Echter Glaube nur als Mitglied der Kirche möglich?

vom 25.02.2019, 00:34 Uhr

Ich bin katholisch getauft und auch katholisch erzogen und aufgewachsen. Nur war ich schon seit Jahren nicht mehr in der Kirche. Ich glaube an Gott, aber ich kann mit dem Bodenpersonal so gar nichts anfangen. Nun habe ich in Erwägung gezogen, dass ich aus der Kirche austrete. Aber ich wohne in einem Gebiet, das sehr katholisch geprägt ist.

Viele meinen, dass man nur als Mitglied der Kirche auch wirklich glauben kann. Ich sehe das anders und denke, dass man auch aufrichtig glauben kann, wenn man nicht Mitglied in der Kirche ist. Wie seht ihr das? Gehört für euch die Kirche zum Glauben dazu? Oder denkt ihr, dass man auch ohne die Kirche glauben kann?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich finde es sehr nachvollziehbar, wenn ein Christ lieber an Gott glauben möchte, aber nichts mit der Kirche anfangen kann. Da ist vieles einfach nicht so, dass man wirklich davon reden kann, dass es im christlichen Sinne passiert, es wird auch viel nur auf sich geschaut und so weiter. Glauben findet meiner Meinung nach im Herzen statt und nicht in einer Kirche. Sollen die anderen Leute doch denken was sie möchten, du solltest für dich entscheiden, was du richtig findest und wenn du nicht in die Kirche gehst, dann brauchst du deren auch nicht weiter angehören und dementsprechend auch Kirchensteuern zahlen.

Glaube hat doch ganz viel mit dem zu tun, wie man handelt, was man denkt und findet sicherlich auch nicht für jeden nur in der Kirche statt. Da sind die Zuhörer ja auch weniger geworden, es treten immer mehr Leute aus. Das hat sicherlich auch andere Gründe, aber eben auch, weil Glaube im Herzen stattfindet und in einem drin und man keinen speziellen Ort braucht um diesen auszuleben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde nicht, dass echter Glaube nur in der Kirche möglich ist. Nach der Logik dürfte es ja im Kommunismus gar keinen Glauben gegeben haben als die Kirchen verboten worden sind. Niemand kann einem vorschreiben, was man glauben und was man nicht glauben soll. Viele Menschen "basteln" sich ja auch einen eigenen Glauben fernab der Kirche. Ich finde da nichts verwerfliches dran.

In meinen Augen argumentieren nur die Menschen so, dass Glaube ohne Kirche unmöglich ist, die nicht wollen, dass man austritt und dadurch keine Kirchensteuer mehr zahlt. Was anderes steckt da gar nicht hinter. Leider hinterfragen viele Menschen das System gar nicht und akzeptieren einfach das, wo sie hinein geboren worden sind. Ein Baby, das getauft wird, ist zwar Mitglied der Kirche, aber glaubt auch nicht. Warum soll es also umgekehrt dann nicht auch möglich sein?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Da stellt sich die Frage, was echter Glaube ist. Wenn man an den Gott der katholischen Kirche glaubt, darf man natürlich nicht austreten. Ich glaube, dass man dann dem katholischen Glauben nach in die Hölle kommt. Wenn man an irgendeine höhere Macht glaubt, die einen Sinn im Erschaffen der Welt gesehen hat, an einzelnen Personen interessiert ist, die irgendwelche Moralvorstellungen hat, die die Menschen (auch Neandertaler? Ich habe 2,7 Prozent Neandertal-Gene) aus irgendwelchen unverständlichen Gründen prüfen will und der wir ähnlich sind, muss natürlich in keiner Kirche sein.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



anlupa hat geschrieben:Ich glaube, dass man dann dem katholischen Glauben nach in die Hölle kommt.

Kannst du bitte aus der Bibel die Textstellen nennen, wonach man in die Hölle kommen soll, wenn man aus der Kirche austritt? Ich glaube nicht, dass das so da drin steht. Meiner Ansicht nach ist für den christlichen Glauben eher relevant, was in der Bibel steht und nicht, was die Kirche sagt.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Wer römisch -katholisch getauft worden ist, bleibt das auch, wenn er austritt. Denn ein katholisches Sakrament kann man nicht zurückgeben. Deshalb klappt da ja auch mit der Scheidung nicht. Da der geschiedene Katholik noch verheiratet ist, kann er nach Auffassung der Kirche nicht wieder heiraten.

Und beim Austritt scheiden sich die katholischen Geister dann richtig. Die deutsche Bischofskonferenz schließt Abtrünnige von der Kommunion aus. Das ist naheliegend, denn das ist ein gutes Druckmittel für die Kirchensteuer. Der römische Zweig hält dagegen, dass ein getaufter Katholik auch dann Zugang zur Kommunion erhalten soll, wenn er zum Unterhalt der Kirche beiträgt, obwohl er ausgetreten ist.

» cooper75 » Beiträge: 13336 » Talkpoints: 500,20 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich rede ja nicht von der Bibel, sondern von der katholischen Kirche. Die hat, glaube ich, die Hölle noch nicht abgeschafft. Zumindest die Vorhölle gibt es nicht mehr, wo die ungetauften Kinder hineinkommen. Wer aus der Kirche austritt, darf doch meines Wissens nach die Sakramente nicht mehr empfangen. Ist einem dadurch der direkte Eintritt in den Himmel nicht verwehrt?

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



In diesem passiv-agressiven Brief, den die Leute zumindest in meinem Bundesland geschickt bekommen nachdem sie ausgetreten sind, steht unter anderem so etwas wie, dass man außerhalb der Kirche nicht auf ewiges Leben hoffen kann. Klingt für mich schwer nach kein Himmel für Ausgetretene.

Täubchen hat geschrieben:Kannst du bitte aus der Bibel die Textstellen nennen, wonach man in die Hölle kommen soll, wenn man aus der Kirche austritt?

Du weißt aber schon, dass die Bibeltexte älter sind als die katholische Kirche, oder? Außerdem ist irrelevant was in den Texten steht, weil du das eh nicht verstehen kannst. Es gibt so viele verschiedene Übersetzungen und noch viel mehr verschiedene Interpretationen. Wenn du dich für eine bestimmte Religion entscheidest, entscheidest du dich auch für deren Interpretation.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Man unterscheidet hier rein wissenschaftlich zwischen extrinsischer und intrinsischer Religiosität. Ersteres ist mit einer Institution verbunden, wie der Kirche oder einer Glaubensgemeinschaft und intrinsische Religiosität, wird als der Glaube gesehen der von sich aus, also von innen kommt und motiviert ist. Beide haben ihre Berechtigung. Das erste hat eher eine soziale, gesellschaftliche Funktion. Somit finde ich hat das nur bedingt etwas mit wahren Glauben zu tun. Was ist überhaupt der wahre Glaube? Was für den Maier gut ist, ist für den Müller schlecht. Solange es niemanden schadet tue was du willst. :-) Spiritualität wird auch wieder ein wenig weiter definiert, doch ist damit eher die intrinsische Religiosität gemeint

» TinaPe » Beiträge: 451 » Talkpoints: 13,09 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Erstmal möchte ich einmal eine Runde klugscheißen und sagen, dass es viele Religionen gibt, in denen man keine Kirche aufsucht. Sicherlich behauptet jeder, dass ausgerechnet seine Religion die richtige ist, aber wenn man davon ausgeht, dass man in die Kirche gehen muss, um einen "echten Glauben" zu haben, dann würde das ja viele Religionen von vornherein ausschließen und Leute, die zum Beispiel dem Islam angehören, hätten dann keinen "echten Glauben", nur, weil sie in die Moschee gehen und nicht in eine Kirche.

Aber auch ansonsten bin ich der Meinung, dass man nicht in eine Kirche gehen muss, um sich als Mensch mit echtem Glauben bezeichnen zu können. Glaube ist etwas, das man fühlt und vor allem etwas das man lebt. Entweder man kann sich damit identifizieren und glaubt wirklich an Gott und alles, was dazu gehört, oder man glaubt eben nicht dran. Aber nur, weil ich in die Kirche gehe, ändert das nichts an der Tatsache, ob ich an Gott glaube. Ich könnte als Atheist genau so in die Kirche gehen, aber es würde mich noch lange nicht gläubig machen, auch, wenn ich da vielleicht ein Gebet mitspreche. Glaube ist etwas, das tief aus dem Herzen kommt und jeder lebt es auf seine eigene Art und Weise.

Ich denke also nicht, dass man da Leute danach beurteilen sollte, wie sie ihren Glauben leben. Die einen gehen regelmäßig in die Kirche um sich Gott und der Kirche näher und verbundener zu fühlen und die anderen fühlen sich vielleicht bei einem Spaziergang am Sonntag näher zu Gott hingezogen und können dabei ihren Glauben ausleben. So was kann man also nicht verallgemeinern und man sollte den Glauben der Leute nicht danach beurteilen, ob sie einen "Ort Gottes" aufsuchen oder nicht.

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


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