Rassismus nur ein Phänomen bei der Unterschicht?

vom 13.10.2015, 14:25 Uhr

In mehreren Pressemedien wird in letzter Zeit viel von einem latenten Rassismus in Deutschland berichtet und was mir dabei auffällt ist, dass dieses gesellschaftliche Phänomen fast ausschließlich nur der „Unterschicht“ zugeschrieben wird.

Die Rede ist dann meistens von den in der Gesellschaft „zu kurz gekommenen“ oder bildungsschwachen Menschen. Nur ist dem denn wirklich auch so? Sind solche Aussagen wirklich gut und seriös recherchiert? Würdet ihr solche Aussagen auch teilen oder welche diesbezüglichen Feststellungen habt ihr treffen können?

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» mikado* » Beiträge: 3037 » Talkpoints: 1.002,67 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das ist nicht so. Es gibt Anwälte, Ärzte und auch Polizisten, die rassistisch sind. Man macht es sich zu einfach, wenn man Rassismus nur der Unterschicht zuschreibt. Das Gefährliche bei solchen Sachen ist ja auch, wenn es eben alle Schichten betrifft und so ist es ja, sonst würden die Rassisten auch gar nicht weiter kommen und würden nur auf der Stelle stehenbleiben.

Tatsächlich empfinde ich sie aber als gut organisiert und natürlich fallen auf solche Reden vor allem weniger gebildete Menschen herein oder Menschen, die gescheitert sind, aber eben auch andere Menschengruppen und gut verdienende Menschen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich frage mich, ob das nicht etwas ist, das von den oberen Schichten behauptet wird, um sich "besser" zu fühlen und gegenüber den unteren Schichten eben abzugrenzen. Ich bin nicht der Meinung, dass Rassismus nicht unbedingt etwas mit dem Bildungsstand oder der Schicht zu tun hat. Man denke nur an den Arzt Mengele. Der wird bedingt durch sein Einkommen auch nicht gerade der Unterschicht angehört haben und wir haben gesehen und gehört, was er angerichtet hat mit seinem Rassismus.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es wird sicherlich etwas mit Unterschied von prozentualer Verteilung und absoluten Zahlen zu tun haben. Ich kenne Rassismus auch genauso in der Mittel- und Oberschicht. Aber in der breiten Bevölkerung fällt das natürlich lange nicht so auf, wenn 10 Prozent eines kleinen Bevölkerungsanteils rassistisches Aussagen machen, also wenn es 10 Prozent eines großen Bevölkerungsanteils so ist.

Dadurch dass vor allem die Oberschicht ja doch recht klein ist und dann noch mehr unter sich bleibt, wird das einfach nicht so auffallen, wenn dort Rassismus herrscht. Zudem werden diese sich auch nicht so einfach vor die Karre spannen lassen und mal eben bei einem rechts geprägten Aufmarsch vorne weg marschieren.

Ich glaube also eher, dass Rassismus ein Problem in allen gesellschaftlichen Schichten ist, aber nicht alle Schichten zeigen das gleich medienwirksam. So dürfte es eher ein Unterschied in der Wahrnehmung sein.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Wer sagt so etwas denn? Rassismus gibt es meiner persönlichen Meinung nach in wirklich allen denkbaren Schichten. Sogar in der Politik bis zum Juristen Beruf über Arbeitslose, Akademiker und mehr. Da kann ich aus eigenen Erfahrungswerten sprechen, weil ich ganz unterschiedliche Menschen mit Background und Bildung kenne und davon viele eine zumindest rechte Tendenz aufweisen. Nicht so, dass gleich jeder Ausländer „Scheiße“ sei oder sowas, als stupider Rassismus ist da wenig zu sehen, aber trotzdem durchaus Tendenzen.

Ich kenne auch den einen oder anderen Juristen, die ganz klar rassistisch denken. Möchte ich denen das aber jetzt irgendwie negativ andrücken? Sie sehen vor Gericht ja wohl am besten, wer dort immer wieder sitzt und wie machtlos der Rechtsstaat teilweise ist. Ich glaube auch damit ganz klar, dass politisches und rechtsstaatliches Versagen unter anderem ein Nährboden für den aktuell gelebten und wieder steigenden Rassismus darstellen.

Die Unterschicht ist nicht nur rassistisch, sondern auch genug aus den oberen Schichten. Mehr als manch einem lieb sein dürfte. Doch es ist doch einfacher zu sagen, die Ossis als Beispiel in Sachsen sind Rassisten, weil die arm sind, sie sich abgehängt fühlen und so fühlen, als wenn jedem Asylanten mehr zu stehe, als dem Biodeutschen. Ist doch für die Gesellschaft immer einfacher zu sagen, der Jurist mit 3000-7000 Euro pro Monat ist der Rassist.

Ich glaube nicht, dass man es pauschalisieren kann, woher der Rassismus kommt. Ihn gibt es immer und gab es immer, auch vor unserer schrecklichen Nazizeit. Er ist nicht nur in der Unterschicht zu finden. Er ist aber ein Teil dessen, was Politikversagen und Rechtsversagen offenlegt. Denn auch das steigert den Unmut und wirkt bei einigen auch zu einer Art rassistischen Meinung, aber das will ich weder positiv noch negativ beurteilen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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