Mit Geldschulden lange durchkommen?

vom 22.10.2018, 15:17 Uhr

Ich kenne jemanden, der viele Geldschulden gemacht hat. Sowohl bei Firmen wie auch bei Privatpersonen im Freundeskreis und der Familie. Allerdings verhält er sich ziemlich daneben und sieht gar nicht ein, da mal etwas zurückzuzahlen. Auch beim Arbeitgeber hat er schon Schulden gemacht und ist auch wegen Mietschulden schon mehrfach umgezogen.

Das scheint schon ein paar Jahre so gehen und er bekommt auch viel Post von Gläubigern und Inkassounternehmen. Bisher ist ihm aber noch nichts weiter passiert und er kommt immer irgendwie durch. Es hat sich schon herum gesprochen, dass er gern Schulden macht und so ist er nun wieder umgezogen.

Ich frage mich, wie lange jemand mit Geldschulden wirklich durchkommt. Ich habe gehört, dass es da durchaus lange dauernd kann, bis mal etwas passiert. Oftmals wäre es so, dass der Schuldner auch nicht ins Gefängnis kommt und lange weiter Schulden machen kann.

Ist es wirklich so, dass jemand mit Geldschulden lange durchkommen kann? Dauert es da mitunter Jahre bis da mit Konsequenzen gerechnet werden muss? Geht man wegen Geldschulden nicht ins Gefängnis? Was man hat da an Konsequenzen zu erwarten?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ab 2012 wurde die sogenannte "eidesstattliche Versicherung" durch die "Vermögensauskunft" abgelöst. Das heißt, ein Schuldner kann damit seine Gläubiger "vertrösten". Nur, wenn er diese Auskunft verweigert, kann er in Haft genommen werden. Die Konsequenz ist, dass er ins Schuldnerverzeichnis aufgenommen wird und selbstverständlich einen negativen Schufa-Eintrag bekommt.

Hat jemand einen größeren Schuldenbetrag aufgehäuft, sind die Banken als Kreditgeber oft damit zufrieden, einen Tilgungsplan auszuarbeiten, besser, als wenn sie überhaupt nichts mehr zurückgezahlt bekommen. Das bedeutet, jemand kann mit Schulden durchaus längere Zeit ein relativ sorgenfreies Leben führen. Und gerade in der Niedrigzinsphase lassen sich viele dazu verleiten, es selber einmal auszuprobieren, über ihre Verhältnisse zu leben.

» Gorgen_ » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 374,04 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Es dauert tatsächlich eine ganze Weile bis Schuldner tatsächliche Konsequenzen wie zum Beispiel eine Haftstrafe zu spüren bekommen. Gerade eine Haftstrafe ist das letzte der Mittel die ergriffen werden kann und bis dieser letzte Weg bestritten wird können tatsächlich Jahre vergehen. Gerade wenn der Schuldner oft umzieht. Denn es gibt zum Beispiel sogenannte Postzustellungsaufträge, in denen zum Beispiel Menschen zu einer Anhörung gebeten werden oder eine Pfändung mitgeteilt wird etc., die nur persönlich ausgehändigt werden dürfen. Wenn nun der Schuldner bei seiner gemeldeten Adresse nicht mehr anzutreffen ist und auch keine neue Adresse bekannt ist, muss erst die neue Adresse ermittelt werden. Wenn er es schlau macht kann alleine dieser Vorgang schon Monate dauern.

Oder nehmen wir aber ein anderes Beispiel. Der Mann schuldet einer Firma Geld und diese ist schon kurz davor mit der Sache vor Gericht zu gehen. Nun könnte es sein das er sich reuig zeigt und einen Tilgungsplan aushandelt. Vielleicht zahlt er daraufhin sogar ein oder zwei raten um sich anschließend wieder rar zu machen. Dann geht das ganze Spiel wieder von vorne los. Mahnungen schreiben, Inkassobüro beauftragen usw. Es gibt noch unzählige andere Strategien wie man solche Dinge in die Länge ziehen kann. Und gerade solche Menschen wie der Mann aus deinem Beispiel haben anscheinend ein Talent dafür den Kopf kurz vor einer schlimmen Konsequenz wieder aus der Schlinge zu ziehen.

» Anijenije » Beiträge: 2730 » Talkpoints: 53,02 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Anijenije hat geschrieben:Denn es gibt zum Beispiel sogenannte Postzustellungsaufträge, in denen zum Beispiel Menschen zu einer Anhörung gebeten werden oder eine Pfändung mitgeteilt wird etc., die nur persönlich ausgehändigt werden dürfen.

Vorausgesetzt, eine für derartige Fälle sonst übliche Einschreibebriefsendung kann nicht zugestellt werden oder deren Annahme wird verweigert, dann bietet die Zivilprozessordnung den Weg der amtlichen Zustellung mittels Postzustellungsurkunde. Was passiert nun bei Unzustellbarkeit? Dann wird das Schriftstück "niedergelegt", entweder bei einem dafür vorgesehenen Postamt, der Polizeidienststelle oder dem Vermieter, und das wird durch Urkunde näher bestätigt.

Mit der "Niederlegung" gilt nicht nur die Zustellung als erfolgt, nein, es wird sogar der Inhalt des Schriftstückes als zur Kenntnis genommen behandelt, auch wenn der Adressat den Brief niemals in der Hand hatte. Das ist die letzte Möglichkeit, die die Zivilprozessordnung bietet. Insofern kann sich niemand einer Zustellung und Kenntnisnahme durch simple Annahmeverweigerung entziehen.

Allerdings kann eine Postzustellungsurkunde, so weit mir bekannt ist, nicht von jedermann einfach so verschickt werden. Erstens sind die Formulare nur bei bestimmten Stellen zu bekommen und zweitens ist die Einschaltung von Behörden, Gerichten beziehungsweise Anwälten notwendig, um überhaupt ein Aktenzeichen zu erhalten. Ohne dieses wird kein Auftrag rechtskräftig.

Es soll also nicht der Eindruck entstehen, wenn Briefe nicht persönlich übergeben werden (können), wäre zum Beispiel eine Vorladung zum Gerichtstermin ungültig, und der anberaumte Termin fände deswegen nicht statt. Im Gegenteil, mit der Zustellungsurkunde wird die Einhaltung des formalen Vorgehens vor Gericht bestätigt und auch entsprechend gewürdigt. Dann wird nicht selten vom Gericht in Abwesenheit entschieden. In bestimmten, hartnäckigen Fällen wird dann sogar zur Fahndung ausgeschrieben.

» Gorgen_ » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 374,04 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Man kann durchaus mit Geldschulden lange durchkommen, was aber auch am Umfeld liegen kann. Ich kenne jemanden, der hat sich mit gut reden können, kurzzeitig im Ausland sein und immer wieder Geld von Leuten borgen etliche Jahre damit gehalten und auch immer wieder neue Schulden aufgebaut. Letztendlich war es ein sehr hoher Betrag, den er nie mehr hätte begleichen können und nur mit guten Anwälten ist er dann noch dem Gefängnis entgangen.

Wenn man mich fragt, sollte man einfach zu dem stehen, was man gemacht hat und versuchen an einer Lösung zu arbeiten und nicht immer wieder Wege suchen dem zu entgehen. Denn letztendlich wird man dafür aufkommen müssen und seine Schulden begleichen, wie auch immer.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


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