Gute Vaterrolle, wenn man Kind einmal die Woche sieht?

vom 26.09.2015, 21:25 Uhr

Ein Bekannter S von mir war vor einiger Zeit mit einer jungen Frau zusammen, die nun leider schwanger ist. Die beiden sind aber nicht mehr zusammen und es steht noch nicht fest, ob sie das Kind bekommen wird oder nicht. Mein Bekannter freut sich aber auf das Kind und hat auch schon mehrfach angekündigt, dass er seine Vaterrolle gut erfüllen wird. Er sieht dabei seinen Vater als Vorbild.

Sein Vater ist ebenfalls nicht mit seiner Mutter zusammen und hat S quasi nur einmal die Woche abgeholt und ihn bespaßt. Die beiden haben dann schönes zusammen gemacht und dann hat er S wieder zu seiner Mutter gebracht. Und nun sieht S es offenbar so, dass sein Vater ein guter Vater war, der die Mutter unterstützt hat und seinen Vaterpflichten nachgegangen ist.

Kann es das wirklich sein? Ist es jetzt auf einmal toll, wenn man als Vater einmal in der Woche was mit dem Kind macht? Nennt sich das nun auf einmal Unterstützung der Mutter bei der Erziehung des Kindes? Ich finde das lächerlich und hoffe das die Mutter des Kindes es auch so sehen wird und mehr von S verlangen wird, als das. Wie seht ihr das?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Natürlich ist das nicht optimal, aber was will man denn machen? Ich meine man kann es ja auch nicht aussuchen, wie das alles so läuft. Ein Mal in der Woche ist auch immer noch besser als gar nicht sehen. Man sollte dann zusätzlich dazu noch zu wichtigen Ereignissen da sein und eben auch den Unterhalt zahlen.

Natürlich kann man dann auch nicht in der Art und Weise miterziehen, wie die Mutter, aber er kann das Beste draus machen und wenigstens ein Mal in der Woche für das Kind da sein. Viele Kinder haben gar keinen Kontakt zum Vater, da ist das schon besser, wenn auch nicht optimal. Heutzutage kann man ja aber auch über Skype, Messengerdienste oder sonst irgendetwas Kontakt halten, da kann man dann auch über das eine Treffen hinaus Kontakt haben.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ideal ist das sicherlich nicht. Schon gar nicht wäre es etwas, wovon ich so voller Begeisterung reden würde. Es ist nur den Umständen entsprechend ganz in Ordnung.

Wenn man der Elternteil ist, der das Kind seltener sieht, kann man nicht wirklich miterziehen. Es ist besser, wenn dann weiter die Regeln gelten, die (ich sag das jetzt mal einfachheithalber, weil es nun mal oft so aufgeteilt ist) bei der Mutter gelten. Ansonsten verwirrt man das Kind und macht die ganze Chose, auch für die Mutter, nur noch komplizierter.

Außerdem hat man eben sehr viel weniger Zeit mit dem Kind. Man muss in der wenigen Zeit eine Bindung aufbauen, wofür der andere Elternteil den Rest der Woche Zeit hat. Und es ist einfacher, eine Bindung aufzubauen, wenn man Spaß hat. Wenn man sich in der kurzen Zeit streitet, beispielsweise beim gemeinsamen Hausaufgabenmachen, ist das nicht sinnvoll. Abends muss man sich dann wieder trennen und streitet vielleicht immer noch.

Als Mutter würde ich mir wünschen, dass der Vater es so macht. Dass er das Kind abholt und eine schöne Zeit mit ihm verbringt. Dass er nicht erziehungsmäßig an ihm rumdoktert. Dass er meine Regeln im Großen und Ganzen einhält. Dass er mir ansonsten nicht ständig dazwischenfunkt.

Dass ein Vater, der das Kind nur ein Mal die Woche sieht, nicht wirklich eine Vaterrolle übernimmt, ist klar. Das verklärt der junge Mann hier noch ein wenig. Das ist keine richtige Vater-Sohn-Beziehung. Aber es ist tatsächlich sehr viel besser als was so manch andere von der Mutter getrennt lebende Väter zustandebringen.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Mir wäre das ehrlich gesagt zu wenig, wenn ich ehrlich bin. Das Kind einmal pro Woche zu bespaßen reicht da nicht aus. Man muss auch streng sein und Erziehungsmaßnahmen der Mutter konsequent durchsetzen. Soll heißen, wenn Mama sagt, dass das Kind nicht fernsehen darf, dann sollte der Vater da am Wochenende keine Ausnahme machen.

Ich kenne auch Väter die arbeiten gehen, bevor das Kind aufsteht und dann erst zu Hause sind, wenn das Kind im Bett liegt. Das soll ein guter Vater sein? Also selbst wenn man das Kind irgendwo finanziert (was ja auch durch Unterhaltszahlungen gegeben ist) ist man noch lange kein guter Vater. Ich habe von einem guten Vater eine ganz andere Auffassung.

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Männer nehmen das anders wahr, sie sehen manche Sachen nicht und viele glauben, wenn sie abends mal da sind und Hallo sagen oder auch einmal die Woche sich blicken lassen, dass sie dann der perfekte Vater sind. Manchmal reicht es auch schon aus, wenn der Unterhalt überwiesen wird und damit meinen sie, dass sie raus sind.

Solch ein Exemplar habe ich ebenfalls. Er zahlt Unterhalt nach mehrmaliger Aufforderung vom Jugendamt und das war es auch schon. Seinem Besuchsrecht kommt er in keiner Weise nach, im Endeffekt wird das Kind nur geholt wenn er sich selbst wichtig machen muss vor seinen Kollegen und stellt sich da auch als der perfekte Vater hin. Das er das Kind in die Ecke setzt und sich vor seinen Computer hockt und nichts mit dem Kind macht, sieht er nicht und kann man auch tausend mal sagen, seine Wahrnehmung ist eine andere.

Wäre das ein guter Vater? Wie Täubchen auch sagt, die Väter die von morgens bis abends auf Arbeit rennen, das Wochenende mit ihrem Hintern dann im Bett kleben und keinen Finger krumm machen sind kein Stück besser, selbst wenn sie im gleichen Haushalt wohnen. Es gehört zu einem guten Vatersein mehr, als einfach nur die Haushaltskasse zu füllen und sich ansonsten bedienen zu lassen und in der eigenen Welt zu leben.

Im Endeffekt wäre es wichtiger, dass hier auch ein Cut stattfindet und der Vater der es so schwer hat, auch mal seinen Hintern von der Arbeit bewegen kann wenn das Kind abgeholt wird, mal nicht auf Arbeit rennt sondern das Kind pflegt wenn es krank ist aber das sind die Dinge, die in der Regel an der Mutter hängen bleiben. Zum einen weil es "unmännlich" ist und auch hier das Argument kommt, dass der Job vom Mann wichtiger ist, in der Regel die größere Einnahme der Haushaltskasse darstellt und das beste "das Kind klebt ohnehin mehr an dir" auch vielen Müttern bekannt sein dürfte. Das auch hier Mütter arbeiten, nicht ohne weiteres dauerhaft vom Arbeitsplatz Angängig sein können und auch hier gewisse Kindkrank Tage nur im Jahr bestehen, wird dann gerne übersehen.

Ein guter Vater ist weder das eine noch das andere, aber hier zu lesen das es noch Internet und Messenger gibt ist einfach nur albern. Will man dann ein Neugeborenes vor den Rechner setzen, das Smartphone in die Hand drücken damit sich der Vater nicht bewegen muss? Zudem ein realer Kontakt wertvoller ist, als das Tippen am Rechner, das Glotzen durch eine Kamera und solch ein Dreck und das kann das virtuelle nicht ersetzen. Es macht nur träger, denn dann fühlen sich Väter noch mehr als "perfekter Vater" da sie es geschafft haben auf einen Knopf zu drücken und die persönliche Anwesenheit weiter sinkt, die essentiell wichtiger wäre.

Auch die Teilnahme an wichtigen Ereignissen ist albern, was ist ein wichtiges Ereignis? Einmal im Jahr blicken lassen zum Geburtstag außer der Reihe? Genauso ist es unproduktiv, dass der getrennte Elternteil dann jeden Tag auf der Matte klebt, denn es gab auch hier einen Grund warum man sich getrennt hat und das alles Friede Freude Eierkuchen ist und man dann jeden Tag auf dem Ex Partner klebt oder sich dieser Rosinen pickt und das Kind nimmt wenn es ihm gerade in den Kram passt, ist ebenfalls nicht das wahre.

Ich sage es mal frei heraus wie es ist. Die Kindsväter die getrennt sind und die Kinder alle paar Wochen am Wochenende holen, diese klauen den Alleinerziehenden die schönste und einzige Zeit mit den Kindern. Vom Alltag her kann man nicht entlasten unter der Woche, da arbeiten die werten Herrschaften. Die Mütter aber auch, die Kinder sind im Kindergarten, Kita oder in der Schule. Wochenende, dann wenn Zeit ist für gemeinsame Dinge, dann kommen die Väter und packen die Kinder ein.

Nett ist sicherlich die freie Zeit mag man meinen, aber meint ihr das nutzen die Alleinerziehenden wirklich immer für sich? Da fallen genug andere Arbeiten an, die unter der Woche liegen geblieben sind und kaum eine setzt sich diese Zeit dann aufs Sofa und wartet bis der Nachwuchs wieder da ist, sondern erledigt diese Aufgaben. Danach kommt das Kind Sonntag Abend zurück, bis Montag früh der Alltag wieder los geht. Das ist einfach nur Rosinen picken, die Väter kommen sich Mega toll vor, sind es aber nicht da sie das ganze Anhängsel unter der Woche nicht haben.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Naja es liegt eben im Auge der Betrachter, was einen guten Vater ausmacht oder auch nicht. Hinzu kommt, dass in Deinem genannten Fall das Kind ja zufrieden war. Das ist nicht immer so, aber deswegen findet er das möglicherweise auch in Ordnung. Manch einer kann auch aus beruflichen Gründen, wofür Kinder erst das Verständnis erlangen können, wenn sie es verstehen, einmal die Woche kommen.

Ich persönlich finde das auch schön, wenn ein Kind sicherlich 1 mal die Woche was von seinem Papa hat, mit ihm spielt, vielleicht dort schläft usw. Manchmal scheint es nicht anders zu gehen, aber wenn es geregelt ist, regelmäßig stattfindet und dem Kind gefällt. Ist es in Ordnung. Da bilde ich mir nicht ein zu sagen, dass muss mehr sein. Wenn man nebenher Papa auch anrufen, SMS schreiben und WhatsApp Nachrichten schreiben kann, ist das mehr, als all das was in meinem Umfeld jemals zustande kam.

In meinen Umfeld gibt es Kinder, wo der Vater teilweise 4 Straßen weiter wohnt, aber sich einen Dreck um sie geschert hat. Wenn er Termine zum Treffen abgab, zum Fußballspiel kommen wollte usw, kam er nie. Der hat seine Kinder mega enttäuscht und die leiden da bis heute im Erwachsenenalter drunter.

Andere haben alle 14 Tage was vom Papa gehabt, aber deswegen waren sie auch zufrieden, weil es geregelt war und sie wussten „Papa kommt“. Ich denke, das ich hier schlecht pauschal sagen kann, ob es eine gute Vaterrolle ist oder nicht. Das sieht eh jeder anders.

Benutzeravatar

» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^