Häufigen Umgang mit Menschen als anstrengend empfinden?

vom 15.11.2017, 23:34 Uhr

Die meisten Menschen die ich kenne sind gerne unter Menschen. Viele unternehmen sogar nach Feierabend noch etwas. Ich selbst bin da ein wenig anders. Ich kann während des Alltags mit Menschen umgehen, aber abends hätte ich dann doch ganz gerne meine Ruhe. Wenn ich dann entspanne, merke ich häufig auch, wie anstrengend ich den Umgang mit Menschen eigentlich finde.

Was mich am meisten anstrengt, ist das schauspielern. Neulich kam eine Sekretärin des Arbeitskreises in dem ich derzeit arbeite auf mich zu und erzählte mir, dass sie gerne einen langweiligen Job hat. Wenn sie sieht was für Probleme wir teilweise haben und wie lange wir arbeiten, dann hat sie den Eindruck, dass ist nicht gut für eine Frau. Was will man da machen? Ich kann ihr jetzt meine Meinung sagen und mich mit ihr streiten. Aber darauf habe ich meist keine Lust und dann nicke ich höflich und tue so, als würde es mich nicht interessieren.

Wie ist das bei euch? Findet ihr den Umgang mit anderen Menschen schön oder strengt es euch mitunter auch an? Wie kommt es, dass es manchen Menschen eher schwer fällt?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Kann es sein, dass du zu den introvertierten Menschen gehörst? Ich habe mal gelesen, dass introvertierte Menschen den Kontakt mit Mitmenschen eher als anstrengend und sehr fordernd empfinden und daher regelmäßig Zeit (alleine) brauchen, um sich von diesem Stress zu erholen. Schlimm finde ich das überhaupt nicht, so sind die Menschen halt. Bei extrovertierten soll es genau umgekehrt sein, dass diese nicht allein sein wollen, weil für die das eben Stress bedeutet und sie sich erst unter Menschen entspannen.

Ich bin eher so ein Mittel-Ding. Ich brauche sehr viel Kontakt zu anderen Menschen, brauche aber auch jeden Tag für eine Stunde oder was meine Ruhe, um Batterien aufzuladen. Ich habe aber festgestellt, dass es auf die Art Kontakt ankommt. An größeren Feiern nehme ich gar nicht gerne teil, das überfordert mich und stresst mich nur. Bei so einem großen Menschenauflauf neige ich also eher dazu, eine Pause zu wollen, damit ich meine Ruhe kriege. Das betrifft nicht nur große Hochzeiten, Jubiläen, Fußballspiele oder von mir aus Karneval, sondern auch Diskos und dergleichen.

Aber bei kleineren Grüppchen finde ich das ganz angenehm. Auf Arbeit habe ich zum Beispiel mit drei Kolleginnen mehr zu tun und wir gehen auch zusammen Mittagessen und so. Abends kann ich dann begeistert losziehen und mich mit Freunden treffen. Nur größere Gruppen überfordern mich, bei kleineren Grüppchen könnte ich den ganzen Tag eingespannt sein, das würde mich nicht stören.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Normalerweise bin ich mit Schubladendenken immer sehr vorsichtig, aber die Unterscheidung zwischen intro- und extrovertierten Menschen scheint nicht nur wissenschaftlich gesehen kein völliger Humbug zu sein, sondern ich unterstütze sie auch voll!

Soweit ich verstanden habe, geht es darum, wodurch Menschen Energie gewinnen und sich fit, wohl und ausgeglichen fühlen, und durch welche Tätigkeiten und Umgebung sie sich eher ausgelaugt, gestresst und unverhältnismäßig erschöpft vorkommen. Zwar handelt es sich auch hier wie bei den meisten menschlichen Eigenheiten um ein Spektrum, aber in vielen Fällen kann man sehr gut unterscheiden, ob jemand allein sein muss, um sich zu erholen und aufzutanken, oder ob sich jemand alleine unwohl und leer fühlt und die möglichst ununterbrochene Gegenwart von und Interaktion mit Artgenossen braucht, um bei guter Laune zu bleiben.

Die Leute, die menschlichen Umgang als überdurchschnittlich anstrengend empfinden, sind meines Wissens in der Minderheit, sodass unsere Gesellschaft eher auf die Bedürfnisse extrovertierter Zeitgenossen hin gestaltet ist. Das kann dazu führen, dass sich introvertierte Menschen ausgegrenzt oder gar als krank oder irgendwie defizitär angesehen fühlen, weil es ja nicht "normal" sein kann, dass jemand wirklich gerne allein ist. Nicht depressiv, nicht menschenscheu, nicht arrogant, sondern einfach nur gerne allein.

Man merkt, ich betrachte mich auch als eher introvertierten Menschen. Ich kann zwar mit anderen Leuten sozial umgehen und habe auch Freunde und Kontakte am Arbeitsplatz, aber das heißt nicht, dass ich mich nach der wöchentlichen Besprechung im Plenum, dem gemeinsamen Mittagessen und dem informellen Austausch beim Kaffee nicht regelmäßig eine Viertelstunde auf dem Klo einschließen muss, um wieder zu Atem zu kommen. Ich denke, dass das einfach in der Natur der Menschen liegt - schon in der Steinzeit hat man wohl auch die Eigenbrötler gebraucht, die still an ihrem Faustkeil gebastelt haben, während der Rest der Gruppe die Sprache erfunden hat. :D

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich würde mich selber auch eher als introvertierten Menschen bezeichnen und ich kenne es auch von mir, dass ich nicht immer von vielen Menschen umgeben sein möchte. In meinem Beruf muss ich mit vielen Menschen, also Kollegen und auch Kunden, arbeiten und das macht mir auch nichts und es macht mir Spaß. Aber wenn ich dann abends nach Hause komme, dann merke ich eben auch sehr deutlich, dass ich die Ruhe brauche.

So merke ich während des Umgangs mit anderen Menschen bei der Arbeit oder auch in meiner Freizeit nicht, dass mich das besonders anstrengt, aber sobald ich dann Ruhe habe und mich zurückziehen kann, dann merke ich eben schon, dass mich der Umgang mit vielen Menschen schon anstrengt. Aber wenn ich mir eben meine Pausen gönne und mich immer mal zurückziehen und alleine sein kann, finde ich das nicht problematisch.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich denke, dass es bei mir von der Tagesform abhängig ist und davon ob ich Stress hatte oder nicht. Wenn mich etwas sehr stresst, dann finde ich es auch oft anstrengend Kontakte zu anderen zu pflegen. Da bin ich dann auch durchaus mal froh, wenn ich alleine bin und meine Ruhe habe.

Aber ich habe auch gerne Kontakt zu anderen. Zwischendurch mal eine Nachricht schicken oder telefonieren, man muss sich ja nicht ständig persönlich treffen. Das finde ich auch schön, aber muss eben nicht täglich sein.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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