zwischenzeitlich wussten wir, daß er wieder in der Psychiatrie war.

Wir hörten 2 Tage lang nichts mehr. Dann kam seine Freundin. Sie sah furchtbar aus. Total verweint. Sie bat uns, daß wir nach den Tieren sehen, sie müsse sich um alles andere kümmern... "Alles andere" war die Überführung von Jens Leiche. Er hat sich umgebracht. Es war so schrecklich! Zumal er uns um Hilfe anflehte, weil er das Gefühl hatte, die Therapien bringen ihm nichts. Mein Mann hat sich lange Zeit Vorwürfe gemacht, weil er ihm keine bessere Klinik empfehlen konnte. Ich habe es einfach so erlebt, daß man als Außenstehender nicht wirklich helfen kann, außer für den Betroffenen da zu sein.

» Emmala » Beiträge: 652 » Talkpoints: -1,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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