Muss einem Kritik anderer Menschen emotional treffen?

vom 07.12.2014, 17:49 Uhr

Es kommt immer wieder vor, dass andere Menschen mit denen ich normalerweise nicht näher zu tun habe, meinen, mich kritisieren zu müssen. So war es beispielsweise in der Fahrschule vor einigen Jahren immer so, dass ich richtig "zusammengepflaumt" wurde, wenn ich einen Fehler beim Fahren gemacht hatte und auch bei meiner Arbeit kommt es ab und zu vor, dass die Kunden ihre Wut an mir auslassen, wenn das Essen angeblich kalt ist oder ihnen nicht schmeckt oder vom Preis her nicht passt, auch wenn ich als Kassenkraft rein gar nichts dafür kann. Und auch in der Schule kam es natürlich immer vor, dass man bei Gesprächen mit den Lehrern über mündliche Noten Kritik bekam.

All das lässt mich jedoch völlig kalt. Wenn meine engsten Freunde, mein Partner oder meine Familie Kritik an mir ausüben, dann nimmt mich das durchaus immer sehr mit, aber wenn es sich um Leute handelt, die mir nicht weiter wichtig sind, dann lässt mich solche Kritik völlig kalt und mich nimmt so etwas grundsätzlich nicht mit, egal was zu mir gesagt wird. Ich könnte mir nie etwas zu Herzen nehmen, was in Foren gegen mich verwendet wird und es prallt völlig an mir ab, wenn andere Menschen mich kritisieren, die mir nicht nahestehen.

Bei mir verursacht das einfach kein Gefühl und meistens schalte ich dann auch automatisch ab und höre nur noch "bla bla bla". So war es auch in der Fahrschule so, dass ich im Kopf irgendwelche To Do-Listen durchgegangen bin oder vor mich hin geträumt habe, wenn mein Fahrlehrer mich ausschimpfte oder auch in der Schule bekam ich immer einen glasigen Blick, wenn meine Lehrer mich drängten, mich mehr mündlich zu beteiligen. Es ging immer ins eine Ohr rein und ins andere raus.

Ich sehe es aber auch nicht ein, so eine Kritik an mich heranzulassen. In der Fahrschule habe ich dafür bezahlt, fahren zu lernen, weshalb es mir schnuppe war, ob ich nun kritisiert wurde oder nicht. Bei der Arbeit weiß ich ja, dass es nur ein einfacher Job ist, den ich ohnehin bald nicht mehr haben werde und ich ohnehin nichts für die Kritik der Gäste kann. Und bei der Kritik der Lehrer habe ich mir auch immer gedacht, dass es meine Sache ist, wie oft ich mich melde oder nicht, weshalb solche Kritik bei mir auch noch nie etwas bewirkt hat.

Ich musste in meiner Kindheit und auch in meiner Schulzeit immer sehr viel Kritik ertragen und wurde in der Schule lange Zeit gemobbt. Das hat mich psychisch wirklich fertig gemacht und ich hatte damals auch eine depressive Phase. Ich hatte mir jede Kritik zu Herzen genommen, wodurch es mir immer schlechter ging. Als ich aus diesem Loch wieder raus gekommen bin, habe ich mir gesagt, dass ich nicht mehr jeden Mist an mich heranlassen möchte und mittlerweile klappt das so gut, dass es mir allgemein immer sehr schwer fällt, überhaupt irgendwelche Emotionen zuzulassen, was andere Menschen angeht.

Muss einen die Kritik anderer Menschen immer emotional treffen, damit man nicht so wirkt, als wäre einem alles völlig egal und als wäre man gefühlskalt? Oder empfindet ihr es auch als praktisch, wenn man sich so einen Panzer aufgebaut hat, dass einen die Meinung anderer nicht im Geringsten treffen kann?

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Eigentlich soll Kritik eine Verbesserung bewirken und dies ist selten der Fall, wenn der Gegenüber sich persönlich getroffen oder gar beleidigt ist. Gerade bei jüngeren oder fitteren Menschen kann man durchaus etwas härter sein, während labile oder ältere Menschen behutsam angefasst werden müssen.

Natürlich kann es auch vorkommen, dass man in Stresssituationen sehr schnell unangemessen reagiert und schnell unflätig wird. Aber ein schlimmes Wort ist eben natürlich noch keine schlimme Tat auch wenn es auf Dauer gesehen sehr problematisch werden kann.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich bin nicht der Meinung, dass man sich von Kritik emotional getroffen zeigen sollte. Kritik ist doch eigentlich etwas konstruktives, ansonsten schlägt das vermeintliche Kritisieren wohl eher in Beleidigen um. Um eine wirkliche Beleidigung sollte man doch sehr wohl von einer richtigen Kritik abgrenzen können.

Man sollte mit Kritik jeglicher Art nüchtern umgehen können, finde ich. Natürlich sollte einem aber dabei Kritik nicht egal sein! Deswegen finde ich dein Verhalten teilweise nicht nachvollziehbar. Natürlich weiß ich nicht, was dein Fahrlehrer dir konkret gesagt hat und was er zu kritisieren hatte. Aber gerade einen Fahrlehrer bezahlt man doch für Kritik, da sollte man diese auch unbedingt annehmen und sie nicht als sinnloses Blabla abstempeln!

Vielleicht war das wirklich sehr ernst zu nehmende Kritik, weil du mit deiner Fahrweise dich und andere Verkehrsteilnehmer gefährdet hast. Wie gesagt, ich möchte dir da natürlich nichts unterstellen, weil ich ja eben nicht weiß, was genau dein Fahrlehrer da an dir kritisiert hat. Aber so etwas ist nun einmal denkbar und dann ist es geradezu unverantwortlich, wenn man sich verhält, wie du es beschrieben hast.

Auch ich werde häufig kritisiert, aber ich nehme die Kritik auch wirklich an und erwäge, ob ich sie gerechtfertigt finde oder nicht. Und wenn nicht, dann bin ich gerne bereit, mein Verhalten zu korrigieren. Selbstverständlich gibt es auch ungerechtfertige Kritik, die kann man aber im Nachhinein dann immernoch vergessen.

Benutzeravatar

» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Oh, das ist allerdings sehr hart, was du da von dir gibst. Wie kann jemand so sagen, Kritik prallt an mir ab? Da würde ich doch meinen, dass man sich bei berechtigter Kritik mal Gedanken machen sollte, warum man so kritisiert wird.

Das kann oft nur ein Klacks sein, aber manchmal steckt doch ein Körnchen Wahrheit dahinter. Wenn du meinst, so Aalglatt zu sein in Foren, dass Kritik an dir abprallt, dann frage ich mich, was du in solchen Forum verloren hast? Kritik sollte man schon etwas ernst nehmen.

Auch dass du über die Kritik deines Fahrlehrers an deinem möglichen Fahrstil einfach so schnodderich darüber hinweggehst, ist unverständlich.

Das Zusammenleben mit anderen Menschen geht nicht immer kritiklos ab. Baut man sich einen Panzer auf wie du, wo alles abprallen soll, dann bringt man sich selbst ins Abseits und muss sich nicht wundern, wenn andere sich abwenden.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Cid hat geschrieben:Oh, das ist allerdings sehr hart, was du da von dir gibst. Wie kann jemand so sagen, Kritik prallt an mir ab? Da würde ich doch meinen, dass man sich bei berechtigter Kritik mal Gedanken machen sollte, warum man so kritisiert wird.

Es kommt doch eindeutig auf die Kritik und die Umstände an sich an. Wenn Kunden schlechte Laune haben und dann meinen sich an anderen abreagieren zu müssen, dann ist man selbst nur das Ventil, wie eine Art Sündenbock. Was soll an der Kritik berechtigt sein? Als ob eine Kellnerin was dafür kann, dass das Essen zu kalt ist, versalzen oder was auch immer. Die Kellnerin ist nur die Botin und nicht der Koch. Da würde mich Kritik auch kalt lassen, betrifft ja nicht meine Leistung. Was soll daran ungewöhnlich sein?

Abgesehen davon finde ich schon, dass man sehr schnell merkt, ob Kritik wirklich berechtigt ist oder ob eine Person sich nur an einem abreagieren will und man nur das Pech hat, alles abzubekommen. Wenn ich merke, dass man sich nur abreagieren will und aus diesem Grund auch Kritik ausspricht, die nicht so ganz berechtigt und nachvollziehbar ist, dann interessiert mich das auch nicht die Bohne.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich würde es klar von den Umständen und der Person abhängig machen, die mich kritisiert. Wenn Mich eine nahestehende Person kritisiert, dann würde ich mir das durchaus zu Herzen nehmen und auch schauen, was denn an der Kritik nun dran ist und ob diese berechtigt ist. Aber ebenso würde ich nicht leichtfertig damit umgehen, wenn mich ein Vorgesetzter oder Lehrer kritisieren würde. Das machen diese meist ja auch nicht ohne Grund und man möchte doch einen guten Job machen.

Wenn ich jedoch weiß, dass eine Person nun Kritik übt, um mir eins reinwürgen zu können, nehme ich das auch nicht für voll und höre dann meist auch irgendwann nicht mehr zu. Das geht dann durchaus zum einen Ohr rein und zum anderen wieder heraus.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich habe hier wohl eine andere Definition von Kritik, die mit "nach Strich und Faden zur Sau machen" gar nichts zu tun hat. Wenn beispielsweise mein Chef mich darauf aufmerksam macht, dass Vorgang A oder Projekt X mal ein bisschen vorangetrieben werden soll oder dass ich mich mal wieder verzettele, bekomme ich auch keine Schnappatmung, muss die Tränen zurückhalten und alle Energie darauf verwenden, "Bla Bla Bla" zu denken. Vielleicht ärgere ich mich ein bisschen über mich selber, weil ich doch relativ hohe Ansprüche an meine Kompetenz und Arbeitsleistung habe, aber ich muss auch nichts an mir "abprallen" lassen.

Mein Chef wäre in diesem Beispiel wohl auch mehr als erstaunt, wie ich denn auf Kritik reagiere, wenn ich glasige Augen bekomme und auf so ziemlich allen Kanälen eindeutig die Botschaft sende, dass ich gar nicht vorhabe, diese Kritik auch umzusetzen, sprich die eindeutige Arbeitsanweisung stramm ignoriere, weil mich hier niemand zu "kritisieren" hat. Würde ich nicht tun, ich brauche das Gehalt.

Zur Sau machen wiederum hat für mich nichts mit Kritik zu tun. Als Kind und Jugendliche musste ich "Schimpfe" von Eltern und Lehrern und sonstigen Autoritätspersonen wohl oder übel über mich ergehen lassen, sodass ich da auch oft dagesessen bin und versucht habe, mich gegen die bösen Worte abzuschotten. Aber das muss ich doch als Erwachsene nicht mehr tun! Ich bin schließlich nicht auf den Mund gefallen und kann mir je nach Situation entweder den Tonfall verbitten, der Person mitteilen, wohin sie sich ihre Meinung stecken kann oder einfach aufstehen und gehen.

Da lohnt es sich in meinen Augen gar nicht, einen emotionalen Schutzwall aufzuwerfen und sich wunder wie zu verkrampfen. Berechtigte, faire, sachliche Kritik wird aufgenommen, und wer glaubt, mit mir als erwachsener Frau "schimpfen" zu müssen, mit dem werde ich schon fertig.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^