Sparen vs. Leben genießen - Wo zieht ihr die Grenze?
Das Thema Finanzen beschäftigt mich in letzter Zeit immer öfter. Auf der einen Seite ist es mir wichtig, Geld zur Seite zu legen - für unerwartete Ausgaben, für die Kinder, und auch ein bisschen für „später“, wenn ich irgendwann nicht mehr arbeiten will oder kann. Auf der anderen Seite möchte ich aber auch jetzt das Leben genießen und nicht alles nur auf später verschieben. Manchmal frage ich mich, ob ich genug ausgebe, um auch wirklich zu leben, oder ob ich vielleicht zu sparsam bin und mir Dinge vorenthalte, die mir eigentlich guttun würden.
Mich interessiert, wie ihr das handhabt. Habt ihr feste Finanzziele, an denen ihr euch orientiert, oder entscheidet ihr eher spontan, ob ihr das Geld jetzt für etwas ausgeben wollt oder doch lieber spart? Und wie sorgt ihr dafür, dass ihr trotz Sparen nicht das Gefühl habt, auf Lebensqualität zu verzichten? Vielleicht habt ihr ja eine gute Balance gefunden, die mich inspiriert. Ich freue mich auf eure Gedanken dazu!
Ich sehe Leben und Sparen keineswegs als Gegensatz. Sparen kann man nur so lange man lebt. Leben kann man auch wenn man spart. Bzw. für manche Notwendigkeiten oder Wunscherfüllung ist dies nötig. Während man spart, lebt man aber dennoch weiter. Und das gilt meiner Meinung nach sowohl für Multi Milliardäre, die für einen eigenen Planeten sparen, wie auch für den Süchtigen, der Geld für den Kasten Bier spart.
Unerwartete Ausgabe kann man durchaus erwartbar machen, wenn man sich über seinen Besitz, seine Bedürfnisse, seinen Lebensstil, seine Versicherungen und das Weltgeschehen im Klaren ist. Also wenn ich ein technisches Gerät besitze (egal ob Toaster, Waschmaschine, Auto, Flugzeug oder medizinisches Hilfsmittel) dann erwarte ich, dass es irgendwann nicht mehr funktioniert. Und dann ist es meine Entscheidung, ob ich auch künftig mit diesem Dingen leben möchte. Wenn nein, dann lebe ich in Erwartung, dass es irgendwann nicht mehr da ist und die Entsorgungskosten sind überschaubar. Wenn ich weiß, dass ich Ersatz will, dann sollte ich sicher sein, dass ich die finanziellen Mittel haben oder die Kosten von einer Versicherung abgedeckt sind, um Ersatz zu beschaffen.
Kinder kosten prinzipiell wenig und es ist letztendlich die eigene Entscheidung, welche Summen man fürs Kind ausgeben will. Reicht es mir die materiellen Grundbedürfnisse zu erfüllen, dann reicht eine stabilere Hütte im afrikanischen Dorf mit Trinkwasserzugang , ein Gemüsegarten und einfache Kleidung. Oder will man dem Kind pro Jahr 100 verschiedene Marken-Outfits anziehen? Dabei sehe ich eher eine Entscheidung, wie viel Lebenszeit man mit seinem Kind verbringen will. Und ob man diese Zeit für die Eltern-/Kind-Beziehung nutzt oder zur Darstellung von seinem Kind vor anderen.
Und dieses "später" verstehe ich nicht. Wenn man gar nicht mehr arbeiten kann, dann kann man allgemein fast nichts mehr. Wenn man nicht mehr (in bestimmten Berufen) arbeiten will, dann frage ich mich, was man stattdessen mit seiner Lebenszeit machen will. Und dann kann man entscheiden, ob man dafür Geld anhäufen oder Geld wegschaffen muss.
Trisa hat geschrieben:Wenn man gar nicht mehr arbeiten kann, dann kann man allgemein fast nichts mehr. Wenn man nicht mehr (in bestimmten Berufen) arbeiten will, dann frage ich mich, was man stattdessen mit seiner Lebenszeit machen will.
Ich weiß mit meiner Lebenszeit durchaus einiges anzufangen, das mit Arbeiten in einem bestimmten Beruf mal so gar nichts zu tun hat. Zeit mit der oben angegebenen Familie und Freunden zu verbringen beispielsweise. Hobbys. Bildung. Die berühmte "self-care", um die Zeitspanne zu maximieren, bis ich "fast nichts" mehr kann. Sex, drugs and Rock'n'Roll dürfen natürlich auch nicht fehlen.
Eine klar umrissene Grenze zwischen Sparplan und purem Hedonismus kann ich bei mir so gar nicht ziehen. Ich versuche generell, eine gewisse Balance zu halten. Das Auto ist nicht die letzte stinkende Schrottkarre - dafür fliege ich nicht dreimal im Jahr zum Sextourismus nach Thailand. Mal gehen wir lecker Steak essen, mal gibt es Pellkartoffeln mit Quark. Bevor ich 50 Fetzen Fast Fashion für 5 Euro das Stück kaufe, gibt es halbwegs hochwertige Kleidung, die auch mal ein paar Jahre zu jedem "Anlass" herhalten muss. Und so weiter. So gleicht sich langfristig gesehen alles wieder aus und das Konto bleibt brav im Plus.
Gerbera hat geschrieben:Ich weiß mit meiner Lebenszeit durchaus einiges anzufangen, das mit Arbeiten in einem bestimmten Beruf mal so gar nichts zu tun hat. Zeit mit der oben angegebenen Familie und Freunden zu verbringen beispielsweise. Hobbys. Bildung. Die berühmte "self-care", um die Zeitspanne zu maximieren, bis ich "fast nichts" mehr kann. Sex, drugs and Rock'n'Roll dürfen natürlich auch nicht fehlen.
All das ist nichts, wofür man Jahrelang sparen muss oder etwas, dass ich erst in mein Leben integrieren würde, wenn ich nicht mehr arbeiten will oder kann. Ich spare doch nicht erst Jahrelang, um dann Geld für Familie und Freunde auszugeben. Und würde ich mich nach Sex, drugs and Rock´n´Roll sehnen, dann würde ich dies jetzt ausleben wollen und nicht erst nach der Pensionierung.
Ebenso ist es bei Hobbys. Dabei verstehe ich durchaus, dass man sich vielleicht irgendwann bestimmtes Equipment, Kurse, Zubehör oder ähnliches leisten will. Aber deshalb würde ich bis dahin nicht aufs Hobby (geschweige denn aufs Leben) verzichten, eher im Gegenteil. Z.B. wenn ich mir die teure Sprachreise, die Privatstunden, das Rasse-Pferd, den eigenen Flügel oder Hobbyraum erst übernächstes Jahr leisten kann, dann würde ich doch bis dahin nicht aufs Hobby verzichten, sondern Vereinsmitglied bleiben, planen, lernen, üben, mich darüber informieren, Vorbereitungen treffen etc.
Anlässlich dieses Themas im weitesten Sinne hatte ich letztens eine Unterhaltung, die fast grenzwertig Anklänge an einen Konflikt bekam und an Gereiztheit zunahm, weil mir jemand mehr oder weniger implizit unterstellte, auf meinem Geld zu sitzen wie ein Geldsack. Wortwörtlich kam der Spruch "Das Geld muss raus und unter die Leute, sobald es da ist, bis zum Letzten, es könnte jederzeit vorbei sein." Das ist für mich eine Lebenswelt, die ich nur bedingt oder besser gesagt in dieser Absolutheit nicht verstehe.
Es kamen auch Sprüche wie, dass man sich dann wohl nichts wert sei, wenn man sich nichts leisten würde. Angesichts meiner Wohnung, meiner ungelesenen Bücherstapel, der Fülle meines Kleiderschranks und meiner geballten Kosmetik-, Nagellack- und Parfumsammlung bleibt mir die Spucke weg, wenn unterstellt wird: Du bist dir nichts wert und dir gegenüber viel zu geizig. Unterm Strich komme ich zu dem Schluss, dass die Attacke auf mein "mangelhaftes" Kaufverhalten bzw. mein angebliches Unvermögen, mir etwas zu gönnen, wohl vor allem daher rührt, weil bei der anderen Partei spätestens am Zwanzigsten des Monats Ebbe herrscht und man Schnorren und Anpumpen muss und sich daher denkt: Wer spart, kann das nur, wenn er geizig ist und sich nichts leistet.
Ja, man sollte schon eine Balance finden zwischen den Dingen, die einem wichtig sind und die das Leben luxushaft verschönern, aber auch dem Sparen, denn das gibt einem ein anderes gutes Gefühl. Nichts ist schöner als sich zurückzulehnen und zu wissen: Wenn die Waschmaschine oder der Herd explodieren und die Hufe hochreißen, dann kann ich mir sofort eine neue kaufen. Und nicht alles schon ausgegeben zu haben, um am Monatsende bei der Tafel anstehen zu müssen. Ich persönlich fahre intuitiv ganz gut mit einer 50:50-Aufteilung des Geldes, das nach Abzug aller Kosten übrig bleibt, ohne dass ich mir das vorher bewusst vorgenommen habe. Aber das ist jedoch das, was meine Jahresbilanz mir gezeigt hat, und so ist es für mich stimmig.
Die Hälfte für Sparen, die andere für vielleicht nicht immer ganz notwendige Dinge, aber Sachen, die Spaß machen. Man kann es natürlich auch wirklich übertreiben, frugalistisch leben, damit man mit 45 in Rente gehen kann und mit 46 Jahren fällt einem dann der berühmte Backstein auf den Kopf. Aber ins Armenhaus muss man sich ja auch nicht mit Konsum und Genuss mit dem anderen Extrem bringen.
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