Mamataxi einstellen, um Kind zum Führerschein zu animieren

vom 10.06.2018, 02:41 Uhr

Mein Neffe ist vor wenigen Monaten endlich volljährig geworden. Der junge Mann macht seit letzten Sommer eine Ausbildung, die ein paar Kilometer von der Wohnung entfernt ist, die er mit seiner Mutter bewohnt. Die Eltern sind schon lange getrennt. Seine Ausbildungsplatz erreicht mein Neffe in der Regel mit seinem Roller.

Bereits seit letztem Sommer nimmt er Fahrstunden, mit der Absicht bald den Autoführerschein zu haben. Die Kosten dafür werden komplett durch die Familie übernommen. Auch ein Auto wäre vorhanden, welches er dann jederzeit nutzen könnte. Die theoretische Prüfung hat er auch schon bestanden. Aber seit dem lässt er das Projekt Führerschein extrem schleifen. Wenn man ihn danach fragt, ergreift er die Flucht.

Wenn es regnet wird er von seiner Mutter zur Arbeit gefahren. Bei starkem Regen fährt sie ihn auch in seiner Freizeit mal wohin. Die Busverbindungen sind an ihrem Wohnort leider nicht der Hit. Aber die Mutter ist ziemlich angenervt, dass ihr Sohn nicht in die Puschen kommt. Er hätte an seinem 18. Geburtstag bereits den Autoführerschein haben können.

Nun hat die Mutter beschlossen, sie stellt den Dienst Mamataxi nun ein. Sprich ihr Sprössling muss entweder laufen oder bei Wind und Wetter den Roller nehmen. Der Sohn ist natürlich darüber empört. Mittlerweile telefoniert er die halbe Verwandtschaft durch, wenn er einen Fahrdienst braucht. Ein paar der Verwandten haben bei der Mutter nachgefragt, warum sie ihren Sohn nicht mehr fährt. Der Rest der Verwandtschaft ist ebenfalls böse auf die Mutter. Vor allem der Vater des Jungen ist von ihrem Verhalten ziemlich angenervt.

Ich kann die Mutter verstehen. Mit der Aktion will sie ihren Sohn ja nur dazu animieren, endlich wieder regelmäßig Fahrstunden zu nehmen, um bald den eigenen Führerschein in der Tasche zu haben. Findet ihr es übertrieben, dass sie ihren Sohn nun nicht mehr fährt?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es ganz und gar nicht übertrieben, wie die Mutter reagiert, sondern ich wundere mich fast noch, dass sie diesen Schritt erst so spät ergriffen hat. In meinem Bekanntenkreis haben die meisten Eltern aufgehört, den Fahrdienst zu spielen, sobald die Kinder das erste mal in den Schulbus eingestiegen sind. Von da an waren sie ja offensichtlich in der Lage, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen; und um das Taxi auf Abruf zu spielen, hatten berufstätige Elternteile ohnehin kaum die Zeit.

Natürlich wurde in Notfällen oder bei ein, zwei besonderen Anlässen wie den ersten Parties, die die letzte Rückfahrtmöglichkeiten überzogen haben, nochmal die Augen zugedrückt aber allerspätestens mit dem 18. Geburtstag und dem Erreichen der Volljährigkeit war eigentlich jeder in meinem Umfeld komplett unabhängig in Bezug auf seine Mobilität, und die meisten wollten es auch gar nicht anders. Bevor man sich die Blöße gegeben hat, vor den Mitschülern aus Mamas Auto zu steigen, hat man lieber in den sauren Apfel gebissen und sich auch bei Sturm und Regen seinen eigenen Weg zum Treffpunkt gebahnt.

Der junge Mann hat es in dieser Hinsicht in seinem Leben bislang ja bequem gehabt, denn er konnte immer auf die Möglichkeit zurückgreifen, seine Mutter einzuspannen. Noch dazu genießt er den absoluten Luxus, den sündhaft teuren Führerschein komplett bezahlt zu bekommen. Die meisten müssen sich neben Schule und Ausbildung nochmal ordentlich in Aushilfsjobs abrackern, um sich das Privileg der Fahrerlaubnis zu erarbeiten.

Auch die Reaktion, dass er empört und ausweichend reagiert und seine gesamte Bekanntschaft lieber terrorisiert, als sich mal an die eigene Nase zu fassen und zu überlegen, dass er seinen Beitrag zur Lösung des Dilemmas leisten könnte, indem er mal in die Puschen kommt, zeigt doch in aller Deutlichkeit, dass er schlicht und ergreifend keine Lust hat, selbstständig zu werden.

In solchen Fällen helfen eben manchmal nur drastische Maßnahmen und da würde ich mir für die Mutter eher noch Unterstützung vom Bekanntenkreis wünschen als Ärger darüber, dass der Sohnemann nun bei ihnen antrottet. Wenn ihm alle konsequent seine Quengeleien abschlagen würden, würde der Herr vielleicht eher mal merken, dass es so nicht weitergehen kann.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


Da wurde aber einer verwöhnt. Ich kann mir schon vorstellen, dass er da protestiert, wenn er es nicht anders gewöhnt ist. Allerdings kann ich die Mutter verstehen und würde auch den Verwandten klarmachen, dass das so nicht mehr geht. Ich meine, wenn man selber noch arbeitet und das Kind eh schon den Führerschein macht, dann muss er sich eben mehr Mühe geben und den Führerschein bestehen.

Man hat ja gar keine Wahl mehr, von sich aus scheint er nichts mehr zu machen und da muss man mit Druck arbeiten, ich würde das auch nicht einsehen, immerhin zahlt man ja für jede Fahrstunde und das macht keinen Sinn, wenn das Kind nicht weitermacht, wenn man schon viel Geld investiert hat. Natürlich ist es aber so bequemer und deswegen wird da nichts mehr gemacht.

Wobei ich auch finde, dass man Kinder in dem Alter nicht mehr zu täglichen Sachen hinfahren muss. Ich meine ich würde meinem Kind immer anbieten es von einer Feier abzuholen, aber zur Arbeit oder zur Uni müssen sie wohl selber kommen, wenn sie auch andere Möglichkeiten hätten. Immerhin muss es ja auch einen Sinn haben, wenn man den Führerschein bezahlt. Ich bezahle ja nicht alles und fahre dann trotzdem.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Seit einem Jahr macht er den Führerschein? Wann hat er die Theorie denn bestanden? Muss man nicht nach einer gewissen Zeit die Theorie wiederholen, wenn man nicht binnen eines halben Jahres oder so die Praktische Prüfung nicht macht? Dann sieht es schlecht aus und der junge Mann wird wohl den Führerschein dann von Vorne beginnen müssen. so viel ich weiß verfallen nach einer Zeit ja auch die genommenen Fahrstunden oder ist das nicht mehr so?

Ich würde schon lange nicht mehr fahren und den Sprössling von A nach B kutschieren, wenn er einen Roller hat und auch öffentliche Verkehrsmittel nutzen kann. Wenn der junge Mann auch noch alles finanziert bekommt, würde ich in dieser Hinsicht auch ein Ultimatum stellen, dass bis zu einem gewissen Punkt nur noch gezahlt wird und dann muss er selber ran. Denn je länger man braucht und desto mehr Fahrstunden er nimmt, umso teurer wird es ja.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich kann das Verhalten der Mutter auch durchaus nachvollziehen und denke, das jeder irgendwann genervt wäre, wenn er immer Taxi spielen müsste, obwohl das eigentlich unnötig ist. Mir erschließt sich auch nicht, was den Jungen davon abhält, den Führerschein zu machen. Vielleicht hat er Prüfungsangst, aber dann hätte er sicherlich nicht die Theorieprüfung bestanden.

Der Vater des Jungen hat sicherlich leicht reden, wenn wegen der Fahrweigerung der Mutter sauer ist. Er ist ja nicht der Jenige, der den Jungen dauernd kutschieren muss.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich kann diesen Schritt ebenfalls gut verstehen und finde es nicht übertrieben, dass die Mutter den Fahrdienst eingestellt hat. Wenn der junge Mann nun schon seit fast einem Jahr am Führerschein dran ist und die Kosten auch noch von der Familie übernommen werden, dann hat er doch schon ein total tolles Privileg, weil nicht jeder so ein Glück hat. Dessen sollte er sich mal bewusst werden.

Deswegen kann ich es richtig gut verstehen, dass die Mutter ihn nicht mehr irgendwohin fährt und finde es schade, dass die Verwandtschaft dem Wunsch der Mutter entgegen arbeitet, indem der junge Mann von ihnen dann gefahren wird und somit noch immer kein Interesse daran zu haben scheint, den Führerschein weiter zu machen.

Sicher ist es bequem, sich überall hinfahren zu lassen und nicht selber ein Auto unterhalten zu müssen. Aber trotzdem kann ich das Verhalten nicht verstehen. Wenn die Verwandten doch den Führerschein mit finanzieren, dann müssten sie doch auch ein Interesse daran haben, dass das mal zum Abschluss kommt und so verstehe ich es nicht, dass sie sauer auf die Mutter sind, die den Fahrdienst eingestellt hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie die Mutter es nur soweit kommen lassen konnte. Mir persönlich wäre das nie passiert als Mutter, denn ich bin eher der Typ, der Hilfe zur Selbsthilfe leistet und nicht alles abnimmt, gerade dann wenn es sich um Menschen handelt, die selbstständig und unabhängig werden müssen (was ja bei Heranwachsenden der Fall ist).

Soll heißen, ich hätte unterstützt, dass der Roller-Führerschein gemacht wird und auch ein Roller ins Haus kommt, aber den Rest hätte ich den Jungen selbst machen lassen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, den Sohn trotzdem durch die Gegend zu fahren und mir wäre das total egal wie das Wetter ist und wie die Busverbindungen sind. Er ist so gut wie erwachsen und muss dann selbst zusehen wie er klar kommt.

Wenn der Roller kaputt geht und repariert werden muss, dann muss er halt den Bus nehmen oder das Fahrrad. Wenn es regnet oder Glatteis ist, müsste er trotzdem fahren mit dem Roller. Er muss doch lernen wie das ist bei allen Witterungsverhältnissen zu fahren, damit er ein Gefühl dafür bekommt und Routine entwickeln kann wie er mit solchen Situationen unfallfrei umgeht.

Selbst wenn mein Sohn hätte feiern gehen wollen hätte ich ihn nicht abgeholt. Dann hätte er entweder auf Alkohol verzichten müssen, ein Taxi bezahlen müssen oder sonstwie die Heimfahrt organisieren müssen. Zur Not übernachtet er vor Ort oder geht zu Fuß aber abgeholt hätte ich ihn nicht. Erstaunlich wie manche Menschen über Probleme lamentieren, die sie selbst verursacht haben.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich kann das auf jeden Fall nachvollziehen und finde das Verhalten der Mutter verständlich. Immerhin ist das Kind ja alt genug, um den Führerschein zu machen, wobei es ja auch alle finanziellen Mittel und auch genügend Zeit dafür hat. Wenn es dann trotzdem nicht auf die Reihe bekommt, den Führerschein endlich abzuschließen, dann ist das tatsächlich nur der Faulheit geschuldet, wobei ich das in dem Fall mehr als in Ordnung finde, wenn man sich als Mutter da auch mal quer stellt.

Es wäre ja etwas anderes, wenn der Sohn einfach nicht alt genug wäre, um den Führerschein zu machen und daher auf die wenigen öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen wäre. Da ist es ja verständlich, wenn man als Eltern immer mal wieder einspringen muss. Genauso gut kann man Verständnis zeigen, wenn das Kind den Führerschein selbst bezahlen muss, aber nicht genügend Geld dafür hat und dafür sparen muss.

Wenn das Kind aber sogar einen Roller und eben auch noch die Aussicht auf ein Auto hat und noch dazu den Führerschein bezahlt bekommt, sollte man es nicht mehr durch die Gegend kutschieren. Da sollte man auf jeden Fall durchgreifen. Mir wäre es als Mutter da auch gar nicht peinlich, mich zu weigern.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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