Führt Impfpflicht im Gesundheitswesen zu Pflegenotstand?

vom 03.02.2022, 01:26 Uhr

Mitte März, ab 16. März 2022, soll die Corona-Impfpflicht in Einrichtungen des Gesundheitswesens (z.B. Krankenhäusern, Pflege- und Altenheimen) kommen. Geplant ist die Maßnahme bundesweit.

Die Arbeitnehmer in diesem Bereich müssen ihrem Arbeitgeber einen Nachweis über eine abgeschlossene Impfung, einen Genesenen Nachweis, oder ein ärztliches Attest vorlegen. Sollte der Nachweis fehlen, muss dies vom Arbeitgeber dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Ab dem 16. März soll es dann nicht mehr möglich sein seiner Beschäftigung im Gesundheitswesen nachzugehen bzw. ab dem Tag ab dem das Gesundheitsamt ein Betretungs- bzw. Tätigkeitsverbot ausspricht.

Sollte es zumindest vorerst bei der Impfpflicht ausschließlich im Gesundheitswesen bleiben, dann mutmaßt man, dass dies für Impfunwillige ein Anreiz zum Branchen- bzw. Berufswechsel sein wird. Im englischen Sprachraum gibt es dafür sogar schon einen Begriff: "Great resignation". Damit ist nicht gemeint, dass die Arbeitnehmer resignieren sondern dass es gehäuft Kündigungen von Seiten der Arbeitnehmer gibt.

In zahlreichen Tageszeitungen, auch hier regional, gibt es auffallend viele Jobanzeigen gleicher Art und Weise, welche angeblich von ungeimpften Pflegekräften, Hebammen etc. stammen. Der Verdacht liegt zwar nahe, dass es sich teilweise um Falschanzeigen/abgesprochene Aktionen von Impfgegnern handelt, aber ein genereller Unmut ist tatsächlich zu spüren.

Ich habe mehrere Bekannte/Verwandte, welche in Krankenhäusern und anderweitigen Pflegeberufen arbeiten und diese berichten mir durchaus, dass es in ihrem Kollegenkreis ernsthaft Leute gibt, die auch bereit sind ihren Arbeitsplatz zu kündigen, wenn sie zum Impfen gezwungen werden. Abgesehen davon gibt es dann auch noch jene, die zwar geimpft sind, aber den Belastungen nicht mehr Stand halten können oder wollen.

Was denkt ihr, wird die Impflicht unweigerlich zu einem Pflegenotstand führen? Hört ihr in eurem Umfeld auch von der Bereitschaft von Pflegekräften die Branche zu wechseln? Denkt ihr, dass solche Anzeigenschaltungen in den Tageszeitungen tatsächlich hauptsächlich "heiße Luft" sind?

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde es schwierig zu beurteilen, aber ich kann mir schon vorstellen, dass einige Arbeitnehmer die Branche wechseln, wenn sie sich wirklich bis zuletzt weigern, sich impfen zu lassen. Aber im Moment wird ja auch über das Gesetz weiter verhandelt und ich bin gespannt, ob die Impfpflicht tatsächlich so kommt. Auf jeden Fall wird es heftig, wenn viele Mitarbeiter nicht mehr eingesetzt werden und die Patienten dann nicht versorgt werden können.

» Barbara Ann » Beiträge: 28933 » Talkpoints: 56,80 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Die Anzeigen sind zum größten Teil echt. Auch wenn angebliche Recherchen diverser Reporter etwas anderes behaupten. Es muss eine Art Infoportal für die Beschäftigten in der Branche geben, wo ein gemeinsamer Termin für die Stellensuche festgelegt war. Dazu auch der Hinweis, dass man sich dafür Mailadressen anlegen soll, die keine Rückschlüsse auf die jeweilige Person zulassen.

Und ja, es wird ein Problem in dieser Branche geben. Nicht umsonst wird man in Bayern und auch Sachsen das Gesetz vorerst nicht anwenden. Es trifft ja auch nicht nur das Personal an der Basis, welche direkt beim Patienten ist. Auch Verwaltungspersonal ist davon betroffen. Viele Leute sind schon aktiv auf Stellensuche, andere warten erst mal noch ab.

Aber die ohnehin schon angespannte Situation wird sich noch verschärfen. Egal, ob die Leute kündigen oder einfach ein Beschäftigungsverbot ausgesprochen wird. Das Fachpersonal fehlt jetzt schon seit Jahren um wirklich voll ausgelastet arbeiten zu können und ab 16. März diesen Jahres wird das noch schlimmer werden.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ja, das scheint tatsächlich ein richtiges Problem zu werden. Heute habe ich auch im Radio gehört, dass Bayern die Impfpflicht für Pflegepersonal erstmal nicht realisieren wird. Wie Punktedieb schon sagt, vermutlich aus gutem Grund. Hätte man keine Sorge bzgl. Pflegenotstand, dann würde man das sicherlich bedenkenloser durchziehen.

Und nicht nur diese Information habe ich heute dem Radio entnommen, es gibt tatsächlich jetzt schon Städte, die so eine Art "Notfallplan" entwickeln. Es werden Personen gesucht, die im Fall eines Pflegenotstandes gerade in Krankenhäusern und Pflegeheimen einspringen können. Da wurde nicht nur nach Leuten gesucht, die schon eine Ausbildung im Pflegebereicht haben. Es hat wirklich geheißen, es können sich auch gerne Menschen melden welche z.B. schon mal einen Menschen privat gepflegt haben. Allein bei diesem Aufruf schrillen bei mir alle Alarmglocken.

» EngelmitHerz » Beiträge: 3943 » Talkpoints: 17,00 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mir tun die Menschen im Gesundheitswesen und besonders die Pflegekräfte furchtbar leid. Ich meine da gibt es Menschen, die es die ganze Zeit schon mittragen, sich impfen lassen in der Hoffnung dass das eigene Leben wieder besser wird und man seinen Beruf wieder normal ausführen kann mit "normalem" Stress und dann gibt es Kollegen, die sich quer stellen und man muss noch mehr Arbeit leisten.

Einen Pflegenotstand gibt es schon seit vielen Jahren, leider. Es war zu erwarten, dass man irgendwann an so einen Punkt kommt, an dem es noch schlimmer ist und schlichtweg Personal für sehr wichtige Angelegenheiten fehlt. Das bisher bestehende Person muss doch aber auch schon Überstunden schieben, mehr Schichten annehmen und so weiter. Dennoch halte ich eine Impfpflicht, egal wie man das sehen mag, für das einzige Mittel um wirklich schützenswerte Personen zu retten. Natürlich sollten sich auch die zu pflegenden Menschen impfen, aber das kann ja auch gar nicht jeder, aufgrund der Krankheiten, die da teilweise so vorliegen.

Ich finde, wenn man in der Pflege arbeitet, dann macht man das nicht wegen dem Geld, nicht wegen dem Fame, sondern weil man Menschen helfen will, weil man sozial ist und da sollte man schon so viel Denkleistung haben um zu sehen, dass eine Impfung wichtig ist. Man kann dem gegenüber kritisch sein, konnte mit ansehen, was für Nebenwirkungen auftreten, aber nun muss es doch auch mal gut sein, wer es jetzt immer noch nicht begriffen hat, sollte dann vielleicht auch einfach nicht in der Pflege arbeiten.

Natürlich führt das zu einem Notstand, wenn eh schon ein Notstand herrscht und man dann noch mehr Menschen wegnimmt, aber was soll man denn machen? Man muss dafür Lösungen finden, aber man muss Menschen, die sich nicht wehren können schützen. Sonst hätte man sich auch gleich durchseuchen lassen können und alle kranken und alten Menschen sterben lassen können. Wenn man sich aber für einen sozialen Weg entscheidet, dann führt das eben auch zu solchen Problemen, an deren Lösung man nun arbeiten muss.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Was die Impfpflicht betrifft, bin ich sehr zwiegespalten. Phasenweise habe ich schon alle Positionen eingenommen. Omikron, Ende November 2021 zum ersten Mal in Deutschland festgestellt und zu dieser Zeit in seinen Wirkungen noch völlig unbekannt, hat das Spiel und damit die Regeln radikal geändert. So wie ich es verstehe, stecken sich auch Geimpfte, wenn auch nicht so oft, aber doch sehr häufig, damit an und sind, wenn auch nicht so oft, aber doch häufig, ansteckend.

Die Impfquote im Gesundheitswesen ist ja regional sehr unterschiedlich. Auch nur von den Medien erfahre ich, dass die Mehrheit der Pfleger und Pflegerinnen in den Krankenhäusern geimpft sind. Das Problem liegt bei den anderen Mitarbeiter, zum Beispiel im Reinigungsbereich und in der Küche, und bei den Altenpflegern und Altenpflegerinnen. Natürlich bin ich dafür, dass sie sich alle impfen lassen, aber es müssen schon sehr starke Gründe für eine Pflicht vorliegen, die beweisen, dass eine Impfung andere besser schützt als ein täglicher PCR-Test.

Ich glaube allerdings nicht, dass eine Impfpflicht zu einem nicht zu bewältigenden Pflegenotstand in ganz Deutschland führt. Ich sehe es eher als ein regionales Problem in Gebieten an, wo auch sonst eine niedrige Impfquote herrscht. Ich selber täte mich mit einer Entscheidung zu einer Impfpflicht für das gesamte Personal in Krankenhäusern schwer. Meine Meinung ändert sich dauernd, je nachdem, welchen Zeitungsartikel ich gerade lese. Es gibt ja auch viele Aspekte bei dem Thema, die man als Laie gar nicht so richtig einordnen und gewichten kann.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


@EngelmitHerz: Einen solchen Aufruf gab es schon vor Wochen in Sachsen. Und da stand noch keine Impfpflicht für Gesundheitsberufe im Raum. Genauso wie man in Sachsen auch Leute aus dem Ruhestand schon gebeten hatte wieder in den Job zurück zu kehren. Nur sind das alles eher kurzzeitige Maßnahmen gewesen, um zu entlasten. Da aber, wie schon geschrieben wurde, schon seit Jahren zu wenig Personal in den Bereichen vorhanden ist, wird es jetzt richtig akut werden.

@Ramones: Du siehst also die Leute, die sich nicht impfen lassen als Quertreiber. Ohne zu überlegen oder zu hinterfragen, warum sie so entschieden haben? Das ist aber eine sehr einfache und vor allem einseitige Sichtweise. Denn viele Menschen, welche sich nicht impfen lassen wollen, haben dafür auch ihre Gründe. Es ist also nicht einfach nur eine Antihaltung, um gegen die Mehrheit zu agieren.

@blümchen: Die Impfung schützt niemanden vor einer Ansteckung. Auch bei den vorherigen Varianten gab es nie einen absoluten Schutz gegen Ansteckung. Die Chance sich anzustecken ist nur geringer. Aber auch schwere Verläufe sind nicht ausgeschlossen. In meinem Umfeld gab es einige Erkrankungen mit Corona und nur die doppelt geimpften hat es recht schwer erwischt.

Und auch wenn in den Medien immer behauptet wurde, dass auf den Intensivstationen die Mehrheit der Coronafälle ungeimpft gewesen wäre, sollte man näher betrachten, wie in den Krankenhäusern gezählt wurde. Denn bei den sogenannten Ungeimpften waren auch Patienten dabei, welche doppelt geimpft waren, aber wo die zweite Impfung länger als sechs Monate zurück lag.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Punktedieb hat geschrieben:Denn bei den sogenannten Ungeimpften waren auch Patienten dabei, welche doppelt geimpft waren, aber wo die zweite Impfung länger als sechs Monate zurück lag.

Ja, aber das ist doch bekannt, dass Omikron eine Variante ist, wo die zweite Impfung schnell nachlässt und erst der Booster einen längeren Schutz vor schwerer Erkrankung und Tod gibt. Mittlerweile stellen die Krankenhäuser auch differenziertere Statistiken auf. Das Problem bei den Diskussionen ist die Dynamik der Erkenntnisse, auch durch die unterschiedlichen Varianten.

Wie sollen normale Leute mit der komplizierten Wissenschaft noch mitkommen, die sie nicht verstehen und die unterschiedlichen Auffassungen auch unter den Wissenschaftlern nicht nachvollziehen können. Die meisten Menschen denken statisch und zum Beispiel nicht in Ableitungen von Funktionen, ganz zu schweigen vom Verständnis von komplexen Exponentialfunktionen und Sättigungskurven. Man möchte gerne, dass, wenn man mal was für sich erkannt hat, das auch für eine längere Zeit so bleibt, was ja auch die richtige Denkweise für das normale Alltagsleben ist.

Man kann nur den Wissenschaftlern vertrauen, weil das die Einzigen sind, die das einigermaßen beurteilen können. Die sagen auch, wenn sie was nicht wissen und ändern ihre Meinung, ohne Angst zu haben, ihr Gesicht zu verlieren. Die allermeisten Wissenschaftlern und ausnahmslos all, die ich kenne, forschen aus Forschungsdrang und um der Menschheit nützlich zu sein, und nicht, um viel Geld zu verdienen. Ich wüsste nicht, wem ich sonst vertrauen sollte. Natürlich gibt es auch einige exotische Wissenschaftler in der Querdenkerszene, aber deren Meinungen sind schnell widerlegt, wie etwa die Statistiken eines gewissen Stefan Homburg.

» blümchen » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Punktedieb, hättest du bitte eine seriöse Quelle für die Behauptung, dass doppelt Geimpfte, deren zweite Impfung länger als sechs Monate zurückliegt, als Ungeimpfte gezählt werden? Ich kenne diese Behauptung nur von Facebook und Telegram.

Ansonsten finde ich, dass jemand, der nicht bereit ist, das Infektionsrisiko für seine Schutzbefohlenen zu reduzieren, nichts im Gesundheitswesen oder der Pflege zu suchen hat. In meiner Region sind sich die meisten Einrichtungen ihrer Verantwortung und der Haftungsrisiken bewusst. Daher verlangen sie bereits vor der Einstellung unzählige Immunitäts- oder Impfnachweise. Daher liegen die Impfquoten hier in den meisten Einrichtungen zwischen 98,5 und 100 Prozent. Der Notstand wird also nicht viel größer.

Ich kenne übrigens nur sehr betagte Menschen, die trotz Impfung ins Krankenhaus mussten oder leider verstorben sind. Dafür kenne ich allerdings zwei jüngere Coronatote, die ohne Risikofaktoren und unter 50 Jahre alt waren. Deren geimpfte Eltern haben die Wellen im Altersheim dagegen überstanden.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


cooper75 hat geschrieben:Ansonsten finde ich, dass jemand, der nicht bereit ist, das Infektionsrisiko für seine Schutzbefohlenen zu reduzieren, nichts im Gesundheitswesen oder der Pflege zu suchen hat.

Geimpft oder nicht, egal, vor Dienstantritt ein Test und das Infektionsrisiko dürfte nahezu Null sein, sicherer als eine Impfung auf jeden Fall. Im Gesundheitswesen oder in der Pflege zu arbeiten bedeutet ja nun nicht, sich in jede Nadel werfen zu müssen die sich anbietet.

cooper75 hat geschrieben:In meiner Region sind sich die meisten Einrichtungen ihrer Verantwortung und der Haftungsrisiken bewusst. Daher verlangen sie bereits vor der Einstellung unzählige Immunitäts- oder Impfnachweise. Daher liegen die Impfquoten hier in den meisten Einrichtungen zwischen 98,5 und 100 Prozent. Der Notstand wird also nicht viel größer.

Diese Zahlen hast du woher?

» RavenThunder » Beiträge: 1315 » Talkpoints: 11,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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