Fördern Konsumräume die Sucht der Menschen?

vom 12.12.2017, 03:31 Uhr

Viele Medienberichte haben dieses Jahr Konsumräume von Bochum bis zum Frankfurter Bahnhofsviertel aufgrund steigender Kriminalität durch Dealer, meist mit nordafrikanischem und arabischen Hintergrund gezeigt, die teilweise vor laufender Kamera und Polizisten neben sich dealten. Dabei kam aber trotz eigentlich einem anderen Thema immer wieder von örtlichen Anwohnern die Frage auf, ob Konsumräume eine Drogensucht und Dealer Problematik in Wohngebieten nicht fördern würden?

Konsumräume sollen in erster Linie einen Ort schaffen, wo Drogensüchtige hygienisch konsumieren können. Dort werden Ausweisdaten abgefragt, man muss sich für gewöhnlich eintragen, kann altes Spritzbesteck abgeben und sauberes bekommen sowie sich desinfizieren und hygienisch einen Schuss setzen.

Das stößt jedoch vieler Orts auf immer mehr Unmissverständlich und auch in meinem beruflichen Klientel, wo es auch durchaus täglich zu Drogenkonsum etc. kommt, wird das Thema eher negativ begutachtet, sodass ich mich mal selbst kritisch hinterfragen musste, was ich von Konsumräumlichkeiten halte.

Deswegen möchte ich mit Euch gerne darüber diskutieren, wie Ihr gegenüber Konsumräumen steht und was Ihr davon haltet? Sind sie für Euch eine gute Möglichkeit, um Drogensüchtige vor schweren Krankheiten wie HIV zu schützen oder ist es eine Unterstützung ihrer Sucht oder habt Ihr ganz eigene Meinungen zum Konsumraum?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Wie sollen Konsumräume denn die Sucht fördern? Niemand nimmt Drogen, weil ein Raum vorhanden ist. Die werden auch ohne Raum genommen. Nimmt man beispielsweise die Szene in Frankfurt, sind ja nicht die Räume das Problem. Wenn man überlegt, was in Frankfurt läuft und gelaufen ist, sieht man das sehr gut.

Man muss sich nur vor Augen führen, wie es vor den Räumen war. In den Achtzigerjahren und Neunzigerjahren hattest du dort offenen Handel und offenen Konsum. Da hingen die Leute komplett zugedröhnt noch mit der Spritze im Arm in fast jedem Hauseingang, mitten auf dem Bürgersteig und zwischen geparkten Autos.

Dann gab es Räume und es wurde besser. Was sich jetzt geändert hat, das hat mit den Räumen überhaupt nichts zu tun. Heroin wurde abgelöst von Crack, das Dealen am Hauptbahnhof wurde immer mehr und man hat weg gesehen. Erst als es unerträglich wurde, hat die Polizei massiv am Hauptbahnhof eingegriffen. Das hat die Szene aber nur in die umliegenden Straßen gedrängt und da kümmert sich keiner.

Und jetzt hat man ein Problem. Die neuen Dealer sind aggressiver, die Konsumenten von Crack sind auch erheblich weniger umgänglich als Heroinabhägige. Außerdem bringt einem bei Crack ein Raum keine Vorteile. Also hängen die Leute wieder zugedröhnt und aggressiv laut auf der Straße rum. Das ist natürlich ein Problem.

Aber die Ursache liegt in der gesamten Drogenpolitik einer Stadt und nicht an geschützten Räumen für den Konsum. Wenn man einfach über Jahre kaum etwas tut, weil das Problem den Normalbürger nicht betrifft und für den kaum sichtbar ist, dann passiert so etwas. Schließlich wäre es problemlos möglich, einen Raum zu betreiben und Dealer sowie Konsumenten, die sich daneben benehmen, konsequent zu verfolgen.

Nur ist das nicht gewünscht, weil es so aufwendig ist. Ein einfaches Beispiel: In einem beschaulichen Vorort in einer Ruhrgebietsstadt gibt es eine Entzugsklinik. Irgendwann im Rahmen der Therapie dürfen die Patienten allein in den dörflichen Kern des Ortes. Da gehen die aber nicht hin, die lassen sich lieber Einkäufe mitbringen. Denn neben der Trinkhalle steht ein Dealer, seit es die Einrichtung gibt.

Den könnte die Polizei durch Zermürbung vertreiben, wenn sie wollte. Aber da das Dorf angeblich kein Drogenproblem hat, ist das zu aufwendig. Von den Rückfällen in der Klinik kann der Dealer nicht leben. Er hat mittlerweile genügend Kunden im Dorf außerdem Kundschaft, die eben an der Bude hält. Aber das ist kein Problem, weil es unsichtbar ist. Wenn man so damit umgeht, muss man sich nicht wundern, wenn man irgendwann eine ausgewachsene Szene hat. :wall:

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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