Kindern nicht zeigen dürfen, dass man Angst hat?

vom 06.11.2018, 10:22 Uhr

Angeblich sollte man den (eigenen) Kindern nicht zeigen, wenn man Angst vor etwas hat. Denn diese Angst könnte sich auf das Kind übertragen und das würde sich negativ auf das Kind auswirken. Denn das Kind bräuchte das Gefühl, dass die Bezugspersonen keine Angst haben, weil man nur dann das Kind ausreichend beschützen könnte und das Kind sich dann sicher fühlt.

Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Es hängt sicherlich auch von der Art der Angst ab. Ich kenne auch Frauen, die Angst vor Mäusen haben und ich kann nicht behaupten, dass sich das negativ auf die Kinder ausgewirkt hätte. Wie seht ihr das? Sollte man als erwachsene Bezugsperson Kindern zeigen, dass man Angst hat? Oder sollte man das unterlassen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde schon, dass man Kindern zeigen sollte, dass man Angst hat. Jede Angst ist ja nicht unbedingt begründet und das sollte man seinem Kind aber auch klar machen. Beispielsweise mag ich nicht so gerne Ratten oder auch Spinnen. Wenn ich nun so eine riesen Spinne bei uns in der Wohnung sitzen habe, was sich am Wald wohnend nicht vermeiden lässt, dann zeige ich da schon meinen Ekel, sage aber auch, dass das nur eine Spinne ist und man nicht wirklich Angst haben muss und die einem nichts tun.

Mein Sohn bekommt dann regelmäßig von seinem Papa gezeigt, dass man diese dann einfach wieder aussetzen kann und selber hat er auch keine Berührungsängste, was sicherlich auch daran liegt, dass ich nicht hysterisch losschreie, aber ich finde schon, dass man sich nicht verstellen muss vor seinem Kind.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde (nur in der Theorie natürlich), dass das alles relativ ist. Manche Leute werden hysterisch, wenn sie eine Spinne sehen und schlagen schreiend um sich. Dass so ein Verhalten Kindern nichts bringt und ihnen höchstens noch mehr Angst macht, ist ja offensichtlich.

Aber Kinder sind ja auch normalerweise sehr gute Beobachter, weil ja ihr ganzes Leben quasi von Erwachsenen abhängt. Deswegen würde ich eher davon ausgehen, dass die schon merken, wenn ein Erwachsener vor etwas Angst hat und sich eben ihren Teil denken. Schlimmstenfalls wird so vermittelt, dass man auf keinen Fall zugeben darf, vor etwas Angst zu haben, weil sich das nicht gehört, und die Kinder tun sich noch schwerer damit, einen gesunden Umgang mit Gefühlen zu lernen, weil ihnen die sinnvollen Vorbilder fehlen.

Von daher denke ich schon, dass es sinnvoll ist, auch als Erwachsener zuzugeben, dass man auch mal Angst hat oder wütend ist oder frustriert, damit nicht der Eindruck entsteht, Gefühle seien etwas, was man sich möglichst abgewöhnen sollte.

» Gerbera » Beiträge: 11289 » Talkpoints: 41,52 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Die Fähigkeit von Kindern als kleine Emotionen-Detektoren wird immer wieder extrem unterschätzt. Kinder sind noch viel offener für nonverbale Signale und wittern mindestens auf einer unbewussten Ebene ganz genau, welche unterschwelligen Gefühle jemand hat. Im schlimmsten Fall kreiert man ein Double Bind, wo Mami sagt, dass alles gut ist und sie keine Angst hat, während ihr Gesicht eine andere Sprache spricht und sich zu einer verängstigten Miene verzogen hat.

Ich kenne es auch so, dass meine Mutter auf bestimmte Themen bezogen immer eine gleichmütige Miene auflegte und die Normalität und Harmlosigkeit einiger Dinge betonte, während ihre Stimme aber aufgesetzt und gepresst klang. Nicht, dass ich das früher schon bewusst so wahrgenommen hätte, aber aus der Retrospektive ist mir klar geworden, dass da auch Emotionen verborgen werden sollten. Ich bin der Meinung, dass man den Kindern gar nicht all seine Gefühle verschweigen kann und gerade Ängste sind regelrecht ansteckend.

Das Kind ist ja lebensnotwendig darauf angewiesen, die Welt aus den Augen der Erwachsenen zu betrachten und wenn dann sicher ist, dass etwas harmlos oder gefährlich ist, wird es sich auf diese Information verlassen. Das Idealste ist natürlich, dass man seine Ängste selbst im Griff hat, aber wer ist schon ideal, leider niemand von uns.

» Verbena » Beiträge: 4780 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich habe mich einmal in der Wohnung böse gestoßen und mir somit für den Moment sehr weh getan. Ich machte also eine leidvolle Miene und weinte fast. Meine kleine Tochter aber fing sofort an zu schreien und dann heftig zu weinen. Sie war ja gerade erst zwei Jahre alt und noch nicht so in der Lage sich zu artikulieren.

Ich tröstete sie also umgehend und die Schmerzen waren unwichtig und rückten in den Hintergrund. Angst oder gewisse Unsicherheit zeigte ich meiner Tochter nicht. Wenn ich ruhig spreche, drückt das auch meine Miene aus und umgekehrt. Soweit habe ich mich schon im Griff. Kinder sind darauf angewiesen, dass ihre Eltern sie beschützen können.

Ängstliche Eltern haben ängstliche Kinder. Angst ist per se etwas gutes, weil sie uns vorsichtiger macht. Für ein Kind bedeutet Angst aber eher die Unfähigkeit sie zu beschützen und wer will seinem Kind schon zeigen, dass man ihm keinen Schutz bieten kann.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich habe Angst vorm Zahnarzt. So dass ist jetzt nicht gerade förderlich, wenn ich mit den Kindern dort hin gehe. Deshalb macht das mein Mann und somit können wir den Kindern sagen, dass sie keine Angst zu haben brauchen. Würde ich mit ihnen hingehen, würde ich wahrscheinlich meine Nervosität auf sie übertragen. Gerade bei Angst vor dem Zahnarzt finde ich es nicht sinnvoll, wenn ich das meinen Kindern zeige.

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» Kruemmel » Beiträge: 1280 » Talkpoints: 62,51 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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