Ghettoisierung in Deutschland stärker als im Ausland?

vom 24.05.2018, 07:45 Uhr

In einer kürzlich veröffentlichten Studie sind 74 deutsche Städte im Zeitraum 2005 bis 2014 untersucht worden, wobei sich herausgestellt hat, dass die räumliche Konzentration von Menschen zugenommen hat, die von staatlichen Sozialleistungen leben. In Ostdeutschland soll die Entwicklung deutlich spürbarer sein. Man spricht auch von einer zunehmenden Ghettoisierung.

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum die Politik da nicht entsprechend regulierend eingreift, wenn ich ehrlich bin. Wenn man bei der Planung von Wohnraum mehr auf die Durchmischung achten und entsprechende Quoten einführen würde, hätte man das Problem doch gar nicht erst. Ich frage mich nur, wie stark es solche Probleme im Ausland gibt. Sind die Probleme dort ähnlich gravierend oder ist man dort schlauer und weiß dies zu verhindern? Kennt ihr Beispiele?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Wenn man nicht mit vollkommen geschlossenen Augen und Ohren durch die Welt geht, dann sollte man wissen, dass die fehlende Durchmischung kein deutsches Problem ist und dass man anderswo noch ganz anders damit zu kämpfen hat.

Du hast bestimmt schon einmal von den Banlieus in Frankreich gehört? Hierzulande fällt dieser Begriff für Vororte eigentlich nur in einem negativen Zusammenhang. Denn natürlich gibt es Vororte mit Wohlhabenden. Aber die Probleme mit den Hochhauskomplexen gibt es seit rund 50 Jahren und es wird trotz großer Bemühungen kaum besser. Seit die Industrie immer weniger wird und die Arbeitslosigkeit hoch ist, gibt es Probleme.

In Großbritannien sieht es ganz anders aus. Grenfell Tower, das Hochhaus, das mit über 80 Toten gebrannt hat, liegt mitten im Stadtteil Kensington and Chelsea. Bis Szene-Viertel Notting Hill sind es keine 500 m, Die Portobello Road ist vielleicht einen Kilometer entfernt. Bis zum Kensington Palace, wo das halbe Königshaus wohnt, sind es gerade einmal zweieinhalb Kilometer.

Das ist typisch für Großbritannien. Da gibt es keine großen Siedlungen, aber ein oder zwei Straßen weiter ändert sich plötzlich alles. Und obwohl die Menschen direkt nebeneinander wohnen, benutzen die nicht einmal die gleichen Straßen. Man geht sich hübsch aus dem Weg. Oder es gibt so Ort wie Jaywick. die wenigen wohlhabenden Bewohner schämen sich und die anderen leben teilweise wie in Slums in kleinen, ehemaligen Ferienbungalows. Presspappe und Folie als Wände für Sozialwohnungen sind da nicht selten.

Dänemark hat extra eine Gesetzgebung für Ghettos, die zum großen Teilen kontraproduktiv ist, aber im Rest des Landes kommt das gut an. In Belgien gibt es riesige Stadtteile, wo sich die Ärmsten knubbeln und in den Niederlanden sieht das auch nicht anders aus.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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