Psychopath in der Familie - könntet ihr damit umgehen?

vom 01.12.2014, 21:01 Uhr

Eine Bekannte von mir vermutet, dass ihr Bruder möglicherweise eine psychopathische Neigung hat. Dies hat sie aufgrund vieler unterschiedlicher Verhaltensweisen über die Jahre hinweg bemerkt und vor kurzem war es sogar so, dass ihr Bruder Babyschmuck von ihr und auch das Plastikbändchen von ihrer Geburt verkauft und entsorgt hat, weil er Geld brauchte. Meine Bekannte war dann schon sehr geknickt und wusste gar nicht, wie sie damit umgehen sollte. Sie hat das schon sehr getroffen, zumal sie das auch irgendwie als einen persönlichen Angriff gegen sich selbst versteht.

Sie und auch andere Familienmitglieder gehen nun schon davon aus, dass der Bruder deutlich weniger emotional ist, als andere Familienmitglieder. Meine Bekannte hat nun auch Probleme mit ihm umzugehen. Sie möchte ihm beispielsweise dieses Jahr auch kein Weihnachtsgeschenk machen, findet es gleichzeitig aber auch traurig, dass er nichts bekommen wird. Generell hat sie Probleme damit, wie sie überhaupt mit ihm umgehen soll.

Habt oder hattet ihr schon mal jemanden in eurer Familie, der psychopathische Züge hatte? Fiel euch der Umgang mit dieser Person leicht oder war das auch eher problematisch? Würdet ihr euch von dieser Person distanzieren?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Er muss ja nicht gleich ein Psychopath sein, man sollte da durchaus vorher Fachpersonal drüber sehen lassen, bevor man mit Begriffen um sich wirft. Natürlich ist es schwer mit einem Menschen umzugehen, der kein oder kaum soziales Verhalten aufweist, aber ich denke, dass man ihn deswegen nun auch nicht ausgrenzen sollte. Vielleicht ist es bei ihm ein Schrei nach Aufmerksamkeit, Liebe oder was weiß ich, da muss man eben sehen, wie er auf bestimmte Sahen reagiert, ansonsten braucht er fachliche Hilfe und Menschen, die hinter ihm stehen.

Psychologische Erkrankungen werden heutzutage ja immer mehr, wohl auch durch den steigenden Stress im Alltag, aber man sollte Betroffene nicht aus der Gesellschaft ausgrenzen, sondern ihnen versuchen einen Teil zu geben und sie so anzunehmen. Es fällt sicher schwer, aber man muss ihn doch trotzdem mögen und lieben, weil er sicherlich nichts dafür kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Nur weil jemand emotional anders tickt, ist man doch nicht gleich ein Psychopath. Wenn dem nämlich so wäre, dann würden mir locker ein Hand voll Leute einfallen, denen man das auch unterstellen kann. Emotionen sind nun mal bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt. Und so wie die Situation beschrieben ist, hat der junge Mann einfach nur massive Geldprobleme.

Und nur mal so am Rande bemerkt, gibst du dich selbst so, als wenn du nur wenige Emotionen hast und diese eben auch nicht wirklich zeigen kannst. Sollte man dich deswegen nun auch in diese Schublade stecken? Aber noch mal zurück zu dem jungen Mann. Ehe die Eltern und die Schwester hier mit irgendwelchen wirren Vermutungen um sich werfen, weil sie einfach mit seinem Handeln ihre Probleme haben, sollte man doch lieber mal schauen, warum er genauso und nicht anders gehandelt hat.

Eventuell könnte man hier auch fehlendes Vertrauen zur Familie anbringen, wenn er wirklich diese Dinge aus Geldnot verkauft hat. Dann stellt sich wieder die Frage warum er kein Vertrauen hat und könnte darauf kommen, dass da allgemein die Emotionen in der Familie knapp bemessen sind. Denn Emotionen und Vertrauen gehören auch immer ein wenig zusammen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb hat geschrieben:Nur weil jemand emotional anders tickt, ist man doch nicht gleich ein Psychopath.

Das sehe ich genauso. Mir erschließt sich auch nicht, warum man ausgerechnet dann ein Psychopath sein soll, wenn man ein Babybändchen verkauft, das schon Jahrzehnte alt ist. Es gibt eben Menschen, die können besser differenzieren und handeln danach, ob etwas jetzt dem Überleben, Sinn und Zweck dient. Wenn etwas also nützlich ist, wird es umgesetzt und wenn es nicht nützlich ist, wird es selektiert.

Seien wir ehrlich: wozu braucht man noch so ein Plastikarmbändchen aus der Zeit als Baby nach der Geburt? Das braucht man nicht wirklich und wenn man gerade in dem Moment eben dringend Geld braucht, um die Stromrechnung zu bezahlen, da ansonsten der Strom abgestellt wird, dann verkauft man eben alles was man hat, um dieser Not zu entgehen. Das ist Überlebensinstinkt und kein Psychopath.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Meine Frage ist eher, wer ein Plastik-Geburtsarmbändchen so gut verkaufen kann, dass es sich rentiert, aber das nur nebenbei. Ich habe für den ganzen sentimentalen Kram vom Babybauch-Gipsabdruck über die Abdrücke diverser Extremitäten, den ersten Schuhen oder was auch immer auch absolut keinen Sinn und würde im Zweifelsfall spätestens dann, wenn das Baby gesund groß geworden ist, auch keinerlei emotionale Beziehung mehr dazu haben. Jeder war mal ein Baby.

Ich habe selber eher die Erfahrung gemacht, dass Leute, die näher an ihren Gefühlen gebaut haben, oft zu Misstrauen gegenüber ihren Mitmenschen neigen, die in dieser Hinsicht anders gestrickt sind als sie selber, und das muss noch lange keine krankhaften Züge annehmen. Ich sehe es immer am Beispiel einer Kollegin. Für diese Frau gibt es nichts wichtigeres als Babys und sie erzählt immer noch oft, gerne und detailliert von der Steißlage ihrer Tochter. Die ist mittlerweile 35.

Ich könnte bei diesen Themen brechen und sitze daher immer mit steinerner Miene da, wenn ich es nicht schaffe, mich rechtzeitig auf dem Klo zu verstecken, wenn die Alte ihren Uterus wieder auspackt. Ich bin mir sicher, dass die Frau mich für etwas defekt, emotional unterentwickelt, zurückgeblieben oder ein "Mannweib" hält, nur weil ich mich für das zentrale Thema ihrer Existenz nicht begeistern kann. Von daher wäre ich mit der Diagnose psychopathischer Züge eher vorsichtig. Vielleicht ist der Typ auch einfach nur halb zu Tode genervt.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Aufgrund einer unterschiedlichen Wertbeimessung auf Soziopathie zu schließen, halte ich auch für ziemlich gewagt. Da müssen doch noch mehr Indizien vorhanden sein, dass man auf so eine Idee kommt, aber diese werden wir sicher nicht erfahren. Abgesehen davon halte ich die Anzahl der geschätzten echten Psychopathen sowieso für zu hoch gegriffen, manche wollen ja behaupten, es wären mindestens ein Prozent und mehr der Bevölkerung.

Eigentlich kann ich mich in meinem Leben nur an eine Person erinnern, bei der ich mir das wirklich im Vollbild vorstellen könnte. Diese Kälte, die da schlummert und die Fähigkeit das Gewissen vollständig ausschalten zu können ist eine gruselige Kombination und meiner Meinung nach kann man solchen Leuten nur aus dem Weg gehen, wenn es wirklich so ist. Aber ob das hier tatsächlich so ist, weiß man ja nicht.

Mein Onkel hatte beim Tod meines Stiefopas die Briefe meines leiblichen Großvaters aus England von deren Existenz wir nur durch Zufall erfahren haben, einfach tumb in den Müll geworfen. Für meine Mutter und mich wären diese Schreiben, wie man sich unschwer denken kann, von unschätzbarem familiären Wert gewesen, vor allem, weil wir gar nicht wussten, dass es sie gab, geschweige denn, was dort drin gestanden hat. Nun halte ich meinen Onkel deswegen aber auch nicht gleich für einen Psychopathen, obwohl wir über sein Handeln sehr enttäuscht und irritiert gewesen sind.

» Verbena » Beiträge: 4792 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Das ist schon ein hartes Stück, seinen Bruder als Psychopath zu sehen und ich bin mir fast zu 100 Prozent sicher, dass er keiner ist. Die Begrifflichkeit wird jedoch häufiger genommen und nur weil er in seiner Not Geld brauchte und etwas von Wert für seine Schwester, auch an empathischen Wert verkauft hat, aber er nichts dabei fühlt, ist er kein Psychopath. Er brauchte halt Geld und hat zu Babysachen als Beispiel eine andere Bindung.

Hinzu kommend, dass charakteristisch ein Psychopath sogar sehe eloquent und charmant ist. Ja ihnen fehlt die Empathie und die soziale Bindung zu Menschen, aber das merkt man schon, wenn du einen manipulativen Psychopathen vor dir hast, der gebildet oder auch intelligent wirkt, selbst wenn er es nicht ist und einen jungen Mann, der einfach nur auf vieles und jeden scheißt.

Eine Persönlichkeitsstörung muss nicht mal im Ansatz vorliegen. Da wäre ich schon mit solchen Behauptungen auch etwas leiser. Der ist vielleicht einfach nicht so gefühlsduselig wie andere, wenn er Geld braucht, scheißt er vielleicht auf andere usw. Doch Psychopath, das merkt man, wenn man etwas Ahnung hat auf die Dauer verdammt schnell.

In meiner Familie habe ich Mörder, die keinerlei Reue zeigen für das, was sie getan habe. Ich habe Zuhälter, Prostituierte, Schläger, Betrüger und ganz normale. Klingt grausam oder? Daher habe ich früh mit vielen Milieus und Leuten Kontakt gehabt. Ich kann also schon in meinem Umfeld genau sagen, wo ich aufpassen muss, bei wem ich vorsichtig wäre, wer Dreck am stecken hat, wer vielleicht auch eine kleine Persönlichkeitsstörung hat und mehr.

Wie soll man, wenn dem so wäre damit umgehen? Damit leben? Anders wird es ja dann wohl auch nicht gehen, wenn man selber nicht das Opfer desjenigen wird.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich muss auch sagen, dass ich unter Psychopathen doch etwas anderes verstehe. Es scheint eher so, als wäre der Mann kaltherzig und nicht emotional. Es ist sicherlich ein Unding Sachen zu verkaufen, die einem selbst nicht gehören. Ich habe so einen Fall auch schon erlebt, aber dabei war die Person Drogenabhängig und machte eben alles zu Geld, um an seinen Stoff zu kommen.

Ich denke, dass es schon schwierig für Angehörige ist, wenn ein Psychopath in der Familie ist. Aber sicherlich kommt es auch darauf an, welche psychopathischen Züge die Person hat. Es kann generell schon schwer sein, wenn man einen psychisch kranken Menschen in der Familie hat. Dabei spielt es nicht mal immer unbedingt eine Rolle, ob dieser harmlos oder doch gefährlich sein könnte.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Naja in Führungsetagen sitzen überdurchschnittlich viele Psychopathen. Nicht jeder Mensch der psychopathische Merkmale hat, wird irgendein Amokläufer oder Frauenmörder. Psychopathen haben weniger Einfühlungsvermögen, sind weniger sozial und emotional als der Durchschnittsmensch. Das ist allerdings nicht grundsätzlich etwas schlechtes.

Der geklaute Babyschmuck wäre für mich eher ein Zeichen, dass er finanzielle Probleme hat, als das er ein Psychopath ist. Ich würde das gar nicht so sehr auf mich selber beziehen, sondern eher auf den Wert des Schmucks. Vielleicht wäre da eher ein ruhiges Gespräch angebracht, was los ist und wofür das Geld gebraucht wurde.

Solche Aktionen wie er bekommt kein Weihnachtsgeschenk sind doch totaler Quatsch. Entweder er ist in einer Notlage, in der er sich einfach nicht anders zu helfen wusste, da fühlt er sich dann nur noch ausgeschlossener oder er ist wirklich ein Psychopath, dann wird es ihn allerdings nicht jucken, ob er nun ein Geschenk bekommt oder nicht. Emotional wird ihn das einfach nicht erreichen.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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