Schaut ihr immer positiv in die Zukunft?

vom 02.10.2015, 19:58 Uhr

Ich selber bin nicht unbedingt der Mensch der immer alles positiv sieht, wenn es mal wieder besonders schlecht läuft versuche ich die Lage realistisch zu sehen, auch wenn das bedeutet die Zukunft als eher unangenehm wahrzunehmen.

Ich kann Menschen auch nicht verstehen die glauben das immer alles gut wird, irgendwie habe ich das Gefühl das da die Realität verdrängt wird. Schaut ihr auch immer positiv in die Zukunft oder seit ihr realistisch genug auch mal das Negative zu sehen?

» RavenThunder » Beiträge: 1315 » Talkpoints: 11,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es mitunter auch sehr nervig, wenn Menschen alles positiv sehen. Die Probleme können noch so gravierend ins Auge stechen, manche Menschen sind dennoch so naiv zu sagen, dass alles gut werden wird und sehen nicht ein, dass Handlungsbedarf besteht.

Ich sehe Situationen in der Regel auch immer sehr realistisch und gehe lieber von der schlimmsten Situation aus, als von der Besten. Nur so kann man auch verhindern, dass am Ende etwas schief geht. Hofft man dauernd nur, dass alles gut gehen wird, hat man Probleme, wenn es dann doch anders kommt.

Deswegen gehen mir Menschen die immer positiv denken und quasi auch blind durch die Welt gehen, auf die Nerven. Wer kein Problem sieht, der macht auch nichts und bestärkt das Problem somit. Klassische Beispiele sind der Klimawandel. Manche Menschen verleugnen seine Existenz ganz einfach und dann muss man natürlich auch seine eigenen Verhaltensweisen nicht überdenken und verändern.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich finde, dass man die Zukunft sowohl realistisch als auch positiv sehen kann. Ich bin durchaus dazu in der Lage, eine Situation zu analysieren, eventuell Prognosen daraus abzuleiten und mir Gedanken über zukünftige Entwicklungen zu machen, die ich dann nicht gerade positiv einschätzen würde. Aber ich bin auch dazu in der Lage, aus jeder negativen Entwicklung etwas Positives zu ziehen und das Beste daraus zu machen.

Nehmen wir zum Beispiel meine Arbeit. Ich habe seit knapp 12 Monaten eine neue Chefin und diese Frau ist die reinste Zumutung. Seit sie da ist, hat sich die Fluktuationsrate exorbitant erhöht und inzwischen ist gut ein Drittel der Belegschaft ausgetauscht worden und die Mitarbeiter werden nacheinander von der Chefin rausgedrängt, die ihr nicht nach dem Mund reden. Ein weiteres Drittel sieht sich schon heimlich nach anderen Jobs um und das letzte Drittel ist neu und checkt noch nicht, wie die Chefin tickt. Eine Kollegin ist psychisch sogar so am Ende, dass sie nun schon das dritte Mal (jedes Mal mehrere Monate am Stück) gesundheitlich ausgefallen ist und das nur wegen der Chefin wohl bemerkt. Bevor die Frau aufgetaucht ist, war alles gut.

Ich sehe mir das an und weiß ganz genau, dass die Frau unseren Betrieb gegen die Wand fahren wird und zwar volle Granate. Das ist realistisch. Denn leider ist sie absolut nicht kritikfähig und beratungsresistent. Wer sie nicht beweihräuchert, fliegt raus oder wird von ihr systematisch fertig gemacht. Dennoch sehe ich das positiv. Denn ich kann lernen, mit solchen Menschen umzugehen und neue (Überlebens-)Strategien entwickeln, die ich sonst nicht entwickeln würde.

So weiß ich auch zu schätzen, wenn ich mal einen guten Chef haben sollte, der ganz anders ist als sie. Ich finde, dass man durch solche Menschen zu schätzen weiß, wenn man es irgendwann anders hat und man hat die Möglichkeit an solchen Herausforderungen zu wachsen und sich weiterzuentwickeln.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich bin kein sonderlich optimistischer Mensch und halte nicht viel davon, zwanghaft immer das Gute und Positive sehen zu müssen. Das Leben läuft manchmal auch so katastrophal, dass ich mir zu allem Elend noch verlogen vorkommen müsste, wenn ich krampfhaft so tue, als wäre die neueste Diagnose, die Arbeitslosigkeit mit begrenzten Mitteln oder einfach nur der Alltagsmist an sich eigentlich ganz toll. Man kann zwar immer "daraus lernen" und sogar manche Krebspatienten berichten, dass sie seit ihrer Diagnose das Leben ganz anders zu schätzen wissen. Aber ich bin einfach nicht der Typ dafür.

Und es kommt auch darauf an, wie man die "Zukunft" definiert. Die nächsten sechs Monate kann ich auch positiv sehen, weil mein Job immerhin unbefristet ist und ich ein paar Reisen und Ausflüge geplant habe, die ich mir wohl sogar leisten kann. So negativ eingestellt bin ich dann doch nicht, dass ich nur Probleme und Krisen wittere. Aber in der Zukunft lauert eben auch die Tatsache, dass ich nicht ewig halbwegs fit, gesund und arbeitsfähig sein werde, und das schaffe ich mir nicht schön zureden.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich bin definitiv kein Mensch, der immer und überall positiv in die Zukunft blickt. Das liegt vielleicht daran, dass ich in der Vergangenheit schon einige schlechte und bittere Erfahrungen machen musste (wie aber wahrscheinlich ein Großteil der Menschheit).

Meine Einstellung zum Leben hat es dabei nur insofern beeinflusst, dass ich meist eher von dem Schlimmsten als von dem Besten ausgehe - dann tut die Enttäuschung nicht ganz so weh. Wenn man nämlich damit rechnet beziehungsweise darauf vorbereitet ist, dass etwas sowieso nicht klappen könnte, kann man mit der Enttäuschung besser umgehen, als wenn man durchweg positiv eingestellt war und davon ausgegangen ist, dass es quasi gar nicht mehr schief gehen kann und es dann doch schief geht.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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