Kennt ihr diesen "Tunnel", wenn ihr zu ehrgeizig seid?

vom 10.05.2015, 12:25 Uhr

Ich habe mal eine Dokumentation über Oliver Kahn gesehen. Er sagte, dass er sich während seiner Karriere oft in einem Tunnel befand. Er hat für den Fußball gelebt und nur noch den Fußball wahrgenommen. Kahn betonte, dass er sich in einem Tunnel befunden hat. Das Leben hat er nicht mehr so richtig mitbekommen. Um ihn herum war ihm alles egal. Er war zu 100 % fokussiert.

Ich kenne das auch aus dem eigenen Leben. Wenn man sich auf eine Sache wirklich absolut versteift und wahnsinnig ehrgeizig ist, dann läuft das richtige Leben irgendwie an einem vorbei. Man ist in einem Tunnel. Rückwirkend fragt man sich auch, wieso man bestimmte Sachen nicht wahrgenommen hat.

Kennt ihr solche Erlebnisse? Geht es euch auch so, wenn ihr zu ehrgeizig seid? Wie wirkt sich ein solcher "Tunnel" bei euch aus? Was sagten eure Freunde dann dazu?

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Nein, ich kenne so etwas von mir überhaupt nicht und möchte so etwas auch nicht kennen. Ich stelle es mir ehrlich gesagt einfach nur schrecklich vor, in so einem Tunnel zu leben, auch wenn es nur zeitweise ist. Zwar ist mir Erfolg selbst wirklich sehr wichtig, wobei ich dennoch schaue, dass der Erfolg nicht alles in meinem Leben ist. Ich möchte auch noch Zeit und Energie für andere Dinge haben.

Ich bin durchaus ein sehr ehrgeiziger Mensch. Mir ist es wichtig, gut in der Uni zu sein und ich möchte auf jeden Fall Karriere machen. Ich arbeite außerdem neben meinem Studium wirklich sehr viel, um mir einen gewissen Lebensstandard leisten zu können. Dennoch lasse ich nicht zu, dass das alles in meinem Leben ist. Das Leben ist dazu da, um es zu genießen und das kann man am besten, wenn man noch jung ist. Diese Lebenszeit möchte ich nicht verschwenden, indem ich nur am Schreibtisch sitze.

Auch wenn ich wirklich viel arbeite und viel für die Uni mache, baue ich bewusst auch Tage ein, an denen ich nichts mache oder einfach etwas unternehme. Es ist doch so schön, einfach einmal abends weggehen zu können, ohne sich ständig selbst zu etwas verpflichtet fühlen. Außerdem ist es genauso wichtig für die Beziehung. Mir ist mein Freund sehr wichtig und ich verbringe unheimlich gerne Zeit mit ihm, wobei ich mir das einfach nicht nehmen lassen möchte. Ich denke, dass es auf Dauer der Beziehung auch gar nicht gut tun würde, wenn man sich einfach nie Zeit für den Partner nimmt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Das kenne ich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Ich würde mich zwar schon als ehrgeizig bezeichnen, aber ich bin nicht so fokussiert, dass ich gar nicht mitkriege, was um mich herum passiert. So ein Leben wäre für mich gar nicht lebenswert, wenn ich ehrlich bin.

Ich setze mir ein Ziel und arbeite darauf zu. Wenn sich aber heraus stellt, dass das Ziel nicht über Plan A zu erreichen ist, erreiche ich Plan B. Man muss das Leben so nehmen wie es kommt und die Strategie entsprechend anpassen. Zu viel Fokussierung ist kontraproduktiv.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Mit so einem Satz kann man sicherlich einiges erklären. Vielleicht hat er seine sozialen Kontakte immer wieder vernachlässigt oder was auch immer und da ist man mit so einem Satz sicherlich fein raus. Ich bin selber auch ein ehrgeiziger Mensch, wenn ich ein Ziel vor Augen habe, dann möchte ich es auch erreichen. Dennoch würde ich nun nicht davon ausgehen, dass ich alles um mich herum ausblende. Ich schaue schon noch was da sonst passiert.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Tatsächlich kann ich von diesem Tunnelblick ein Lied singen. Mir geht es sogar sehr oft so, dass ich angesichts einer wichtigen Aufgabe oder eines Ziels, das ich unbedingt erreichen will, vom Ehrgeiz gepackt werde und mich so voll und ganz darauf konzentriere, dass ich vieles andere völlig vernachlässige und nicht mehr richtig wahrnehme. Arbeite ich beispielsweise voller Energie an einer längeren schriftlichen Ausarbeitung und bin gerade im „Flow“, dann verdränge ich sogar Grundbedürfnisse wie Hunger, Durst und Blasendruck so lange, bis ich irgendwann zu einem logischen Absatz komme und dann erst merke, dass es mir eigentlich körperlich gar nicht mehr wirklich gut geht. Auch neige ich leider oft dazu, meinen Partner oder positive Selbstfürsorge in den Hintergrund zu stellen, wenn eine wichtige Aufgabe oder eine Abgabefrist im Hintergrund lauert.

Mittlerweile bin ich in dieser Hinsicht zum Glück schon etwas reflektierter und vernünftiger als früher geworden, wo mein Verhalten fast schon destruktive Züge angenommen hat. Lernmarathons von 10 Stunden aufwärts ohne regelmäßige Mahlzeiten und Pausen würde ich heutzutage gar nicht mehr durchhalten, habe ich in der Vergangenheit aber regelhaft praktiziert. Auch achte ich sorgsamer auf meine eigenen Kapazitäten und Bedürfnisse und versuche, zeitlich begrenzte Arbeitsphasen einzurichten und schöne Ausgleiche in freien Zeiten zu schaffen. Hin und wieder passiert es mir aber noch, dass ich in alte Muster zurückfalle, wobei ich meinem Partner dann sehr dankbar bin, dass er mich meistens daran erinnert und mich bei der Ablenkung auch effektiv unterstützt.

» MaximumEntropy » Beiträge: 8470 » Talkpoints: 987,98 » Auszeichnung für 8000 Beiträge


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