Immer nur in Extremen sprechen Zeichen für sprachliche Armut

vom 27.02.2015, 06:48 Uhr

In diesem Beitrag geht es um die Behauptung, dass alles Neue gut oder besser sei. Der Beitrag endet mit der Frage, ob man der Aussage, dass Neues besser sei, zustimmt oder ob man dies für schwachsinnig halte. Ich finde es schade, dass man da immer solche extremen Begriffe wie „schwachsinnig“ verwendet.

Man könnte doch stattdessen auch fragen, ob man diese Annahme für gut oder schlecht, sinnvoll oder weniger sinnvoll, angemessen oder unangemessen, realistisch oder falsch halte oder was auch immer. Das sind alles Begriffe, die nicht ganz so in das Extreme gehen und die ich an dieser Stelle für passender halte. Schließlich geht es bei solchen Themen nicht um grundlegende Lebensfragen oder um etwas, was lebenswichtig oder hoch umstritten wäre, sondern eigentlich nur um eine Philosophie oder eine Wertvorstellung, die man bis zu einem gewissen Grad teilt oder eben nicht teilt.

Mir ist es aber generell aufgefallen, dass die Menschen heute oft zu extremen Begriffen greifen, auch wenn diese dem Thema gar nicht angemessen sind – gerade junge Menschen machen das. Da ist etwas super geil und mega-krass oder eben schwachsinnig, Unfug oder etwas wird mit dem berühmten Sch-Wort gekennzeichnet. Es gibt nur das positive oder negative Extrem, dazwischen gar nichts mehr. Es gibt scheinbar keine leichte Zustimmung oder leichte Ablehnung, alles ist extrem und wird auch so formuliert.

Ich finde, das zeugt von einer sprachlichen Verarmung und auch von schlichten Denkweisen, denn komplexe Denkweisen oder Differenzierungen kommen ja in solchen extremen Bezeichnungen nicht zum Ausdruck. Eigentlich hat doch alles gute und schlechte Seiten, die Frage ist nur, wie diese Bereiche mengenmäßig ausgeprägt sind, was überwiegt oder ob es sich die Waage hält.

Findet ihr auch, dass es immer mehr Menschen gibt, die nur solche sprachlichen Extreme verwenden? Warum machen sie das? Zeugt das von einer Verarmung der Kommunikation?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Gio am 27.02.2015, 11:14, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Der verlinkte Beitrag existiert zwar nicht mehr. Aber ich glaube nicht, dass deine These stimmt. Denn es ist nun mal irgendwie das Recht der Jugend alles irgendwie extrem zu sehen. Die Wortwahl ändert sich dann mit zunehmenden Alter wieder. Man kann es also eher als Modeerscheinung ansehen, dass die Jugend so einen extremen Sprachgebrauch hat. Und da gibt es eben auch kein Grau oder Bunt, sondern nur Schwarz und Weiß.

Ich würde sogar sagen, dass diese Sprachentwicklung in der Pubertät beginnt, um sich auf der einen Seite von den Kindern abzugrenzen. Auf der anderen Seite will man aber auch nicht wirklich zu den Erwachsenen gehören. Und wie will man sich sonst so deutlich abgrenzen, als über die Sprache?

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Zitronengras hat geschrieben:Ich finde es schade, dass man da immer solche extremen Begriffe wie „schwachsinnig“ verwendet

Dir scheint nicht so ganz klar zu sein, dass die Sprache ein rhetorisches Mittel ist. Das heißt nicht, dass die Sprache irgendwie verroht. Der Threadersteller wollte einfach provozieren und beide Extreme aufzeigen, damit man als User Stellung beziehen und auf den Thread reagieren kann. Wenn da keine provokanten Fragen gestellt werden, macht man sich doch kaum Gedanken über das Thema wie ich finde und fühlt sich nicht direkt zu einer Antwort "genötigt". Das würde bei "kuschliger" Rhetorik doch gar nicht funktionieren.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Nun ja, ich finde es jetzt schon ein wenig unglücklich, einen anderen User und dessen Text als Beispiel für sprachliche Armut anzuführen, welche ich, davon mal ganz abgesehen, aus dem dort verlinkten Schreibstil auch nicht ableiten kann. Die Neigung in Extremen zu sprechen, ist entweder vom Temperament oder vom Alter des Sprechers abhängig, manchmal auch schlicht von der Laune oder vom Kontext.

Du scheinst dich inhaltlich auch weniger auf sprachliche Finessen als vielmehr auf die Fähigkeit zur Differenzierung zu beziehen, das sind zwei verschiedene Dinge, die nicht zwingend zusammenhängen, auch wenn man Differenzierung mit einem guten Sprachverständnis besser zum Ausdruck bringen kann. Übrigens gab es immer schon eine Unterteilung zwischen Jugendsprache und anderen Formen der Sprache. Wahrscheinlich haben schon die Schüler Sokrates' ungebührlich geredet. :mrgreen:

Ich selbst kann beizeiten auch fluchen wie ein Kesselflicker aus dem Armenhaus des letzten Jahrhunderts, denke aber schon, ganz gut in der Lage zu sein, eine komplexe Situation zu erfassen und auch sprachlich umzusetzen. Manchmal hat man aber für Verhaltenheit keine Lust und dann ist alles ein großer, gottverdammter Unfug. Oder Schlimmeres.

» Verbena » Beiträge: 4792 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich muss sagen, dass ich in letzter Zeit auch das Gefühl habe, dass die Jugend eher zu den sprachlichen Extremen tendiert als die älteren Leute beziehungsweise die jungen Erwachsenen. Da gibt es dann eben auch noch Wörter zwischen extrem geil und total scheiße, da gibt es eben nicht nur die zwei Sachen und nichts dazwischen.

Ich persönlich finde es extrem anstrengend und schade, dass die deutsche Sprache zum Teil so untergeht. Man kann, auch, wenn etwas nicht gut läuft, es dann zwar immer noch schlecht oder eben nicht toll finden, aber deswegen ist es dann nicht automatisch gleich scheiße. Nur,weil man Glück hatte und es noch rechtzeitig geschafft hat den Bus zu erwischen, ist es nicht gleich extrem geil.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich habe schon seit den Zeiten von Hartz IV intensiv mit den Leuten diskutiert und inzwischen ist die Tonlage nicht unbedingt höflicher aber zumindest subtiler geworden. Eine Parasitenaussage wie damals aus dem Hause Clement wäre heute undenkbar. Ich bin immer wieder positiv überrascht, wie wortgewandt auch hier auf Talkteria die Argumente ausgetauscht werden und erinnere an das berühmte Glas, dass je nach Sichtweise halb voll oder halb leer ist.

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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