Wieso beten wir Buddha an, aber nicht Gott?

vom 07.12.2007, 12:00 Uhr

Ich bin mit der buddhistischen Religion aufgewachsen, habe sie aber nie hinterfragt. nun tue ich es. Was ich nicht verstehe ist, wieso wir Buddha anbeten, aber nicht Gott? Buddha war und ist kein Gott, wieso also soll ich einen "Propheten" anbeten, aber nicht meinen Schöpfer? Und wieso gibt es mehrere "Untergötter"?

Ich hoffe ihr könnt mich aufklären, denn ich habe das Gefühl, als hätte ich jahrelang den Falschen angebetet, zudem verstehe ich nicht, wieso es so übermittelt wird, als sei Buddha Gott, wenn ich nämlich meine Familie oder Freunde frage, so sehen sie Buddha als Gott, aber das stimmt ja gar nicht.

» trinithi » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,33 »



Ich dachte immer, Buddhisten beten gar nichts an, sondern verehren Buddha nur als den ersten, der als der erste das Bodhi erlangt hat?

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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» Timberwood » Beiträge: 867 » Talkpoints: 12,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Verstehe ich nicht. Buddha anbeten? Mal überlegen. Was ist denn das für ein Buddhismus?

Ich weiß, dass es im Buddhismus das "kleine Fahrzeug" und "das große Fahrzeug" gibt. Also Hinayana und Mahayana-Buddhismus. Dann gibt es endlos viele Varianten des buddhistischen Glaubens. Bezogen auf die vielen tausend Sutren von Shakjamuni. Den Buddhismus ist ganz anderes als der Tibetische Buddhismus. Und so weiter. Das ist echt ein Riesenthema.

Ich habe hier in Deutschland den Buddhismus, bzw. eine Schule davon kennengelernt. Dabei wird nichts außerhalb von einem selbst "angebetet". Es geht darum die eigene innewohnende Buddhaschaft (also sein wahres Wesen) zu entdecken und zu aktivieren. Welchen Buddhismus praktiziert deine Familie? Achja, ich glaube in Sri Lanka wird dieser liegende Buddha angebetet.

Komisch, hat aber echt überhaupt nichts mit der eigentlichen Lehre von Buddha zu tun. Er hat definitiv darauf hingewiesen, dass sie Leute nicht IHN verehren sollen, sondern das "Gesetz", wo er offenbart, dass jeder Mensch die Buddhaschaft in sich trägt.

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» vanille » Beiträge: 13 » Talkpoints: 0,98 »



Ich beschäftige mich damit sehr viel und muss sagen ,dass ich das so nicht kenne. Ich habe eher etwas mit dem tibetischen Buddhismus zu tun ,der aber auch seine Wiesheiten lehrt. Buddha ist ja kein Gott und wird auch so weit ich weiß nicht nagebetet. Er vertritt die Gesetzte und die Weisheiten des Buddhismus. Du sollst nicht töten,denn jedes Lebewesen könnte einmal deine Mutter gewesen sein. Diese Worte lehrt Buddha und das ist es was die Menschen beeindruckt und dem sie opfern. Ich habe jedenfalls davon noch ncihts gehört. Würde mich freuen hier bald mehr darüber zu lesen.

» julia08 » Beiträge: 1991 » Talkpoints: -5,91 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


trinithi hat geschrieben:Was ich nicht verstehe ist, wieso wir Buddha anbeten...

Es ist das bei vielen Menschen mächtige Bedürfnis nach etwas konkretem. Der Begriff "Gott" ist sehr abstrakt. So können viele praktisch veranlagte Gemüter nur schwer Gott anbeten. Sie sehen ihn nicht, sie können ihn nicht fühlen, sie kennen ihn nicht. Buddha, der Erleuchtete, wird dagegen in unzähligen Bildern und Statuen abgebildet. Das kann man ansehen und anfassen.

Im Christentum wird Jesus oder Maria regelrecht angebetet. Viele Gebete sind direkt an sie adressiert, nicht an Gott selber. Und kennst Du die biblische Geschichte vom goldenen Kalb? Auch hier haben die Menschen sich entgegen dem strengen Verbot, ein Bildnis von Gott geschaffen und dieses Bildnis angebetet. Der Islam verbittet sich rigoros jede Götzenanbetung. Er ist von der Philosophie ganz abstrakt. Gott (Al-Lah, der Gott) ist absolut unvergleichlich. Kein Bild etc. könnte ihm gerecht werden. Noch nicht einmal seine Schöpfung darf abgebildet werden! Aber auch Muslime sind Menschen, so werden die Gräber der Heiligen angebetet. Sind ja keine Bildnisse seiner Schöpfung. Es "menschelt" überall.

Im sanatana dharma, der Hindu-Religion, gibt es verschiedene Philosophien. Sehr geistige und abstrakte (jnana-yoga), ganz ähnlich dem buddhistischen Weg, aber auch ganz hingebungsvoll-praktische mit regelrechter "Götzenverehrung" (bhakti-yoga). (Und einen weiteren "Hauptweg" der aktiven guten Taten, karma-yoga.) Krishna und auch viele Hindu-Weisen sagen dazu, daß nicht jeder Weg für jeden Menschen geeignet ist. Aber alle führen letztlich zum selben Ziel, zur Erlösung. Der Hindu nennt es moksha, der Buddhist nirvana.

Der Erleuchtete (Buddha) war meiner Ansicht nach ein sehr hoch gebildeter und durchgeistigter Mensch. Vielleicht wäre er auch in der heutigen Zeit Naturwissenschaftler geworden und hätte sich mit der Quantengravitation beschäftigt. Sein hohes geistiges Niveau kann nur von einem Bruchteil der Menschen begangen werden. Aber auch auf dem weniger durchgeistigten Weg kommt man voran, läutert sich und erreicht höhere Sphären.

Ich sehe deswegen nicht unbedingt schlechtes darin, Buddha oder einfach ein moralisches Vorbild anzubeten. Jeder so, wie er kann. Und wenn Du als Buddhist aufgewachsen bist, weißt Du wohl auch, was Buddha zu Ananda über Gott sagte.

» ts1 » Beiträge: 12 » Talkpoints: 0,08 »


Ich denke nicht, dass man das Gefühl haben sollte, dass man 'den Falschen' angebetet hat (außer man hat direkt die Religion gewechselt). Letztlich definiert doch auch jeder, der nicht erzkonservativ in einer Religion verwurzelt ist, selbst, was das 'Anbetungswürdige' ist oder wer welchen Stellenwert hat, wenn man das so sagen kann.

Sicherlich sind da monotheistische Religionen schon anders gestrickt, als die, die 'etwas Ganzes' oder mehrere Götter haben, aber man kann wie ich finde nicht den Falschen anbeten (zumindest nicht immerhalb einer Religion).

Ich glaube, dass ist auch eine Frage mit wem oder was man sich eher identifizieren kann. Wo man sich nicht komisch vorkommt beim Beten und wo man halt eher ins Gespräch treten kann, wenn du weißt was ich meine. Manche Christen beten eben zu Jesus und manche direkt zu Gott und die Katholiken verehren Maria, der Gott dahinter bleibt aber trotzdem der Selbe. Und die Buddhisten, die haben ja nicht den Gott im monotheistischen Sinne.

Das wäre eine ganz eigene Diskussion inwiefern man überhaupt beten kann, wenn es eigentlich keinen 'Gott' in dem Sinne gibt, aber darum geht es ja hier nicht. Und letztlich muss man die Religion doch immer irgendwie personifizieren, damit das, was ungreifbar ist, doch auf eine gewisse Art und Weise greifbar wird. Und wenn deine Familie und Freunde diese Personifizierung eben in Buddha finden und du nicht, naja, dann ist das eben so. Deswegen hat ja nicht zwangsläufig einer von beiden Recht.

Die Hauptsache ist doch eher, dass du deinen Frieden mit deiner Religion findest und nicht etwas hinterherläufst, weil 'das eben normalerweise so ist'.

» Deianira » Beiträge: 14 » Talkpoints: 0,05 »



Ich habe mich mal einige Zeit lang mit dem Buddhismus in groben Zügen beschäftigt und muss sagen, dass ich hier etwas ratlos bin, da ich nie etwas davon gehört habe, das Buddha angebetet wird. Eher würde ich sagen, dass man ihn verehrt, aber anbeten scheint hier deutlich das falsche Vokabular zu sein. Buddha ist ja mehr oder weniger der Gründer, aber keinesfalls der Schöpfer.

Es gibt nicht zwei buddhistische "Schulen", sondern drei, einer meiner Vorpersonen hat wohl dei dritte beim Aufzählen vergessen. Es gibt die Theravada, die Mahayana und Vajrayana als vereinzelte Schulen.

Vorallem wundert mich diese Aussage, da sich nicht einmal Buddha selbst als Gott gesehen hat, er war nur der "Gründer" dieser Religion. Aus diesem Grund würde ich es auch falsch finden, Buddha direkt anzubeten. Man kann zwar ZU ihm beten, aber ihn nicht ANbeten.

Auch sollte man erwähnen, für diejenigen, die sich noch nicht mit dem Buddhismus auseinandergesetzt haben, dass der Buddhismus mehrere Grundlagen hat, quasi Grundsäulen: Angefangen bei den vier edlen Wahrlichen und dem achtfachen Pfad, Ursache & Wirklich (Karma), Samsara (dem Kreislauf des Lebens), Reinkarnation, das bedingte Entstehen, Dharma (die Lehre) und das Verlöschen (Nirvana).

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» Näugelchen » Beiträge: 1328 » Talkpoints: -13,09 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Näugelchen hat geschrieben:Ich habe mich mal einige Zeit lang mit dem Buddhismus in groben Zügen beschäftigt und muss sagen, dass ich hier etwas ratlos bin, da ich nie etwas davon gehört habe, das Buddha angebetet wird.

Der reinen Lehre nach wäre das ein Irrweg, Buddha hätte es sich verbeten (siehe auch Buddhas Frage zu Ananda, warum der ihm folge). Und hier im Westen ist der Dharma auch in einer recht reinen Form angekommen. Denn die Überbringer dieser Lehre haben sich meist deutlich tiefschürfender damit beschäftigt als der normale Buddhist, der evtl. nicht einmal praktizierende Laie. Doch in Asien herrscht sehr häufig volkstümlicher Buddhismus, nicht die reine Lehre.

Ich bin mal so frech und sage, daß der Buddhismus eine Hindu-"Sekte" ist. Sekte hat hier im Westen eine negative Bedeutung (nicht für den Hindu), deswegen sagen ich lieber: "Orden". Wie Malteser- oder Johanniter- oder. Historisch gesehen war es ja wirklich so: Buddha war ein Hindu der keineswegs eine "neue Religion" schuf. Erst durch die ungeheure Verbreitung des Dharma sah man ihn später teilweise als neue Religion.

Dem Hindu ist das "wurscht", Buddha zählt er genauso wie Krishna und Rama usw. zu den göttlichen Avataren. Der Hindu ist religiös flexibel und tolerant. Er kann an Feiertagen vormittags in einer kath.Kirche (gerade in S-Indien häufig) beten oder gar mitsingen, nachmittags in einem buddhistischen Tempel meditieren und abends auf ekstatischen Hindu-Festen tanzen.

Ich habe erst auch gestaunt, als mich meine Familie zum ersten Mal nach Indien mitnahm und wir dann tatsächlich mal 3 "Weltreligionen" an einem Tag. Die meisten Leute dort sind natürlich zu arm und immobil, um globetrotter-mäßig auf allen Festen zu tanzen.

Wer genügend Hindus bzw. Süd(ost)asien kennt, der wundert sich nicht, dass viele Buddhisten den Erleuchteten wie einen Gott anbeten und tlw. zahlreiche Untergötter(innen) haben. Einen für dieses Wehwehchen, eine für jenes. Wer die Hindu-Philosophie kennt, der weiß zudem auch, warum das praktisch-menschlich so sein muß. ;)

» ts1 » Beiträge: 12 » Talkpoints: 0,08 »


Nein soweit mir als nicht-buddhist bekannt, beten man nicht Buddha direkt an.

Ich persönlich bin Atheist, aber würde ich an etwas glauben, dann ist es weniger ein Gott, als vielleicht Buddha. Buddha kann man wegen seiner Taten verehren. Zwischen "an etwas glauben" und "etwas anbeten" liegt aber noch mal ein sehr feiner, aber wesentlicher Unterschied den manberücksichtigen sollte. Anbeten würde ich nämlich nicht, da ich nichts für anbetungswürdig halte.

Das Buddha existiert hat ist meines Erachtens bewiesen. Das "Gott" existiert nicht. Vielen fällt es schwer, an etwas zu glauben - oder etwas anzubeten - wo man sich nicht sicher sein kann, das es überhaupt erhört wird. Deswegen fände ich es auch fragwürdig,weshalb man Buddha anbeten sollte (Er ist ein Mensch und als solcher sterblich und nicht wie "Gott" göttlich; somit würde ihn ein Gebet schonmal gar nicht erreichen,wehshalb man das auch sein lassen kann). An Buddha kann man wiederrum glauben. Wobei einem auch nichts davon abhält an einen Gott zu glauben.

Gut, ich kann das sowieso schlecht bis gar nicht beurteilen. Wenn du allerdings an deiner Religion zweifelst, solltest du dich wirklich mehr damit auseinandersetzen und darüber nachdenken, ob es das richtige für dich ist.

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» winny2311 » Beiträge: 14930 » Talkpoints: 2,85 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


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