Kindeswohl immer öfter bedroht

vom 11.09.2015, 15:35 Uhr

Leider haben die Jugendämter der einzelnen Bundesländer innerhalb der vergangenen Jahre einen deutlich Mehrbedarf an Kontrollen und Untersuchungen von Familienverhältnissen festgestellt, um einer möglichen Kindeswohlgefährdung auf den Grund zu gehen. Scheinbar besteht auch tatsächlich bei einem von drei Fällen die Notwendigkeit, amtliche Schritte einzuleiten, um das Wohl der Kinder zu gewährleisten oder wiederherzustellen.

Wir hatten neulich in der Nachbarschaft selbst einen Fall, wo Eltern ihre drei Kinder vorerst entzogen wurden, weil sie sich augenscheinlich nicht richtig um sie kümmern konnten oder wollten. Meine Partnerin hat selbst schon beim zuständigen Jugendamt angerufen, weil eines der Kinder einen arg verwahrlosten Eindruck machte.

Womit ist dieser doch ziemlich markante Anstieg solcher Fälle möglicherweise zu erklären? Mir fällt dazu jedenfalls kein guter Grund ein, denn die Geburtenrate ist ja nicht unbedingt explodiert. Sind euch auch solche Fälle aus eurem Umfeld oder der Nachbarschaft bekannt? Und würdet ihr auch selbst einschreiten, wenn ihr etwas Merkwürdiges feststellen würdet?

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe solche Fälle nicht in meiner näheren Umgebung mitbekommen, aber im Supermarkt. Da hat eine Frau ihr Kind schon wirklich sehr schlecht behandelt und dann habe ich auch etwas gesagt. Sie war scheinbar überfordert und sah nicht wirklich so aus, als würde ihr die Mutterrolle Spaß machen.

Der Anstieg liegt sicherlich daran, dass man heutzutage eben auch nicht ewig mit dem Kind zu Hause bleibt, man mehr Stress hat und auch psychisch eigentlich nicht in der Lage dazu ist ein Kind zu haben. Was ich aber nicht verstehen kann ist, dass man sich nicht selber Hilfe holt. Immerhin ist doch heute alles da und man kann sich helfen lassen, wenn man will.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


@Ramones: Dass die betroffenen Eltern sich nicht frühzeitig Hilfe holen, liegt teilweise an falschen Aussagen über die Arbeit vom Jugendamt. Wenn man sich da mal intensiver umhört, kommen da immer noch Meinungen, dass man das Kind gleich weggenommen bekommt, wenn man um Hilfe bittet. Dass dies gar nicht der Fall ist und die Jugendämter bestrebt sind, dass Kinder in der Familie bleiben, ist leider noch immer vielen Menschen unbekannt.

Wobei ich nicht man behaupten würde, dass es mehr Fälle gibt. Man bekommt sie nur wesentlich öfter auch durch die Medien präsentiert. Deswegen hält sich dann auch hartnäckig das Gerücht, dass die Jugendämter immer öfter einschreiten müssen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich bin mir auch nicht sicher, ob es wirklich einen "markanten" Anstieg in der Zahl der Familien gibt, in denen die Kinder schlecht behandelt werden. Es könnte meines Erachtens auch durchaus sein, dass die Medien ausführlicher über besonders schlimme oder spektakuläre Fälle berichten, da gerade derlei Themen emotional aufgeladen sind und für Aufmerksamkeit sorgen.

Außerdem ist unsere Gesellschaft in den letzten Jahren sehr viel sensibler geworden, was die Bedürfnisse und Rechte von Kindern angeht und nimmt Fälle von Kindswohlgefährdung heute ganz anders wahr als noch vor ein paar Jahrzehnten. Beispielsweise waren Schläge im Elternhaus und sogar in der Schule ein ganz normales, gesellschaftlich anerkanntes Erziehungsmittel, als mein Vater noch ein Junge war. Und gerade auf dem Land war es gang und gäbe, dass auch kleine Kinder schon stramm zur Arbeit angehalten wurden und auch Armut noch eher zum Alltag gehörte.

Heute andererseits habe ich schon manchmal den Eindruck, dass gerade Familien, die auf unterschiedliche Arten schlecht gestellt sind, überhaupt noch Kinder in die Welt setzen und aus Angst oder Unwissenheit Hilfsangebote nicht wahrnehmen. Die wohlhabenden, perfekt gebildeten und sozialisierten Mitbürger, die auf Grund ihrer sozialen Stellung alle möglichen Privilegien genießen und theoretisch Unmengen an Zeit, Geld und Energie in ihre Familien stecken könnten, haben dagegen oft gar keine Kinder.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Weshalb die Anzahl, der Fälle von Kindeswohlgefährdung so markant angestiegen ist, das kann ich persönlich nun nicht beurteilen oder beantworten. Auch, wenn de Geburtenrate nicht weiter angestiegen ist, denke ich, dass das nichts mit der angestiegenen Anzahl an Kindeswohlgefährdungen zu tun hat. Wenn eine Kindeswohlgefährdung vorliegt, kann diese eben sehr unterschiedliche Gründe haben.

Die einen Eltern sind eben mit ihrer Elternrolle überfordert, haben im besten Fall auch mehr als ein Kind und kommen mit der Situation einfach nicht klar. Anderen Eltern wiederum wurde durch ein unvorhersehbares Ereignis, der Boden unter den Füßen weggerissen, weshalb sie eben nicht in der Lage sind, sich ausreichend um ihr Kind zu kümmern. Und dann gibt es eben auch Fälle, wo die Eltern eben einfach nicht in der Lage sind, ihr Kind großzuziehen oder im Allgemeinen zu erziehen und sich darum zu kümmern.

Sicherlich wird es noch mehr Gründe geben, weshalb eine Kindeswohlgefährdung vorliegt, wie zum Beispiel eine gewalttätige Erziehungsperson, oder Alkoholismus oder Drogenabhängigkeit. Da könnte man sicherlich noch mehr Gründe und Ursachen aufzählen. Aber ich denke, dass in jeder Familie eben ein anderer Grund und eine andere Ursache vorliegen, weshalb eine Kindeswohlgefährdung vorliegt.

Ich persönlich habe nun noch keine richtige Kindeswohlgefährdung in anderen Familien mitbekommen, sodass die Kindeswohlgefährdung so drastisch war, dass der Familie die Kinder weggenommen wurden. Ich habe aber eben schon sehr viel gehört, so ist es zum Beispiel, dass die Kinder von einem Bekannten der Mutter eben weggenommen wurden. Der Bekannte hat weit außerhalb unserer Stadt ein Kind, was bis vor Kurzem noch bei seiner Mutter gewohnt hatte. Er durfte sich bis zu dem Tag auch nicht um sein Kind kümmern, da die Mutter es ihm verboten hat und der Meinung war, dass das Kind nun einen anderen Vater hat und, zwar den damaligen Lebensgefährten der Mutter.

Er hat nun vor ein paar Tagen Post von dem zuständigen Jugendamt bekommen, da nun in Kürze festgestellt werden soll, ob die Mutter ihre Kinder wieder bekommt und, somit auch das Kind meines Bekannten aus dem Heim, wieder zu ihrer Mutter ziehen darf oder, ob die Kinder in Heimen und Pflegefamilien untergebracht werden sollen auf Dauer. Der Mutter wurden anscheinend die Kinder weggenommen, da sie nicht mehr in der Lage war, sich ausreichend um ihre Kinder zu kümmern. Sie konnte sich auch nicht mehr um den Haushalt kümmern, zu dem hatten alle Kinder Defizite und waren verwahrlost. So stand es zumindest in dem Schreiben drinnen.

Zu dem soll der Stiefvater, der eben der leibliche Vater von den beiden jüngsten Kindern sein soll, die Mutter auch des Öfteren misshandelt haben. Diese häusliche Gewalt und die darauf folgende Trennung soll wohl die Ursache dafür gewesen sein, weshalb die Mutter sich nicht ordnungsgemäß um ihre Kinder kümmern konnte. Ich persönlich finde die Situation schlimm genug und bin eben auch ganz froh, dass ich die Situation nicht real mitbekommen habe und eben nicht dabei war. Ansonsten habe ich in meinem Umfeld noch keine so drastische Kindeswohlgefährdung mitbekommen, wobei ich ansonsten auch gehandelt hätte.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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