Ist Mangel real oder ein Konstrukt?

vom 12.10.2018, 07:47 Uhr

Ich las kürzlich ein Interview von einem Autoren, der der Ansicht ist, dass es eigentlich gar keinen Mangel gibt und dass dies nur eine Art kapitalistisches Konstrukt sei. Was haltet ihr von dieser These? Meint ihr, dass man das tatsächlich so pauschalisieren kann? Kann man also davon ausgehen, dass es in kommunistisch geprägten Gesellschaften gar keinen Mangel gibt? Oder haltet ihr das für ziemlich weit hergeholt?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Die Ökonomie spricht hier von Ressourcenknappheit. Es ist ein ökonomisches Prinzip indem man wirtschaftlich mit den knappen Ressourcen umgehen soll. Es herrscht somit ein Mangel an Ressourcen. Die Bedürfnisse sind jedoch unbegrenzt, wodurch man mit dem was man hat besser umgehen muss. Soviel zum wirtschaftlichen Prinzip dahinter.

Man spricht somit im Bereich von materiellen Gütern von einem Mangel. Das psychologische Prinzip der Bedürfnisse ist jedoch unbegrenzt. Hier herrscht also kein Mangelbewusstsein. Somit kann man sich entscheiden aus welchen Blickwinkel man dies betrachten möchte. Persönlich denke ich, dass wir genügend Ressourcen haben wir müssen nur vernünftig (wirtschaftlich) damit umgehen und diese gut verteilen.

» TinaPe » Beiträge: 451 » Talkpoints: 13,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich verstehe nicht ganz, auf was genau sich der Mangel bezieht, kannst du das mal näher erklären? Ich meine, wenn ich in einer trockenen Region lebe und wenn dann auch noch der Sommer lang und regenarm war dann ist der Wassermangel etwas sehr Reales, den braucht man nicht zu konstruieren.

Wenn ich aber einen Weinberg besitze und nicht alle Trauben ernten darf dann ist das Ziel dieser Regelung tatsächlich die Herstellung eines künstlichen Mangels. Wenn nämlich jeder Weinbauer in diesem Jahr alle seine Trauben ernten und zu Wein verarbeiten dürfte würde das zu zu viel Wein auf dem Markt führen und einen Verfall der Preise nach sich ziehen.

Außerdem ist "Mangel" doch auch etwas subjektives. Wenn mich ein kommunistischer Staat mit den Grundnahrungsmitteln versorgt dann leide ich keinen Mangel, weil ich nicht verhungere. Wenn ich aber das Nahrungsmittelangebot mit dem in anderen Ländern vergleiche dann kommt wahrscheinlich schon das Gefühl von Mangel auf, weil es dort so viel mehr in den Regalen gibt als die Grundnahrungsmittel.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Eine kommunistisch geprägte Gesellschaft ist doch aber der absolute Prototyp, ja, der Inbegriff einer Mangelwirtschaft. Kommunismus und Mangel gehören zusammen wie das Amen in der Kirche oder sogar noch darüber hinaus. Bis jetzt gab es meines Wissens nach noch keine große kommunistische Staatsform, die es geschafft hat, dieses systemimmanente Problem zu überwinden.

Soweit ich weiß, geht es im ersten Beitrag und bei der Aussage ja wieder um das Interview in der Zeit oder Welt mit dem werten Herren Überlebenskünstler, der nicht arbeiten möchte und konstatiert, in dieser Gesellschaft gäbe es keinen wirtschaftlichen Mangel, sondern alles im Überfluss. Da hat er natürlich Recht, aber warum ist das denn so? Weil Menschen genau dafür gearbeitet haben und wir in einem kapitalistischen System leben, das eben auch eine Menge Vorteile mit sich bringt. Kapitalismus ist nicht nur böse und unsinnig, so einfach wie er die Welt verstanden haben möchte ist das nicht.

» Verbena » Beiträge: 4793 » Talkpoints: 0,57 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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