Faul sein, weil man studiert, anstatt zu arbeiten?

vom 04.09.2015, 22:24 Uhr

Ich hatte heute leider einen Streit mit meiner Mutter, wobei sie mir und meinem Freund dann auch an den Kopf geworfen hatte, wir seien absolute Faulpelze. Wir sind nun beide fertig mit dem Bachelorstudium, während mein Freund einen Arbeitsplatz sucht und ich bald mit meinem Masterstudium anfangen werde. Während meines gesamten Studiums habe ich nebenbei gearbeitet und nicht einen einzigen Cent von meinen Eltern bekommen. Mein Freund und ich finanzieren uns nun auch beide alles selbst, ohne Unterstützung von unseren Eltern zu bekommen.

Meine Mutter nahm jedoch meinen Vater als Beispiel, der schon seit seinem siebzehnten Lebensjahr durchgehend arbeitet und Geld verdient. Sie meinte, dass es peinlich sei, in unserem Alter noch nie richtig gearbeitet zu haben und dass ich nur deshalb weiter studieren wollen würde, weil ich zu faul zum Arbeiten sei. Wurde euch auch schon einmal an den Kopf geworfen, dass ihr zu faul zum Arbeiten seid und nur deshalb studieren würdet? Könnt ihr solche Aussagen ernst nehmen?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Da verstehe ich deine Mutter absolut nicht. Du sagst das du kein Geld von ihr bekommst , weil du nebenbei arbeiten gehst. Also als faul würde ich das nicht bezeichnen. Und das du mit einem Master bessere Chancen auf einen guten Job hast sollte ihr doch auch klar sein. Dein Vater ist vielleicht mehr ein Mensch der arbeitet als die Schulbank zu drücken.

» grimmer » Beiträge: 149 » Talkpoints: 1,89 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Nein, ich denke nicht, dass Leute, die studieren, nicht zu faul sind. Sofern sie natürlich ihre Seminare, Vorlesungen etc besuchen und auch die Hausarbeiten schreiben. Zumal auch viele Studenten nebenher jobben, um sich das Studium und ihr Leben zu verdienen.

Ich weiß nicht, hast Du Deiner Mutter denn auch gesagt, dass Du nebenher jobbst, auch, wenn sie es vermutlich wissen wird, aber es würde nicht schaden, wenn sie weiß, dass Du Haushalt, Studium und Job unter einen Hut bekommst.

Der Vergleich mit Deinem Vater hinkt - damals waren andere Zeiten. Vielleicht hätte Dein Vater auch studiert und keine Möglichkeit dazu gehabt, sodass er arbeiten gehen musste. Faulheit wäre es nur, wenn das Studium sich zu einem Langzeitstudium entwickeln würde und man gar nichts dafür machen würde.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge



Ich finde jetzt verdrehst du aber etwas. Du hast doch in anderen Threads erwähnt, dass du die meiste Zeit deines Studiums bei deinen Eltern gewohnt hast. Soweit mir bekannt musstest du nie Miete, Nahrungsmittel oder Nebenkosten bezahlen obwohl du nebenbei arbeiten konntest. Das würde ich schon als "faul" bezeichnen, wenn du deinen Eltern trotzdem auf der Tasche liegst.

Jetzt ist das aber was anderes, da du ja unabhängig bist. Aber ohne deine Eltern hättest du nie im Leben so viel Sparen und zur Seite legen können, weil eben alles für Miete und dergleichen hätte geopfert werden müssen.

Abgesehen davon finde ich nicht, dass Menschen nur aus Faulheit studieren. Solange man seinen Lebensunterhalt selbst verdient ist es doch egal was man wo macht und warum. Du bist schließlich erwachsen und finanzierst dich selbst. Das geht deine Mutter nichts an was du machst.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das sind wirklich harte und unpassende Worte. Natürlich ist man nicht automatisch faul, weil man studiert und nicht unbedingt hart arbeiten geht als einzigste Weg. Ich meine, wenn man nebenbei arbeitet und studiert ist das natürlich auch sehr hart und anstrengend, aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass das oft nicht gesehen wird.

Man hat oftmals das Studentenleben als einfaches Leben im Kopf und als würden alle Studenten immer nur feiern gehen, irgendwie auch ein Bild was durch Medien vermittelt wird und das sorgt natürlich dafür dass man so eine Meinung bekommen kann, wobei eine Mutter das anders sehen sollte.

Damals waren ja auch irgendwie die Zeiten anders. Man musste früh viel verdienen und die Familie unterstützen, heute ist das ja anders und man kann das machen was man will. Ich würde nun nicht mehr unbedingt die Nähe zu ihr suchen und ihr klarmachen, dass sie dich eben wirklich verletzt hat. Das sind nämlich wirklich unschöne Worte, wenn sie dich gar nicht unterstützen muss, aber du wirst deinen Weg schon gehen, da bin ich mir sicher.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Olly173 hat geschrieben:Ich finde jetzt verdrehst du aber etwas. Du hast doch in anderen Threads erwähnt, dass du die meiste Zeit deines Studiums bei deinen Eltern gewohnt hast. Soweit mir bekannt musstest du nie Miete, Nahrungsmittel oder Nebenkosten bezahlen obwohl du nebenbei arbeiten konntest. Das würde ich schon als "faul" bezeichnen, wenn du deinen Eltern trotzdem auf der Tasche liegst.

Was soll daran faul sein, wenn ich studiere und arbeite? Hätte ich da noch mehr arbeiten sollen, was ich aber gar nicht gedurft hätte? Abgesehen davon haben meine Eltern doch Kindergeld für mich bekommen, oder nicht? Warum sollte ich ihnen dann mein verdientes Geld für Lebensmittel geben, wenn sie doch Geld dafür bekommen haben? Und warum sollte ich als Student Geld für die Miete beisteuern, wenn ich selbst von dem Geld alles für die Uni zahlen musste? Der Großteil meiner Freunde hat die Miete von den Eltern gezahlt bekommen und musste nebenbei nicht arbeiten. Das kann man meinetwegen als faul bezeichnen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Irgendwie muss ich Olly173 schon zustimmen, ich würde es jedoch nicht direkt als Faulheit bezeichnen, sondern als angenehme Umstände. Ich kenne jedoch auch einige faule Studenten, sie haben sich bewusst einen Nebenjob gewählt bei dem sie nicht viel tun müssen und zu Vorlesungen erscheinen sie auch nur sporadisch. Aber das sind grundsätzlich nicht alle und deshalb würde ich Studenten nicht unbedingt als faul bezeichnen.

Dass deine Mutter seltsame Ansichten hat, besonders was ihre Küche angeht, haben wir ja schon mitbekommen. Aber egal wie sie mit dir umgegangen ist, es sind verschiedene Welten, die hier aufeinander treffen. Meine Mutter hat studiert, arbeitet hart und verdient gut. Ich gehe arbeiten, durfte nur eine Ausbildung machen, weil mein Stiefvater mich damals als faul beschimpft hat und mir eine wichtige Abschlussprüfung durch eine seiner Eskapaden zerstört hat. Bin ich denn nun auch faul, weil ich mein Abi jetzt erst nachholen werde?

Ich denke nicht, dass du unbedingt faul bist. Jedoch waren die Zeiten damals anders und es wurden andere Prioritäten gesetzt. Ich sehe es zum Beispiel an meinem echten Vater, er hält nichts von Studien, er wollte, dass die Kinder am Besten schon mit 17 Jahren arbeiten gehen. Deine Mutter scheint aber auch allgemein nicht allzu gut auf dich zu sprechen zu sein oder täusche ich mich anhand der Beiträge hier? Wenn sie den Spruch bringt, lass sie einfach reden und denk dir deins und reg dich bloß nicht auf. Manche Dinge lässt man besser im Raum stehen, weil es nichts bringt.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Aber offen gesagt finde ich die Fragestellungen, die du zu Olly173s Beitrag gepostet hast, etwas arrogant. Ja, deine Eltern haben das Kindergeld erhalten, aber sie haben keine Miete verlangt, obwohl sie es gekonnt hätten. Also sei doch froh, dass du dein verdientes Geld für dich nutzen kannst. Andere kommen da deutlich schlechter weg. Schätze dich glücklich, dass deine Eltern so fair waren und keine Miete von einem potentiellen Nebenjob verlangt haben.

Aber denk bitte auch dran, dass Kindergeld kein Taschengeld ist, welches deine Eltern mal so bekommen. Und wenn deine Eltern finanziell nicht so gut dastehen, dann war dieses bisschen Geld von Nöten. Deine Eltern hätten absolut anders reagieren können, sie mögen dich während dem Studium nicht unterstützt haben, vielleicht konnten sie es auch nicht wirklich. Deswegen sei einfach froh, dass du in Ruhe deine Studien absolvieren konntest und mach dir bitte keinen Kopf darum.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12546 » Talkpoints: 0,94 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Wibbeldribbel hat geschrieben: Andere kommen da deutlich schlechter weg. Schätze dich glücklich, dass deine Eltern so fair waren und keine Miete von einem potentiellen Nebenjob verlangt haben.

Wenn sie das getan hätten, dann hätte ich mir ganz klar mein Studium nicht leisten können. Es standen jedes Semester Semestergebühren an, welche gezahlt werden mussten. Ich musste meine ganzen Fahrkarten zahlen und das Geld für Druckkosten und Reader, genauso für Schreibwaren und jede Menge Bücher, die ich mir kaufen musste. Und etwas zu essen musste ich mir ja auch noch kaufen, wenn ich den ganzen Tag unterwegs war. So viel blieb ja gar nicht einmal für mich selbst übrig.

Wibbeldribbel hat geschrieben:Aber denk bitte auch dran, dass Kindergeld kein Taschengeld ist, welches deine Eltern mal so bekommen.

Nein, dafür haben sie doch mein Essen gezahlt. Also lag ich ihnen doch nicht auf der Tasche. Die Miete hätten sie doch ohnehin zahlen müssen, egal ob ich da gewohnt habe oder nicht. Das wäre doch nicht günstiger für sie gewesen, wenn ich da nicht drin gewohnt hätte.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Wenn du nicht darin gewohnt hättest, hätten deine Eltern den Raum aber für sich selbst nutzen können. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Daher sollte man die Kosten für die Miete nicht als Selbstverständlichkeit ansehen.

Warum man sich ohne finanzielle Unterstützung kein Studium leisten kann, ist mir schleierhaft. Natürlich ist es deutlich unbequemer, aber es ist machbar. Ich habe den direkten Vergleich. Studium 1 gab es mit Waisengeld und studentischer Krankenversicherung. Das reichte wenig Jobben aus. Nur konnte ich nach dem Abschluss aus gesundheitlichen Gründen nicht lange in dem Job arbeiten.

Also kam Studium 2. Da gab es kein Geld. Die Krankenversicherung fiel voll an, schließlich musste ich zu viele Stunden arbeiten. Dazu die Kosten für das Studium, das Wohnen und zum Leben. Unterwegs etwas zu Essen kaufen, das saß beispielsweise nicht drin. Aber an einem Butterbrot stirbt man nicht.

Es ist nett, wenn Eltern großzügig sind und einen unterstützen. Man überlebt aber auch, wenn man selbst zusehen muss, wie man zurechtkommt. Ich kenne einige Menschen, die ihr Studium selbst finanziert haben. Die leben auch noch alle und sind fertig geworden. Manchmal hat es eben länger gedauert.

» cooper75 » Beiträge: 13330 » Talkpoints: 498,67 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


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