Mit Eierlikör einem Haustier bei Angst helfen können?

vom 01.01.2019, 11:58 Uhr

Auf Facebook habe ich einen Artikeleines Tierarztes gelesen, der unter anderem schreibt, dass er und viele seiner Patienten gute Erfahrung mit der Gabe von Eierlikör an Silvester gemacht haben. Alkohol wäre bekannt für seine entspannende und angstlösende Wirkung.

Es wird in dem Artikel auch genau beschrieben, wie die Dosierung aussehen sollte und das Hunde ganz gerne den Eierlikör mögen würden. Eine Bekannte hat das gestern bei ihren drei Hunden ausprobiert und ist begeistert wie gut das funktionierte. Der Hund, der sich sonst stundenlang hinter dem Sofa zurückgezogen hat oder sogar bellte, lag entspannt neben ihr. Bei Katzen sollte man das jedoch eher nicht anwenden. Im Internet gibt es nun Diskussionen darüber, ob man seinem Tier Eierlikör geben sollte oder ob das giftig wäre. Es wird auch darauf hingewiesen, dass nur bei gesunden Hunden zu verabreichen.

Was haltet ihr von Eierlikör um Tieren oder speziell Hunden gegen die Angst vor Feuerwerk zu helfen? Habt ihr das selbst schon ausprobiert? Findet ihr das eher bedenklich? Meint ihr, dass es eindeutig giftig ist und besser nicht angewendet werden sollte? Oder seht ihr das eher nicht so eng und meint, dass es auf das Ergebnis ankommt?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich persönlich halte da gar nichts von, weil Alkohol nie eine Lösung ist. Ich denke eher, dass es der Glaube vom Tierhalter ist, der es macht, dass das Tier ruhiger wird. Denn es helfen bei vielen Tieren, wo der Besitzer dran glaubt, ja auch Bachblüten, die nachweislich gar keinen Wirkstoff haben. Und wenn ich lese, dass der Hund zwei Esslöffel davon bekommt, dann frage ich mich, warum man ein Tier daran gewöhnen muss und warum muss es Eierlikör sein und kein anderer Likör? Für mich wäre es nicht in Frage gekommen meinem Hund Eierlikör zu geben.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante, frei nach den Missfits: Eierlikör iss wunderbar, Prostata! Alkohol hat den gleichen Effekt wie gute Medikamente gegen Angst. Und Eierlikör muss es sein, weil der gut akzeptiert und freiwillig genommen wird. Außerdem muss man dann nicht für jedes Gesöff ausrechnen, wie viel es pro Kilogramm Körpergewicht sein muss, sondern hat einmal eine Dosierungsanleitung.

Und wer jetzt anfängt zu meckern, dass Alkohol so giftig sei, der bedenke zwei Dinge. Erstens sind es Medikamente auch, die Dosis macht das Gift. Und ein untrainierter Mann mit etwa 80 Kilogramm Gewicht kann sich bereits ab zwei Promille mit Alkohol umbringen. Eine Flasche Wodka kann also tödlich sein.

Hunde und Katzen reagieren als Abstinenzler zwar sehr gut auf Alkohol, aber ihr Stoffwechsel ist anders. Die letale Dosis Alkohol ist bei Hunden rund doppelt so hoch wie beim Menschen, bei Katzen ist es gut ein Drittel mehr. Wenn so ein Tier also eine genau abgemessene Menge Alkohol erhält, dann schadet ihm das weniger als einem Menschen. Schließlich soll das Tier weder Alkoholiker werden, noch zum Quartalssäufer mutieren.

Und natürlich muss man das "üben"! Das ist nur seriöse. Auch andere bewusstseinsverändernde Medikamente vom Tierarzt probiert man vorher aus, um zu sehen, ob dieses Mittel für dieses Tier klappt. Schließlich kann es zu einer paradoxen Wirkung kommen und das Tier gerät vollkommen im Panik.

Außerdem hat dosierter Alkohol einen gewaltigen Vorteil. Viele Tierärzte verkaufen um unbedarften Besitzer "Beruhigungsmittel" die nur die Muskulatur und die Reaktionsfähigkeit lindern. Denn das hat für den Besitzer den besten Effekt. Der glaubt an ein entspanntes Tier, dabei bekommt das arme Vieh alles voll mit und kann nur nicht weg. Aber das gibt es keine Beschwerden, die Leute kommen jedes Jahr wieder und kaufen, weil die Panik immer schlimmer wird, und der Aufwand für Beratung liegt bei Null. Das ist leicht verdientes und zuverlässiges Geld. Alkohol dagegen mindert die Wahrnehmung und löst eine "LMAA-Gefühl" aus, das dem Tier ähnlich wie ein gutes Medikament wirklich hilft.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich habe da wirklich keine Ahnung, was gesund ist und was nicht. Wie Katzen in meinem Fall Alkohol abbauen? Auch das weiß ich nicht. Cooper wird schon wissen, was sie dort schreibt. Das möchte ich auch nicht infrage stellen, weil ich da schon viel Erfahrung hinter vermute. Mit dem Vergleich zu Medikamenten hat sie ja auch im Grunde genommen recht und das ist nicht anders, wie bei uns auch. Alles hat Vorteile und trotzdem Nebenwirkungen.

Ich würde aber trotzdem im Allgemeinen einfach nicht auf die Idee kommen, meinen Katern Alkohol zu geben. Mein Freund sagte gerade, er auch nicht. Das kommt für uns aus keinem Grund infrage. Ob zur Beruhigung, für die Linderung von leichten Schmerzen usw. Das kommt für uns einfach nicht infrage und wir kamen auch nie auf die Idee.

Sicherlich kam uns die Idee nicht, weil wir auch immer dachten, dass Alkohol ganz besonders schädlich für die Tiere ist. Mit hat mal jemand gesagt, dass man Welpen keinen Alkohol geben soll, weil das Wachstumsstörungen mit sich bringt. Ich habe das so geglaubt, bis heute und würde nie einem Tier im Ansatz Alkohol geben.

Muss für mich auch nicht sein. Meine Kater haben Silvester auch bei zu viel Ballern Angst. Wenn mein Freund und ich zusammen am Fenster mit ihnen sind, sind sie auch etwas ängstlich und irritiert, aber dann beruhigen diese sich von alleine und fühlen sich augenscheinlich sicher genug, um nicht zu verschwinden.

Und wenn sie doch ängstlich sind, rennen sie unters Bett, in ihre Höhlen oder sonst wo. Das darf dann auch sein, da hole ich sie ganz einfach auch nicht raus.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Man sollte mal die Kirche im Dorf lassen. Zehntausende Hunde bekommen über viele Jahre Weißdornauszüge zur Unterstützung der Herzfunktion. Die Lösung enthält 45 Volumenprozent Ethanol. Da bekommt ein kleiner Hund über Jahre jeden Tag 2,5 Milliliter. Das gilt auch für Katzen. Große Hunde kommen auf 5 Milliliter.

Alkoholische Getränke enthalten ebenfalls Ethanol als Alkohol. Aber das Zeug hat nur mindestens 14 und meist 20 Volumenprozent. In Eierlikör gerechnet entspricht die therapeutische Dosis des Herzmittels also 5 Milliliter Eierlikör für kleine Hunde und Katzen pro Tag. Große Hunde bekommen 10. Ein kleines Schnapsglas hat 20 Milliliter Fassungsvermögen.

Wenn also ein Hund Silvester dosiert Eierlikör zur Beruhigung bekommt, dann ist das kein Problem. Tierärzte geben gern Acepromazin mit. Das ist nicht nur ungeeignet, weil es das Bewusstsein kaum dämpft. Typische Nebenwirkungen sind deutliche Veränderungen des Blutbilds, Fruchtbarkeitsstörungen, Probleme mit der Körpertemperatur und lebensgefährliche Atemaussetzer bei Hunden mit kurzem Kopf. Ist das besser, nur weil es ein Medikament ist?

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich halte diese Strategie ehrlich gesagt für nicht nachhaltig genug, auch wenn cooper der Ansicht ist, dass eine gewisse Dosierung alles andere als schädlich ist. Fakt ist aber, dass nicht jeder angstauslösende Reiz vorhergesagt werden kann. Will man das Tier dann präventiv jeden Tag mit Eierlikör vollpumpen oder wie? Bei uns ging das Geböller schon Tage vor Silvester los und gestern wurde auch den ganzen Tag geböllert. Wenn da Tiere überempfindlich ängstlich reagieren ist das natürlich blöd, gerade wenn man nur Silvester als Angst-Faktor kommen sieht als Tierbesitzer.

Ich würde daher eher zu Konditionierung und Training tendieren, sodass der Angstfaktor nicht mehr als Angstfaktor wahrgenommen wird. Ich denke, dass man da langfristig mehr von hat und es dann auch keine Probleme gibt, wenn man plötzlich von Angstfaktoren überrascht werden sollte wenn man gerade kein Beruhigungsmittel zur Hand hat.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen, man merkt deutlich, dass du keinerlei Erfahrung hast. Konditionierung und Training kannst du in vielen Fällen vergessen, weil Genetik und Prägung so ungünstig sind. Die ist überhaupt nicht klar, wie massiv die Zucht und die Prägung das Verhalten gerade bei Hunden beeinflusst.

Dazu hast du das klitzekleine Problem, dass Böllern ansonsten verboten ist. Zeige doch ein effektives Training das wirkt. Du erkennst ja nicht einmal den Unterschied zwischen einem Tier, das bei einzelnen Knallern Angst hat und zum Jahreswechsel in Panik gerät.

Die einzelnen Knaller überstehen auch Tiere mit Angst mit einem Rückzugsort. Katzen sollte man in den Tagen eh in der Wohnung halten, damit niemand Experimente macht. Und Hunde, die Angst oder die Neigung, Böller zu apportieren, haben, gehören an die Leine.

Das ist aber nicht die Situation, die man beim Jahreswechsel hat. Das sieht ganz anders aus. Und wenn du genug Hunde geflickt hast, die sich beim panischen Graben an der Wand oder einer Tür Zähne und Krallen gekillt haben oder durch ein Fenster gegangen sind, dann verstehst du, warum ein Beruhigungsmittel sehr sinnvoll ist.

Und du verkennst die therapeutische Wirkung guter Beruhigungsmittel. Gute Mittel, vom Wirkmechanismus gehört auch Alkohol dazu, dämpfen die Wahrnehmung leicht und lösen die Angst. Das Tier hat mit guter Medikation die Chance, die Situation zu überstehen, und dabei zu bemerken, dass gar nichts passiert. Du verdrängst, dass Verhaltenstherapien bei Mensch und Tier oft medikamentös unterstützt werden.

Alkohol ist sehr gut untersucht. Beim Menschen ist es beispielsweise so, dass ab 0,2 Promille die angstlösende Wirkung eintritt. Am besten ist die Wirkung bei 0,3 Promille. Dann schaffen Angstpatienten Situationen, die nüchtern nicht klappen. Ab 0,6 Promille schlägt die Wirkung um und Ängste werden verstärkt. Nun ist Alkohol natürlich nicht zur Therapie geeignet. Denn es entwickelt sich schnell eine Toleranz und man braucht mehr, damit es wirkt. Das ist übrigens ein wichtiger Faktor für die Alkoholsucht. Viele Alkoholiker sind wegen dieser Wirkung abhängig geworden.

Aber Tiere sind keine Menschen und von einer einzigen Anwendung im Jahr werden die nicht süchtig. Und ob man nun ein gutes Medikament oder richtig dosiertes Ethanol nimmt, das macht keinen Unterschied. Aber mit Alkohol ist man zumindest sicher, dass das Tier kein schlechtes Medikament bekommt, dass das Problem verschlimmert.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Im gewissen Sinne muss ich Täubchen aber doch recht geben. Bei meinem Hund hat nur viel Geduld und auch die Konditionierung geholfen. Ich musste schauen, dass ich meinen Hund sehr auf mich fixiere, so dass er sich bei mir geborgen fühlt. Denn dieser Hund hat bei allem, was geballert hat Angst gehabt. Ich habe ihm auch einen Gehörschutz aufgesetzt, sobald er anfing zu zittern. Denn da wusste ich, dass ein Gewitter naht, Vor Silvester und über Silvester und auch danach hat er den auch manchmal getragen.

Wenn ich da nur Silvester dann was Eierlikör gegeben hätte, dann wäre er vor Silvester, wenn angefangen wird zu ballern und auch die Tage danach (ja, hier ballern sie auch noch immer und es ist der 2.1.) einfach Panik gewesen. In einem Sommer waren sehr viele Gewitter. Da hätte ich meinem Hund einen intravenösen Eierlikörtropf anlegen können. Denn auch Gewitter hat ihn panisch gemacht. Er hörte es schon von weitem grollen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Diamante hat geschrieben:In einem Sommer waren sehr viele Gewitter. Da hätte ich meinem Hund einen intravenösen Eierlikörtropf anlegen können. Denn auch Gewitter hat ihn panisch gemacht. Er hörte es schon von weitem grollen.

Ich meine, dass Nelchen geschrieben hätte, dass ihr Hund eben nicht nur auf Silvester-Feuerwerk panisch reagiert, sondern auch auf Gewitter. In dem Fall hilft Konditionierung natürlich am besten und ich verstehe nicht, wie man so faul sein kann und es sich mit Beruhigungsmitteln am einfachsten machen kann. Ständig auf Beruhigungsmittel oder sogar Alkohol zurückzugreifen auch wenn es andere Mittel und Wege gibt, die auch noch langfristig wirken, ist für mich nicht gerade das Verhalten eines verantwortungsbewussten Tierhalters. Ich meine, wozu schafft man sich Tiere an, wenn man hinterher zu bequem ist, sie zu erziehen, zu trainieren und sich mit ihnen zu beschäftigen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen, wie trainiere ich denn bitte Gewitter? :lol: Hast du eine Wettermaschine, um die Aspekte, die Gewitter problematisch machen, nachzustellen? Eine CD hilft nicht.

Diamante, du hattest offensichtlich einen Hund mit Angst vor Gewitter. Bei Panik funktioniert deine Technik aber nicht. Du dringst gar nicht mehr zum Tier durch und wirst höchstens verletzt.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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