Sollte Kampfsportunterricht an Schulen obligatorisch werden?

vom 13.04.2019, 11:49 Uhr

Laut Medienberichten ist der Kölner Felix Beilharz auf die Idee gekommen, an Schulen Kampfsportunterricht für Mädchen der Klassen 8 und 9 anzubieten. Bisher zeigen sich etwa 20 Kölner Schulen interessiert. Seiner Ansicht nach würden sich Mädchen und Frauen dadurch sicherer fühlen. Wie denkt ihr persönlich über Kampfsportunterricht an Schulen? Ist das in euren Augen notwendig oder sollten sich Schulen auf andere Unterrichtsinhalte konzentrieren?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es gibt immer mehr Gewalt an Schulen und da frage ich mich doch eher, ob das förderlich oder doch eher behindernd ist, wenn man so einen Unterricht einführt. Außerdem wage ich zu bezweifeln, dass man sich dadurch wirklich durchsetzen kann bei einer erwachsenen Person. So etwas zu vermitteln finde ich albern. Die Mädchen denken dann, dass ihnen niemand etwas anhaben kann und das ist falsch. Das ist sicherlich etwas, was man in der Freizeit machen kann, aber ich finde es im Schulsport völlig fehl am Platz.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


ich teile Ramones Meinung hier absolut nicht. Bei uns an der Schule gab es nämlich Kampfsport-Aktivitäten. Die waren jedoch wählbar und wer keinen Bock darauf hatte, musste sie auch nicht mitmachen. Aber gut fand ich sie damals schon, denn man lernte sich unter Anderem mit einfachen Mitteln wie einer Wasserflasche zu verteidigen oder erlangte Selbstbewusstsein im Allgemeinen. Mir hat dieses Training sehr gut getan und ich gehe auch heute noch ab und zu zum Kickboxen, weil es sehr viel Spaß macht.

Ich denke auch nicht, dass Kampfsportunterricht zu mehr Gewalt an Schulen führt. Man lernt dort auch sich gewaltfrei zu verteidigen und nicht wie man sich "schön die Fresse poliert". Außerdem werden Aggressionen abgebaut und es entspannt ungemein. Das Bild des gewalttätigen Kampfsportlers hält sich scheinbar immer noch ziemlich effektiv.

Ich fände es gut, wenn Workshops angeboten würden. Klar, so ein kleines Mädchen kann sich nicht gegen einen gewalttätigen Erwachsenen behaupten, aber es kann im Falle eines Falles dem Erwachsenen den Angriff deutlich erschweren. Also dass ich jemanden angegriffen habe, daran kann ich mich nicht erinnern, ich habe mich zum Beispiel immer nur gewehrt und ohne diese Kurse hätte ich manche Bewegungen nicht beherrscht.

Ich wurde einmal angegriffen und festgehalten, ich konnte mich irgendwie drehen und habe zugeschnappt und konnte so entkommen. Also ganz sinnlos war es dann doch irgendwo nicht. Ich kann mich aber auch erinnern, dass mein Stiefvater mal ausgeholt hat und mir richtig eine scheuern wollte und dass ich seinen Arm abwehren konnte, ich glaube, das wäre mir früher nicht möglich gewesen. Kampfsport hilft auch dabei die Reflexe zu verbessern. :wink:

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12527 » Talkpoints: 70,77 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Wibbeldribbel hat geschrieben:Ich denke auch nicht, dass Kampfsportunterricht zu mehr Gewalt an Schulen führt. Man lernt dort auch sich gewaltfrei zu verteidigen und nicht wie man sich "schön die Fresse poliert". Außerdem werden Aggressionen abgebaut und es entspannt ungemein. Das Bild des gewalttätigen Kampfsportlers hält sich scheinbar immer noch ziemlich effektiv.

Nun ja, aber du wirst ja nicht umhin kommen, zuzugeben dass es diese gewalttätigen Kampfsportler nun einmal gibt. Das soll jetzt kein Pauschalisieren sein, nur eine Feststellung. Ich denke am Ende kommt es ja auf die Teilnehmer an. Wer dahin geht um wirklich nur Verteidigung zu lernen, der wird auch kein gewalttätiger Kampfsportler werden. Wenn du aber eben das ganze obligatorisch anbietest und jeder da mitmachen muss, dann fischst du eben auch die Leute mit heraus, die schon von Haus aus für Stress sorgen.

Ich finde daher nicht, dass man es als Pflichtfach anbieten sollte. Eine Wahlmöglichkeit finde ich gut, da sich dort dann wohl eher die Leute einfinden würden, die am wirklichen Sport Interesse haben oder eben daran Verteidigungstaktiken zu lernen. Die Leute, die sich einfach nur prügeln wollen wären wohl davon angenervt, dass es bei diesen Unterrichten gerade am Anfang ja oft gefühlt eher träge voran geht und viel Wert auf Disziplin gelegt wird und das scheinbare Prügeln erst später kommt.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Gewaltbereite Kampfsportler sind ja nicht durch den Kampfsport so geworden. Das Potential war vorher schon da und im Vergleich zu den vielen Möglichkeiten, wo man das erlernen kann, sind es sehr wenige Leute, die dann diesem Klischee entsprechen.

Allerdings finde ich es schon ein wenig spät, wenn man erst bei den 13/14jährigen Mädchen anfangen will. Und warum nur die Mädchen? Es gibt auch genug Jungen, denen etwas mehr Selbstbewusstsein gut tun würde. Das sollte eigentlich schon ab der Grundschule als mögliche Arbeitsgemeinschaft bzw. im Ganztagsangebot enthalten sein.

Wer dann wirklich nur besseres prügeln lernen will, wird den Trainern schon auffallen und diese Teilnehmer muss man entweder in die gewünschten Bahnen lenken oder notfalls auch vom Kurs ausschließen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Klingt für mich ziemlich kurz gedacht und zementiert ja eigentlich nur die gängigen Klischees von Tätern und Opfern. Wäre es nicht sinnvoller, den Knäblein beizubringen, dass Gewalt gegen Frauen nicht so töffig ist, als wie so oft den Leuten, die sich sowieso schon mit jeder Menge sexistischem Kackmist herumschlagen müssen, auch noch zu vermitteln, dass sie für ihre körperliche Unversehrtheit schon selber zuständig sind, weil sonst tut's keiner?

Und wenn sie doch belästigt oder gar angegriffen werden, sind sie schon wieder "selber schuld", weil sie im Kampfsportunterricht nicht genügend aufgepasst haben oder nicht "selbstbewusst" genug aufgetreten sind. Weiß doch jeder, dass Frauen Männern nur deswegen normalerweise körperlich unterlegen sind, weil sie in der Schule zu wenig Kampfsportunterricht hatten.

Kampfsport zur Lösung von Gewaltproblemen ist in meinen Augen sowieso so ein schwachsinniges Männerding. Wenn man zwei körperlich gleich leistungsfähige Menschen aneinander geraten lässt, hilft es natürlich, wenn man weiß, wo man hintreten muss. Aber die Gefahr für Achtklässlerinnen geht wohl kaum von gleich großen, schweren und sportlichen Klassenkameradinnen aus, sodass sie im Ernstfall bestenfalls marginal bessere Chancen haben.

Und sich "sicherer zu fühlen" hat noch keinen Mann daran gehindert, eine Frau oder ein Mädchen zu belästigen oder gar übergriffig zu werden, wenn ihm der Sinn danach stand. In meinen Augen ist es daher reine Verschwendung von Ressourcen, die jungen Mädchen um ein paar Prozent weniger verletzlich zu machen, während sich das männliche Volk weiter aufführen darf wie die letzten Primaten.

» Gerbera » Beiträge: 11288 » Talkpoints: 41,28 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Die Vorstellungen vom Kampfsportunterricht gehen leider auch derart weit auseinander, dass sie häufig missverstanden werden. „Kampfsport“ ist nicht gleich das drauf hämmern und treten in einen anderen Menschen. Sicherlich als Leistungssport in vielen Bereichen schon, aber so wird es nun einmal auch nicht erlernt.

In erster Linie geht es bei den Schulunterrichtseinheiten für Mädchen ja um „Selbstverteidigung“, aber die ist natürlich auch nur für ein subjektiv gestärktes Gefühl und Selbstbewusstsein. Das begrüße ich jedoch sehr und freue mich, wenn die Mädchen vielleicht doch mal den einen oder anderen Judo-Griff anwenden können, um sich so vor gewalttätige Übergriffe zu schützen. Allerdings ist es in der Realität auch nicht leicht.

Denn in Stresssituationen ist es für die Mädchen, aber auch für viele Männer, Frauen und Jungen schwierig, das Erlernte wieder anzuwenden. Das weiß ich auch ganz schnell aus eigener Erfahrung, weil die Realität eben nicht so funktioniert wie das Erlernte. Dort wird meist in gewissen Positionen geübt, die oft nicht real so passieren. Da wird man dann nicht immer nur am Arm gepackt, wo ein Griff reicht, sondern vielleicht auch am Hals gewürgt und mehr. Das kann einen Menschen durcheinander machen.

Deswegen ist diese „Selbstverteidigung“ für Kinder wahrscheinlich eher als Mutmacher und zum Stärken des Selbstvertrauens sinnvoll, aber vielleicht auch für mehr Griffe. Wenn sie dadurch sich selbst verteidigen lernen, dann ist das gut, aber von „Kampf“ in dem Sinne, sind wir natürlich weit entfernt. Im Übrigen gab es solche Kurse bei uns auch vor über 25 Jahren und ja, ich habe mich wie eine Heldin gefühlt.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



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