Kann man Christ sein, wenn man nur Christen aufnimmt?

vom 10.09.2015, 13:24 Uhr

Mit Bekannten habe ich mich neulich über die Situation der Flüchtlinge in der EU unterhalten. Eine Bekannte von mir kommt auch aus Polen und sie findet es nicht angebracht, wie Polen sich derzeit benimmt. In Polen ist man unheimlich fromm und viele gehen mehrfach die Woche in die Kirche. Einmal in der Woche zu gehen ist aber eigentlich für jeden ein Muss, sogar für die jungen Leute. Wie aber kann man Christ sein, wenn man sich so verhält? Steht das nicht in einem starken Widerspruch zueinander? Ich kann nicht sagen, dass ich nur Christen aufnehme und keine anderen Religionen haben möchte, wenn ich Christ bin. Das widerspricht der Lehre dieser Religion.

Was soll das alles also? Sind die Polen letztendlich nur Scheinheilige die so tun, als ob sie religiös und fromm wären, letztendlich aber keine Ahnung von der Religion haben? Wie seht ihr das? Könntet ihr jede Woche in die Kirche rennen und beten, Flüchtlingen dann aber die Pforten schließen?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Der Fehler liegt bei dir. Du nimmst an, dass moralisches Verhalten eine Folge der Anbetung von christlichen Göttern ist. Damit bist du natürlich voll auf die christliche Propaganda herein gefallen, die ja nicht müde wird sich als moralische Instanz darzustellen. Dummerweise sieht die Realität ganz anders aus.

Wenn man ein bisschen logisch denkt kommt man auch selber darauf, ohne Geschichtsbücher wälzen zu müssen. Wenn du religiös bist ist die Überzeugung, dass deine Religion die richtig ist, teil deiner Religion. Wenn du das nicht glauben würdest, würde es für dich ja keinen Grund geben deiner Religion treu zu bleiben. Und warum solltest du dann nicht die Aufnahme von Menschen ablehnen, die die falsche Religion haben?

Interessant ist in dem Zusammenhang auch, dass die Zentrale der Heuchelei - der Vatikan - bisher keinen einzigen Flüchtling aufgenommen hat, andere Staaten aber fleißig für ihre Politik kritisiert, und sich nun entschieden hat ganze zwei Familien aufzunehmen. Und was glaubst du wohl, welchen Gott diese zwei Familien anbeten werden? Der wird mit Sicherheit nicht auf den Namen Allah hören.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben: Und warum solltest du dann nicht die Aufnahme von Menschen ablehnen, die die falsche Religion haben?

Ganz einfach, weil in der Bibel stets von Nächstenliebe gesprochen wird und dass man ein "Zeugnis" des christlichen Glaubens für die Andersgläubigen sein soll, damit sich die Ungläubigen ein Beispiel daran nehmen und sich durch dieses christliche Vorbild zum christlichen Gott bekehren und bekennen. Daher finde ich es ebenfalls unlogisch.

Denn wie soll man andere Ungläubige (aus christlicher Sicht) zum Glauben kriegen, wenn man sich nur unter seinesgleichen - also gläubigen Christen - bewegt? Das ist nicht gerade biblisch, wenn du mich fragst. Hast du dich, Cloudy, überhaupt jemals näher mit der christlichen Lehre und der Bibel beschäftigt?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Täubchen hat geschrieben:Hast du dich, Cloudy, überhaupt jemals näher mit der christlichen Lehre und der Bibel beschäftigt?

:lol: Ich bin überzeugte Atheistin, was bedeutet, dass ich die christliche Lehre wahrscheinlich besser kenne als die meisten Menschen, die sich Christen schimpfen, weil sie die Religion einfach von ihren Eltern übernommen haben. Ach ja, und mein mündliches Abitur in Philosophie habe ich mit 15 Punkten bestanden, Thema war neben Karl Marx auch die Moral in der christlichen Lehre.

Das, was heute als "christliche Werte" verkauft wird findet sich tatsächlich nicht in der Bibel, vor allem nicht im alten Testament. Die "Nächstenliebe" gibt es in einigen Geschichten des neuen Testaments, wobei man da aber mindestens genauso viele Beispiele findet, die das genaue Gegenteil predigen. Man kann mit der Bibel fast jeden Standpunkt irgendwie begründen wenn man bereit ist alle widersprüchlichen Textstellen zu ignorieren.

Tatsächlich sind die "christliche Werte" zum großen Teil humanistische Werte aus der Zeit der Aufklärung. Da wurde der zornige, willkürliche strafende Gott irgendwie unpopulär.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



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