Fremde Menschen auf Straße beschimpfen - warum?

vom 09.05.2010, 21:22 Uhr

Dass man, wenn man sich abweichend von der "Masse" kleidet und so in der Öffentlichkeit herum läuft, gerne mal von deinen Mitmenschen angeschaut wird, das ist ja nichts Neues. Einige Leute gucken interessiert, einige fragend, und manche schütteln auch den Kopf. Doch leider bleibt es dabei zumindest hier in der Stadt öfters nicht. Denn immer wieder erlebe ich es, dass man dann von irgendwelchen Leuten Beschimpfungen nachgerufen bekommt.

Gerade heute habe ich es wieder erlebt, da war ich in Gewandung auf einem Mittelalter-Festival. Dort war auch alles super, aber da ich kein Auto und keinen Führerschein besitze, musste ich danach natürlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wieder nach Hause fahren. Und da begann es dann schon von allen Seiten. Auf der Straße schrie einer "Scheiß Hexe!", in der Bahn meinten mich drei männliche Jugendliche, als "Satanisten-Schlampe" bezeichnen zu müssen.

Genau so etwas erlebe ich leider im Alltag, wo ich bloß gewöhnliche schwarze Kleidung trage, immer wieder, und wenn ich mich für bestimmte Anlässe noch ungewöhnlicher kleide, mit Kleid oder Umhang, dann eigentlich jedes Mal. Das tritt leider wirklich mit 99-prozentiger Sicherheit ein, zumindest, wenn ich einen längeren Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren habe, auf dem ich vielen Menschen begegne.

Ich frage mich dann immer, wieso diese Leute meinen, einen beschimpfen zu müssen. Irgendwie leuchtet es mir einfach nicht ein, wieso sie einen denn anschreien müssen, nur, weil man ihnen optisch wohl nicht gefällt. Ich kann da immer nur aus meinem eigenen Standpunkt heraus sagen, dass ich ja auch tagtäglich Leute sehe, die mir nicht unbedingt optisch gefallen. Aber nie bin ich auf diese seltsame Idee gekommen, sie darauf anzusprechen oder sie gar deswegen zu beschimpfen. Ich ignoriere es immer einfach, denn ich weiß ja, Geschmäcker sind verschieden.

Vielleicht könnt ihr mir erklären, wie man zu diesem seltsamen Glauben kommen kann, man sei dazu berechtigt, wildfremde Menschen auf der Straße wegen ihres Äußeren beschimpfen zu müssen, denn ich verstehe es einfach nicht.

Wenn man wegen seiner Nationalität beschimpft wird, dann ist es "wenigstens" Ausländerfeindlichkeit oder Rassismus. Das ist genauso bescheuert und widerlich, doch da weiß man dann ja, was für ein Weltbild diese Person, die einen aus solchen blödsinnigen Gründen heraus beschimpft, hat. Doch, wieso, wenn es um so etwas Banales wie Kleidung geht? Zumal so eine wildfremde Person, die ich noch niemals gesehen habe, ja nicht einmal weiß, wieso ich mich so kleide, wie ich es tue. Es könnte genauso gut sein, dass ich irgendwo schauspielerisch tätig gewesen wäre, oder zu einer Mottoparty eingeladen gewesen war, oder was auch immer.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich vermutlich auch gewundert hätte, wenn jemand im Bus sitzt, der so gekleidet gewesen wäre. Aber das liegt nur daran, dass man das eben nicht alle Tage sieht und noch lange gibt es einem nicht das recht, überhaupt etwas dazu zu sagen und schon gar nicht zu beschimpfen.

Warum Teenager das machen, kann man vielleicht vermuten. Die halten sich vor ihren Freunden sicherlich für unglaublich toll, wenn sie jemanden beleidigen, der nicht herum läuft wie sie selbst. Und das machen sie auch, wenn man nicht unnormal umherläuft, sondern vielleicht einfach blond, dicker, dünner, dunkelhaariger ist oder einfarbig, bunt oder wie auch immer herumläuft. Einen Grund brauchen die also eigentlich eher nicht.

Ich kann dir auch nicht sagen, wieso die sich dazu berechtigt fühlen, über das Aussehen anderer etwas verlauten zu lassen. Da frage ich mich auch eher, was die das angeht. Und wenn du im Clownskostüm im Bus sitzt - ist ja dein Problem. Sicherlich muss man mit Blicken rechnen, aber mit dummen Kommentaren?

Zumal so eine wildfremde Person, die ich noch niemals gesehen habe, ja nicht einmal weiß, wieso ich mich so kleide, wie ich es tue.

Was geht andere Leute das auch an? Solange du damit niemanden belästigst, kann denen das auch egal sein. Finde ich zumindest. Muss sich doch keiner dafür rechtfertigen und es wäre ja noch schöner, wenn man für alles den Grund angeben müsste.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Das was du da schilderst habe ich zwar noch nicht selber erfahren müssen, aber ich habe es schon mitbekommen. Die Leute die sowas tun haben selber wahrscheinlich kein Selbstbewusstsein und wollen so zeigen wie "toll" sie doch sind. Sie finden die Art wie du dich kleidest eben nicht "normal". Die meinen, so wie sie gekleidet sind, ist es die einzige Möglichkeit, "normal" auszusehen.

Da frage ich mich aber immer, was ist denn "normal"? Normal ist relativ. Die denken eben nicht nach, dass du vielleicht sogar die Art wie sie gekleidet sind nicht normal finden könntest, weil du dich eben immer anders kleidest und das dann eben für dich normal ist. Ich denke es wird sich da meistens um Jugendliche gehandelt haben, die ihre große Klappe aufreissen mussten. Die wollten einfach zeigen wie "cool" sie doch sind und haben die Aufmerksamkeit der anderen genossen, die sie dann für ca. 2 Sekunden bekamen.

Im Grunde genommen sind solche Leute einfach nur dumm und süchtig nach Aufmerksamkeit. Halbstarke eben. Scher dich nicht um die, denn die wollen eben dass du dich aufregst darüber. Wenn du das dann öffentlich auch tust haben die ihr Ziel erreicht. Ignoriere sie einfach. Solange du dich wohl fühlst, ist alles andere egal. Ich finde es nur schade, dass solche Leute es manchmal schaffen, einem die Laune zu verderben, was ich aber auch nachvollziehen kann.

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» jenny7488 » Beiträge: 324 » Talkpoints: 2,24 » Auszeichnung für 100 Beiträge



winny2311 hat geschrieben:Was geht andere Leute das auch an? Solange du damit niemanden belästigst, kann denen das auch egal sein. Finde ich zumindest. Muss sich doch keiner dafür rechtfertigen und es wäre ja noch schöner, wenn man für alles den Grund angeben müsste.

Da stimme ich dir völlig zu.

Ich meinte eher, dass es für die Gedanken einer intoleranten Person ja auch eine Rolle spielen müsste, wieso jemand ihrer Meinung nach "seltsam" aussieht. Denn selbst, wenn einer es irgendwie nicht akzeptieren kann, dass man ungewöhnlicher gekleidet herumläuft, dann müsste ihm ja dennoch einleuchten, dass es vielleicht Dinge geben könnte, die so ein ungewöhnliches Aussehen in ihrem Kopf "entschuldigen" könnten, wie eben beispielsweise eine Motto-Feier oder eine Theaterrolle.

Natürlich gibt es ihnen auch, wenn man sich allein zum eigenen Spaß so kleidet, nicht das Recht, blöd darüber zu reden. Nur wundere ich mich eben, wieso sie wohl keine Sekunde daran denken, ob es nicht vielleicht auch Gründe für die ungewöhnliche Kleidung geben könnte, die alles plausibler erscheinen lassen und die Person dann vielleicht weniger verspottenswert nach ihrem Verständnis machen.

jenny7488 hat geschrieben:Wenn du das dann öffentlich auch tust haben die ihr Ziel erreicht. Ignoriere sie einfach. Solange du dich wohl fühlst, ist alles andere egal. Ich finde es nur schade, dass solche Leute es manchmal schaffen, einem die Laune zu verderben, was ich aber auch nachvollziehen kann.

Genau das ist es leider. Ich ignoriere sie auf der Straße und ich nehme solche Angriffe auch keineswegs persönlich. Ich denke mir immer nur, dass diese intoleranten Menschen wahnsinnig arm dran sind und man sie wohl eher bemitleiden sollte. Aber gleichzeitig ärgere ich mich eben auch, dass es überhaupt so blöde Leute gibt.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



jenny7488 hat geschrieben:Da frage ich mich aber immer, was ist denn "normal"? Normal ist relativ.

Norm bedeutet der Norm entsprechend und die Norm wird von der Mehrheit definiert. Insofern hast du natürlich recht, dass "Normal" kein absoluter Begriff ist, denn er hängt unmittelbar von einer Größe ab, die sich jederzeit ändern kann. Die mittelalterliche Kleidung, die auf dem Festival noch völlig normal war, ist es zum Beispiel plötzlich nicht mehr, wenn man sich in einem Umfeld befindet, wo die Mehrheit anders gekleidet ist.

Was nun das Problem angeht, ich denke das werden in dieser oder ähnlicher Form viele Leute erleben, die optisch von der Norm abweichen und die deshalb von Maulhelden als leichte Opfer auserkoren werden. Also ich habe es auch schon erlebt, dass eine dicke Frau als "fette Sau" beschimpft wurde und zwei Mädchen mit Kopftuch "Terroristenschlampen" hinterher gerufen worden ist. Im letzten Fall habe ich den Typen übrigens gefragt, warum er das gesagt hat und was ihm das jetzt bringt und er war plötzlich ziemlich klein und hat nicht mal einen vernünftigen Satz zusammen gebracht. Was mal wieder bewiesen hat, wie armseelig solche Leute sind.

Auf die Frage, warum solche Leute so etwas machen habe ich auch keine wirkliche Antwort, aber ich vermute mal, wenn man ein totaler Versager ist und es in seinem Alltag öfters erlebt, dass man kritisiert wird und eben generell viel einstecken muss, fühlt man sich vielleicht besser, wenn man auch mal austeilen kann. Ein Erfolgserlebnis hat man aber natürlich nur dann, wenn man sich niemanden aussucht, bei dem die Gefahr besteht, dass man eine aufs Maul bekommt, um es mal umgangssprachlich auszudrücken.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Es ist eine Unverschämtheit Menschen bloß ihres Kleidergeschmacks wegen zu beschimpfen. Es zeugt einfach von fehlendem Selbstbewusstsein und mangelndem Wissen, wenn man es nötig hat, sich über die Kleidung anderer auszulassen. Manchmal frage ich mich, ob all die Leute die sich so stark nach der Mode richten und alles dafür tun, um ''in'' zu sein, nicht wirklich ein wenig eingeschränkt in ihrer Denkweise sind. Sie sehen nur diese ein Art, normal zu sein. Viele solche Menschen verstehen es einfach nicht, dass andere keine Lust haben, sich nach den Vorgaben anderer zu kleiden und lieber selbst einen eigenen Stil und Kleidungsgeschmack entwickeln wollen. Das geht für viele einfach zu weit, sie richten sich lieber nach dem, was man ihnen vorgibt und akzeptieren den Rest nicht.

Ich kann meinen Vorrednern auch nur zustimmen, es scheint sich dabei wirklich hauptsächlich um Menschen mit mangelndem Selbstbewusstsein und einer ausgeprägten Sucht nach Aufmerksamkeit zu handeln. Ärgern sollten wir uns über solche Menschen nicht, denn an ihnen sehen wir doch besser als an allem anderen, wie groß der Unterschied zwischen den einzelnen Stufen der Intelligenz doch ist. Und unsere Laune sollte von ihnen auch nicht beeinflusst werden, man tut wirklich am Besten daran, sie einfach zu ignorieren, auch wenn dies ihr Ego wahrscheinlich noch weiter verletzt und die Verhaltenswahrscheinlichkeit dieser Vorfälle erhöht.

Ich selbst kenne das am Beispiel einiger Bekannten auch. Generell handelt es sich dabei fast immer um Jugendliche, die ihr Ego ein wenig aufpuschen wollen und vor ihren Freunden gut dastehen wollen. Der Großteil dieser Jugendlichen, die meinen ihre Meinung ablassen zu müssen, kommt aus der Hauptschule und ist meistens auch noch recht eingeschränkt, was die Intelligenz angeht. Eine Bekannte von mir begnügt sich in solchen Situationen immer damit, zustimmend und milde lächelnd mit dem Kopf zu nicken, als würde sie einem kleinen Kind erklären, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Das hat meistens eine sehr interessante Wirkung. Die meisten Jugendlichen fühlen sich dadurch mehr beleidigt, als durch jede andere Beschimpfung und vielen wird es dann auch einmal peinlich. Andere versuchen es noch weiter, mit Beleidigungen um sich zu werfen, aber wenn sie merken, dass ihr Gegenüber sich dadurch nicht beeindrucken lässt und sich eher noch über sie lustig macht, geben auch sie auf und fühlen sich selbst scheinbar ein wenig ''verarscht''. Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut meine Bekannte das hinkriegt.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Also der These mit den Jugendlichen muss ich hier leider mal widersprechen! Ich habe derartige Erfahrungen auch schon sammeln müssen, die schönsten Erlebnisse hatte ich dabei mit Ordnungshütern. Das eine Mal wurde ich nachts, als ich mit dem Auto unterwegs war von Verkehrspolizisten angehalten und direkt des Alkoholgenusses und Drogenkonsums beschuldigt, zwar nicht in Fäkalpsrache, aber darauf, dass ich "ganz schön kaputt" aussehen würde, wies man mich dann doch hin. Als das Röhrchen nichts ergab und auch meine Pupillen normal reagierten wurde mein Auto genaustens untersucht und mir mitgeteilt, dass man "bei Leuten wie mir ja nie wissen kann".

Ein anderes Mal war es die Schaffnerin in der Bahn, die meinem Freund unterstellte er habe seine Fahrkarte keinesfalls gekauft sondern er sei "irgendwo in einen Mülleimer gekrochen" um sich eine zu besorgen. Als er dann höflich aber bestimmt erklärte, er fände solche Unterstellungen unverschämt und fragte, wie sie darauf käme faselte die Dame irgendwas von Pack und so weiter und regte sich furchtbar auf, dass er es wagte es abzustreiten.

In beiden Fällen handelte es sich um erwachsene Menschen, die doch eigentlich eine Vorbildfunktion einnehmen sollten. In einem Fall vertreten sie sogar den Staat, der ja angeblich gegen Diskriminierung stehen soll. Wobei man sich dann natürllich nicht wundern muss, wenn Jugendliche sich dazu ermutigt fühlen auch blumigere Ausdrücke für abweichende Mitmenschen zu verwenden, wenn die so genannten Vorbilder es ihnen als legitim vorleben.

Und dann sind da natürlich immer mal wieder Verkäuferinnen, die einen anschauen als würde man alles klauen, was nicht angenagelt ist, darüber streiten wer "die da" jetzt bedienen muss usw. Die adressieren einen dann zwar nicht direkt mit ihrer offenen Ablehnung, aber sie bemühen sich auch nicht sonderlich es zu verbergen. Übrigens auch erwachsene Leute, meist eher älteres Kaliber.

Dass Leute einen anstarren finde ich weniger dramatisch. Tue ich auch manchmal, das gestehe ich. Wenn ich irgendetwas sehe, was mein Interesse weckt, gucke ich eben hin. Meistens nur kurz, andere sind da vielleicht etwas ungenierter. Ich bin immer noch ein großer Fan der Schlaghose, die man ja leider nur noch selten findet, jedenfalls mit wirklich weitem Bein. Und wenn ich dann Mädels in einer tollen Hose sehe, geht mein Kopf auch schon mal mit. Vielleicht sind die dann unangenehm berührt, weil sie vielleicht nicht wissen, warum ich ihnen nachstarre, aber das ist in diesem Fall nicht negativ verursacht. Vermutlich trotzdem unhöflich, aber ich hoffe immer einen Blick auf ein Markenschildchen zu erhaschen oder so. Ganz selten bin ich dann auch so frei und spreche die Leute an, wo man das Teil denn herbekommt. Da reagieren die meisten Menschen irritiert, aber viele sind dann doch sehr hilfsbereit. Soviel also zum Gucken allgemein.

Aber, was einen zu Beschimpfungen bewegt, kann ich nicht verstehen. Vielleicht macht dein Beispiel mit Leuten rechter Gesinnung ja noch insofern Sinn, dass deren Geisteshaltung nicht nur Ablehnung, sondern eben auch aktive Aggression gegen Fremdes beinhaltet. Denn etwas abzulehnen, aus welchen Gründen auch immer, führt ja nicht gleich dazu, dass ich das kund tue. Ich kann meine Abscheu ja auch still für mich behalten. Warum man uns wegen schwarzer Kleidung ablehnt, kann ich ja noch ansatzweise nachvollziehen. Dieser Lebensstil ist nun einmal mit vielerlei dummer Voruteilen behaftet, die meist auf Unwissen beruhen. Und man neigt dazu, schnell zu verallgemeinern, wenn jemand auch nur ansatzweise sind Bild passt. Das kann ja auch in positiver Richtung geschehen, dass einem ein Mensch mit schwarzer Kleidung und Nieten erstmal spontan sympatischer ist, als der mit der tiefer gelegten Hose und der schweren Bling-Bling Kette, die vor dem Fubu-Shirt baumelt(um da mal ein paar Klischees zu bedienen).

Die wirklich interessante Frage ist doch dann: Warum fühlen sich so viele Leute aufgefordert den "Anderen" wüst zu beschimpfen oder sogar körperlich anzugreifen, aber es kommt niemand mal auf die Idee mit dem "Gleichen" ein Gespräch zu beginnen und eine Freundschaft zu knüpfen? Den kennt man ja nicht, den spricht man nicht an, dem lächelt man bestenfalls zu. Aber demjenigen, der nicht ins private Bild passt, den bepöbelt man nach Herzenslust? Dieser menschliche Zug erstaunt mich immer wieder! Erklären kann ich ihn nicht, wie so vieles, dass Menschen scheinbar "immer" tun und das zum Teil sogar unsere Geschichte erheblich bestimmt hat und es noch tut.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Sorcya hat geschrieben:In beiden Fällen handelte es sich um erwachsene Menschen, die doch eigentlich eine Vorbildfunktion einnehmen sollten.

Ich denke, da macht einfach jeder andere Erfahrungen und es mag vielleicht auch mit der Gegend, in der man sich bewegt, zusammenhängen. In Berlin beispielsweise mache ich andauernd schlechte Erfahrungen mit Jugendlichen, die meinen, einen anpöbeln zu müssen, während auf dem Dorf irgendwie kein Mensch einen wegen der Kleidung anspricht oder anschreit und höchstens alte Omis einem nachstarren. Seltsam werden viele Leute es dort wahrscheinlich auch finden, aber immerhin behalten sie das für sich. Und in Süddeutschland habe ich allgemein besseren Erfahrungen gemacht, als im Norden Deutschlands.

Daraus Verallgemeinerungen aufzustellen, wäre natürlich schwachsinnig, aber aufgefallen ist mir das schon und das finde ich irgendwie auch interessant. Eine Frage wäre dann halt auch, wieso es tatsächlich so sein könnte, sollten das nicht nur Zufälle sein. Aber auf jeden Fall kann man wohl sagen, dass es sehr unterschiedlich ist, was für Erlebnisse man da so hat.

Wobei mir jetzt auch auffällt, dass ich auch schon einmal etwas unschönere Erlebnisse mit intoleranten Erwachsenen hatte, wobei die Anzahl der Jugendlichen deutlich überwiegt. Nur, diesen Vorwurf, Drogen zu konsumieren, den habe ich seitens der Polizei auch schon erlebt (ansonsten hatte ich zum Glück keine stark unangenehmen Begegnungen mit Erwachsenen, also auch nicht beispielsweise mit Kassiererinnen). Aus Menschenmengen fischen sie mich gerne einmal heraus und dann kommen auch blöde Anspielungen, dass das bei meiner Kleidung ja zu erwarten sei, realitätsverzerrende Stoffe zu sich zu nehmen.

Das finde ich immer sehr interessant, dass sie es dann auf mich abgesehen haben, also jemanden, der noch nie illegale Drogen zu sich genommen hat und auch keine bei sich führt, während dann da diverse Leute mit Kiffer-Tshirt und -Kettchen seelenruhig vorbei laufen und die Polizei sie nicht beachtet. Sicherlich müssen die auch nicht zwangsläufig Drogen nehmen, aber wenn die Polizei sich ihre Verdächtigen schon Vorurteilen nach heraussucht, wieso finden sie schwarze Kleidung dann auffälliger, als wenn jemand auf jedem Kleidungsstück ein Hanfblatt abgebildet hat (auch mal dem Klischee nach gesprochen)?

Sorcya hat geschrieben:Dass Leute einen anstarren finde ich weniger dramatisch.

Das sehe ich genauso, denn man weiß ja auch gar nicht, wieso sie einen ansehen. Ich sehe Menschen unter Umständen auch genauer an, wenn mich ihre Kleidung interessiert. Wobei ich bei Kleidung, die ich mir dann auch selbst kaufen würde, doch zumeist direkt nachfrage, woher die Person sie hat. Beispielsweise ist es bei meinem voluminöresen Brustumfang immer schwierig, schöne Corsagen zu finden, und wenn ich dann jemanden mit so einer sehe, der ungefähr meine Statur hat, dann frage ich gerne auch nach, wo diese Person das Kleidungsstück gekauft hat.

Also, wenn mich jemand nur anstarrt, gehe ich zuerst einmal davon aus, dass es nicht böse gemeint ist. Allerdings wird zumeist sowieso klar, was die Person beabsichtigt, denn das Getuschel oder Gepöbel fängt meist ja recht schnell an.

Sorcya hat geschrieben:Die wirklich interessante Frage ist doch dann: Warum fühlen sich so viele Leute aufgefordert den "Anderen" wüst zu beschimpfen oder sogar körperlich anzugreifen, aber es kommt niemand mal auf die Idee mit dem "Gleichen" ein Gespräch zu beginnen und eine Freundschaft zu knüpfen?

Also ich spreche durchaus Leute an, wenn sie mir interessant erscheinen. Ich habe selbst auch schon positive Reaktionen auf meine Bekleidung erlebt, also mich haben darauf schon Leute angesprochen, woher man denn solche Kleidung bekäme oder ob ich mich verkleidet hätte, und wenn ja, zu was für einem Fest ich denn gehen würde. Gerade alte Frauen haben da schon sehr oft nett nachgefragt und das finde ich auch völlig in Ordnung. Manche zeigten sich von meinen Kleidern und Röcken auch total begeistert.

Aber es stimmt schon, dass man nett ins Gespräch über die "Unnormalität" kommt, kommt weitaus seltener vor, als dass man von irgendwem beschimpft wird. Andererseits frage ich mich, ob nicht vielleicht einfach die Zahl der Menschen, die den Stil mögen, geringer ist, und die derer, die ihn verabscheuen, höher, sodass man logischerweise den "Hassenden" eher begegnet und daher auch mehr Beschimpfungen erntet, als Lob.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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