Eigenen Kindern auch als Erwachsene Predigten halten?

vom 22.07.2015, 11:16 Uhr

Ich glaube diese Situation kennt jeder aus seiner Kindheit: man hat irgendetwas gemacht, womit die Eltern nicht unbedingt einverstanden waren und man bekommt eine sehr lange Standpauke bzw. Predigt, in der man darüber aufgeklärt wird, was man falsch gemacht hat und warum das falsch war. Eltern versuchen oft ihren Kindern bei Fehlverhalten ins Gewissen zu reden. Das ist ja auch verständlich und für mich ein Zeichen von elterlicher Liebe und Fürsorge, denn wenn man nichts für sein Kind empfinden würde, würde man es einfach ins offene Messer laufen lassen wie ich finde.

Ich habe jedoch den Eindruck, dass man in den Augen seiner Eltern immer irgendwo ein "Kind" bleiben wird. So haben meine Schwiegereltern beispielsweise drei erwachsene Söhne, der jüngste (mein Freund) ist 29 und trotzdem waschen die beiden ihren "Kindern" den Kopf, wenn diese zu einem Fehlverhalten neigen. So wird auch schon die nächste Predigt fällig, wenn das Konsumverhalten des einen ausufert und er zu viel Geld verschwendet. Oder der nächste ist dran, wenn er zunimmt und man Angst hat, dass sich das zu großem Übergewicht entwickelt etc.

Habt ihr schon ähnliche Beobachtungen gemacht? Würdet ihr euren eigenen Kindern auch Predigten halten, wenn diese schon erwachsen sind? Warum? Warum nicht?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich bin jetzt 23 aber komme mir manchmal schon noch vor als wäre ich erst 13 oder so. :D Das wird sich wahrscheinlich nie ändern. Man wird wohl immer das Kind bleiben. Manchmal nervt mich persönlich das schon etwas.

» elli.fant06 » Beiträge: 1009 » Talkpoints: 0,96 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


So etwas erlebe ich immer. Bei mir ist es aber keine Ansage, die mir gemacht wird, sondern mir wird unterschwellig mitgeteilt, dass ich so ziemlich alles falsch mache. Bei meinem Partner ist es da schon direkter. Da sagen die Eltern einfach was sie denken und er kann dann dazu Stellung beziehen. Ich denke, dass es normal ist, dass Eltern ihr Kind auch noch erziehen wollen, wenn es groß ist, weil sie es einfach so gewohnt sind diese Rolle zu haben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich glaube jede Person kennt das aus seiner Kindheit. Wenn man einen großen Fehler begangen hat und die Eltern dahinter gekommen sind, dann haben die Eltern eine lange Predigt gehalten. Darüber war man als Kind sicherlich nicht erfreut und man war sichtlich davon genervt, wenn man als Kind eine Predigt sich von seinen Eltern anhören musste.

Heute im Nachhinein weiß man, weshalb die Eltern so gehandelt haben. Und zwar denke ich aus Liebe und Fürsorge und vielen anderen Gründen. Weshalb ich auch denke, dass man für seine Eltern immer das kleine Kind bleiben wird. Selbst, wenn das Kind schon erwachsen ist und eventuell schon selber eine Familie hat.

Auch, wenn man sein Kind immer als das kleine Kind ansieht, sollte man als Elternteil respektieren, wenn das Kind erwachsen ist. Wenn das eigene Kind erwachsen ist, sollte man sich als Elternteil vielleicht nicht in jede Angelegenheit einmischen. Immer hin ist das erwachsene Kind alt genug, um zu wissen, was es dort gerade getan hat. Und der Erwachsene muss ja nun auch aus Fehlern lernen. Und sicherlich möchte man sich als Erwachsener nicht bei jedem Fehler eine Standardpredigt von den Eltern abholen wollen.

Ich denke, dass die Eltern sich bei sehr gravierenden Fehlern einmischen dürfen und dem erwachsenen Kind eine Predigt halten dürfen. Aber ich denke nicht, dass die Eltern es in jeder Situation so machen sollten. Immer hin möchte das erwachsene Kind auch sein eigenes Leben führen und nicht ständig von den Eltern bevormundet werden, in dem Sinne. Aber ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass es für einige Elternteile sicherlich schwer ist, sich aus dem Leben des eigenen Kindes heraus zu halten. Auch, wenn das Kind schon groß ist.

» kai0409 » Beiträge: 3345 » Talkpoints: 72,64 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



So extrem mischen sich meine Eltern nicht ein. Aber ich denke, dass sie durchaus auch mal sagen, wenn sie eine Entscheidung oder Handlung von mir nicht so überdacht fanden. Allerdings meist auch nur dann, wenn ich eben gezielt frage, was sie von etwas halten.

Das ich richtige Standpauken bekomme, gibt es schon ewig nicht mehr und auch als Kind habe ich die er selten mal bekommen. Richtige Predigten gab es in dem Sinne auch nicht. Es wurde dann mal geschimpft und die Sache war erledigt. Ich denke aber auch, dass es für viele Eltern schwierig ist zu erkennen, dass die Kinder eben erwachsen sind und ihre eigenen Entscheidungen treffen und eben auch Fehler machen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Und warum sollte das normal sein? Ich meine, wenn man als Erwachsener das mit sich machen lässt, dann ist man selbst Schuld. Auch wenn es die eigenen Eltern sind, man kann diesen auch einen Riegel davor schieben und ihnen mitteilen, dass man erwachsen ist, für seine Fehler und Konsequenzen gerade stehen muss und von daher keine "Kopfwäsche" und anderen Kram braucht, der damals in der Kindheit dazu benutzt wurde zu Erziehen und Formen.

Meine Eltern können mich mal Kreuzweise, ich habe keinen Kontakt zu ihnen und das ist auch gut so. Denn in deren Augen bin ich nie über das Alter von 3 hinaus gekommen, mache generell alles falsch in ihren Augen und sie haben eine ganz eigene Weltanschauung die fernab der Realität ist. Um ein Beispiel zu nennen, mein Vater ist felsenfest der Überzeugung, dass ein Müllmann 5000 Euro Netto im Monat zur Verfügung hat und selbst wenn man ihm das Tarifverzeichnis mit den realen Zahlen vorlegt, wird das weiterhin bestritten. Ohnehin war und ist immer nur alles richtig, was er macht, was seine Meinung ist und alles andere ist Abschaum und Dreck und warum sollte ich mich mit so jemanden umgeben oder mich erziehen und formen lassen?

Findet eben nicht statt, ich bin erwachsen und kann dafür gerade stehen was ich für Fehler gemacht habe. Zudem meine Eltern auch nicht dafür zuständig sind mich zu sanktionieren in diesem Alter, sondern wenn dann eher die Behörden für größere und kleinere Vergehen oder auch die eigene Familie die man bis dato ggf. schon gegründet hat intern. Von daher sehe ich nun wirklich keinen Anlass das hinzunehmen und wenn das jemand bei mir versuchen würde, dann muss er auch mit der Reaktion darauf klar kommen die ganz eindeutig ist und es ihn nichts angeht und damit auch nicht einzumischen hat.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Also ich habe jetzt auch keinen übermäßig regelmäßigen oder guten Draht zu meinen Eltern, wenn überhaupt zu meiner Mutter. Und ich weiß auch warum, nämlich, weil ich es satt habe, mich dauernd bevormunden zu lassen. Ich hatte mich letztens bemüht, die Kontaktaufnahme zu steigern und zu verbessern, aber es werden nur Vorwürfe gemacht und deshalb lasse ich den Kontakt wieder.

Es geht mir sehr viel besser ohne den regelmäßigen Kontakt der Eltern, das muss ich leider sagen. Das ist zwar schade, wegen den Enkelkindern ihrerseits, aber die haben Gott sei Dank in den Schwiegereltern von mir gute Großeltern gefunden und es geht ihnen auch das andere gar nicht so ab, so finde ich.

Ich hoffe, dass ich nie so werde, wie meine Eltern und meinen Kindern, wenn sie erwachsen sind, keine langen Predigten halten werde. Aber vielleicht sind wir ja alle nicht davon gefeit? Wer es noch nicht selber erlebt hat, kann ja schwer urteilen?

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich kenne das auch sehr gut. Meine Eltern sind auch sehr bestimmerisch und stur. Für sie muss es dann auch durchaus mal nach ihrem Kopf gehen. Gegenüber anderen Menschen trauen sie es sich meistens nicht, so eine starke Meinung zu vertreten, allerdings machen sie das bei mir schon immer sehr gerne und das auch schon immer.

Meine Eltern machen beispielsweise auch keine Vorschläge, sondern sagen alles immer gerne im Befehlston, was mich so schon stört. Solche richtigen Predigten kenne ich aber auch, wobei ich dann auch geistig immer abschalte und mir meinen Teil denke, da Diskussionen ja auch nichts mehr bringen. Allerdings bin ich mittlerweile jedoch wirklich reif und alt genug, um das zu machen, was ich will, ohne mich nach meinen Eltern zu richten, so dass ich auch kein schlechtes Gewissen habe, wenn ich etwas mache, was ihnen nicht passt.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Manche Leute kommen eben zeitlebens nicht aus bestimmten Verhaltensmustern raus, und "Familienbande" sind dafür ein klassisches Beispiel. Anscheinend ist es wirklich schwierig zu verstehen, dass die Person, der man das Radfahren beigebracht, bei Bauchweh Tee gekocht, bei Liebeskummer zugehört und bei schlechten Noten den Kopf gewaschen hat, mittlerweile 30, 40 oder 50 ist und genau so viel oder wenig verkorkst, wie man es als Elternteil eben hinbekommen hat. Mit "elterlicher Liebe und Fürsorge" hat das für mich wenig zu tun, wenn du dich offensichtlich so wenig für dein Kind interessierst, dass du nicht mal kapierst, dass es keine 15 mehr ist und nur alte Geschichten aufwärmst.

Mein Vater muss heute noch an sich halten, was die "Predigten" angeht, aber ihm ist doch gedämmert, dass er mit über 80 mittlerweile vom Wohlwollen seiner Kinder mehr abhängig ist als umgekehrt. Das heißt natürlich nicht, dass wir den alten Herrn am ausgestreckten Arm verhungern lassen, wenn er nicht "spurt". Aber wenn mal wieder gar nichts recht gemacht werden kann, oder die schlechten Noten in der 9. Klasse damals in "Rechnen" zu vehement thematisiert werden, fällt der wöchentliche Besuch eben auch mal aus oder beschränkt sich auf eine halbe Stunde Check-up.

» Gerbera » Beiträge: 11292 » Talkpoints: 42,29 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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