Circus in römischer Antike - gab es Kritiker?

vom 14.05.2010, 19:19 Uhr

Die meisten Menschen kennen sich mit der Kultur der römischen Antike sicherlich nicht so besonders gut aus. Was viele dennoch, natürlich in popularisierter Form, wissen, ist, dass es den Circus gab. Am populärsten ist da wohl die Idee der Gladiatorenkämpfe, wobei auch andere Dinge dort stattfanden, und mit Sicherheit nicht alles so, wie es heute von Hollywood dargestellt wird. ;)

Historisch belegt ist aber, dass damals Tiere getötet worden sind, zur Belustigung der Menschen. Und auch die Kämpfer gegen menschliche oder tierische Feinde in der Arena konnten oftmals ihr Leben dabei verlieren. Wobei es auch Gladiatoren gab, die eine lange Zeit überlebten und quasi das waren, was man heute als "Profi-Sportler" bezeichnen würde. Sie wurden genauso gefeiert, wie mancher Top-Fußballer heute. Also, es sind lange nicht alle schon beim ersten Kampf von den Tieren gefressen worden, sondern es gab auch Leute, die das beruflich machten und eine lange Karriere hatten.

Dennoch bleibt ja der aus unserer Sicht ein wenig fragwürdige Fakt, dass Menschen und Tiere dabei sterben konnten. Da sehe ich eine Parallele zu den Stierkämpfen heute, wo ja auch viele Leute protestieren, dass diese grausam seien, da die Tiere dabei sterben müssten, und da eben auch für den Menschen eine Lebensgefahr bestünde.

Meine Frage wäre: Gab es in der römischen Antike auch Kritiker des Circus? Sind beispielsweise von Schriftstellern derartige Kommentare erhalten? Wen ja, von wem, und wie wurde argumentiert? Wurde das von den Lesern gut aufgenommen? Oder haben die Menschen das damals alle eben einfach als völlig normal angesehen und daher nichts dagegen gesagt?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kann dir so ganz spontan auf jeden Fall mal einen nennen, nämlich den guten alten Seneca. Dieser war der philosophischen Schule der Stoa verhaftet und lehnte das Programm, das in den Kollosseen geboten wurde strikt ab. Zum einen unterstellte er der Obrigkeit derartige Schauspiele zu veranstalten, um das Volk dumm zu halten und von den Problemen des römischen Reiches abzulenken. Zum anderen verstand er dies als eine Verrohung der Sitten. Ein Seelenheil im christlichen Sinne mit Verdammnis etc. kannte die Stoa nicht, dennoch strebten ihre Schüler Ruhe und Ausgeglichenheit an. Sich an solchen Darbietungen (vor allem dem grausamen Blutvergiessen) zu ergötzen betrachtete Seneca für die Erreichung der sprichwörtlichen stoischen Ruhe, der Apathia, als extrem kontraproduktiv - sicherlich berechtigter Weise.

Diese Kritik äußert er unter anderem in seinen "Briefen an Lucilius". Ob das noch anderswo auftaucht kann ich dir gerade nicht sagen, aber in diesen Briefen an seinen fiktiven Schüler behandelt er diverse Fragestellungen des Alltags und die philosophisch geprägte Sicht darauf, unter anderem eben auch dieses Phänomen.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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