Leidet ihr an Prokrastination oder "Aufschieberitis"?

vom 06.09.2019, 16:20 Uhr

Prokrastination oder auch als „extremes Aufschieben“ bekannt ist eine pathologische Störung. Es kennzeichnet sich durch unnötiges Aufschieben oder Vertagen einer Sache. Entweder beginnt man es erst gar nicht oder unterbricht eine Sache so oft, dass ein Fertigstellen oft nicht möglich ist oder nur durch hohen Druck gewährleistet ist. In abgeschwächter Form ist diese "Aufschieberitis" wohl sehr verbreitet.

Kennt ihr es von euch, dass ihr Dinge auf die lange Bank schiebt oder erst nach Druck von Außen mit etwas beginnt, was euch nicht so liegt? Kennt ihr es durch andere? Kann man was dagegen machen? Oder ist es wirklich eher ein Krankheitsbild psychischer Natur?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke, dass die Grenzen wie immer fließend sind. Es mag Menschen geben, die es tatsächlich schaffen, auch den größten Mist im Alltag immer diszipliniert zu erledigen, jeden leidigen Banktermin sofort wahrnehmen, nie morgens als Erstes im Internet schauen, wie das Wetter wird und drei Tage vor jeder Deadline fertig sind. Ich kenne keine, und ich zähle mich auch nicht dazu.

Bei mir sind es vor allem die zähen und lästigen Aufgaben, die ich vor mir her schiebe. Wenn ich beispielsweise genau weiß, dass mindestens drei Mails, fünf Anrufe und eine Drohung, mich an den Chef zu wenden, nötig sind, um bei der Hausverwaltung eine Auskunft zu bekommen, greife ich definitiv nicht strahlend zum Telefonhörer, sondern hoffe, das Problem durch "Aussitzen" zu regeln.

Oft genug lösen sich Probleme ja auch tatsächlich von alleine, wenn man nicht sofort in hysterischen Aktionismus verfällt, sondern erst mal abwartet. Aufschieberitis hat also im Alltag durchaus auch Vorteile, die über das Vermeiden unangenehmer Erlebnisse, das uns ja allen im Blut liegt, hinausgehen. Und natürlich geht diese Strategie hin und wieder mal schief und sorgt für Last-Minute-Panik und hektisches Wirbeln, welches völlig unnötig gewesen wäre.

Aber alleine deshalb würde ich noch nicht von einer psychischen Störung sprechen. Die generelle Definition ist ja ganz grob gesagt, dass der Alltag massiv darunter leidet und ein normales Leben nur noch eingeschränkt möglich ist. Sprich, wenn dir zum dritten Mal die Karre verreckt, weil du den Ölwechsel zu lange vor dir her geschoben hast, ist es wohl eher bedenklich, als wenn die Fenster mal nicht geputzt werden.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Wenn du von einer "pathologischen Störung" redest bedeutet das ja, dass ein Krankheitsbild vorhanden ist und, dass der Betroffene darunter leidet. Davon kann aber nun wirklich keine Rede sein wenn ich zum Beispiel denke "die Fenster müssten mal wieder geputzt werden" wenn die Sonne drauf scheint, das aber verschiebe, weil das Wetter viel zu gut ist für langweilige Hausarbeiten und das dann auch am folgenden Wochenende wieder verschiebe, weil Fenster putzen bei Regen eine ganz schlechte Idee wäre. Vor allem wenn man Dachfenster hat.

Es gibt aber schon Dinge, die ich bewusst möglichst früh und möglichst schnell erledige, weil ich sie dann hinter mir habe und mich für den Rest des Tages gut fühle, was ich das unangenehme Ding ja aus dem Weg geschafft habe.

Ich glaube aber schon, dass das als Krankheit tatsächlich existiert. Ich habe mal eine Interview mit einer Frau gesehen, deren Haus total vermüllt war und die das Aufräumen immer wieder aufgeschoben hat weil sie nicht wusste, wo sie anfangen soll und ob sie sich dann überhaupt für das Richtige entscheidet, weil ein anderes Zimmer ja viel wichtiger sein könnte.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich habe schon immer manche Dinge erst kurz vor Terminende in Angriff genommen, weil mir der Zeitdruck die nötige Inspiration gegeben hat. Besonders bei größeren Hausarbeiten war das schon immer so. Nur empfinde ich die Zeitknappheit dabei nicht als Belastung, sondern habe dadurch die besten Ideen.

Andere Dinge erledige ich gleich bzw. zeitnah, weil es mich da stört, wenn sich zu viel ansammelt und ich das bis zu Termin X fertig haben muss. Ob ich da nun teilweise in ein Krankheitsbild passe, weiß ich nicht und ich mache mir darüber auch keine Gedanken.

Ich denke aber, dass jeder Mensch Dinge hat, die er vor sich her schiebt und wieder andere Sachen gleich angeht, wenn sie anstehen. Ich würde es eher persönliche Macken nennen, die einfach zu diesem Menschen dazu gehören.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich denke, dass es jedem hin und wieder so geht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es überhaupt eine Person gibt, die immer alles direkt erledigt, was ansteht und gemacht werden muss. Denn es ist doch völlig normal, dass man mal etwas aufschiebt, weil man ganz einfach keine Lust darauf hat und die Zeit lieber anders verbringen will oder dass einem etwas unangenehm ist und man es daher verdrängt, auch wenn man weiß, dass man sich früher oder später damit beschäftigen muss.

Auch ich schiebe öfter mal etwas auf. Ich arbeite immer sehr lange und oft habe ich dann keine Lust, noch weiter "arbeiten" zu müssen, wenn ich spät am Abend nach Hause komme, sondern will mich entspannen. Früher oder später mache ich die Aufgaben dann durchaus, aber erst dann, wenn ich wirklich motiviert bin oder die Zeit drängt.

Im Prinzip ist es ja nicht so schlimm, wenn man verschiedene Aufgaben aufschiebt, solange man keine Fristen verpasst uns es irgendwann zu spät ist und solange man die Aufgaben eben erledigt. Aber natürlich bleibt einem immer im Hinterkopf, dass man noch etwas zu tun hat, wodurch man auch nicht so recht entspannen kann. Das ist natürlich schon sehr nervig und ich weiß, dass es besser wäre, bestimmte Sachen einfach direkt zu machen, anstatt sie aufzuschieben, so dass ich mich entspannt zurücklehnen kann. Aber leider klappt das nicht immer.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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