Lerninhalte und Fächer der aktuellen Zeit anpassen?

vom 11.08.2018, 22:42 Uhr

Nach zehn oder zwölf Jahren in der Schule hat ein Jeder viel gelernt, geackert, Tests geschrieben welche bewertet wurden und sich eine Fülle an Wissen angeeignet... denkt man. Fakt ist aber das ein Großteil des Wissens nicht dauerhaft gespeichert wurde sondern nur temporär. Wissenschaftler sagten, das man sich vom Schulwissen nur etwa 10% behält. Bei zehn Schuljahren wäre das also ein ganzes Schuljahr.

Das klingt logisch oder weiß noch Jemand wie die Kongruenzsätze lauteten und was sie bedeuteten oder wie die mendelschen Gesetze gingen? Viel Wissen, was nicht Alltagstauglich ist und einem oft beim aktuellen Beruf und im Alltagsleben eh nichts einbringen würde.

Viele Fächer und Lerninhalte welche ein Kind bräuchte, werden heutzutage nur unzureichend oder gar nicht behandelt, z.B. wie funktioniert der Zusammenspiel zwischen Produktion und Recycling von Dingen die man gebraucht?

Oder der Umgang mit Anderen im Alltag, Gesunde Ernährung, Kulturen und Religionen von diversen Ländern, Esskulturen im In,- und Ausland usw. Wäre es nicht an der Zeit, solche Inhalte oder neue Schulfächer, welche lebensnahe und lebenswichtige Inhalte behandeln einzuführen?

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Also das mit der gesunden Ernährung hatte man bei uns in der Schule. Man konnte in der 8. Klasse Hauswirtschaft wählen bei uns und da wurde eben auch viel Theorie durchgekaut, also welche Nährstoffe der menschliche Organismus braucht, wo die drin stecken und dergleichen. Abgesehen davon empfinde ich die von dir genannten Vorschläge, etwas über Religionen und fremde Kulturen zu lernen nicht gerade als "lebenswichtig". Genauso wenig lebenswichtig ist es meiner Ansicht nach, etwas über Recycling zu lernen.

Die Schule ist dazu da, dass man das Lernen lernt. Ein Mensch muss lernen, sich Wissen anzueignen und die für sich wichtige Lernmethode herauszufinden, um das Wissen dauerhaft abzuspeichern. Denn man kann nicht immer nur das lernen was überlebenswichtig ist. Oder brauchst du auf Arbeit nur das Wissen anwenden, das überlebensnotwendig ist? Das ist doch lächerlich. Wenn man nur lebenswichtiges Wissen übermitteln würde, würden viele später im Berufsleben oder in der Ausbildung blöd aus der Wäsche schauen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich kann mich an meinen Hauswirtschaftsunterricht erinnern, da wurde manchmal gekocht, einem beigebracht wie man Servietten faltet, irgendwelche Kilo Joule Berechnungen etc. durchgeführt... aber Themen wie Nahrungsmittelallergien, welche Lebensmittel welche Vitamine und Nährstoffe enthalten usw. wurden nie durch genommen und heutzutage ist es nicht anders. Gerade solche und auch andere Themen sind ja wichtig, da sich das Ess,-Ernährungsverhalten in den letzten 20 Jahren stark verändert hat und auch die Auswirkungen der Ernährung in Bezug auf die Zusammensetzung und Zusatzstoffen.

Nun in Zeiten der voran schreitenden Einwanderung und multikulturellen Entwicklung ist es denke ich mal schon wichtig, etwas mehr über alternative Essensformen und kulturellen Gegebenheiten Anderer zu wissen. Nicht zuletzt ist das ja auch eine Form der Integration, Zuwanderern zu zeigen, das man auch Interesse an deren Bräuche, Lebensweisen und Esskulturen hat und nicht nur starr auf Kartoffel und Schnitzelgerichte pocht nur weil man Deutscher ist. Klar da kann Jeder anders drüber denken und seine Meinung drüber haben.

Wegen der Recyclingsache... es wird Vieles arglos in die Natur geworfen und "entsorgt"... nicht nur von Kindern, auch von Erwachsenen ohne sich einen Kopf drüber zu machen, was das alles anrichtet. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.

Mit etwas mehr Verständnis zu der Sache würde das viel weniger passieren. Man kann als Lehrer doch mal einen Ausflug zu einer Recyclingfirma machen und den Weg vom fertigen Produkt über den Gebrauch zum Recyling so darlegen das davon was bei Kindern im Grundschulalter hängen bleibt, der Kreislauf des Recyclings sowie die Auswirkungen der Umweltverschmutzung bei "Nicht recycelns". Das sind jetzt hier nur ganz wenige Beispiele.

Das sind alles augenscheinlich nur Ideen, diese habe ich bei uns an einigen Schulen aber schon zur Sprache gebracht und einige Schulen machen mittlerweile solche Ausflüge auch. Das Wissen was man in den 10 Jahren lernt, hat nur wenig mit dem zu tun was man nach dem Schulabschluss in einer Ausbildung lernt, die dort gelernten Kompetenzen sind das Wichtigste im Berufsleben sowie das eine Jahr von den 10 Jahren was ich im oben stehenden Posting bereits erwähnte. Eine Integralrechnung oder Vererbungslehren braucht keiner z.B. im Kitabereich.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde, dieses Thema ist ebenso uralt wie schwierig. Schon zu meinen Schulzeiten habe ich mir als Naturwissenschafts-Depp wieder und wieder gedacht, dass ich in meinem Leben keine Parabel berechnen muss. Und mein Sitznachbar hat sich vielleicht das Gleiche beim Zitronensäurezyklus gedacht, das Pubertier hinter mir bei lateinischen unregelmäßigen Verben, der Streber in der ersten Bank vielleicht bei der buddhistischen Philosophie und der Hobby-Kiffer bei der sozialen Marktwirtschaft. Und keiner von uns hat wohl jemals den Aufbau einer Sonate gebraucht oder auch nur einen Cent mit Geräteturnen verdient. Was bleibt dann noch übrig? Druckschrift schreiben, wie man einen HartzIV-Antrag ausfüllt und dass es an der Ampel "Rotes Männchen - stehen, Grünes Männchen - gehen" heißt?

Außerdem finde ich es auch immer befremdlich, wenn einerseits das Schulsystem als "der Feind" angesehen wird und Lehrer nur als Gegner und Hindernisse bei der natürlichen Entwicklung der lieben Kleinen, aber andererseits offensichtlich erwartet wird, dass die Schule den Eltern jedwede pädagogische Anstrengung abnimmt. Man könnte ja genauso gut fragen, wieso die Eltern ihren Kindern nicht beibringen, wie man seine Mitmenschen mit Respekt und Höflichkeit behandelt, wie man Müll trennt, und wieso die Nachbarin ein Kopftuch trägt. Und auch Fragen zur gesunden Ernährung, zur Körperhygiene, zum richtigen Umgang mit Geld u.ä. sind bei mir eindeutig der Domäne der häuslichen Erziehung zugeordnet. Natürlich kann man sagen, dass die richtige Zahnputztechnik wichtiger ist als die Hauptstadt von Indonesien zu kennen, aber ein paar "Lerninhalte" sollten Papa und Mama schon auch vermitteln, auch wenn sie nicht dafür bezahlt werden.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Für mich gehört ein großer Teil der geforderten Änderungen ebenfalls in den häuslichen Bereich. Gewisse Dinge sind einfach Aufgabe der Eltern. Und ganz viele andere Dinge zeigen einem, was man kann und was man mag und bringen Übersicht für den weiteren Werdegang. Außerdem ist doch neben einer breiten Allgemeinbildung normalerweise das Hauptziel, Lernen zu lernen. Und das funktioniert durchaus, wenn der Lehrer es vermitteln kann. Der Stoff hat da keinen Einfluss.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Nun wenn die Eltern sich aus der Verantwortung ziehen sowie die Schulen wenn es um gewisse Themen und Kompetenzen geht, so ist es ja aktuell nun mal, dann wird es einfach nicht beigebracht, dem jeweiligen Kind anerzogen usw. willkommen im hier und jetzt.

Eine Schule beansprucht für sich das Recht unsere Kinder zu erziehen, eine Ersatzrolle der Eltern zu übernehmen während diese Arbeiten, also kann und sollte man auch erwarten das zumindest der Bildungsauftrag erfüllt wird. Wobei, wenn man beabsichtigt voll arbeiten zu gehen und sein Kind 10 Std. irgendwo abzuschieben über 10-12 Jahre lang, sollte man da noch Kinder in die Welt setzen und wenn ja wofür?! Ist ein anderes Thema.

Ich bin der Meinung, Kinder sind das wertvollste was man hat, da sollte man auch in Dingen wie Erziehung und Bildung mehr als nur ein Auge drauf haben, gerade in den Bereichen kann man viel falsch und kaputt machen, wenn man es falschen Leuten und Institutionen überlässt die nur ihre eigenen Bildungsinteressen durch drücken wollen statt Kindern das beizubringen was wirklich von Nöten ist.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


So nimmt die Schule denn bitte das Recht in Anspruch, die Kinder zu erziehen? Erziehung ist Sache der Eltern. Die Schule hat einen Bildungsauftrag. Natürlich kann Bildung nicht ohne Erziehung funktionieren. Zuhören, Anweisungen befolgen und ein halbwegs brauchbares Sozialverhalten sind Grundlage für funktionierenden Unterricht.

Es kann nicht Sinn der Sache sein, dass Schulen das auch noch leisten. Dann braucht man Internate, die alles regeln. Und Zeit ist kein Argument. Sowohl Doppelverdiener wie Arbeitslose können gut erzogene Kinder oder wandelnde Katastrophen produzieren. Es ist eine Frage von Haltung und Engagement. Gute Erziehung erfordert Ausdauer und Konsequenz. Zeit ist dabei relativ.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Durch die Schulpflicht nimmt sich die jeweilige Schule das Recht diese Rolle zu übernehmen. Es gibt sicher genügend Großeltern wo die Kinder auch gut aufgehoben wären, wenn die Eltern auf Arbeit sind, wo man auch vieles lernen kann.

Du schreibst es ja selbst, die Schulen erziehen mit, nicht nur die Eltern und das ist das Problem. Schulen sind staatlich also erzieht der Staat die eigenen Kindern nach seinen Vorstellungen. Die Inhalte die man auch auf dem Landesbildungsservern sieht welche in Schulen unterrichtet werden kommen vom Staat, nicht von den Eltern.

Zeit ist schon etwas Wichtiges, die sagt aus wie viel man sich davon nimmt um wirklich wichtige Dinge zu vermitteln, wieviel Zeit man Kindern widmen kann. Alle sagen immer: Ich habe keine Zeit dafür und dafür... das ist eine Sache der Einstellung. Zeit hat jeder gleich viel am Tag, nur bestimmt man immer selbst, was man damit macht.

Ich habe die Erfahrungen gemacht das auch oft Sozialschwache manchmal bessere Eltern sind als Leuten denen es besser geht... Erstgenannte würden das letzte Hemd fürs eigene Kind geben, nicht jeder säuft oder nimmt Drogen, der wenig Geld hat. Diese gehen mit ihren Kindern auf Spielplätzen und nehmen sich die Zeit. Das sind die über die man oft meckert weil sie Hartz bekommen.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Schulen erziehen aber nur "aus Notwehr", in der Regel kümmern sie sich um die Bildung der Kinder. Und die sollte schon einem Plan folgen, selbst wenn es nicht in der Schule passiert. Denn gewisse Grundfertigkeiten und ein Basiswissen sollten schon vorhanden sein, oder?

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Schulen erziehen aber nur "aus Notwehr", in der Regel kümmern sie sich um die Bildung der Kinder. Und die sollte schon einem Plan folgen, selbst wenn es nicht in der Schule passiert. Denn gewisse Grundfertigkeiten und ein Basiswissen sollten schon vorhanden sein, oder?

Nun diese "Notwehr" (ich verstehe was du damit meinst) haben Kinder aber im späteren Leben auszubaden weil genau dieses Lehren aus Notwehr die Kinder ja bilden soll. Das was du ansprichst ist eine Art Bildungspflicht und wäre eine Übergangslösung und eine Alternative zur Schulpflicht. Ich habe auch ein Kind und mir ist es sehr wichtig, dass es gebildet ist, diese Fertigkeiten und Basiswissen kann jedes Eltern beibringen, egal ob arm oder reich.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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