Nokia gibt Standort in Bochum auf

vom 15.01.2008, 15:10 Uhr

Hallo,

wie heute bekannt geworden ist, wird der finnische Handyhersteller Nokia seine Produktion in Bochum d einstellen. Davon betroffen sind etwa 2000 Mitarbeiter. Etwa 300 Mitarbeiter haben die Möglichkeit, ihren Job durch den geplanten Verkauf zweier Betriebseinheiten behalten zu können.

Die Schliessung soll bereits Mitte 2008 veranlasst werden. Die Produktion wird dann nach Rumänien und nach Ungarn verlagert. Noch im ersten Quartal diesen Jahres soll dort die Arbeit aufgenommen werden.

LG Steph

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Als Begründung führt Nokia die zu hohen Stundenlöhne an. So liegen sie im Werk Bochum bei rund 28 Euro, in Ungern be ca. 7 Euro und in Rumänien sogar unter 3 Euro. Weitere Investitionen in den Standort hätten auch zu keinem Erhalt geführt meinten die Vertreter von Nokia.
Damit ist dies ein weiterer schwerer Schlag für das Ruhrgebiet, denn auch bei Opel im Bochum fallen dieses Jahr rund 1000 Arbeitsplätze weg.
Genau Zahlen wieviele Jobs bei den Zulieferbetrieben verloren gehen sind bisher noch nicht bekannt, es dürften aber auch um die 1000 Stellen sein.
Damit ist die Handyproduktion in Deutschland so gut wie komplett ausgewandert.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Hallo,

so ganz einfach ist es für Nokia doch nicht. Wie vermehrt nach Bekanntgabe der Aufgabe dess Standort Bochums berichtet wurde, mischen sich nun auch die Politiker in diese Diskussion mit ein. Dabei geht es nicht nur um die Fördergelder, sondern auch mehr oder weniger um die Solidarität mit den Nokia-Mitarbeitern.

So möchten einige Politiker, wie Seehofer und Struck, auf ihre Nokia-Handies verzichten, haben bereits ihre Verträge gekündigt und auch Privatkunden lassen sich dahingehend beraten, ob sie ein anderes Handy bekommen können.

Ich finde so etwas recht schön. Den MItarbeitern wird damit zwar auch nicht geholfen werden. Aber man zeigt, dass man sich nicht damit zufrieden gibt. Vielleicht bringt das auch den Handy-Hersteller zum Einlenken. Allerdings ist das wohl kaum vorstellbar.

Würdet Ihr auch auf Euer Handy verzichten, wäre es von Nokia? Oder geht Euch das am Hintern vorbei?

Wenn ich mich nun entscheiden müsste, würde ich definitiv kein Nokia- Handy kaufen. Das Handy aber extra zu wechseln - ehrlich gesagt wüsste ich das nicht, ob ich so weit gehe.

LG Steph

PS: Ich wusste nicht, ob der Beitrag direkt in diesen Thread passt. Aber ist dies nicht der Fall, bitte ich hiermit um eine Verschiebung! Danke im Vorraus.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Hallo,
ich finde es mies was Nokia jetzt mit den Leuten in Bochum macht. Hätte es nie von Nokia nicht gedacht. Wie es in den Nachrichten gezeigt wurde meinete der Chef von Nokia, das sie wenn sie in Deutschland weiter hin produzieren würden sie Verluste machen was aber nicht sein kann weil jeder 2 Mensch auf dieser Erde hat ein Nokia Handy und sie sagen, dass sie pleite gehen wegen dem Deutschen Arbeitsmarkt. Ich glaub das nächste Handy wird kein Nokia mehr sein weil ich bin sorichtig von ihnen enttäuscht.

Mfg FlicK

» Flick » Beiträge: 267 » Talkpoints: -4,01 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) will ja durch ein direktes Gespräch mit der Nokia Geschäftsleitung verhindern, dass Nokia den Standort Bochum ducht macht. Man arbeite ja jetzt schon an einem Bündnis aus Landesregierung, dem Oberbürgermeister von Bochum, verschiedenen Landtagsparteien und dem NOKIA Betriebsrat. Gemeinsam will man der NOKIA Geschäftsleitung vorschlagen, dass man durch mögliche Veränderungen am Standort Bochum diesen erhalten könnte, z. B. durch eine Verringerung der Herstellungskosten durch Änderungen im Betrieb, Arbeitsweise und Produktion.

Laut Rüttgers gebe es keinen Grund den man nachvollziehen könne um das Werk zu schließen – vor allem, weil die Lohnkosten nur 5 % der Kosten eines Handys ausmachen würden. Theoretisch würde bei einer Verlagerung also nur hier gespart werden können.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Hallo zusammen,

ich muss dazu sagen, ich besitze schon seit Jahren kein Nokia mehr und wollte mir auch keines mehr anschaffen, da ich von dieser Marke schon zweimal enttäuscht wurde.

Aber auch wenn ich eines hätte, würde ich dies wohl nicht abgeben, nur aufgrund das nun dieses Werk geschlossen wird. Leider ist es doch wirklich überall so, dass sobald die Firmen sparen können, sie dies auch machen. Da lohnt sich natürlich die Produktion im Ausland am meisten, da hier das Lohnniveau niedriger ist, als in Deutschland.

Nokia ist ja auch nicht die erste Firma, die Deutschland den Rücken kehrt. Grund hierfür könnte auch sein, dass es nicht mehr so ist wie früher, als noch gesagt wurde "Made in Deutschland" ist eben das Beste. Dies ist leider nicht mehr der Fall und somit legen auch viele keinen Wert mehr darauf, wo die Geräte hergestellt wurden.

Liebe Grüße von der
Laufmasche

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» Laufmasche » Beiträge: 7540 » Talkpoints: -37,09 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Wie gesagt das Lohnniveau ist kaum ein Maß für die Kosten eines Handys, da dies nur einen sehr kleinen Teil der Kosten ausmacht.

Und wirklich Sinn macht so eine Verlagerung nicht denn auch andere Beispiele haben schon gezeigt, dass man zwar die Lohnkosten drücken kann, aber die Lohnstückkosten in fast keinem Land so niedrig sind wie in Deutschland. In anderen Billigländern liegen diese teilweise 10fach über dem deutschen Durchschnitt - und wenn man dann Logistikkosten und Verlagerungskosten gegenrechnet, ist sowas nur ehr selten ein Gewinngeschäft.

Für mich eine reine Druckmaßnahme von NOKIA um Zugeständnisse zu erzwingen, betriebswirtschaftlich gesehen ist sie weitestgehend sinnlos - oder NOKIA muss hier noch Lernen, was andere Firmen, siehe oben, schon eingesehen haben. Oder man verlagert einfach im 10 Jahrestakt die Fabriken, wenn es sich hier nicht mehr lohnt, dann auf zum nächsten Standort, gibt ja auch Zuschüsse und temporäre Steuervorteile.

» KrashKidd » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Die Regierung Nordrhein-Westfalens soll derzeit prüfen, ob man von NOKIA Subventionen in mehrstelliger Millionenhöhe zurückfordern könne – insgesamt soll NOKIA demnach 40,8 Millionen Euro Subventionen des Landes NRW zu Unrecht erhalten haben, da NOKIA die Verpflichtung eine bestimme Anzahl an Arbeitsplätzen zu schaffen womöglich nicht erfüllt habe. Die IG Metall und der Betriebsrat von Nokia gingen derweil mit dem Antrag einer einstweiligen Verfügung gegen Nokia vor, um eine Abwanderung und Umleitung von Aufträgen an das ungarische Nokia Werk zu blockieren – damit soll ein „Ausbluten“ des Bochumer Standorts verhindert werden.

Subventionen könnten angesichts der Tatsache zurückgefordert werden, da 2300 NOKIA Mitarbeiter von der Werksschließung in Bochum betroffen sein könnten – NOKIA sollte aber aufgrund von Verpflichtungserklärungen mindestens 2800 Stellen schaffen. Darin könnte eine Verletzung der Verpflichtung bestehen, was jedoch noch geprüft werden müsse – falls dies stimmen sollte müsse NOKIA erhaltene Fördermittel aus dem Jahre 1999 in Höhe von 17 Millionen Euro sowie 23,8 Millionen Euro Subventionsgelder aus dem Jahr 1998 an die NRW.Bank zurückzahlen.

Nokia sagte, dass man insgesamt 55,5 Millionen Euro an Subventionen vom land NRW und 10 Millionen Euro Subventionsgelder vom Bund für Forschung und Entwicklung erhalten habe – das Land NRW spricht von Subventionszahlungen in Höhe von 60 Millionen Euro seit 1988.

Von der Schließung des Werkes wäre vor allem Bochum hart betroffen, nicht nur aufgrund der wegfallenden Stellen, sondern weil Nokia mit Gewerbesteuerzahlungen von 23 – 25 Millionen Euro zu einem der wichtigsten Steuerzahler gehört.

Der Betriebsrat forderte außerdem vom Gesetzgeber höhere gesetzliche Barrieren und mehr Mitbestimmungsrechte für die Arbeitnehmer, wie beim VW Gesetz, bei möglichen Standortverlagerungen um diesen entgegenzuwirken und diese zu erschweren. Zudem soll es möglich sein, Unternehmen für gesellschaftliche Kosten, die aus der Verlagerung resultieren, zur Kasse zu bitten.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Letztlich könnte die Rechnung für Nokia aber tatsächlich nicht aufgehen. Es wäre erstmal sehr wünschesnwert, wenn es gelingen würde einige der Subventionen de rletzten Jahre wieder einzufordern, denn diese dürften damit ja zu unrecht geflossen sein. Zumindest sollte dies für alle Unterstützungen möglich sein, ab dem Zeitpunkt als bei Nokia bereist die Absicht bestand den Standort Bochum zu schließen, also ab Winter 2006.

Eine verlagerung nach Rumänien bringt abe rnoch ganz andere Nachteile mit sich. In Rumänien gibt es wohl im ganzen Land kaum 4.000 Mitarbeiter, die in der Lage sind qualitativ hochwertig in der Handyproduktion zu arbeiten. Nokia muss also selbst ausbilden. Und die Kosten für die Ausbildung dürften in der Rechnung sicherlich niedriger angesetzt sein, als sie dann tatsächlich sind. Denn in dem Gebiet um Cluj herrscht mit gerade 3 Prozent Arbeitslosogkeit bereits jetzt ein FAchkräftemangel. 4.000 neue Jobs sind nur durch Zuzug vieler neuer Mitarbeiter zu bekommen. Und auch dafür wird Nokia tief in die Tasche greifen müssen, denn vielen ist ein Umzug ohne finanzielle Unterstützung kaum zuzumuten. Man bedenke auch, dass man in Deutschland 2.000 Mitarbeiter durch 4.000 in Rumänien ersetzen möchte.

Die Produktivität ist auch niedriger als in Deutschland. Diese Erfahrung mussten schon viele andere Investoren machen, selbst beim Einsatz genau der gleichen Maschinen sinkt die Produktivität teilweise dramatisch ab. Gründe hierfür sind neben oft fehlender Qualifikation aber auch andere gesellschaftliche Gründe. Dazu zählen z.B. auch schwierigere Alltagsbedingungen wie sie in Rumänien sicher herrschen. Während der Erntezeit wird sich der Krankenstand dramatisch erhöhen, schließlich ist die Region von kleinen landwirtschaftlichen Familienbetrieben geprägt und irgendjemand muss ja die Sachen vom Feld holen.

Völlig unplanbar ist aber der Mitarbeiter selbst. Rumänien hat mit rund 22 Millionen Einwohnern über 4 Millionen Menschen, die bereits heute im Ausland ihr Geld verdienen. Mehr als jeder sechste Rumäne lebt damit im Ausland und verdient dort sein Geld. Gerade Italien und England sind sehr beliebt. Und wie schmerzhaft diese Abwanderung die Unternehmen trifft zeigt sich am Beispiel Continental. Der deutsche Reifenhersteller ist schon vor Jahren nach Rumänien gegangen, hat dort ein eigenes Werk aufgebaut und sich an der örtlichen technischen Hochschule intensiv engagiert. Ergebnis: Tausende Mitarbeiter wurden qualifiziert und diese haben dem Unternehmen nach der Ausbildung den Rücken gekehrt und arbeiten heute im europäiscen Ausland. Sie verdienen dort deutlich mehr und konnten mit perfekten Referenzen auch problemlos woanders einen Job finden. Dieses Phänomen wird auch Nokia treffen und damit den Wechsel nach Rumänien komplett zu einem Fiasko werden lassen.

Cluj liegt im Niemandsland, das wird auch die Transportkosten erhöhen. Sowohl für die Anlieferung der benötigten Teile, aber auch für den Abtransport der Fertigprodukte.

Der Einsatz internationaler Manager, die das Werk leiten wird ebenfalls nicht zu normalen Kosten zu haben sein. Es dürfte kaum jemand geben, der freiwillig ins Niemandsland zieht. Also müssen die Spitzenmanager aus dem Ausland mit viel Geld angelockt werden, Kosten, die in Deutschland ebenfalls nicht anfallen.

Daneben besteht leider ein Bedarf an mehr Sicherheitskontrollen. Der "Schwund" liegt nach Erfahrungen anderer Unternehmen deutlich höher.

Auch der Materialeinsatz liegt deutlich über dem bei uns. Gründe hierfür sind vor allem die geringere Qualifikation, die zu mehr Ausschuß führt, aber auch die Maschinen haben einen höheren Wartungsbedarf, da nur angelernte Mitarbeiter mehr Fehler machen und daurch der Verschleiß an den Maschinen ansteigt.

Letztlich kommen in Deutschland auch noch Kosten für einen Sozialplan auf Nokia zu. Und 2.000 Mitarbeiterauf die Straße zu setzen dürfte etliche Millionen kosten.

Das Ergebnis wird letztlich sein, dass es zu Lieferengpässen kommen wird, dass die Qualität weiter leidet und zusammen mit dem negativen Image aus der Standortverlagerung es zumindest in Deutschland zu sinkenden Marktanteilen kommen wird.
Ich hab eh schon kein Nokia mehr und werd mir auch keines mehr kaufen. Da kauf ich mir leiber ein hochwetiges Handy Made in Korea oder Japan. Madi in China scheidet auch aus. Das erschwert zwar jedesmal den Kauf eines Handy und einfach im Internet bestellen geht auch nicht, aber ich schau lieber vorher in den Handyshops und lass mir die Geräte zeigen und bestell es dann im Internet. Nokia ist jedenfalls von der Liste gestrichen.

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» betty » Beiträge: 1460 » Talkpoints: 0,13 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


KrashKidd hat geschrieben:Für mich eine reine Druckmaßnahme von NOKIA um Zugeständnisse zu erzwingen, betriebswirtschaftlich gesehen ist sie weitestgehend sinnlos - oder NOKIA muss hier noch Lernen, was andere Firmen, siehe oben, schon eingesehen haben.

So sehe ich das auch. Zu den Gründen haben ja schon die Vorposter ausführlich geschrieben.
Dass NOKIA noch lernen muss, das glaube ich eher nicht. Denn ich denke, auch in diesen Führungsetagen dürfte sich herumgesprochen haben, dass man nicht alle Erfahrungen selbst machen muss.

*steph* hat geschrieben:So möchten einige Politiker, wie Seehofer und Struck, auf ihre Nokia-Handies verzichten, haben bereits ihre Verträge gekündigt und auch Privatkunden lassen sich dahingehend beraten, ob sie ein anderes Handy bekommen können.

Die Idee ist sicher gut, aber ob diese von Privatkunden tatsächlich so umgesetzt wird eher zu bewzweifeln. Mit diesem Wissen würde ich sicher auch auf ein NOKIA verzichten, es gibt ja genug andere Hersteller qualitativ sehr guter Handys. Nur wie viele Menschen außerhalb Bochums werden überhaupt vom geplanten Standortwechsel NOKIA's und dessen Auswirkungen für die Region wissen?

» JotJot » Beiträge: 14058 » Talkpoints: 8,38 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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