Kaufsucht, wenn man Dinge kauft, die man nicht braucht?

vom 09.11.2017, 12:07 Uhr

A hat einen Tick. Wenn sie einkaufen geht, dann kauft sie Dinge, die ihr in dem Moment gut gefallen und das können auch Klamotten sein. Die Sachen sind dann auch gut sortiert im Kleiderschrank oder auch gut aufgeräumt im Wohnzimmerschrank, je nachdem, was sie gerade gekauft hat. Wenn sie online auch gebraucht schöne Sachen sieht, dann kauft sie diese. Diese Sachen hat sie teilweise noch nie angehabt oder als Deko verwendet oder genutzt.

Der Mann von A meint, dass es Kaufsucht wäre. Sie gibt aber nie mehr Geld aus, als sie wirklich hat und was sie ausgeben kann. Kann man das denn schon als Kaufsucht bezeichnen oder ist es eher einfach nur der Drang nach schönen Dingen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke nicht, dass es Kaufsucht ist, wenn A die Dinge dann auch verwendet und benutzt, die sie sich kauft. Auch, wenn sie nie über ihre Verhältnisse lebt. Es ist natürlich auch eine entscheidende Frage, ob A auch jeder Zeit aufhören könnte, sich Dinge zu kaufen. Vielleicht sollte sie mal einen Monat ganz darauf verzichten und schauen, wie sie sich dabei fühlt und ob ihr das schwer fällt.

Ich denke auch, dass es darauf ankommt, wie oft man Dinge kauft, die man so eigentlich nicht zwingend braucht. Wenn das jeden Monat zig Sachen sind, würde ich das doch mal genauer beobachten. Jeder kauft sicher mal etwas, dass ihm gut gefällt, er aber nicht zwingend benötigt. Das finde ich auch noch unbedenklich.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Nelchen hat geschrieben:Ich denke nicht, dass es Kaufsucht ist, wenn A die Dinge dann auch verwendet und benutzt, die sie sich kauft.

Hast du den Beitrag denn überhaupt gelesen? Diamante schreibt doch, dass die Dinge teilweise noch nie benutzt oder verwendet worden sind und einfach nur im Schrank hängen und praktisch ignoriert werden. Die nehmen dann doch nur Platz weg. Bei einer Verwendung wäre das ja noch was anderes, aber das ist hier offensichtlich nicht der Fall. Was kann hier noch normal sein?

Ich meine, dass man sich mal ein Abendkleid für einen besonderen Anlass kauft und das nicht jeden Tag trägt, sollte klar und nachvollziehbar sein. Aber wenn man lauter solche Sachen im Schrank hat, die dann kaum benutzt oder angesehen hat, dann finde ich das schon kritisch und wenig nachvollziehbar.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



In meinen Augen macht es gar keinen so großen Unterschied, ob man die Dinge auch verwendet, die man kauft, oder ob sie nur Platz wegnehmen. Man kann auch Besitztümer anhäufen und benutzen, die man objektiv gesehen gar nicht braucht. Eine Bekannte von mir sammelt beispielsweise Ohrringe und trägt jeden Tag ein anderes Paar. Hier kann man sowohl sagen, dass sie die Dinge benutzt und Spaß daran hat, aber wer braucht schon 200 Paar Ohrringe? Auch die Mitbürger, die Sammelleidenschaften frönen, kaufen oft Dinge, die sie nicht brauchen, würden aber wahrscheinlich den Verdacht auf "Kaufsucht" weit von sich weisen.

Ich würde hier also eher unterscheiden, ob jemand an den erworbenen Gegenständen, objektiv nützlich oder nicht, Freude hat oder vor allem an deren Erwerb. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es immer gleich "Kaufsucht" ist, wenn jemand gerne einkauft. Hobbys gibt es so viele, und für jedes gibt es begeisterte Anhänger und Leute die sich darüber mokieren, wie man nur Spaß daran haben kann. Wenn weder für sich noch für andere Schaden entsteht, ist Einkaufen ein Hobby wie viele andere auch.

Kritisch wird es erst dann, wenn der Spaß nicht mehr im Vordergrund steht, sondern der Zwang, bzw., dass hinterher das schlechte Gewissen zuschlägt. Mir ist zudem auch schon aufgefallen, dass besonders Frauen, die gerne Kleidung und Kosmetik kaufen, schneller eine "Kaufsucht" unterstellt wird, während Männer, die ein Vermögen für irgendwelche Hobbys ausgeben, das Angelzubehör oder die DVDs schlicht und ergreifend "brauchen".

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich habe das "nie" in dem Satz überlesen, soll durchaus vorkommen. Ich finde es auch bedenklich, wenn die Sachen dann nie zum Einsatz kommen. Anders ist es sicherlich, wenn jemand etwas sammelt und sich dann irgendwo hinstellt, ohne es zu gebrauchen. Aber einfach nur um etwas dann in den Schrank zu legen, nur um es zu besitzen, finde ich schon etwas verschwenderisch.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Es mag verschwenderisch sein, aber ist es deshalb eine Sucht. Wenn ich nicht Kleidung querbeet sondern nur Handtaschen sammle, ohne mich zu übernehmen oder zu verschulden, dann redet auch niemand von Sucht. Unzählige Lebensmittel werden gekauft und dann doch nicht gegessen und entsorgt. Auch das ist ohne Zweifel Verschwendung, aber Kaufsucht ist es normalerweise nicht.

Außerdem ist die Definition über das Brauchen vollkommen ungeeignet. Denn tatsächlich brauchen wir den meisten Krempel nicht. Eine Winterjacke und eine Übergangsjacke würden theoretisch für viele Jahre reichen. Mehr braucht keiner. Trotzdem haben die meisten viel mehr Kleidung.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Fast jeder von uns kauft Dinge, die er eigentlich nicht braucht. Das ist in einer Konsumgesellschaft völlig normal und unsere Wirtschaft funktioniert auch nur deshalb so gut, weil sie es schafft den Konsumenten Bedürfnisse einzureden, von denen sie vorher gar nicht wussten, dass sie sie überhaupt haben. Muss man nicht gut finden, ist aber so.

Die Frage ist natürlich auch, wie man eine Kaufsucht überhaupt definiert. Ist jemand nur deshalb nicht süchtig weil er sein Konto nicht überzieht und seine Einkäufe zu Hause ordentlich weg räumt? Das würde ja auch bedeuten, dass Menschen, die von irgendwelchen Substanzen abhängig sind und es schaffen einen normalen Alltag zu leben nicht süchtig sind. Die Mutter eines Freundes hat das viele Jahre gut hin bekommen, bis ein neuer Arzt ihre Schmerzmedikation mal genauer angeschaut hat und sie als Folge in einer Entzugsklinik gelandet ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Cloudy24 hat geschrieben:Fast jeder von uns kauft Dinge, die er eigentlich nicht braucht. Das ist in einer Konsumgesellschaft völlig normal

Da stimme ich dir zu. So gesehen braucht man doch viele Dinge nicht. Einen Haartrockner beispielsweise. Wenn man die Haare ausreichend zu Hause an der Luft trocknet, braucht man so ein Gerät nicht. Theoretisch braucht auch keinen ein Smartphone und einen Laptop zum Überleben. Solange diese Dinge aber trotzdem benutzt werden, sehe ich da kein Problem.

Problematisch wird es in meinen Augen erst, wenn man massenweise Zeug kauft, das dann zu Hause Staub ansetzt, weil es weder angeschaut noch benutzt wird. Das ist doch der Knackpunkt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Täubchen, dann ist der durchschnittliche Sammler von Briefmarken oder Münzen auch kaufsüchtig, weil das Finden und das Besitzen und nicht das Anschauen und Benutzen im Mittelpunkt steht. Wenn man damit aufhören kann, wo ist dann da die Sucht?

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wie man meinem Ausgangsposting entnehmen kann, handelt es sich bei meinem Beispiel von Frau A nicht um Sammlergegenstände, sondern um Klamotten und Dekoartikel, die im Schrank verschwinden und teilweise nicht mehr angesehen werden. Sie hat unzählige Ballkleider, weil sie diese schön findet. Aber anziehen kann sie diese nicht, weil sie die Gelegenheit nicht hat. Sie hat in vielen Mengen Kerzenständer, die teilweise nicht mal ausgepackt sind. Sie hat Aschenbecher, obwohl sie nicht raucht usw. Ich finde, dass es schon ein wenig Kaufsucht ist.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


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