Museumsbesuch nur für Instagramfotos nutzen?

vom 24.06.2019, 09:24 Uhr

Wenn man ins Museum geht und dort das Fotografieren erlaubt ist, sieht man immer wieder Menschen, die mit den Kunstwerken im Hintergrund für die Kamera posen und etliche Selfies schießen. Manchmal erweckt es den Eindruck, dass diese Leute weniger an der Kunst an sich interessiert sind, sondern eher ihren Instagram-Account mittels dieser Kunstwerke aufhübschen/füttern wollen.

Das ist natürlich nicht verboten, aber dennoch finde ich persönlich es etwas Schade, dass das Interesse nicht dem Kulturgut gilt, sondern scheinbar eher der Selbstdarstellung im Netz. Habt ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht? Findet ihr das in gewisser weise traurig, oder findet ihr vielleicht eher, dass ein Museum eben damit rechnen muss, wenn es das Fotografieren erlaubt?

» Viktoria_ » Beiträge: 398 » Talkpoints: 32,44 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Sicher werden die Betreiber eines Museums damit schon rechnen, wenn das Fotografieren erlaubt ist. Denen ist es vermutlich auch ganz recht, weil durch die Fotos auf Instagram sicher auch noch mehr Besucher kommen, wenn sie dadurch erkennen, dass das Museum den Besuch lohnt.

Ich finde es aber schon schade, wenn man die Kunstwerke oder sonstige Exponate in einem Museum gar nicht richtig würdigt, sondern nur darauf aus ist, das perfekte Foto für Instagram zu machen und sich selber eben vor dem Kunstwerk darzustellen. Aber das muss ja jeder selber wissen, wie man den Museumsbesuch am meisten genießt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Wenn das Fotografieren erlaubt ist und weder die Kunstwerke oder Ausstellungsstücke beschädigt oder gefährdet werden noch die anderen Besucher über Gebühr belästigt - wieso sollte ich dann "traurig" sein? Was interessiert mich, ob irgendwelche fremden Leute vor Ergriffenheit in Tränen ausbrechen oder dümmliche Selfies machen? Es steht mir nicht zu, darüber zu bestimmen, wie andere Leute mit Kunst und Kultur umgehen, und es gibt genügend Ausstellungsstücke und Kunstwerke, die mir absolut nichts sagen und von denen ich nicht mal eine Postkarte kaufen würde.

Und der Kunst und Kultur kann es ja wurscht sein, solange nichts kaputtgeht. Der Eintritt und die Besucherzahlen kommen dem Museum trotzdem zugute, und es ist ja nicht so, dass man hinterher abgefragt wird, wie viel von der Ausstellung denn intellektuell hängengeblieben ist. Ich finde das elitäre Getue mindestens genauso nervig wie der zelebrierte Egozentrismus der Leute, die glauben, ein Foto von einem Kunstwerk werde dadurch aufgewertet, dass ihre Fresse ins Bild ragt.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde es schon irgendwie schade wenn ich sehe, dass Leute den Moment gar nicht richtig genießen weil sie zu sehr damit beschäftigt sind diesen für ihre Fotos zu inszenieren.

Natürlich kann mir das egal sein, ist ja nicht mein Leben und in der Regel kommen mir die Leute ja nicht in die Quere, aber ich denke mir halt manchmal schon, dass man etwas verpasst wenn man nicht am Strand sitzt und die Sonne im Meer versinken sieht weil man zu beschäftigt damit ist für Bilder zu posieren. Oder wenn man das Konzert gar nicht richtig fühlen kann weil man unbedingt den Beweis im Form eines Videos liefern will, dass man auch tatsächlich da war.

Ich würde aber selbst extrem fotogeilen Zeitgenossen nicht unterstellen, dass sie nur für Selfies in ein Museum gehen. Die meisten Leute suchen für ihre Selbstinszenierungen ja schon Sachen aus, die sie irgendwie auch interessieren.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Es ist schon irgendwie schade, dass es Menschen gibt, die stundenlang nach einem perfekten Bild im Urlaub suchen um dies in einem sozialen Netzwerk zu posten und dann am Ende gar nicht mehr so richtig wissen wie es da war, was es da zu sehen gab und so weiter. In einem Museum sollte man doch eher die Kunst genießen, das was ausgestellt wird und natürlich ist es schön, wenn man Bilder machen kann und dann anderen auch zeigen kann, was man erlebt hat und dennoch sollte man sich auch daran erfreuen können.

Für das Museum bedeutet das natürlich, dass mit einem Schönen Motiv dann auch viele Leute kommen und die Einnahmen steigen wieder. Generell haben Museen ja sehr um ihre Besucher zu kämpfen und daher empfinde ich es als legitimen Schritt Bilder zu erlauben, die dann auf Instagram gepostet werden. Es ist natürlich schade für die Leute, die ihr Leben nicht genießen können, aber letztendlich muss ja jeder selber wissen was er vom Leben will, man hat ja nur das eine.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


In gewisser Weise finde ich es schon traurig das vielen ein gutes Foto mittlerweile wichtiger ist als die „Realität“. Dieses Phänomen beschränkt sich nicht nur auf Museen sondern ist zum Beispiel auch auf Veranstaltungen wie Konzerte oder Festivals zu beobachten. Da steht ein Künstler auf der Bühne der eine wahnsinnig spektakuläre Show abzieht und anstatt den Moment zu genießen, mit der Musik (und der Menge) mitzugehen halten die meisten nur ihr Handy in der Hand. Dadurch verpassen diese Leute so viel. Anscheinend haben Sie das Gefühl das ein Erlebnis nicht so viel wert ist wenn man es anschließend nicht mit anderen teilen kann.

Tatsächlich habe ich erst vor kurzem einen Bericht darüber gelesen das es schon sehr viele Menschen gibt die den Ort für ihren nächsten Urlaub unter dem Aspekt buchen das man dort gute Fotos für Instagram machen kann. In dem Bericht wurden Hot Spots gezeigt an denen gerne Fotos gemacht werden. Manchmal mussten Leute stundenlang anstehen nur um ein Foto zu machen. Das wäre es mir schlicht nicht wert und ich kann das Ganze auch überhaupt nicht nachvollziehen. Natürlich mache ich auch gerne Fotos, vor allem im Urlaub, aber viel lieber genieße ich den Moment und lasse mein Handy lieber in der Tasche.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Den Instagram-Hype kann ich irgendwie nur zum Teil nachvollziehen. Zwar mache ich auch häufig mal ein Foto von meinem Alltag bzw. von Dingen, die ich sehe oder wahrnehme, aber ich verschicke sie nirgendwo hin. Sie dienen mir nur als kleines persönliches fotografisches Tagebuch, denn anhand dieser Bilder erinnere ich mich später noch besser an vergangene Tage und Erlebnisse.

Auch im Museum kann es vorkommen, dass ich ein paar besonders interessante Exponate fotografiere, aber auch diese Bilder dienen mir nur dazu, mich später noch daran erinnern zu können. Und wenn man beispielsweise in einem Museum eine Extragebühr fürs Fotografieren zahlen müsste, dann verzichte ich darauf.

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» lascar » Beiträge: 4414 » Talkpoints: 782,29 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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