Eine Philosophische Frage zur Diskussion

vom 14.03.2016, 16:50 Uhr

An alle die Lust haben etwas zu diskutieren - Wie ist eure Haltung zur Handlung des Menschen:

  • Egoismus-Ethik (Wir handeln so, wie es für uns selbst am vorteilhaftesten ist)
  • Utilitarismus (Prinzip der Nützlichkeit im Bezug auf die Gesellschaft)
  • Oder ist das alles Schwachsinn und jeder handelt nach einem unbekannten Prinzip?
Wie denkt ihr so?

» Wasteoftime1398 » Beiträge: 158 » Talkpoints: 10,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Wobei philosophische Fragen sowieso nie wirklich beantwortet werden können. Ich habe das Fach in der Schule jedenfalls geliebt und stand wirklich immer glatt 1. Philosophieren lag mir, auch wenn ich viele andere Sichtweisen hatte, aber sie waren jetzt nie sonderlich unlogisch, sodass ich denke, dass es mir deswegen so gelegen war.

Dann fangen wir mit dem Egoismus-Ethik an. Tun wir das nicht im Grunde alle? Der Mensch ist sich immer am nächsten und muss sich auch als solches immer erst selber beachten und nach dem eigenen Kredo handeln. Ich muss am Ende mit der Entscheidung glücklich sein und nicht die anderen. Abgesehen davon kann ich es ohnehin nie jedem Recht machen, sodass ich da schon durchaus übereinstimme, aber nicht in allen Lebenslagen.

Zum zweiten Punkt Utilitarismus. Mir ist die Gesellschaft nicht völlig egal, aber sie macht ohnehin das, was ich nicht tun würde. Die Umweltverschmutzung ist so schlimm, dass ich der Meinung bin, hier tut kaum wirklich jemand etwas, um das zu verhindern. Die Nützlichkeit auf die Gesellschaft wäre daher klar geregelt, indem man sich von Atomkraft verabschiedet, in armen Ländern den Müll wegschifft oder entsprechende Müllanlagen baut usw. Nichts passiert von alle dem.

Ich bin da sehr egoistisch und mache wenig für die Gesellschaft als solches. Ich tue es beruflich bedingt. Ich helfe Menschen aus schweren Gebieten, wie dem Milieu. Unterstütze sie bei der Wohnungssuche, sich abzukapseln usw. Ich tue dazu nicht der ganzen Gesellschaft einen Gefallen, aber eben all jenen, die es wollen.

Doch ansonsten ist mir das was die Gesellschaft tut mittlerweile scheiß egal und ich tue im Gegenzug das, was ich will. Da achte ich auch nicht darauf, was die Nützlichkeit der gesellschaftlichen Normen so beinhaltet.

Ich glaube aber, dass sowieso jeder eigene Prinzipien und Wertigkeiten hat, die er/sie beachtet. Wirklich pauschal zu beantworten, das ist so oder so, wird wohl kaum denkbar sein.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Erst mal danke für dein Statement. :)

Zum Utilitarismus:
Ich finde deine Ansichten wirklich sehr interessant! Jedoch finde ich ehrlich gesagt, dass deine Argumentation nicht gegen die Grundidee sprechen. Gleich vorweg, ich bin definitiv gegen Umweltverschmutzung, Atomkraft etc. aber würde das nicht schon wieder in den bereich der Umweltethik fallen? Ich meine nur, weil zwar durch Atomkraftwerke die Umwelt verschmutzt wird, was natürlich für die Umwelt ziemlich schlecht ist, aber theoretisch gesehen ist es ja für die Gesellschaft nicht nur zum Nachteil.

Klar entstehen durch alle möglichen Fabriken extreme Einflüsse auf die Gesundheit, man sehe sich nur Ludwigshafen und Umgebung an, wo es gravierend mehr Krebspatienten gibt als beispielsweise in Norddeutschland, aber andererseits liefert die Atomkraft uns auch verhältnismäßig günstigen Strom, und die so "schrecklichen" Fabriken liefern Materialien, die wohl keiner mehr missen will. Wenn man das ganze utilitaristisch betrachten will müsste man dann ja den Nutzen für die Gesellschaft gegen den Schaden für diese aufwiegen und ich glaube, dass je nachdem wer man ist, unterschiedliche Standpunkte zu dem hat was nun überwiegt.

Hat man nun Familienmitglieder bereits aufgrund dieser Umwelteinflüsse erkranken oder gar sterben sehen, ist klar, was überwiegt. So auch für mich, da ich mit 15 meinen Vater an eine Krankheit verlor, die durch die Lösungsmittel mit denen er arbeiten musste ausgelöst wurde. Hat man solche Erfahrungen nicht gemacht sieht das nun mal anders aus. Und da wir, meiner Meinung nach, heute in einer Welt leben, In der es nur noch ums Geld geht und der Rest vollkommen egal ist, ist gesellschaftlich betrachtet, dieser ganze Mist doch wieder gut. Ich hoffe mein Gedankengang ist klar geworden.

Zu deinem Job: Ich finde nicht, dass das was du tust gegen den Utilitarismus spricht. Klar gibt es bestimmt einige Leute, die nicht schätzen was du tust, aber wirklich Schaden tut es ja niemandem. Eigentlich hat er ja nut Nutzen. Vieleicht nicht für die gesamte Weltbevölkerung, weil die natürlich nicht eden einzelnen sieht, aber doch zumindest für einen Teil der Gesellschaft. Und die Personen denen du hilfst, sehen das was du tust bestimmt nicht als normal oder selbstverständlich, sondern finden es sehr gut und sehr nützlich. Es gibt doch beim Utilitarismus keine Zahl, wieviele Individuen eine Gesellschaft bilden. Du darfst natürlich gerne dagegen argumentieren. ;)

Zur Egoismusethik:
Ich bin mir nicht sicher, ob die These, dass der Mensch sich selbst der nächste ist, auf jeden Zutrifft. Wobei du natürlich recht hast, dass es immer schwer ist, bei so etwas Gegenargumente zu finden, die auch haltbar sind. Aber ganz ehrlich, ich versuche nicht so zu leben, dass ich glücklich bin, sondern so zu leben, dass andere es sind. Natürlich ist das nicht immer so und manchmal tue ich auch Dinge, die andere eher unzufrieden macht, aber so vom Grunde her.

Natürlich stimmt es, dass man es nicht jedem Recht machen kann, aber man kann es ja zumindest versuchen. Dass das nicht jeder will ist aber auch irgendwo verständlich. Man kann zwar sagen, dass man das dann ja auch nur tut, weil man es selbst will, aber ich denke gerade wenn es um Situationen geht, wo man dann gar nicht zufrieden ist stimmt das wieder nicht so. Was denkst du, kann man wirklich immer als Argument nehmen, dass man das was man tut selbst will? Ein paar Gegenbeispiele wären super. :)

Ach ja, Philosophie ist wirklich eine schöne Sache. Man redet und redet um am Ende festzustellen, dass es keine Lösung gibt. (Sowas wollte ich schon immer mal sagen. :D )

» Wasteoftime1398 » Beiträge: 158 » Talkpoints: 10,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich würde immer egoistische Motive annehmen. Denn auch wer sich für die Allgemeinheit einsetzt, tut das aus einer egoistischen Motivation. Welche Motive das sind, das ist natürlich individuell verschieden. Die Möglichkeiten sind nahezu unendlich und gehen von Gruppenzugehörigkeit, Anerkennung, Dankbarkeit, schlechtem Gewissen über das Verarbeiten von Erfahrungen bis zu was auch immer.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich sehe das genauso wie Cooper75. Letztlich hat man immer auch selber etwas davon. Selbst Mutter Theresa, Ikone der Selbstaufgabe für andere, hat es doch auch getan, um Gott zu gefallen und einen Platz im Himmelreich zu bekommen. Selbst wenn man etwas tut, was einem selber nicht zufriedener macht, so macht es einen auch nicht unzufriedener und dient somit dem Erhalt des Status quo.

Das ist ja aber gar nichts Schlechtes. Es ist ja eine Win-Win-Situation und es ist ja gar nicht notwendig, dass man selber nichts davon hat, anderen zu helfen. Das Wichtige ist, dass jemandem geholfen wird.

Und ja, ich denke, jeder ist sich wirklich selbst am nächsten. Das ist allein schon biologisch sinnvoll. Der Überlebensinstinkt. Nur, dass es in unserer Gesellschaft selten wirklich ums Überleben geht. Wenn man großzügig sein kann, mit seiner Zeit, seiner Körperkraft, seinem Geld oder sonst was, dann kann man das tun, ohne das eigene Überleben zu gefährden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich frage mich nur, ob es dann möglich ist, nicht egoistisch zu handeln. Was ist eigentlich, wenn es zwar eine WinWin-Situation gibt, doch man das, was man "gewonnen" hat, gar nicht wollte. Wenn ich jemandem zum Beispiel etwas Gutes tue, weil ich denjenigen gern habe, aber nicht will, dass er es anderen erzählt, er es aber trotzdem tut, habe ich ja theoretisch einen guten Ruf gewonnen.

Aber den wollte ich dann ja gar nicht. Versteht ihr was ich meine? Das Motiv dabei wäre ja eigentlich nur, dass ich ihm eben etwas Gutes tun wollte. Aber ist das dann schon wieder egoistisch? :think:

» Wasteoftime1398 » Beiträge: 158 » Talkpoints: 10,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Du möchtest jemandem etwas Gutes tun, weil du ihn gern hast. Da ist schon die Motivation. Geht es jemandem, den wir mögen, gut oder freut er sich, geht es uns auch besser. Das gibt eine nette Endorphinflut im Hirn.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Das ist mir schon klar. :wink: Aber wenn ich das mache, mach ich es ja nicht weil ich mich gut fühlen will, sondern weil der andere sich gut fühlen soll. Oder meinst du damit, dass allein weil ich mir überlege, dass ich will, dass der andere sich gut fühlt, es schon wieder egoistisch ist?

» Wasteoftime1398 » Beiträge: 158 » Talkpoints: 10,20 » Auszeichnung für 100 Beiträge


So etwas läuft völlig automatisch ab. Man steht schließlich nicht da und überlegt, was man tun könnte, um sich selbst besser zu fühlen. Man tut es einfach. Das Gehirn arbeitet ziemlich selbstständig und zieht sein Ding durch.

Im Prinzip hat unser Gehirn die meisten Entscheidungen bereits getroffen, bevor wir überhaupt bewusst mitbekommen, worum es geht. Viele Entscheidungen, über die wir nachdenken, sind in Wirklichkeit schon gefallen. Der Entscheidungsprozess dient dazu, uns, also dem Bewusstsein die Entscheidung zu verkaufen. Und unser Gehirn mag es sehr, wenn wohltuende Botenstoffe fließen.

» cooper75 » Beiträge: 13325 » Talkpoints: 497,57 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Wasteoftime1398 hat geschrieben:Was ist eigentlich, wenn es zwar eine WinWin-Situation gibt, doch man das, was man "gewonnen" hat, gar nicht wollte.

Irgendeine Motivation gibt es immer. In deinem Beispiel, dass man denjenigen mag. Es macht einen ja glücklich, wenn die Leute, die man mag ebenfalls glücklich sind. Wenn man jemanden hilft, den man nicht mag und es einen sogar schadet - beispielsweise könnte es einen körperlich schaden - dann bekommt man dadurch aber Anerkennung oder Bewunderung. Oder man fühlt sich selbst als guter Mensch.

Warum sollte man beispielsweise jemanden vor einem heranrasenden Auto retten, wenn man ihn hasst, niemand zu schaut und man obendrein noch überhaupt kein schlechtes Gewissen hätte und trotzdem mit sich selbst im Reinen wäre. Nein, solange man kein Psychopath ist, hätte man im Nachhinein große moralische Bedenken, auch wenn man die ganz allein mit sich selbst ausmachen müsste. Und deshalb rettet man die Person. (Oh, der Fahrer des Autos würde es sehen. Naja, ihr wisst schon, was ich meine. Hm, der ist bewusstlos. :lol: )

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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