Elektrogeräte leihen statt kaufen - wie gut ist die Idee?

vom 24.06.2025, 11:36 Uhr

Ich habe in letzter Zeit öfter darüber nachgedacht, wie viel Zeug wir eigentlich besitzen. Vieles brauchen wir nur selten. Die Bohrmaschine ist solch ein Gegenstand. Ich habe schon häufiger davon gelesen, dass man Werkzeug oder Küchengeräte leihen kann. Neben Nachbarschaftsportalen und Baumärkten bietet sogar unsere Bibliothek eine Auswahl an. Bisher habe ich nur ein Strommessgerät ausgeliehen und das hat super funktioniert.

Kennt sich jemand besser damit aus? Wie ist es mit Verfügbarkeit, Abholung oder Qualität? Gibt es Geräte, die sich besonders gut zum Leihen eignen? Ich denke an Bohrmaschine, Hochdruckreiniger oder auch Küchenmaschinen für besondere Anlässe. Etwa ein großer Topf, wenn die ganze Familie zum Essen kommt. Ich habe mir auch Gedanken darüber gemacht, wenn das geliehene Gerät kaputtgeht. Wie gehen Anbieter damit um?

Ich fände es spannend zu hören, ob ihr da schon Erfahrungen gemacht habt. Ich möchte das Angebot in Zukunft öfter nutzen, auch um bewusster mit Ressourcen umzugehen und das Sammelsurium im Keller zu lichten. Freue mich auf eure Meinungen und Tipps.

» Grünfee » Beiträge: 5 » Talkpoints: 1,02 »



Erst einmal herzlich willkommen in der Talkteria. Nun, ich stolpere über den Begriff Bibliothek. Normalerweise kann man dort ja nur Bücher ausleihen. Und mit den auszuleihenden Geräten hatte ich schon ganz üble Erfahrungen gemacht.

Hierbei handelte es sich um einen Baumarkt, der zum Ausleihen einer Bohrmaschine mit Schlagwerk zum Dübellöcher-Bohren in eine Betonwand erst einmal eine Kaution verlangte. Dann stellte es sich heraus, dass das Werkzeug für diese Anwendung völlig ungeeignet war. Obwohl ich dem Verkäufer im Laden genau erklärt hatte, wofür ich das Gerät ausleihen wollte.

Hinterher stellte es sich heraus, dass man eine Maschine mit mindestens 800 Watt Leistung benötigte, um bei der Art von Betonwänden überhaupt ein Loch hineinbohren zu können. Bei mir war nur ein schwarzer Fleck an der Wand übrig geblieben, keineswegs ein Loch für einen Dübel.

Dann habe ich den Hausmeister bestellt, und der hat alles wunschgemäß erledigt mit seiner Hilti. Dafür hat er natürlich ein entsprechendes Entgelt verlangt. Und jetzt kommt's:

Beim Zurückbringen der beim Baumarkt ausgeliehenen Maschine hieß es, ich hätte sie überhitzt und damit beschädigt. Ich solle den anteiligen Kaufpreis bezahlen. Um weiteren Unannehmlichkeiten zu entgehen, habe ich nun nicht nur die Kaution verloren, sondern auch noch für eine angeblich defekte Maschine bezahlen müssen. Diese blieb natürlich im Laden. Könnte mir vorstellen, dass der Verkäufer diese Maschine wieder anderen ausleihenden Kunden angedreht hat, um die gleiche Masche abzuziehen.

Insofern bin ich beim Ausleihen von Geräten sehr vorsichtig geworden und habe mir auch keines mehr ausgeliehen, sondern direkt gekauft. So habe ich Anspruch auf Garantie. Manche Läden bieten auch sogenannte "Vorführgeräte" an, die aber technisch gesehen völlig in Ordnung sind.

Bei reinen "Ausleihgeräten" weiß man im Gegensatz dazu aber im Grunde genommen nie, woran man ist. Habe auch viele Geräte, die hier nur längere Zeit ungenutzt standen, bei Auktionshäusern verkaufen können, so dass sich der Geräte- und Werkzeugpark hier in überschaubarem Rahmen bewegt.

Fazit: Beim Ausleihen sollte man auf die Geschäftsbedingungen achten. So eben schnell eine Flex dem Nachbarn ausleihen, würde ich auch nicht machen, denn ich weiß ja nicht, wie geschickt jemand im Umgang mit Werkzeug ist, das eine gehörige Portion Sachverstand und Übung erfordert. Säbelt er sich den Finger ab, werde ich womöglich als Ausleiher zur Kasse gebeten, weil das Gerät angeblich einen Fehler gehabt hätte. Auf jeden Fall hat man sich schnell Ärger eingehandelt.

Das erinnert mich lebhaft an den Rechtsfall in den vergangenen Jahren, wo jemand auf massives Drängen seinem Freund sein Auto ausgeliehen hatte, dessen Reifen abgefahren waren. Obwohl jener auf den Umstand der fehlerhaften Reifen ausdrücklich hingewiesen hatte, wurde er zu Gefängnis verurteilt, weil tatsächlich mit dem PKW ein Unfall geschah, welcher auf die defekten Reifen zurückzuführen gewesen sei. Und so landete der nette Mensch von Setschuan im Gefängnis und das nur aus falsch verstandener Kumpelhaftigkeit und Hilfsbereitschaft.

Wie zusammenzufassen wäre: Der Begriff "Ausleihen" sollte einmal genauer unter die Lupe genommen werden. Juristisch gesehen ist "Ausleihen" zeitlich beschränkter "Nießbrauch". Also ein Nutzungsrecht, das einer fremden Person das Recht gibt, eine Sache zu nutzen, ohne Eigentümer der Sache zu sein.

Andererseits wird die Sache wieder an den Eigentümer zurückgegeben, wenn sie dem Ausleihenden wieder irgendwie zur Last fällt. Wer da im Endeffekt den Nutzen draus zieht, könnte noch diskutiert werden. Nimmt die "Ausleiherei" nun überhand, will keiner mehr sich irgendwelche Werkzeuge und Geräte fest anschaffen, auch wenn die Baumärkte für Standsägen, Schweißgeräte und dergleichen bisweilen die vermeintliche Kundschaft mit lustigsten Werbespots ködern möchte. Dabei soll ganz bewusst die Scheu vor Handwerkszeug genommen und die Motivation, alles selber machen zu wollen, angestachelt werden. Sogar Hollywood-Schauspieler werfen da mit Bohrmaschinen um sich und stacheln "Greenhorns" mit "Du schaffst das" an.

Die DIY (Do it yourself) Methode scheint wieder aufzuerstehen, zu der früher aus reiner Geldnot heraus gegriffen werden musste.

» Gorgen_ » Beiträge: 1196 » Talkpoints: 430,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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