Sind Online-Prüfungen tendenziell einfacher?

In Zeiten von Corona ist eine Sache an Universitäten unvermeidbar geworden, nämlich Online Prüfungen. Ich habe einige Freunde und Bekannte, die gerade ihre letzten Semester an der Uni absolvieren und dementsprechend auch immer mit Online Prüfungen konfrontiert werden.

Die meisten sind der Meinung, dass die Prüfungen aus zwei Gründen deutlich einfacher sind, nämlich einerseits, weil man nebenbei theoretisch Sachen nachschlagen kann, andererseits, weil durch die fehlende Präsenzzeit auch die Fragen relativ einfach gestellt sind. Gerade die Meinung von Studenten, die Prüfungen wiederholen müssen, finde ich dabei spannend, da habe ich nämlich zwei im Freundeskreis, die richtig dankbar für die Online Prüfungen sind, da sie ihren Drittversuch nun so ganz einfach bestehen konnten, da sie die Prüfung verhältnismäßig unkompliziert fanden.

Wie denkt ihr darüber? Seid ihr auch der Meinung, dass Online Prüfungen tendenziell einfacher sind? Wo seht ihr die Gründe dafür?

Bei meiner Partnerin war es so, dass während der Online-Prüfung der Bildschirm gesperrt wurde und man keine anderen Anwendungen öffnen könnte, außer die Benötigten. Bei meinem Cisco-Kurs vor zehn Jahren war das genauso. Alle anderen Programme, die nebenbei geöffnet wurden, wurden geschlossen und wenn du Pech hattest, wurde es als Betrugsversuch gewertet. Daher denke ich eher weniger, dass Online-Prüfungen nun einfacher sind.

Ich weiß, dass nicht jede Schule oder jede Einrichtung diese technischen Möglichkeiten hat. Aber es hat damals schon funktioniert und ich fand meine Klausuren schon sehr knackig und anspruchsvoll. Also Schummeln ging nur in Papierform oder wenn du beim Nachbarn abgeschrieben hast, wenn die Klausur im Schulungsraum stattfand. Ich habe mir versucht im Voraus die Fragen rauszusuchen, hatte aber das Pech, dass für meine Klausur der Fragenkatalog geändert wurde und mir auch meine Ausdrucke nichts mehr gebracht haben. Aber ich habe trotzdem mit 95% bestanden, weil das Thema mir lag.

Ich glaube, das kommt echt auf die Prüfung drauf an und was man für ein Lerntyp ist. Wenn man gut auswendig lernen kann und die Onlineklausur dann plötzlich nur noch aus schweren Transferaufgaben besteht, ist das halt auch blöd. Oder wenn halt einkalkuliert wird, dass man nachsehen kann und man dann unter Zeitdruck gesetzt wird oder einfach mehr Punkte erreichen muss.

Ich kann das aus meiner Erfahrung absolut nicht bestätigen, obwohl ich in meinem Leben auch nicht so viele Online-Prüfungen absolvieren musste. Insgesamt dürften es so vier oder fünf gewesen sein. Davon hatte ich bei einer Prüfung sogar den direkt Vergleich, da das vorherige Modul noch in Präsenz stattfand und durch Corona dann in eine Online-Prüfung umgewandelt wurde. Bei meinen Prüfungen hing es immer sehr davon ab, wie streng die Richtlinien hinsichtlich Kontrollen waren.

Früher hatte man sich immer vorgestellt, dass man bei Online-Prüfungen sehr schnell etwas nebenbei googlen könne. Dies wurde in dieser Prüfung durch diverse technische Maßnahmen ausgeschlossen. Auch gab es quasi eine eins zu eins Betreuung, so dass man die gesamte Prüfungszeit durch einen Prüfer "beobachtet" wurde und dadurch keine Möglichkeit bestand, entsprechend zu betrügen.

Obwohl ich in dieser Prüfung beispielsweise nicht vorhatte, einen Spickzettel zu benutzen, da ich die Rahmenbedingungen ja kannte, führte das Beobachten für mich zu ziemlichen Unbehagen. Ich fühle mich ohnehin schon hin und wieder unwohl bei Videokonferenzen und gerade in der Prüfungssituation war es natürlich auch sehr ruhig und man ist zwischendurch konzentriert. Bei mir verstärkte das demnach die Aufregung sehr. Auch die Prüfungsfragen waren absolut nicht einfacher im Vergleich zur analogen Prüfung. Ein Vorteil besteht darin, dass das Tippen mit der Tastatur schneller geht. Hier wurde uns im Gegenzug allerdings sehr viel Zeit im Vergleich zur analogen Prüfung genommen.

Ich denke, dass es gut sein kann, dass in anderen Bereichen oder Universitäten, Online-Prüfungen durchaus einfacher sein können. Allerdings ist das immer sehr individuell und ich würde mich genauso gut darauf vorbereiten und dahingehend kein Risiko eingehen. Sollte es am Ende einen Vorteil geben, so sehe ich diesen eher hinsichtlich der zeitlichen Komponente.