Studenten Klassenarbeiten von Schulen korrigieren lassen?

vom 08.06.2016, 09:44 Uhr

Ich habe kürzlich von einem Start-Up aus den USA gelesen. Dort ging es darum, dass Lehrer die Korrektur von Tests, Klausuren oder Klassenarbeiten einfach auf Lehramtsstudenten auslagern könnten und so dann eben mehr Zeit hätten für die anderen Tätigkeiten, die Lehrer so haben und hätten dann eben mehr Zeit, den Unterricht vorzubereiten und dergleichen.

Es wurde dann gesagt, dass doch alle davon profitieren würden und die Studenten bekämen 10 Dollar pro Stunde für diese Tätigkeit, die Lehrer hätten mehr Zeit und die Studenten würden mehr praktische Erfahrungen sammeln. Einerseits hat das natürlich noch den Vorteil, dass man so nicht nach Sympathie oder Antipathie die Klassenarbeiten korrigiert und die Schüler eine faire Note bekommen würden.

Andererseits wissen die Studenten aber gar nicht, was im Unterricht gelehrt und besprochen wurde, was sich aber mit einem genauen Leistungshorizont, den sie bei der Korrektur beachten müssten, beheben lassen würde. Findet ihr es sinnvoll, wenn Studenten die Klassenarbeiten und Klausuren von Schulen korrigieren würden? Oder ist das ausschließlich die Aufgabe des Lehrers? Würdet ihr euch so eine Umsetzung auch in Deutschland wünschen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wenn die Lehramtsstudenten schon ein paar Semester hinter sich haben und wissen, wie man das rein technisch macht, finde ich das eine gute Idee. Und wenn es gut gemacht ist, spricht meiner Meinung nach nichts dagegen.

Ich weiß nicht, wie das Schulsystem in den USA im Einzelnen geregelt ist. Aber auch dort wird es staatlich verordnete Lehrpläne oder ähnliche Dokumente geben, auf die sich die Lehrer stützen und die den Studenten auch zugänglich sind. So ganz im leeren Raum wird Unterricht auch dort nicht statt finden.

Und was im Unterricht durchgenommen wurde, das kann der Lehrer ja auch den korrigierenden Studenten übermitteln. In der Regel macht man eine Unterrichtsvorbereitung eh schriftlich und kann dann eine Kopie bei der Klassenarbeit oder sonstigen schriftlichen Arbeiten beilegen.

Das mit der Fairness würde ich auch ganz groß schreiben. Gerade bei so Fächern wie Sprachen oder so, wo solche Dinge wie ob die Chemie zwischen dem Lehrer und Schüler X stimmt durchaus unbewusst in die Benotung fließen können. Bei Mathematik ist das vielleicht kein so ein großer Vorteil, aber auch kein Nachteil, wenn Arbeiten anderweitig korrigiert werden.

Für die Lehramtsstudenten würde ich mir in Deutschland schon eine deutlich stärkere Einbeziehung in die Praxis wünschen. Das Lehramtsstudium ist so stark theorielastig und hat so wenig Kontakt zu Schule und Schülern, dass manch einer erst im Referendariat merkt, dass er den falschen Job gewählt hat. Ohne Witz, das kommt immer wieder vor. Von daher: Ja, das fände ich prinzipiell gut. Es müsste aber so gut gemacht sein und die Qualitätssicherung so durchdacht sein, dass die Korrekturen wirklich verlässlich sind, damit die Kinder nicht ungerechtfertigt falsche Zensuren bekommen.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich halte dies für eine sehr gute Idee, da die Studenten die Schüler in der Regel nicht persönlich kennen und die Klassenarbeiten dann auch fair bewerten. Auch wenn viele Lehrer es nicht bewusst beziehungsweise gewollt machen, werden Arbeiten von Schülern, die die Lehrer lieber mögen in der Regel besser bewertet als die Arbeiten von unbeliebteren Schülern. Oft müssen sich Lehrer auch dafür rechtfertigen, dass sie Schüler X besser bewerten würden als Schüler Y. Dieser Vorwurf wäre dann vom Tisch.

Auch sehe ich bei diesem Modell einen klaren Vorteil für die Studenten, die so bereits an das Lehrerdasein gewöhnt werden und erste Erfahrungen sammeln können. Zudem haben sie durch das Korrigieren der Klassenarbeiten einen kleinen Zusatzverdienst, der sich besser mit dem zukünftigen Leben als Lehrer vereinen lässt als Kellnern beispielsweise. Allerdings sollten die Studenten vor der Korrektur sehr gut angelernt werden und der Lehrer sollte anhand einiger Arbeiten stichprobenartig kontrollieren, ob das angesetzte Korrekturniveau der Studenten nicht zu hoch oder zu niedrig ist, da den Studenten gerade in Anfangszeiten sicherlich das nötige Gespür dafür fehlt.

» swipu91 » Beiträge: 580 » Talkpoints: 33,30 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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