Nur schwierigere Musikinstrumente länger lernen?

vom 23.09.2023, 09:22 Uhr

Meine kleinere Tochter lernt seit 5 Jahren an der Musikschule ein Instrument. Sie ist sehr begeistert davon und wir unterstützen das auch. Es ist zwar nicht billig und kostet über 500 Euro in einem Schuljahr, aber für ist es schön ein Instrument zu spielen und es macht ihr viel Spaß.

Leider kommen in der letzten Zeit immer mehr Kritiken von Bekannten und Verwandten was die Wahl des Musikinstrumentes angeht. Meine Tochter spielt Flöte. Angefangen hat sie mit der Sopran Blockflöte, dann ging es weiter mit der Altblockflöte und jetzt sind wir auch noch bei der Tenorblockflöte, der Sopranino und der Garklein. Ich wusste gar nicht, dass es so viele verschiedene Flöten gibt bis sie angefangen hat sie zu spielen. Alle Menschen meinen das es nicht sinnvoll ist das ein Kind so lange Flöte spielt und sich für kein anderes Instrument entscheidet. Meistens ist nach ein bis zwei Jahren Schluss und die Kinder entscheiden sich für ein anderes Instrument. Oder die Eltern. Sie unterstützen es nicht, dass ein so einfaches Instrument so lange gelernt werden muss.

Derzeit spart meine Tochter auf eine ganz besondere Flöte, nämlich den Paetzoldbass. Sieht ganz komisch aus aber sie möchte ihn unbedingt haben. Wir unterstützen das und zahlen dazu, denn das tolle Ding kostet in der billigsten Variante schon dreitausend Euro. Das verstehen die Leute dann auch wieder nicht. Eine Holzflöte um so viel Geld?

Wie sehr ihr das? Unterstützt ihr eure Kinder bei der Wahl der Musikinstrumente oder redet ihr ihnen rein. Wir mussten schon viel Kritik einstecken, weil wir das unterstützen, sehen aber unsere glückliche Tochter und machen das gerne.

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» torka » Beiträge: 4369 » Talkpoints: 5,93 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Nur eines meiner Kinder hat die Musikalität von seinem Vater geerbt. Mein Mann hatte damals ein Klavier auf einer Versteigerung gekauft und darauf hat dieser musikalische Sohn auch Klavierunterricht erhalten. Wir wollten das also durchaus unterstützen und ich finde das auch wichtig. Er wollte aber irgendwann nicht mehr und fing an Gitarre zu spielen. Er war auch in einer Band, aber alles auf Freizeitniveau, sodass keine hohen Kosten anfielen.

Ich würde ein Kind auf jeden Fall bei seinem Hobby unterstützen, so gut es geht. Mein Neffe wollte unbedingt mit drei Jahren Geige lernen. Meine Schwägerin hat alles getan, damit das möglich war, obwohl sie auch nicht gerade in Geld schwamm. Man merkt ja, wie ernst es einem Kind mit seinem Hobby, beziehungsweise seiner Berufung ist. Geige ist eine sehr teure Angelegenheit, die auch in die Tausende geht. Ich muss zugeben, dass ich damals manchmal den Kopf darüber schüttelte, wie er in meinen Augen manchmal bei Unlust, die ja auch phasenweise da ist, gezwungen wurde zu üben. Aber im Nachhinein gesehen war es richtig, diese Durststrecken zu überstehen.

Heute ist mein Neffe Konzertmeister und sehr glücklich in seinem Beruf. Ich würde ein Kind auf jeden Fall mit meinen Möglichkeiten unterstützen, wenn es eine entsprechende Begabung und auch den Wunsch hat, etwas Bestimmtes zu lernen.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Es wäre den "Bekannten und Verwandten" anzuraten, auch mal die Klappe zu halten, wenn sie von einem Thema offensichtlich so gar keine Ahnung haben. Ich bin auch unmusikalisch wie ein Stück Holz, aber sogar mir ist klar, dass es auf manchen Instrumenten auch für Anfänger einfacher ist, erkennbare Töne rauszuquetschen, als auf anderen. Aber das heißt ja nicht automatisch, dass es sich nicht lohnt, dieses Instrument zu meistern und mehr als die windschiefe Version von "Bruder Jakob" drauf zu erzeugen, die wir alle aus der Grundschule kennen.

Die Herrschaften glauben bestimmt auch, dass "Klavier" gar nicht so schwer sein kann, weil man ja nur Tasten runterdrücken muss. Und bei Percussion draufhauen, bei Blechbläsern reinblasen und Harfe macht eben so pling, plang, ploing.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Also, ich würde Blockflöten keineswegs gering schätzen. Letztlich hängt es ja auch davon ab, was man draus macht und wie gut man es spielen kann. Ein virtuoser Blockflötenspieler kann sehr viel aus den Instrumenten rausholen, und man kann ja seine Fähigkeiten auf mehrere Varianten dieser Instrumentenfamilie erweitern.

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» lascar » Beiträge: 4419 » Talkpoints: 783,04 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Als ausgebildeter Musikpädagoge sehe ich es natürlich prinzipiell sehr gerne wenn Kinder ein Instrument erlernen. Leider gibt es tatsächlich immer häufiger die Tendenz, dass Kinder nach einiger Zeit die Lust an ihrem Instrument verlieren. Dann hören sie entweder ganz auf oder wollen unbedingt ein anderes Instrument erlernen, dem dann aber nach ein bis zwei Jahren das gleiche Schicksal droht.

Zum einen ist das ein in vielen Bereichen des Lebens erkennbarer Trend, dass man selten länger an einer Sache Interesse hat, und zum anderen denken einige Kinder, dass sie halt das Instrument schon perfekt können. Aber dazu muss ich sagen: es gibt immer noch neue Dinge, die man als Instrumentalschüler auf einem Instrument entdecken und erlernen kann. Dazu braucht man allerdings auch einen entsprechend engagierten Lehrer.

Manchmal ist es tatsächlich sinnvoll den Lehrer zu wechseln, wenn man merkt, dass das Kind auf der Stelle tritt mit seinen instrumentalen Fertigkeiten. Ein selbstreflektierter Instrumentallehrer würde auch von sich selber sagen, wenn man dem Kind ab einer gewissen Stelle nichts neues mehr beibringen kann beziehungsweise man merkt, dass man auf der Stelle tritt oder im Kreis dreht.

In dem speziellen Fall, der im ersten Posting benannt wird, glaube ich allerdings, dass hier auch das Instrument an sich eine Rolle spielt. Gerade Blockflöte ist ein Instrument, das viele von uns lernen durften oder mussten, und man sicherlich auch schnell mit ein wenig üben auch ganz gute Erfolge erzielen kann.

Demnach denken viele, dass Blockflöte auch kein "richtiges" Instrument sei und halt jeder das Instrument spielen kann. Aber dem ist ganz und gar nicht so. Auch auf der Blockflöte kann man nur mit viel Fleiß, Talent, Ehrgeiz und vor allem Üben ein sehr hohes und professionelles Niveau erreichen.

Gerade am letzten Sonntag habe ich im örtlichen Theater ein Konzert mit dem Blockflötisten Stefan Temmingh, Professor für Blockflöte an der Musikhochschule in Freiburg, gesehen und gehört und war total begeistert und geflasht. Es ist der absolute Wahnsinn, was er aus einer Blockflöte herausholt, und wie technisch perfekt und virtuos man dieses Instrument spielen kann.

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» diezeuxis » Beiträge: 1207 » Talkpoints: 964,75 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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