Tag der Frau(en)

vom 24.01.2008, 11:44 Uhr

Da ich in letzter Zeit meinem Studienschwerpunkt "Frauenrecht" nachkomme, wollte ich mal einige Diskussionen anregen, die mir im Forum abgehen, ich hoffe, dass macht nichts aus.

„Das Frauenthema interessiert mich nicht“ meinen manche Studenten und auch Studentinnen. Dabei gibt es „das Frauenthema“ gar nicht. Es gibt Themen, die ohne eine weibliche Perspektive nicht zu denken sind. Und es gibt Themen, die auf den ersten Blick ohne Geschlechter-Perspektive auskommen. Auf den zweiten Blick ist jedes "Frauenthema" ein gesellschaftliches Thema, weil keine Themen gibt, die Männer nicht genau so betreffen.

Meiner Meinung ist dieser Tag besonders wichtig,...

...weil einige Menschen immer noch nicht nicht akzeptieren können, dass Frauen über eine Schwangerschaft selbst entscheiden können. Seit 1975 ist in Österreich die Fristenlösung in Kraft und somit der Schwangerschaftsabbruch gesetzlich geregelt. Für die österreichische Frauenbewegung war dies ein großer Erfolg und bietet auch heute noch für viele Anlässe zu feiern. Die Freude wird jedoch immer häufiger durch katholischfundamentalistische AbtreibungsgegnerInnen getrübt. Der Kampfspruch „Mein Bauch gehört mir“ gilt heute mehr denn je. Jeder und jede muss Frauen das Recht auf Selbstbestimmung zugestehen.

... weil Diskriminierung von Frauen in der Sprache immer noch Standard ist. Gerade unter StudentInnen wird geschlechtergerechte Formulierung immer wieder als Schikane und nicht als Notwendigkeit auf dem Weg zu mehr Chancengleichheit angesehen. Sprache beeinflusst unser Denken und die Wahrnehmung unserer sozialen Realität stärker als alles andere. Begriffe sind die Griffe, mit denen wir die Welt verändern. Was wir nicht sagen, hören oder lesen, ist auch in unserem Denken nicht präsent. Beteuerungen, dass Frauen seien mitgemeint, wenn von Wissenschaftern, Politikern, Autofahrern oder Arbeitern die Rede ist, lassen sich ad absurdum führen, wenn wir uns die dazugehörigen Bilder vorstellen. In der Regel denken wir dabei nämlich an Männer.

... weil die meisten Frauen, wenn nicht alle, von erlebtem Alltagssexismus erzählen können: Blöde Anmachen in der Bim oder taxierende Blicke und andere eindeutige Gesten. Ein kleiner sexistischer Witz da und dort. Auch heute kommen täglich Frauen in Situationen, die ihnen ihren "Wert" klar machen und zeigen, dass Sexismus sich quer durch unsere Gesellschaft zieht. Egal ob in der viel zitierten Unterschicht oder in den selbsternannten Eliten: Frauen werden zuerst als Frauen, und dann erst als Mitmenschen wahrgenommen.

...weil Frauen im Durchschnitt noch immer ein Drittel weniger verdienen als Männer, wenn sie dieselbe Leistung bringen. Durch diese Einkommensschere steigt die Armutsgefahr für Frauen immer weiter an, die Abhängigkeit von Männern vergrößert sich weiterhin. Der 8. März verdeutlicht diese Ungerechtigkeit. Ich wünsche mir eine Welt, in der Frauen den Beruf ausüben können, den sie wollen und dafür auch gerecht entlohnt werden.

..weil die Quotengleichheit in Österreich mehr Wunschdenken denn Realität ist, stellt der 8. März für mich einen Tag des Nachdenkens dar. Dieser Tag sollte ein Anstoß zum Nachdenken sowohl für Frauen als auch für Männer sein, da Quotengleichheit den Geist der Gesellschaft wieder spiegelt. Meine Vorstellung von einem gesunden Geist unserer Gesellschaft lautet 50:50 und nicht 80:20!

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» ofliii » Beiträge: 111 » Talkpoints: -1,35 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Tja, ich sehe es im Grunde genauso und kann Dir da nur zustimmen!

ofliii hat geschrieben:Gerade unter StudentInnen wird geschlechtergerechte Formulierung immer wieder als Schikane und nicht als Notwendigkeit auf dem Weg zu mehr Chancengleichheit angesehen. Sprache beeinflusst unser Denken und die Wahrnehmung unserer sozialen Realität stärker als alles andere. Begriffe sind die Griffe, mit denen wir die Welt verändern. Was wir nicht sagen, hören oder lesen, ist auch in unserem Denken nicht präsent. Beteuerungen, dass Frauen seien mitgemeint, wenn von Wissenschaftern, Politikern, Autofahrern oder Arbeitern die Rede ist, lassen sich ad absurdum führen, wenn wir uns die dazugehörigen Bilder vorstellen. In der Regel denken wir dabei nämlich an Männer.

Natürlich - wobei mich das mit der Quotenregelung ebenfalls erschreckt und ich den Widerwillen mancher Frauen nicht verstehen oder nachvollziehen kann, vor allem mit der Begründung, dass man sich beispielsweise durch Quoten benachteiligt sieht, da hier nur das Geschlecht zählt und nicht die Leistung, was im Grunde auch falsch ist. Denn wenn eine Frau ungeeignet ist, dann kommt sie auch nicht über die Quote weiter - jedoch ist es immernoch Realität, dass Frauen besser oder gleichgut geeignet sind und Männer (gerade in Männerdomänen) immernoch bevorzugt werden, auch bei schlechterer Leistung. Und die stille Hoffnung hier ohne Quote etwas erreichen zu können kann man für dieses Jahrhundert begraben, dazu ist die Dominanz der Männer viel zu stark und der Mann viel zu sehr auf sich bedacht um freiwillig das Feld zu räumen, man sieht es ja in der Realität und der "Männerquote".

Angesichts deines Posts wüsste ich nichts was man hinzufügen könnte :wink:.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Servus!

Der Herr Kollege schweigt einmal, finde ich ja ausgesprochen interessant, wird wohl an der qualitativ hohen Ausbildung an der Uni liegen - ich sag nur EliteUni (*Insider-Schmäh reiß*) :lol:

Paar Gedanken hätte ich auf jeden Fall noch, die ich von einigen anderen Frauenrechtslehrveranstaltungen mitgenommen habe, zwar ist die Beteiligung in diesem Thread ziemlich gering, freue mich dennoch über eine 1vs1 Diskussion unter angehende Elite-Juristen *lach*

Vielleicht sollte man auch vorerst erwähnen, woher der internationale Frauenwelttag am 8.3.1921 erfolgte, nach dies auf der zweiten Kommunistischen Frauenkonferenz beschlossen worden ist. Wenn wir weiterhin historisch zurückblicken, werden wir mal auf 1857 stoßen, als damals in News Yort Arbeiterinnen in der Textilbranche streikten. Die gesamte Entwicklung führt natürlich weiter, würde aber zu weit ins Detail führen, schlussendlich entwickelte sich der 8. März zu einem Tag mit immer mehr Bedeutung, am 8.März 1975 wurde es dann von den Vereinten Nationen zu einem international bedeutenden Tag gekürt, dem Weltfrauentag.

Meiner Meinung nach ist der Weltfrauentag auch ein besonderer Tag für die Politiker, beziehungsweise verallgemeinernd gesprochen für die ganze Bundesregierung, die sich auch in "Frauensachen" mal bemühen sollten, besonders aus deswegen, weil sie auch die Verantwortung darüber tragen. Der Weltfrauentag bringt für mich auch noch den Aspekt der Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschafen. In diesem Gebiet herrschen noch etliche Benachteiligungen, sei es das Eherecht oder die Adoption der Kinder. Was mir auch noch einfallen würde, wäre das Erbrecht, sofern ich da richtig informiert bin.

Desweiteren sehe ich es auch genauso wie meine Vorredner, was die Frau im Arbeitsleben betrifft (eventuell werde ich mal hiermit die Initiative ergreifen und mehr Themen zu dieser Thematik eröffnen). Viele Frauen träumen Familie und Beruf zu vereinen, was bei Männern unproblematisch ist, soll bei Frauen zu Problemen führt. Hierbei möchte ich Mutterschutz ansprechen, da viele Mütter nach der Geburt noch zuhause bleiben und sich um das Kind kümmern, zwar tragen die meisten Männer auch ihren Teil dazu bei, in Karenz gehen sie nach der Geburt jedoch nicht sofort, vielleicht erst später, wenn die Gattin / Lebensgefährtin wieder ins Arbeitsleben einsteigen will. Wie man das erreichen könnte, letztens hatte ich mir Gedanken über verpflichtende Vaterschutzmonate nachgedacht, diesen Gedankengang allerdings nicht zu Ende geführt.

Eines wundert mich bis heute, unser Studienschwerpunkt "Frauenrecht" wird vermehrt nur von Damen in Anspruch genommen, wirkt wohl zumindest so, als es ob es nur ein "Frauenschwerpunkt" ist. In diesem Schwerpunkt analysiert man etliche (natürlich nicht alle) Rechtsbereiche und diskutiert deren Rechte und Pflichten.

Hochachtungsvoll - Näugelchen
Cheerio!

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» Näugelchen » Beiträge: 1328 » Talkpoints: -13,09 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Zum Weltfrauentag habe ich eine geteilte Meinung:

Gut dass es ihn gibt - um überhaupt die Problematik zu betonen und die Wichtigkeit der Frau, die wie schon geschildert, im Grunde in fast jedem Feld zurückstecken müssen und sich nur dann nicht diskriminiert fühlen, nicht alle, aber die Gruppe die ich meine, wenn sie in "alte Domänen" abgedrängt und dafür gelobt werden. Ebenfalls eine Haltung die ich nicht nachvollziehen kann, diese Heimchen am Herd / Eva Herman Haltung. Wie man sich in dieser Aktion nicht diskriminiert fühlen kann, obwohl das Klischeedenken und im Grunde Diskriminierung par excellence ist, kann ich nicht nachvollziehen - doch ich kann esm, aber ich kann es nicht verstehen, wenn man sich mal ein paar Gedanken macht.

Schlecht dass es ihn gibt - weil dieser Tag nicht als "Mahnung" verstanden wird, sondern als Tag, an dem man sich auf reinen Aktionismus, populistische Parolen und ewiges Gerede ohne Ergebnis beschränkt. Jedes Jahr wird in aller Regelmäßigkeit betont, was man doch ändern müsste und dass man dieses Ziel erreichen muss. Doch wie soll man ans Ziel kommen, wenn man nicht bereit ist den Weg zu gehen oder mitten auf diesem immer wieder umkehrt, aus was für Gründen auch immer, dafür gibt es ja mittlerweile viele.

Selbst in sozialistischen Regimen, wo meiner Meinung nach noch am meisten für die Frau erreicht wurde, wenn auch lange nicht genug, verkam die Frauenquote und der Frauentag in meinen Augen mehr zu einem Aktionstag. Dieser wurde zwar in diesen höher geschätzt als heute (offiziell) und die Gleichberechtigung der Frau war weiter fortgeschritten, aber noch lange nicht am Ziel. Im Grunde beschränkte es sich darauf, Frauen dem Manne ebenbürtig zu machen in möglichst vielen und auf möglichst vielen Ebenen, nur spätestens in der Führung war Schluss damit bzw. nach oben hin (in der Hierarchie) verlor man dieses Ziel immer stärker aus den Augen, auch wenn breitenwirksam viel erreicht wurde durch nahezu gleiche Gehälter, fast gleiche Rechte und weitestgehenden Abbau von Benachteiligungen sowie die Frau sozial besser abzusichern und unabhängiger zu machen - wobei ich dies am gelungensten in der DDR sehen konnte, jedoch wie gesagt, noch lange keine Idealzustände erreicht werden konnten.

Näugelchen hat geschrieben:Eines wundert mich bis heute, unser Studienschwerpunkt "Frauenrecht" wird vermehrt nur von Damen in Anspruch genommen, wirkt wohl zumindest so, als es ob es nur ein "Frauenschwerpunkt" ist.

und weil viele Herren sich hier wohl am falschen Platz fühlen oder dies nicht als ihr "Ding" sehen. Selbst in diesen Feldern sind doch Vorurteile gang und gäbe, auch wenn man als Jurist aufgeklärt genug sein sollte, um sich besser in Rechtsgebieten auszukennen und diese nicht abzuurteilen. Aber ich glaube einfach, dass vielen Männern heutzutage noch alte Rollenbilder und entsprechende Vorurteile anhängen und so falsche Eitelkeit und falscher Stolz sie davor "bewahren" in "Frauensachen" einzudringen.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Als Frau hätte ich da auch noch einiges anzumerken:

Subbotnik hat geschrieben:Natürlich - wobei mich das mit der Quotenregelung ebenfalls erschreckt und ich den Widerwillen mancher Frauen nicht verstehen oder nachvollziehen kann, vor allem mit der Begründung, dass man sich beispielsweise durch Quoten benachteiligt sieht, da hier nur das Geschlecht zählt und nicht die Leistung, was im Grunde auch falsch ist.

Der Punkt ist einfach, wenn die Quotenregelung ihre erste Anwendung in einer Männerdomäne findet, dann hat bekommt frau aber genau das von den männlichen Kollegen zu hören, erst recht wenn sie einer bestimmten Generation angehören. Klar ist es eigentlich Quatsch, aber welche Frau möchte nicht auch mal wirklich einzig und allein aufgrund ihrer Leistung einen Job haben. Gerade in Männerdomänen.

Näugelchen hat geschrieben:Desweiteren sehe ich es auch genauso wie meine Vorredner, was die Frau im Arbeitsleben betrifft (eventuell werde ich mal hiermit die Initiative ergreifen und mehr Themen zu dieser Thematik eröffnen).

Gibt's schon: Frauen im Beruf.

Subbotnik hat geschrieben:Ebenfalls eine Haltung die ich nicht nachvollziehen kann, diese Heimchen am Herd / Eva Herman Haltung. Wie man sich in dieser Aktion nicht diskriminiert fühlen kann, obwohl das Klischeedenken und im Grunde Diskriminierung par excellence ist, kann ich nicht nachvollziehen - doch ich kann esm, aber ich kann es nicht verstehen, wenn man sich mal ein paar Gedanken macht.

Stimmt, ich habe "EVA-Prinzip" gelesen und fand es schon irgendwie interessant, aber die meisten Ansätze sind mir zuwider. Ein bemerkenswerter Aspekt war aber, dass die Frauen doch nicht unbedingt "bessere Männer" sein müssten. Stimmt schon, aber manchmal bleibt frau nichts Anderes über.

Subbotnik hat geschrieben:Im Grunde beschränkte es sich darauf, Frauen dem Manne ebenbürtig zu machen in möglichst vielen und auf möglichst vielen Ebenen, nur spätestens in der Führung war Schluss damit bzw. nach oben hin (in der Hierarchie) verlor man dieses Ziel immer stärker aus den Augen, auch wenn breitenwirksam viel erreicht wurde durch nahezu gleiche Gehälter, fast gleiche Rechte und weitestgehenden Abbau von Benachteiligungen sowie die Frau sozial besser abzusichern und unabhängiger zu machen - wobei ich dies am gelungensten in der DDR sehen konnte, jedoch wie gesagt, noch lange keine Idealzustände erreicht werden konnten.

Stimmt auch. Obwohl ich oft höre, dass die Frauen in der DDR ja arbeiten mussten, was ja auch stimmt, wurde schon etliches getan, um Frauen gleichzustellen und ihnen Beruf und Familie zu ermöglichen. Wer kennt denn heute noch den wirklich sinnigen "Haushaltstag" :wink: Aber die Ansätze waren teilweise nicht verkehrt. Wenn man den Ausbau der Kinderbetreuung sieht, dann war das schon sehr gut. Damals waren aber wirklich viele Familien auf das zweite Einkommen der Frau angewissen, was nun nicht jeder Frau recht ist. Schön wäre es, dass die Frauen, die arbeiten möchten das tun können und ihre Kinder dann anderweitig gut betreut wissen, Frauen, die ihre Kinder lieber selbst erziehen möchte auch ihren Wunsch verwirklichen können.

Der Frauentag. Ja in der DDR und auch heute noch in den NBL ist dieser Tag eher der Tag an dem die Damen "die Sau rauslassen". Sollen sie ja auch. Auf der anderen Seite dann viel Populismus, aber nichts von Dauer. Ich wünsche mir vom nächsten Frauentag, dass es mal ein Aktionstag wird. Und wenn da nix von den Politikern kommt, dann doch mal von uns Frauen.

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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