Rache strategisch hinauszögern - Züge eines Psychopathen?

vom 26.03.2015, 18:09 Uhr

Wie in einem anderen Thread bereits erwähnt, habe ich vor kurzem das Buch von James Fallon gelesen, der bei seinen wissenschaftlichen Untersuchungen zufällig herausgefunden hat, dass er selbst das Gehirn eines Psychopathen hat und sich in dem Buch damit auseinander setzt, warum er das nie gemerkt hat und dies nie auffällig geworden ist.

Am Ende des Buches versucht er auch selbst etwas zu reflektieren, was für Handlung in seiner Vergangenheit auf die Charakterzüge eines klassischen Psychopathen hinweisen könnten und dabei macht er tatsächlich die eine oder andere Entdeckung, auch wenn die meisten Sachen eher normal sind und keineswegs krankhaft oder so.

Eine seiner Eigenschaften ist es aber beispielsweise, Rache strategisch hinauszuzögern. Da Fallon mehrere BioTech Firmen besitzt ist es schon mal vorgekommen, dass die eine oder andere Person ihn schon mal übers Ohr gehauen hat, auch wenn es keine allzu dramatischen Sachen waren. Fallon hat sich die Sachen aber gemerkt und hatte die Eigenschaft, sich teilweise Jahre oder Jahrzehnte später an dieser Person zu rächen, dann wenn sie es am wenigsten erwartet hat.

Er schrieb in seinem Buch auch, dass er die Rache stets so ausrichtete, dass der Person im gleichen Maße geschadet wurde, wie ihm damals geschadet worden ist, das wäre ihm sehr wichtig gewesen. Bei Gesprächen mit befreundeten Psychologen schloss Fallon daraus, dass dies eine Eigenschaft wäre, die seinem ''psychopathischen'' Gehirn zuzuordnen wäre.

Ich selbst muss sagen, dass es mich doch etwas überrascht hat, dass dies angeblich eine Eigenschaft sein soll, die besonders Psychopathen haben sollen. Ich erinnere mich daran, so etwas ähnliches auch schon mal getan zu haben. In der Grundschule hatten wir eine kleine Tanzaufführung und während der letzten Probe war ich krank gewesen. Ich bat eine Klassenkameradin mir zu zeigen, was man in der letzten Probe gelernt hatte, doch sie weigerte sich.

Am Ende bin ich nicht zu der Aufführung gekommen, weil ich Angst hatte, dass ich etwas falsch machen würde. Jahre später war ich mit eben diesem Mädchen auf dem Gymnasium und wenige Tage vor einer wichtigen Matheklausur fragte diese mich, ob ich ihr helfen könnte. Ich war damals die begabteste Matheschülerin in der Klasse, doch ich lehnte ab und sie bestand die Klausur nicht. Am Ende musste sie ein Jahr wiederholen.

Das Ergebnis der Rache war deutlich größer, als die Konsequenzen die ich damals hatte, auch wenn mir nicht bewusst gewesen ist, dass ihre Noten so sehr auf der Kippe standen. Aber auch meine Mutter meinte damals, dass es ungewöhnlich wäre, dass ich selbst nach Jahren noch etwas sauer auf sie war und mir gemerkt hatte, was sie getan hatte.

Habt ihr selbst euch vielleicht auch schon mal Jahre später an einer Person gerächt, die euch Unrecht getan hat? Warum habt ihr das getan, warum konntet ihr die Sache nicht einfach vergessen? Denkt ihr, dass es typisch für Menschen mit einer leichten psychopathischen Veranlagung ist oder findet ihr das eher normal?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich persönlich denke nicht, dass nur Psychopathen die Eigenschaft haben, dass sie ihre Rache auf den geeignetsten Moment abpassen und ich denke auch nicht, dass dies bei allen Psychopathen so ist. Aber ich bin auch nicht vom Fach und kann das daher nicht kompetent beurteilen.

Meiner Ansicht nach ist es ganz normal, dass man seine Rachepläne so abpasst, dass man sie in den richtigen Momenten durchführt. Ansonsten würde die Rache ja auch gar nichts bewirken oder zumindest nicht so sehr, wie man es sich erhofft. Teilweise würde sie vielleicht sogar ganz nach hinten los gehen. Ich finde, dass es zu einer gut geplanten Racheaktion gehört, dass man sie daran ausrichtet, wie sehr man selber zuvor geschädigt wurde und dass man sie dann zu einem strategisch günstigen Zeitpunkt ausführt.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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