Sich als Hartz IV Empfänger nicht auf Jobcenter verlassen?

vom 28.05.2015, 00:25 Uhr

Ich kenne in meinem Bekanntenkreis derzeit eigentlich niemanden der arbeitslos ist und bin daher nicht mit den Problemen Arbeitsloser vertraut. Offenbar sind die Zustände in Deutschland aber nicht so rosig, wie viele vermuten, denn neulich habe ich gehört, dass letztes Jahr rund 350.000 Arbeitslosen in Deutschland der Strom abgedreht worden ist.

Der Grund war einfach der, dass sie ihn nicht mehr bezahlen konnten oder die Nachzahlungen sehr groß waren. Dafür sieht das Jobcenter eigentlich Notfallkredite vor, mit denen man Arbeitslosen dann aushelfen kann, damit sich die Schulden am Ende nicht vervielfachen. Offenbar aber kann man mit dieser Hilfe nicht unbedingt rechnen, denn in einer Sendung ist auch eine Hartz IV Empfängerin gezeigt worden, die dieses Angebot beim Jobcenter nicht bekommen hat und von der Möglichkeit auch nicht wusste.

Daneben gibt es auch Autorinnen wie Inge Hannemann die das System direkt kritisieren und auch viel davon gesehen haben. Wusstet ihr dass das Jobcenter Arbeitslosen in Not häufig nicht hilft, obwohl es eigentlich dazu verpflichtet wäre und auch die Mittel und Kenntnisse dazu hat? Sollte man als als Arbeitsloser besser nicht auf sowas verlassen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das in den Medien immer nur Extremfälle gezeigt werden, sollte dir doch als recht gebildete Person eigentlich klar sein. Ich weiß jetzt keine Zahl wie viele Menschen wirklich komplett Arbeitslosengeld II beziehen. Aber ich weiß, dass die wenigsten davon wirklich nur zu Hause sitzen und sich darauf ausruhen. Es wird aber in den Medien durch extreme Beispiele immer gern anders dargestellt.

Dass dann eine bezugsberichtigte Person nicht weiß, dass sie dort eine Zwischenfinanzierung bekommen kann, wenn die Stromnachzahlung so hoch ausfällt, ist nun auch keine neue Erkenntnis. Es wird einem nicht gesagt, was einem zusteht. Da muss man sich selbst kümmern, dass man weiß, für welche Dinge Anträge gestellt werden können.

Wobei es dann am Ende recht egal ist, ob man eine Ratenvereinbarung mit der Agentur für Arbeit hat oder mit dem Stromanbieter. Man muss so oder so das Geld bezahlen und irgendwo im Monat abzweigen. Und die Erfahrungen zeigen eigentlich, dass es einfacher und unproblematischer ist, wenn man beim Gläubiger entsprechende Vereinbarungen trifft, als dass man bei der Agentur für Arbeit anklopft.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Dieser Bericht überrascht mich überhaupt nicht. Auch ich in meinen jungen Jahren habe dort bereits eine "Lüge" nach der nächsten aufgetischt bekommen, trotz das die Beamten dort wussten, wie dringend ich von zu Hause ausziehen musste. Immer wieder wurde ich abgewimmelt und mir wurde einfach Mist erzählt, der so gar nicht stimmt.

Auch später, als mir eine EGV (Eingliederungsvereinbarung) vorgelegt wurde, konnte ich diese erzwungene Maßnahme erst mit einem Anwalt loswerden. Diese sind nämlich alles andere als Pflicht.

Vieles wurde meinem Freund und mir verschwiegen, was uns hätte wahnsinnig geholfen. Wir wussten vieles nur von Bekannten, die diesen Zirkus bereits hinter sich hatten. Dort geht man mit solch hilfebedürftigen Menschen nur so um, als müssten die Beamten das alles aus eigener Tasche zahlen. Viele sind einfach sehr unfreundlich und nicht sehr hilfsbereit.

@Punktedieb: Natürlich zeigt man im Fernsehen meist die aller schlimmsten Fälle. Die wollen ja Einschaltquoten, damit verdienen sie ihr Geld. Doch was Crispin hier erzählt, sind leider keine Ausnahmen. So etwas steht auf der Tagesordnung in der Agentur für Arbeit, egal ob man komplett Arbeitslosengeld II bezieht oder auch nur 10 Euro von denen bekommt. Da muss ich dich leider enttäuschen. Leider sieht so wirklich die Realität aus, wenn man Harzt 4 bezieht. Das ist einfach ein sehr trauriges Schauspiel, was man da immer zu sehen bekommt.

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» Divia » Beiträge: 745 » Talkpoints: 55,66 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Mein Partner war kurz vor seinem Studium auch in der Situation, dass er zum Arbeitsamt musste. Die haben ihm dann eine halbe Stunde erzählt, was er alles bekommen könnte und dann immer wieder gesagt, dass ihm das ja nicht zusteht. Am Ende hat er kein Geld bekommen, was ja auch nicht unbedingt sein Wille war, aber ich kann mir schon vorstellen, was das Problem in so einem Amt sein kann.

Sicherlich wird im Fernsehen einiges überspitzt dargestellt, jedoch gibt es einfach auch viele Missstände in den Ämtern. Der Grundgedanke, dass man eigentlich dem Menschen helfen sollte, ist scheinbar oftmals in den Hintergrund geraten. Ich kenne auch einige Fälle, bei denen es Probleme gab. Das ist eigentlich wirklich schade und man sollte da mehr daran arbeiten.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



@Divia: Ich habe doch auch an keiner Stelle behauptet, dass man sämtliche Informationen dort auf dem Silbertablett geliefert bekommt. Wer sich nicht selbst beliest, der dort einfach den Behauptungen der Sachbearbeiter ausgeliefert. Wobei es auch andere Fälle gibt, wo man einfach Geschichten in die Welt setzt, wo man angeblich hätte Hilfe bekommen müssen. Schaut man genauer hin, so standen sie eben den betroffenen Personen wirklich nicht zu.

Einfaches Beispiel ist da der Führerschein. Auch da sind mir Fälle bekannt, wo sich aufgeregt wird, weil die Agentur für Arbeit nicht einspringt, wenn man zum Beispiel den LKW-Führerschein machen will. Stimmt so nicht ganz die Aussage. Denn man bekommt die Kosten erst mal bezahlt, wenn danach eine Übernahme in eine Firma schriftlich fixiert wurde. Das war in den Fällen nicht gegeben und schon wurde das nicht vorfinanziert.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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