Alltag in deutschen Gefängnissen

vom 31.05.2010, 21:05 Uhr

Ich bin noch nie in einem Gefängnis gewesen (auch nicht als Besucher) und kann mir gar nicht vorstellen, wie so ein Alltag in deutschen Gefängnissen ausschaut. Alles, was ich an Halbwissen mitbringen habe ich aus dem Fernsehen und dann auch meist nur aus schlechten Serien oder irgendwelchen Berichten.

Wie sieht heutzutage der Alltag in einem deutschen Gefängnis aus? Sind es Einzelzellen oder Mehrbettzellen? Wer darf dort arbeiten und was machen die, die nicht arbeiten dürfen oder können? Was muss ein Gefangener machen, dass er arbeiten darf? Wenn sie nicht arbeiten, wie kommen sie an Geld um sich auch was zu kaufen? Gibt es die Möglichkeit im Gefängnis was zu kaufen? Wie oft dürfen Gefangene Besuch bekommen?

Mich würde so ein Alltag in einem Gefängnis wirklich mal interessieren, weil man ja auch immer mal hört, dass es schon mehr ein Hotel mit Vollverpflegung sein soll als eine Strafe, wenn man in einem deutschen Gefängnis seine Strafe absitzen muss.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Hallo,

also da ich selber auch noch nicht im Gefängnis war, aber mein Parnter zur Zeit dort noch etwas Zeit verbringen muss, kann ich auch nur von dem schreiben, was ich so von ihm erfahren habe.

Also wenn man keine grossartig bösen Sachen angestellt hat, kann man dort eigentlich überall arbeiten. Mein Lebensgefährte arbeitet dort in der Kammer, das heisst, er kontrolliert die Sachen der Neuankömmlinge und muss darauf achten, das nur bestimmte Dinge mit genommen werden dürfen. Der Rest wird dann aufbewahrt.

Bei ihm im Gefängnis ist um 22 Uhr Zelleneinschluss und er teilt sich die Zelle mit einem weiteren Insassen. Sie haben natürlich keinen Luxus wie Handy und Internet zur Verfügung, da ja jeglicher Kontakt nach aussen verboten ist. Sie dürfen zwar telefonieren, aber da kosten dann 10 min. satte 2 euro. Also ganz schön teuer. Lediglich einen Fernseher haben sie auf ihrer Zelle. Einkaufen können sie dort 2 mal im Monat und das von dem Geld, was sie sich dort für ihr Arbeiten verdienen.

Also alles in allem ist so ein Gefängnisaufenthalt kein Zuckerschlecken, aber man sitzt dort ja auch nicht ohne Grund und muss halt dann auch auf einige Sachen verzichten können.

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» EmskoppEL » Beiträge: 3423 » Talkpoints: 20,21 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Soweit mir bekannt ist, sind die Möglichkeiten zu arbeiten nicht grade groß. Und auf eine frei werdende Stelle kommen, wie im Leben ausserhalb des Gefängnisses mehrere Bewerber. Wer also nicht das Glück hat, das er während seiner Haft arbeiten darf, der muss halt mit den restlichen Mitinsassen irgendwie den Tag rumbringen.

Dazu gibt es aber auch noch Angebote, wie schulische oder berufliche Ausbildung und auch Gespräche mit fachlich geschulten Leuten. Oftmals wird in den Gefängnissen ein Anti-Aggressionsprogramm angeboten. Eben um die Rückfallquote bei Gewalttätern zu verringern.

Allerdings frage ich mich grade, wie man jemanden übers Internet kennenlernen kann, der eine Haftstrafe absitzt, wenn dort angeblich kein Internet erlaubt ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Dann weisst du offenbar ziemlich wenig, Punktedieb. Ich hatte beruflich häufig mit Gefängnissen zu tun und ich weiss ganz sicher, dass jeder dort die Möglichkeit bekommt einen normalen Arbeitsalltag zu gestalten. Im Umkreis hier gibt es 3 große Gefängnisse und in denen gibt es mindestens zwei Wäschereien pro Knast, die alle Insassen beschäftigen. Die arbeiten dort von morgens, teilweise schon ab 7 Uhr, bis zum Nachmittag und es gibt eben Pausen, die zum Essen dienen, aber auch mal Zeiten, in denen man sich dann einfach auch mal eine Stunde zurückziehen kann. Eigentlich gibt es nach Feierabend dann wieder etwas zu essen und man schläft dann irgendwann - Eigentlich ist das ein recht normaler Arbeitsalltag.

Es stimmt aber auch nicht, dass die Schwerverbrecher anders behandelt werden. Selbst die übelsten Staatsfeinde habe ich schon beim Wäsche falten beobachtet und nicht den Eindruck, die würden anders behandelt werden.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Das mag in manchen Gefängnissen funktionieren, das wirklich alle arbeiten dürfen. Es gibt genug Haftanstalten, wo die Arbeitsplätze nicht reichen. Dresden wäre ein Beispiel. Die haben keine Wäscherei, aber sich eine Autowerkstatt aufgebaut. Dort darf jeder sein Auto hinbringen.

Bis ans Tor, dort wird es von einem Wachmann übernommen und reingebracht. Allerdings reichen bei denen die Kapazitäten nicht, um die Werkstatt zu erweitern. Denn vom Kunden- und Arbeitskräftepotential wäre da genug vorhanden. Und selbst wenn man intern anfallende Arbeiten wie eben Reinigung und Küchendienst noch dazu nimmt, reicht es in den wenigsten Gefängnissen aus um wirklich alle zu beschäftigen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Wie kommst du auf die Idee, von 'den wenigstens Gefängnissen' zu sprechen, wenn du eigentlich nur Dresden als Beispiel hast. Ich lebe zwar in einer anderen Region und den Leuten hier geht es mit Sicherheit deutlich besser als denen in Dresden und die wirtschaftlichen Zustände sind glücklicherweise auch viel besser, aber du kannst ja nicht davon sprechen, dass die wenigstens Gefängnisse ausreichend Arbeit für die Häftlinge haben, wenn du es gar nicht weisst. Ich kenne nur Gefängnisse, die ausreichend Kapazitäten an Arbeitsplätzen haben und in denen es immer wa zu tun gibt. Wieviele kennst du denn also, in denen die Arbeit rar ist?

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Immerhin drei Stück in verschiedenen Regionen dieses Landes. Und dort gibt es defintiv nicht genug Arbeit für alle Insassen. Dresden war mir nur als erstes eingefallen, weil es dazu auch mal einen Beitrag im Fernsehen gab.

Es ist also regional sehr unterschiedlich und hängt auch von der wirtschaftlichen Struktur ab, die ausserhalb des Gefängnisses vorhanden ist. Zudem ist es auch von den baulichen Möglichkeiten einer Haftanstalt abhängig was angeboten werden kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Woher weisst du das denn? Mich interessiert das wirklich. Ich kann mir kaum vorstellen, dass du so viele kriminelle Bekannte hast, dass du den Überblick hast über die Zustände in gleich drei Gefägnissen deiner Region. Und in den Medien erfährt man so etwas doch auch eher sehr selten mal. Das sind meistens Dinge, die einfach so nebenher laufen und über die die Gesellschaft sich auch kaum Gedanken macht.

Kein Gefägnis ist so gebaut, dass es außer den Zellen selbst keinen Platz und keine Räumlichkeiten gibt. Und die Arbeit entsteht ja meistens schon dadurch, dass ein Gefängnis gut gefüllt ist - Die wenigstens Gefängnisse machen ihre Hauptdienste für externe Personen. Sowas gibts zwar auch, aber die Hauptarbeite findet immer noch in der Wäscherei und in der Küche statt; also FÜR die Insassen. Der einzige Grund dafür, weshalb es für die Insassen nichts zu tun gibt, ist eine miese Organisation, überfordertes Personal oder vielleicht sogar eine maue Besetzung; wobei ich mir das in der Region kaum vorstellen kann. Es ist doch logisch, dass mehr Arbeit da ist, je mehr Leute da drin wohnen.

» Sippschaft » Beiträge: 7575 » Talkpoints: 1,14 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Durch meine Arbeit bei der Presse habe ich da vielleicht mehr Einblicke als andere Menschen. Und ich habe nirgends geschrieben, das die Haftanstalten in meiner Nähe sind. Selbst Dresden ist noch mehr als 100 km von mir entfernt. Die anderen beiden Gefängnisse liegen noch weiter weg.

Das eine davon in die größte und modernste Anlage von Thüringen. Insgesamt können dort 699 Häftlinge inhaftiert sein. Dazu gibt es dort eine Bäckerei, Gärtnerei, Kfz-Werkstatt, Schlosserei, Sattlerei, Tischlerei und eine Wäscherei. Und da müssten dann immer ca. 100 Inhaftierte beschäftigt werden, damit alle eine Arbeit haben. Das dies kaum machbar ist, dürfte klar sein, weil weil es dann jeweils riesige Anlagen sein müssten, wo man so viele Menschen gleichzeitig beschäftigen kann.

Ähnliche Verhältnisse sind in Hohenleuben. Dort sind Kapaziäten für 600 Insassen und es gibt vier Möglichkeiten dort zu arbeiten. Also auch nicht wirklich viel wenn man dabei sieht, das man pro Werkstatt 150 Leute einsetzen müsste. Denn dort sind ausschliesslichen handwerkliche Berufe möglich.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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