Lerninhalte und Fächer der aktuellen Zeit anpassen?

vom 11.08.2018, 22:42 Uhr

Echt? Kann das jedes Elternteil? Ich habe Abitur und zwei Uniabschlüsse, aber ich kann meinen Kindern definitiv nicht einfach so das Abiturwissen in Chemie oder Französisch vermitteln. Aber man kann jetzt schlecht sagen, dass die Universität oder ein Ausbildungsbetrieb da bitte Rücksicht nehmen muss, weil mir das leider nicht liegt und dem Vater auch nicht. Und sollte das Kind deshalb verzichten und was anderes tun, wenn es ihm zufällig gefällt?

Ich kenne auch das Gefühl, Eltern im Ausland zu sein. Da sind die Möglichkeiten noch einmal begrenzter. Jedenfalls waren meine Kinder in Irisch viel schneller fit als wir Eltern. Und deutsche Bildung nach unseren Vorstellungen und Fähigkeiten hätte ziemliche Lücken gelassen und unsere Kinder deutlich benachteiligt. Bildungspläne sind als Mindestmaß sinnvoll.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Nun man fängt ja erstmal mit dem Grundwissen an, da braucht man kein Abi und kein Studium. Und was später ist... Freilerner die nicht an eine Bildungspflicht gebunden sind bringen Kindern eh andere Dinge bei als irgendwelche Formeln und Tabellen. Sollte man in einem Land richtig fest leben wo es jedoch eine Bildungspflicht gibt, dann hat man die Möglichkeit sich Lerninhalte geben zu lassen, den Stoff dazu kann man aus Büchern, Internet beziehen oder sich mit anderen Kindern austauschen die das genauso machen.

Kinder sollen nicht verzichten auf Dinge die sie wollen, solange es auch für die Eltern vertretbar ist. Eben weil Kinder sehr viel potential haben und schneller lernen sind die Inhalte besonders wichtig. Ich finde es super, mal Jemanden zu lesen die so was auch gelebt hat und lebt. Ich finde solche Themen sollten nicht tabuisiert werden. Danke für das vorherige Posting.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Nein, ich lebe das nicht! Meine Kinder gehen normal zur Schule. Sie bekommen zwar durchaus abweichende Möglichkeiten, aber die bewegen sich im ganz normalen Rahmen. Auch in Irland und in den Niederlanden haben sie normale Schulen besucht und keine besondere internationale.

Das waren zwar im Ausland durchaus Privatschulen, aber das lag dann nur am Schulsystem dort. In den Niederlanden besuchen beispielsweise die Hälfte der Kinder Privatschulen, die Kosten nichts extra. Und auch in Irland nutzt man zu fast 60 Prozent Privatschulen. Da schickt man als Ausländer sein Kind dahin, wo seine Freunde hingehen.

Komplett frei lernen finde ich extrem nachteilig. Denn ohne Abschlüsse und Nachweise wird die Zukunft schwierig für das Kind. Und nicht jeder legt Prüfungen im Nachhinein mal eben locker ab. Wer genug Zeit hat, der kann seinem Kind alles andere auch nebenher vermitteln, wenn er möchte.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



War eher ironisch gemeint. :-) Es ging um die Möglichkeiten die man im Ausland hat und hier nicht. Es gibt extrem viele Freilerner und Homeschooler auch in Irland sowie anderen Ländern die ihre Abschlüsse durch Externenprüfungen machen und "nachholen" und die, die es nicht tun, gehen einer kreativen oder anderen Tätigkeit nach die sie erfüllt und mit der man Geld verdient.

Beispielsweise als Selbstständiger oder Freiberuflicher braucht man oft keinen Abschluss oder Studium etc. selbst in Deutschland nicht. Ob Musiker, Haushaltsauflöser, Animateur, Immobilienverkäufer usw. usw. es gibt immer Lücken und Möglichkeiten, man muss nur bereit sein und flexibel sein.

Mir ist wie gesagt kein Fall bekannt wo Homeschooler verwahrlost sind, von Leuten die 10 Jahre die Schule besucht haben, eine Ausbildung gemacht haben... kenne ich viele, welche das jetzt nichts nützt und stattdessen arm sind und eine Tafel besuchen müssen. Eine Schulpflicht ist keine Garantie oder ein Patentrezept um Erfolgreich zu sein im Leben.

Es ist schade das alles was alternativ ist indirekt immer kriminalisiert wird. Schließlich soll Hanf ja auch legalisiert werden, was Themenmäßig vor Jahren noch verpönt war. Ich hoffe das Homeschooling auch den Weg in unseren Köpfen findet. ;-)

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Wenn du Externenprüfungen hast, dann bist du aber wieder beim Homeschooling mit Bildungsplan oder bei privaten Ergänzungsschulen, denn dann sind die nötigen Lerninhalte weitgehend vorgegeben. Das lehnst du aber ab. Komplettes Freilernen sieht genau diese Vorgaben ja nicht vor.

Und in den meisten anderen Ländern bist du auch nicht so frei, sondern musst gewissen Prüfungsnachweise erbringen, damit das mit dem Hausunterricht klappt. Und das würde ich durchaus auch hier befürworten. Allerdings sehe ich halt auch nicht den großen Übergriff oder Eingriff durch die Schule.

Denn erzogen und mit entsprechenden Werten vertraut gemacht, das wird ein Kind im Elternhaus. Homeschooling sorgt nicht dafür, dass Eltern sich mehr kümmern und Kinder weniger vor der Glotze sitzen oder weniger an der Konsole spielen. Das liegt immer in der Hand der Eltern. Und ich habe kein Problem damit, wenn meine Kinder andere Lebensweisen oder Sichtweisen kennen lernen als die meine. Es ist mein Job als Elternteil zu vermitteln, warum etwas bei uns so läuft und nicht anders. Das mag anstregend sein, aber so ist der Job.

Ich hatte engagierte Lehrer und welche, die nur Dienst nach Vorschrift machten, ich hatte rechte, linke, gemäßigte, konservative und liberale Lehrer und diese Vielfalt war nicht schlecht, um sich eine Meinung zu bilden. Ich lege keinen großen Wert darauf, dass meine Kinder möglichst genau das denken, was ich sie denken lassen möchte. Ich wünsche mir, dass sie ihre eigene Persönlichkeit und ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken möglichst gut entwickeln können. Die Schule ist da doch nur ein kleiner Baustein, der aber viele verschiedene Anreize bietet. Ansonsten ist mehr als genug Platz für das, was wir als Eltern anzubieten haben. Der Spielraum wird durch Homeschooling mit Bildungsplan auch nicht größer.

Und nicht jedes Kind möchte selbstständig tätig werden. Warum sollte ich als Elternteil die Möglichkeiten begrenzen? Wenn das Kind später so etwas machen möchte, dann kann es das immer noch. Nur weil man Abitur hat, muss man nicht studieren. Nur weil man die Qualifikation für die Oberstufe hat, muss man kein Abitur machen. Aber einem stehen alle Wege offen. Ich könnte meinen Job auch ohne die Abschlüsse machen. Aber die Arbeit dazwischen wäre nicht gegangen. Und ohne genau diesen Ehemann und die Kinder würde ich diesen Job auch nicht machen. Mit haben die Abschlüsse also geholfen, warum sollte ich davon ausgehen, dass sie meinen Kindern nur im Weg stehen oder nicht nötig sind?

Nur weil man Elternteil ist, weiß man nicht automatisch alles besser. Eines meiner Kinder baut gerade seinen Abschluss im Ausland. Wenn es nach mir ginge, dann wäre es hier. Aber es bevorzugt eben das Schulsystem da und möchte bei seinen Freunden bleiben. Es hat es hier nach dem Rückzug versucht und vermisst Lehrer, Freunde und seinen Sport. Es hatte gute Argumente und jetzt ist es weg und kommt in den Ferien. Es gibt viele Wege, wie man auf seine Kinder eingehen kann. Homeschooling mit Vorgaben wäre für mich nur einer von vielen.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Na ja, ich schrieb ja nicht was ich bevorzuge sondern was möglich wäre um eine Alternative zur Schulpflicht hier zu haben. Ich schreib ja auch sinngemäß das Jeder das für sich selber wissen und entscheiden muss. Mir ging es lediglich darum dar zu legen, das es mehr Möglichkeiten hier geben sollte und wo anders gibt um seine Kinder zu bilden, zu erziehen etc. Das kurz als Zusammenfassung.

Freilernen kann auch bedeuten sich an einen Rahmen zu halten um später evtl. Externenprüfungen zu absolvieren, nur der Weg zum Erreichen des Ziels ist ein Anderer. Freilernen hat viele Bedeutungsmöglichkeiten - man kann es auch so praktizieren das man sich an keine Bildungspläne des jeweiligen Landes hält und dem Kind nur das bei bringt was man möchte und vor allem das Kind selber entscheiden zu lassen wie und was es lernen möchte.

Wenn man nun lieber Weinbergschnecken beobachten will, wie lange sie brauchen um 30cm Weg zurück zu legen, dann ist das halt so. Es gibt Länder mit Bildungspflicht da gebe ich dir recht, ist man auch unter einer gewissen Kontrolle, der Unterrichts,-Schulzwang entfällt jedoch und wie man dem Kind das vorgegebene Wissen beibringt ist dann auch Sache der Eltern wenn man Homeschooling betreibt. Ein Stück mehr Freiheit ist das schon. Dann gibt es Familien die staatenlos leben, viel unterwegs sind, die haben gar keine Verpflichtungen, ähnlich wie bei Familien die in Ländern wo es auch keine Bildungspflicht gibt leben.

Eltern sollen dem eigenen Kind Mündigkeit beibringen, sie mündig machen Entscheidungen selber treffen zu können. Wie soll das funktionieren wenn der Staat und andere Institutionen die Eltern durch Regeln und Maßregeln darin begrenzen? Der Horizont der Kinder kann hier nie über den der Eltern hinauswachsen weil alles was Anders ist niedergemacht wird, kein Platz für Kreativität und Individualismus. Nicht umsonst steht im Grundgesetz Artikel 7 Absatz 1 das das gesamte Schulsystem unter Aufsicht des Staates steht.

Im Endeffekt ist wie gesagt Homeschooling einer von vielen Wegen und ein großer Begriff wo man auch wieder unterscheiden muss zwischen Freilernen nach Vorgabe und Freilernen ohne Vorgaben. Auch die Unterrichtspflicht, Bildungspflicht usw. kann man noch breit ausdiskutieren, ist hier aber nicht Zielführend.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


So einen ähnlichen Thread hatten wir ja schon mal, dieser war von einer Noch-Schülerin erstellt und hatte daher zwar einen ähnlichen Fokus, aber einen anderen Blickwinkel. Wenn ein Schüler sich über dieses Thema beschwert, ist das zwar nachvollziehbar, aber aus Erwachsenensicht kann ich das nicht so ganz verstehen. Sollte die Schule Themen, auf welche ich selbst viel Wert lege, nicht behandeln, könnte ich das bei meinen nicht vorhandenen Kindern ja nachholen. Der Schulunterricht ist auf eine festgelegte Anzahl begrenzt, wenn man das jetzt noch ausweiten wollte, dann müsste man andere Lerninhalte streichen. Welche sollten das denn sein?

Und ich frage mich schon, auf was für Schulen man gewesen ist, denn vieles von dem, was hier genannt wurde, haben wir durchaus im Unterricht behandelt. Natürlich habe ich im Abitur über so "weltfremde" Sachen wie die Fiskalpolitik von Keynes oder Bertolt Brecht schreiben müssen, dafür habe ich in den Ag's der fünften und sechsten Klasse Drucktechniken, Stricken, Aerobic, Fotografieren und das eigenhändige Entwickeln, das Einkochen von Marmeladen, die Verwendung von Wiesenkräutern und Blumen zum Verzehr und weiß der Geier was noch alles gelernt.

Ich hatte Autogenes Training und Yoga, habe in der siebten Klasse einen Müllberg und eine Recycling-Anlage besucht. Keine Kirche und kein Museum im Umkreis von 50 Kilometer war vor unseren Lehrern sicher und Sachen wie andere Kulturen und Religionen, Werte und Normen, gesellschaftliche und wirtschaftliche Themen wurden natürlich in Deutsch, Geschichte, wirtschaftlichen Fächern, Religion und Ethik behandelt. Was sollte man denn da noch ausweiten? Und sogar im letzten Jahrtausend gab es schon an der Schule die ersten Computer-Kurse, es wurde also durchaus an die aktuelle Zeit angepasst.

» Verbena » Beiträge: 4789 » Talkpoints: 3,77 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Der Punkt ist, dass die meisten Schulen es eben nicht so handhaben und solche Inhalte weder theoretisch noch praktisch behandeln. Es wurden ja Beispiele genannt, es sind ja wie gesagt nur Beispiele.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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