Redet man nicht mehr über Gott und die Welt?

vom 16.09.2024, 02:47 Uhr

"Über Gott und die Welt reden" ist eine Formulierung, die sicherlich jeder kennt. Doch mir scheint, dass dies immer weniger gemacht wird, oder gar abgelehnt wird. Nicht nur, weil Gott mehr und mehr zum Tabu wird, sondern auch weil die Welt oft mit Weltpolitik gleichgesetzt wird- und darüber wollen auch immer weniger Menschen reden.

Mir scheint Smalltalk eher ein Reden über "Wetter und Z-Promis" geworden zu sein. Und wer sich näher kennt, bevorzugt es lieber über andere zu lästern. Über die Welt wird höchstens in Form von beliebten Urlaubszielen gesprochen. Und Gott kommt zwar bei manchen in gefühlt jedem zweiten Satz vor, allerdings lediglich als "Oh mein Gott", meistens von Menschen, die gar nicht an Gott glauben.

Ist dies nur mein Eindruck? Oder fällt euch ähnliches auf? Benutzt ihr dennoch häufiger die Formulierung "über Gott und die Welt"? Wenn ja in welchem Zusammenhang und warum? Ich hörte schonmal im Nachhinein, dass "über Gott und die Welt" gesprochen wurde, obwohl beides mit keinem Wort erwähnt wurde.

Manchmal würde ich am liebsten korrigierend daraufhin weisen, dass die Gespräche sich um die Kolleginnen, die Kinder, den Chef, die Nachbarn oder wann das nächste Bürgergeld kommt, drehten. Warum sagt man dennoch so oft die o.g. Floskel, anstatt die Wahrheit, die man häufig ebenso kurz verpacken könnte "Ich will über meinen Garten, meinen Mann, meinen neuen Job oder die neusten Aldi-Angebote reden."

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» Trisa » Beiträge: 3203 » Talkpoints: 72,87 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kenne den Spruch von den Zeugen Jehovas, als die schäbig gekleideten Trottel noch an der Haustür geklingelt haben: "Hallo! :D Dürfen wir mit Ihnen über Gott und die Welt reden?" Erstens geht es hier mitnichten um Smalltalk und zweitens betrachte ich es wie viele andere als Belästigung, zur Mitgliederbindung einer obskuren Sekte missbraucht zu werden. Um "Gott", wie auch immer man sie sich vorstellt, oder um mein Seelenheil geht es dabei grundsätzlich nicht.

Außerdem handelt es sich um eine Floskel, die man nicht wörtlich zu verstehen braucht. Wenn eine Nachricht "kalter Kaffee" ist, ist beispielsweise ja auch nicht ein koffeinhaltiges Getränk von nicht-zufriedenstellender Temperatur gemeint. Übertragene Bedeutungen sind eben nicht jedermanns Sache.

» Gerbera » Beiträge: 11314 » Talkpoints: 48,32 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Die Formulierung "über Gott und die Welt reden" bedeutet meines Wissens ungefähr so viel wie "über alles Mögliche reden". Insofern reden nach wie vor viele Menschen über Gott und die Welt. Das muss bei weitem nicht nur mit Wetter und Z-Promis zu tun haben. Wobei ich derzeit auch das Wetterthema nicht immer banal finde. Immerhin führen die klimatischen Veränderungen zu ganz neuen Wetterverhältnissen, die oft ziemlich große Schäden anrichten können.

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» lascar » Beiträge: 4460 » Talkpoints: 788,86 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Über Gott und die Welt zu reden, ist doch nur eine Redensart, die beschreibt, dass man über nichts bestimmtes also alles mögliche spricht. "Wenn es dieses Forum nicht gäbe, könnten Menschen, die sich nie im echten Leben begegnen, nicht über Gott und die Welt reden."

» cooper75 » Beiträge: 13376 » Talkpoints: 509,41 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Mir ist bewusst, was hinter der Formulierung steckt. Doch "über alles mögliche reden" bedeutet für mich dann auch, dass Gott und die Welt vorkommen dürfen- und das scheint mir immer seltener der Fall. Sobald es um Gott geht oder auch Welt(politik) winken viele ab und mir scheint, dass es immer mehr werden. Erlebt ihr das anders?

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» Trisa » Beiträge: 3203 » Talkpoints: 72,87 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Nun ja, es ist ein geflügeltes Wort... Vielleicht verstehe ich das Anliegen auch falsch und es hätte eher heißen müssen, ob die alltäglichen Themen der Leute immer oberflächlicher werden oder ob es mittlerweile Tabuthemen wie Religion oder Politik gibt. Im ersten Fall wäre meine Antwort Nein, im zweiten auf jeden Fall bzw. bei Religion einfach das völlige Desinteresse.

Und mir scheint, dass genau dieses mangelnde Interesse an Gott hier angeprangert wird. Aber ich kenne niemanden, der Bock hat über Religion oder einen vermeintlichen Gott zu reden (inklusive mir) und die Welt besteht zum Glück ja nicht nur aus Politik. Die Menschen reden über das und den/die, der sie beschäftigt, eben über Gott und die Welt. Und diese Welten können aus allen möglichen Themen bestehen.

» Verbena » Beiträge: 4921 » Talkpoints: 0,32 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


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